Es ist wieder einmal Mittwoch und so flattert das neueste Heft aus dem Hause Marvel zu uns in die Redaktion. The Good People ist der Titel des 27. Heftes der Star Wars-Hauptreihe und wurde von Charles Soule geschrieben. Achtet wie immer darauf, dass in der folgenden Rezension, sowie eventuell in der Kommentarsektion des Marvel-Mittwochs Spoiler enthalten sind.
Please! We have our Kids with us! We just need somewhere to go!
Lieutenant Melton
Der heutige Marvel Mittwoch setzt in der Star Wars-Hauptreihe die Geschichte der beiden Crimson Dawn-Spitzeln innerhalb des Imperiums fort, die im letzten Heft vom zweiten Todesstern geflohen sind. Autor Charles Soule wird dabei erneut von Zeichner Andrés Genolet unterstützt, die Farbgebung stammt von Rachelle Rosenberg.
Weiterhin zwischen den Episoden V und VI angesiedelt ist Star Wars #27 mit dem Untertitel The Good People versehen. Hier ist nach der Lektüre die Frage aufgekommen, handelt es sich hier um eine Anspielung auf die Meltons, die im Auftrag eines Verbrechersyndikates Pläne eines Imperiums an Rebellen verraten wollen, oder handelt es sich um eine Anspielung auf die Rebellen, die den Hilferuf dieser Leute zunächst ignorieren. In beiden Fällen hinterlässt der Titel einen faden Beigeschmack, wenn man genau über ihn nachdenkt, denn gute Leute findet man in Star Wars eher selten, hier hat jeder in irgendeiner Form Dreck am Stecken.
Wir treffen die Meltons da, wo wir sie verlassen haben, nämlich beim Abflug vom zweiten Todesstern in einem gestohlenen Shuttle mit einer bewusstlosen oder toten ISB-Offizierin. Mit dabei: die beiden Kinder des Paares. Schnell fliegt auf, dass das Shuttle gestohlen ist und Moff Jerjerrod sorgt dafür, dass es verfolgt wird. Die daraufhin erfolgende Kontaktaufnahme mit der Rebellion verläuft im Sande, da die Kontaktmänner logischerweise misstrauisch sind und den Kontakt zunächst in die Befehlskette weiter geben. Offenbar ist Hera Syndulla für derartige Fälle zuständig, die wir am Ende dann noch in einer Lagebesprechung sehen dürfen.
Die Meltons unterdessen müssen von einem Planeten zum nächsten springen und verlieren dabei mehr und mehr Teile des Shuttles der Lambda-Klasse, denn immer wieder wird auf sie geschossen. Und so beschließen die beiden sich vor aller Augen auf Coruscant zu verstecken.
Ich bin ein großer Fan dieser Art von Geschichten. Die Meltons sind beileibe keine Hauptcharaktere und werden es auch nie sein und dennoch beeinflussen sie das galaktische Geschehen immens. Ihre Geschichte ist genauso erzählenswert wie die eines Luke Skywalker und sie sind weit nicht so gebunden wie die großen Charaktere. In diesem Comic übernehmen sie die Rollen eines Cassian Andor und einer Jyn Erso, wenn auch bei weitem nicht so reißerisch, aber dennoch mit demselben Ziel: Die Todessternpläne zu den Rebellen zu bringen.
Daneben haben wir dann die Hauptcharaktere, die langsam aber sicher auf diese „Nebenhandlung“ zusteuern, indem Skywalker ein gutes Gefühl hat und Syndulla darauf hinweist. Genau so möchte ich das Storytelling erleben. Etwas gestört hat mich der Auftritt von Lando und Lobot. Nicht nur, dass Lando seit Episode V in dieser Comicreihe immer arrogant war wie sonst was, er lag auch fast immer mit seinen Vermutungen falsch. Das generelle Bild von Lando, welches in den aktuellen Medien bisher vermittelt wird, ist das eines schmierigen und gescheiterten Mafioso, was ich mit dem Lando aus Episode VI irgendwie nicht vereinbaren kann. Und Lobot steht einfach verkabelt rum. Der Auftritt der beiden wirkt eher gezwungen. Dann hätte es auch gereicht, wenn sie wie Chewbacca einfach am Ende in der Besprechung sitzen oder wie Leia gar nicht vorkommen.
Negativ fallen mir erneut die Zeichnungen auf. Wie schon in der #26 sind mir auch die heutigen Zeichnungen viel zu stilisiert und wirken eher wie aus einem Comic für die jüngeren Zielgruppen, nicht wie welche für die Erwachsenenreihen. Zugegeben, man gewöhnt sich durchaus daran, aber das lässt den Kritikpunkt nicht kleiner werden. Es ändert ja nichts an der Tatsache. Vor dem Hintergrund bewertet sind die Zeichnungen aber gut und in sich konsistent. Also sehen die Charaktere nicht auf verschiedenen Panels verschieden aus, sondern bleiben erkenntlich. Der Stil selber stört mich auch nicht, nur passt der Stil nicht zum Kontext, wenn ihr versteht, was ich meine.
The Good People bekommt von mir wieder eine absolute Leseempfehlung und ich bin gespannt, wie es weiter geht. Bisher muss ich sagen, dass diese Story in meinen Augen das Potential hat, die beste der Star Wars-Hauptreihe zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu werden.
Nächste Woche erscheinen dann nach aktuellem Plan Bounty Hunters #27 und Obi-Wan #5, Star Wars #28 soll am 12. Oktober erscheinen.
Wir danken Marvel für die Bereitstellung des digitalen Vorab-Exemplars, ohne das unser Marvel Mittwoch nicht möglich wäre.