Ganze neun Monate ist es her, dass ich hier zuletzt The High Republic Adventures rezensiert habe. Aber heute geht es endlich weiter mit der Comic-Reihe von Autor Daniel José Older, welche zwischenzeitlich – zusammen mit der Lizenz – den Verlag gewechselt hat und nun nicht mehr bei IDW Publishing, sondern bei Dark Horse erscheint. Auch The High Republic Adventures startet also nun in Phase 2, macht also einen Zeitsprung um 150 Jahre zurück, sodass natürlich das Figurenensemble wechselt. Die Brücke zwischen den Phasen schlägt Sav Malagán, die wir in Phase I als ältere Jedi und Freundin von Maz Kanata kennengelernt haben und die wir im heutigen Heft als fünfzehnjährige Padawan-Schülerin wiedersehen. Erneut mit von der Partie ist Zeichner Toni Bruno, der auch in Phase I bereits einige Hefte illustrierte und dort damals die erwachsener gewordenen Padawane illustrierte. Neu dazugestoßen ist Michael Atiyeh, welcher die Zeichnungen koloriert hat.
Zum Inhalt
Die junge Padawan Sav Malagán lebt im Jedi-Tempel auf Takodana, hat aber, wie wir recht schnell erfahren, recht wenig Lust auf den Orden und schleicht sich deshalb gerne mal in Maz Kanatas Schloss, wo sie wirklich sie selbst sein kann. Dort steht Dexter Jettster auf der Bühne und gibt Geschichten zum Besten, die er auf seinen Reisen als Hyperspace-Prospector gehört hat. Die junge Sav ist fasziniert von ihm und wünscht sich, eines Tages auch Heldin in einer seiner Geschichten zu werden – als Piratin. Nachdem Sav mit einem Machttrick aus Langeweile eine Schlägerei zwischen dem Verbrecher Alak und dem dort wohl ermittelnden Inspektor Raf angezettelt hat, folgt sie Dexter, welcher das Schloss verlässt, und drängt sich ihm als Begleitung auf seinen Abenteuern auf. Bevor die beiden ausdiskutieren können, ob das eine sinnvolle Idee ist, treffen sie jedoch auf Inspektor Raf, der gerade die Versammlung einer seltsamen, Kutten tragenden Gruppierung beobachtet, den Dank Graks. Diese bestehen aus Verstoßenen verschiedener Machtkulte und haben es sich zum Ziel gesetzt, Maz Kanata und die Jedi zu vernichten und Takodana für sich zu beanspruchen, da ihr Anführer Arkik Von in der Vergangenheit einmal von Maz über den Tisch gezogen wurde. Als die Gruppe die Beobachter entdeckt, kommt es zum Kampf und Sav muss ihr Lichtschwert ziehen…
Zur Umsetzung
Zunächst einmal fand ich es schön, dass auch in Phase 2 derselbe Erzählstil beibehalten wird: Statt Lula und Zeen erzählt nun Sav Malagán. Wir erfahren ihre Gedanken in den kleinen Erzählboxen, beginnend mit „My name is Sav Malagán“, was natürlich direkt an das erste Heft der Phase 1 erinnert. „It’s like poetry, it rhymes“, würde George Lucas sagen. Auch Sav wird uns, wie damals Lula und Zeen, direkt mit einem Problem vorgestellt, das sie aktuell hat, nämlich dass sie es im Jedi-Orden nicht mehr aushält. Diese Idee finde ich ziemlich spannend und kann mich nicht erinnern, dass sie in dieser Radikalität schon einmal umgesetzt wurde. Klar gab es immer mal wieder Geschichten von Padawanen, die Zweifel an ihrer Eignung zum Jedi hatten, die ihre Probleme mit den Regeln des Ordens hatten, mit dem Gedanken spielten, ihn zu verlassen, oder gar mit der dunklen Seiten flirteten. Aber dass jemand sagt „Mich kotzt der Orden an, ich wäre lieber Piratin“, das ist neu und interessant. Allerdings hätte ich gerne noch mehr über Savs Leben im Tempel und das, was ihr dabei so auf die Nerven geht, erfahren. Eine vorgeschaltete Szene, die sie beim Training im Tempel zeigt, wäre schön gewesen.
Im Folgenden wird uns dann aber für meinen Geschmack zu schnell zu viel Exposition vor die Füße geworfen. In Maz‘ Schloss werden erst einmal einige Verbrecher und Piraten, die sich dort gerade aufhalten, mit ihren Hintergrundgeschichten vorgestellt, aber nicht alle spielen in diesem Heft noch eine Rolle. Da sie am Ende alle auf dem letzten Panel als Maz‘ Crew für die kommenden Abenteuer zu sehen sind, gehe ich davon aus, dass sie noch eine Rolle spielen werden. Aber die Vorstellungsrunde wäre meiner Meinung nach im nächsten Heft besser aufgehoben gewesen.
Die Geschichte des ersten Hefts an sich wirkt auch noch etwas wirr, weil sie versucht, so viele Themen anzureißen und so viele Figuren vorzustellen. So wirkt auch die plötzliche Konfrontation und der sofortige Kampf mit den Dank Graks ziemlich überhastet, so als müsste man schnell noch die Antagonisten der Reihe in diesem Heft vorstellen. Das Konzept der Gruppe als Ausgestoßene verschiedener Machtkulte klingt aber generell interessant und passt zum generellen Thema der Phase 2, die uns ja nun schon diverse religiöse Gruppierungen vorgestellt hat.
Was ich von der Idee halten soll, dass Dexter Jettster nun in The High Republic auftaucht, weiß ich noch nicht. Im Roman Padawan wirkte sein Cameo ja eher ein wenig erzwungen. Aber immerhin ist er von Beruf Prospector und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir endlich mal einen Prospector bei seiner Arbeit, neue Hyperraum-Routen zu entdecken, erleben. Die „time of great exploration“ ist ja ein zentrales Versprechen von Phase 2 und eine Comic-Reihe würde sich doch geradezu anbieten, visuell zu zeigen, wie diese Erkundungen des Hyperraums vonstattengehen.
Toni Brunos Zeichnungen wirken wieder sehr klar und aufgeräumt, sodass man immer genau erkennt, was abläuft. Visuell ziemlich cool finde ich Inspektor Raf, welcher extrem viktorianische bzw. Steampunk-Vibes ausstrahlt, was ja irgendwie dazu passt, dass die Reihe nun 150 Jahre in die Vergangenheit gewandert ist. Ich hoffe, dass wir von dieser Figur noch mehr sehen werden.
Fazit
The High Republic Adventures #1 startet mit einigen spannenden und vielversprechenden Konzepten in die neue Phase. Allerdings übernimmt sich das Heft leider ein wenig und es wirkt so, als hätte man versucht, zu viel Exposition gleich in die erste Ausgabe zu quetschen. Dafür vergebe ich drei von fünf Holocrons.
The High Republic Adventures #2 erscheint nach derzeitiger Planung am 28. Dezember 2022, gleichzeitig mit dem Start der zweiten Dark Horse Reihe zur Hohen Republik The High Republic Adventures: The Nameless Terror #1.
Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.