Marvel-Mittwoch: The High Republic #2

An diesem Mittwoch erwartet uns lediglich ein Comicheft, The High Republic #2 von Autor Cavan Scott, Zeichner Ario Anindito und Kolorist Frank William. Warum es in dieser Ausgabe ruhiger zugeht und die Spannung etwas abflacht, erfahrt ihr unterhalb der Spoilerwarnung.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Zum Inhalt

Weiter geht’s in der Hohen Republik! Kapitel zwei der zehnteiligen Serie trägt den Titel „Tey Sirrek“ – und nimmt uns mit auf die Verfolgung des Schlitzohrs. Die Inhaltsangabe verrät dabei erstmal nichts neues, denn es geht nahtlos dort weiter, wo wir am Ende des letzten Heftes überrascht zurückgelassen wurden.
Wie wir nun wissen, erzählt Tey Sirrek den Comic. Spannend dabei ist, wie limitiert in dieser Ausgabe auf dieses Stilmittel zurückgegriffen wird, nämlich nur zu Beginn und auf der allerletzten Seite. Obwohl im Laufe der Geschichte also einiges über Tey klar wird, bleibt seine Gedankenwelt weiterhin mysteriös, was die Figur umso spannender macht. Doch bevor wir Näheres über ihn erfahren, erwacht erst einmal Vildar von den Toten. Die Toten sprechen! So oder so ähnlich …

The High Republic #2 (09.11.2022)
The High Republic #2 (09.11.2022)

Gut gefallen an dieser Ausgabe hat mir, dass wir nicht allzu lange auf Antworten warten müssen. Zunächst jedoch sehen wir, wie Vildar eines seiner Talente einsetzt: Er hat Visionen, die allerdings meistens nicht besonders akkurat sind. Der sonst so mürrische Vildar fragt außerdem die junge Matty nach Hilfe – ein schöner Moment des Vertrauens zwischen den beiden. Die Erfahrung der zwei ergänzt sich nach wie vor gut, Matty kennt sich auf Jedha besser aus, Vildar hat das Alter auf seiner Seite, und dennoch kommt es ab und an zu dynamisch geschriebenen Reibungen.

Eine davon entsteht, als niemand Geringeres als der Path of the Open Hand vor heruntergekommenen Ruinen predigt und ihrer Missgunst den Jedi gegenüber Luft macht. Für mich war dies einer der besten Momente der Ausgabe, welcher allerdings auch davon lebt, dass man Path of Deceit gelesen hat. Ich zumindest hatte hier Gänsehaut, kann mir aber auch vorstellen, dass die Szene ohne den Roman gelesen zu haben weniger Wirkung entfalten kann. Vildar handelt hier impulsiver und offensiver als Matty, die nicht von ihm beschützt werden möchte. Diese impulsive Art stellt sich Vildar direkt in der nächsten Szene noch einmal in den Weg, und ich wäre nicht überrascht, wenn sie auch im Zusammenhang mit dem Path noch zu Konflikten führen wird.

In der Bar Enlightenment (ein passender Name für einen Handlungsort in dieser Ära) lernen die Protagonisten die Twinkle Sisters und Kradon kennen. Diese Figuren haben mich weniger beeindruckt und wirken eher generisch, erfüllen in der Handlung aber ihren Zweck. Tey Sirrek ist nun immerhin aufgefunden und entpuppt sich als harmlos, zumindest was seine vermeintlichen Machtfähigkeiten betrifft, hinter denen am Ende eine eher nüchterne Enthüllung steckt. In dieser Ausgabe gefällt mir sein Charakter allerdings noch besser als bisher, denn obwohl er auf der Seite der Guten steht, ist er nicht durchschaubar, was ihn interessant macht. Auch gefallen hat mir, dass Vildar in die Schranken gewiesen wurde. Seine grimmige Art gefällt mir zwar als Kontrast zu den anderen, wird nach zwei Ausgaben aber auch fast schon anstrengend. Da bevorzuge ich die lebendige Matthea und den verschmitzten Tey. Letzterer beweist sich als ehrenhaft, als er Vildar vor einem Schuss rettet und aus unserem Duo ein Trio wird – das im Temple of the Kyber direkt erstmal angegriffen wird, worauf wir uns dann in der nächsten Ausgabe freuen dürfen.

