Zurück im monatlichen Wahnsinn einer nicht sterben-wollenden Reihe namens Darth Vader, begrüße ich euch heute zu Ausgabe #29! Dieses Mal fügen wir noch eine weitere Ebene an Verwirrung hinzu, treffen namhafte Nachfahren und zögerliche Zofen, bevor das Ende erneut eine Ebene an Hinauszögern und Verwirrung hinzufügt, doch beginnen wir am Anfang!
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Zum Inhalt
Darth Vader erinnert sich, wenn ihnen diese Aussage bekannt vorkommt, dann vielleicht, weil er das in den letzten 28 Ausgaben auch schon so oder so ähnlich getan hat. Heute ist mal wieder das Würgen seiner Frau und die Konfrontation mit Kenobi dran, etwas Abwechslung tut bekanntlich ja auch ganz gut. Danach kommt Ochi von seinem Wochenendtrip mit den anderen Handmaidens zurück und hat gleich ein Sabé-Double mitgebracht: Dormé. Die schleust sich jetzt auf dem Sternzerstörer ein, um herauszufinden, ob Sabé wirklich dem Dunkeln Lord dient oder etwas anderes vor sich geht. Ochi lässt das alles zu, weil er auch keine Lust mehr auf Sabé hat und wieder der einzige Stiefellecker sein will. Während also Dormé (diese Accent Aigu-Taste ist echt ungewohnt zu erreichen) nach Hinweisen sucht und kurz die Macht der Autorität genießt und Sturmtruppen in ihr Verderben schickt, ist Sabé dabei nach Jul Tambor zu suchen und ihn für Vader umzubringen.
Hier kommt wieder die Meisterleistung des Autoren Greg Pak zum Vorschein, denn Jul Tambor ist gar kein wirklicher Kriegstreiber, sondern ein Widerstandskämpfer gegen den Kotau vor dem Imperium! Sabé sympathisiert auch mit ihm und will ihn zu seinem Schutz davon abhalten, gegen Vader vorzugehen. Doch darauf will er nicht hören und sich ihrer Hilfe sicher sein…
Zwischendurch erzählt Ochi Dormé alles über die Schreckenstaten Sabés, zu denen sie Vader angestiftet hat und Dormé versucht darin ein Muster zu erkennen. Ich kann den Reveal (der eigentlich gar keiner sein wird, weil der Autor damals selbst noch nicht wusste, was er mit den Figuren vorhat, wie er in jeder neuen Ausgabe eindrücklich unter Beweis stellt) gar nicht erwarten, wenn rauskommt, dass Sabé all das gar nicht gemacht hat und all die vermeintlichen Opfer friedlich im Katzenhimmel tanzen. Oder irgendeine andere Geschichte, die man uns auftischt. Es wird schon einen größeren Sinn gehabt haben und ein Happy End geben.
Wie eine Bombe lässt der Autor dann im Kontrast zu Dormés Glauben an Sabé im letzten Panel das Entsetzen über uns hereinbrechen. Trotz ihrer netten Worte gegenüber Jul Tambor, hat sie ihn doch glatt erschossen. Nein, Doch, Oh! Dieses Stilmittel der letzten Seite nutzt diese Reihe mittlerweile so inflationär, dass ich selbst mit meinem wohlwollendsten Blick nicht mehr überrascht oder gar schockiert sein kann. Sabé ist Teil von Crimson Dawn, irgendein komischer Rat lenkt die Geschicke des Imperiums und besteht unter anderem aus Sly Moore und so weiter. Langsam bin ich eher gespannt, ob dem Autor die Überraschungen mal ausgehen und stattdessen wieder der Inhalt im Fokus steht. Denn wenn ich als Leser verwirrter über die Loyalität Sabés bin als ihre befreundeten Handmaidens, dann ist das ein Problem.
Immerhin muss ich mich auf der Checkliste beim Punkt Darth-Vader-Lichtschwert-Action dieses Mal nur mit einem kleinen Haken zufriedengeben, denn der Dunkle Lord zieht es zwar, schnetzelt damit aber nicht herum. Es fehlt also fast schon das obligatorische, verbindende Element der Reihe: Ein Lichtblick? Zeit für inhaltlichen Aufschwung? Fehlanzeige. Aber man wird ja wohl noch hoffen dürfen. Immerhin hat der Droid Crush mal wieder einen Auftritt und da wünscht man sich doch fast wieder Vaders-Lichtschwert-Action herbei.