Handlungsmäßig sind wir in diesem Heft insgesamt also nicht viele Schritte vorangegangen, dennoch wurden die Charaktere gut zusammengeführt. Dieses Mal bleiben weniger offene Fragen und es wird etwas Klarheit um Tey Sirrek geschaffen, die ich erst etwas später in der Serie vermutet hatte. Anders als im ersten Heft gibt es einen weniger klaren Handlungsbogen durch die Ausgabe an sich, weshalb es mir etwas schwerfällt, die Handlung einzuschätzen. Die Spannung ist zumindest etwas geringer, dies überrascht mich nach dem Cliffhanger der ersten Ausgabe allerdings nicht und setzt etwas um, das ich mir für den ersten Run von 2021 gewünscht hätte: etwas mehr Raum zum Atmen und Entschleunigen. Dennoch bleibt das inhaltlich Interessanteste innerhalb der 24 Seiten meiner Meinung nach die Predigt des Path of the Open Hand.

Zu den Zeichnungen

Wenig überraschend sind die Zeichnungen auf einem konstanten Niveau. Im Vergleich zu der Serie aus 2021 wirken sie sogar noch charakterfokussierter, was aber auch an der farblichen Gestaltung Jedhas liegen kann. Ein Highlight ist die Vision von Vildar, bei der ein verwaschener Effekt und ein anderer Stift verwendet wurde, sodass der Moment gut zur Geltung kommt. Die neuen Charaktere aus der Bar sind ebenfalls toll gestaltet, besonders Kradon hat ein ziemlich cooles Design.

Ansonsten wirken Zeichnungen und Koloration eher zurückhaltend und etwas weniger detailreich im Hintergrund. Verwirrt hat mich das Logo der Bar (Aurebesh, das sich zu „Enlightenment“ übersetzen lässt), denn dieses sieht irgendwie so aus, als wäre es digitale Schrift und jemand hätte vergessen, sie durch real wirkende zu ersetzen.
Perspektivisch wird wieder viel Abwechslung geboten und Bewegungen und Dynamik wirken echt und sind klar nachvollziehbar. Obwohl ich den Pastell-Look mag, würde ich mir für die nächsten Ausgaben allerdings etwas mehr Farbe wünschen – sei es auch nur ein besonderes Highlight – damit die Serie insgesamt besser erstrahlen kann.

Fazit

The High Republic #2 ist eine insgesamt ruhigere und charakterlastigere Ausgabe als die vorherige. Obwohl die Handlung keine großen Plot Twists bereithält, erfahren wir dennoch einiges über die titelgebende Person des Hefts, nämlich Tey Sirrek, und das Trio wird zusammengeführt. Die Gespräche sind dabei nach wie vor von einer tollen Dynamik geprägt, die hoffentlich nicht zu repetitiv werden wird. Leider stechen die neuen Nebencharaktere nicht so sehr für mich hervor, ihnen wird eher vom Path of the Open Hand die Show gestohlen, der mich persönlich mehr interessiert hat. Im direkten Vergleich ist der Start der Serie für mich die bisher bessere Ausgabe, doch ich bleibe dennoch äußerst gespannt, wie es mit unserem Team auf Jedha weitergeht.


Auf The High Republic #3: Balance of the Force, Part 3 wird man leider bis zum 21. Dezember warten müssen. Dafür kann man sich in der nächsten Woche dann über Doctor Aphra #26, Han Solo & Chewbacca #7: Dead or Alive, Part 2 und Hidden Empire #1 freuen.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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