Ich habe generell ja nichts gegen Reveals und aufgebaute Enthüllungen, aber wir reden hier über eine Reihe, in der jeden Monat ein Heft erscheint. Wenn es einen solchen Plot in einem Roman gäbe, dann würde ich den sicherlich nicht besser bewerten, aber ich kann den Reveal in zusammenhängender Weise erlesen. Hier muss ich jedes Mal einen Monat warten und es ist leider kein Ende in Sicht. Wer weiß was der Autor noch vorhat? Welche Abzweigungen und Umwege seine Figuren noch nehmen müssen? Was eigentlich das große Ziel ist oder ob er nur noch um den Crimson Dawn-Arc herummäandert und selbst schon längst aufgegeben hat. Wenn man dieses Gefühl als Leser hat und keine Spannung empfindet, was nun wirklich mit Sabé los ist, weil sich das Elend schon über Monate oder Jahre zieht, dann gibt es nur einen Grund sich auf das Ende zu freuen: Dann ist es wenigstens vorbei.
Die Zeichnungen
Immerhin in Puncto Zeichnungen kann ich nicht allzu viel Kritik üben, aber die waren ja auch in den letzten Rezensionen nie Grund für meine kritische Haltung zu den Heften. Im Gegenteil wirkt gerade der Unterschied zwischen Sabé und Dormé subtil, aber erkennbar, was die Zofen zum einen unterscheidbar und auch vergleichbar macht. Auch die in der Reihe erstmals auftretenden Vertreter der Techno-Union (übrigens ein nettes Wortspiel vor dem Title-Scroll, auch wenn das Re- wenig inhaltlichen Sinn ergibt, da sich keiner so wirklich wiedervereint oder wiedertrifft) sind gut getroffen und Jul Tambor wirkt wirklich wie der etwas idealistischere und jüngere Vertreter seiner Familie. Es ist also am Ende eine gute Leistung, die Luke Ross hier abliefert und das besonders dahingehend, dass ich den Wechsel von Raffaele Ienco zu ihm auf den ersten Blick gar nicht gemerkt habe.
Fazit
Darth Vader mäandert weiterhin ziellos vor sich hin, während der Leser immer verwirrter wird, je länger diese Reihe fortbesteht. Auch wenn er dieses Mal nur kurz das Lichtschwert schwingt, hilft das dem Plot nicht wirklich auf die Sprünge. Durch die weitere Handmaiden kommen noch mehr Variablen ins Spiel und das, obwohl die vor langer Zeit eingeführte Variable namens Sabé noch nicht einmal aufgelöst wurde, sondern nur von Seite zu Seite geschoben wird. Die Serie will entweder zu viel oder weiß nicht, was sie will, und wirft alles an Akteuren in einen Topf und geht dann Abzweigungen, die gerade ganz nett erscheinen. Ein roter Faden oder eine übergeordnete Idee geschweige denn ein verbindendes Motiv ist schlicht nicht zu erkennen und so fehlt jegliche Begeisterung aufseiten des Lesers.
Die Darth Vader-Reihe wird mit Darth Vader #30 am 11. Januar 2023 fortgesetzt. Am nächsten Mittwoch erscheinen Bounty Hunters #29 und Hidden Empire #2.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung des digitalen Vorab-Exemplars, ohne dem unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Ich muss wirklich sagen, lieber Tobias, dass mir deine monatlichen Verrisse zur Vader-Reihe wieder und wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Inhaltlich und sprachlich immer on point.
Vielen Dank! Freut mich, dass meine Rezensionen erheiternd sind, genau das will ich erreichen.
Versuche das beste draus zu machen, auch wenn ich gegen einen qualitativen Aufwind bei der Vader-Reihe nichts einzuwenden hätte. 😀
Absolute Zustimmung! Ich lese diese Reihe nicht, weil ich schon die Inhaltszusammenfassungen absurd finde und mich alles mit Crimson nochwas nicht interessiert, aber Tobias‘ Rezensionen lese ich trotzdem, weil die so wunderbar sarkastisch sind! 😀 Was, kein Geschnetzel dieses Mal? – Ich bin enttäuscht!
Ich fand es gar nicht so schlecht.^^
Dem stimme ich zu. Dieses dauerhafte schlechtreden der reihe geht mir auch langsam ein wenig auf den keks