Rezension: Battles that Changed the Galaxy

Auch wenn sich die neueren Filme mehr auf die Entwicklung der Figuren und der sie verbindenden Geschehnisse fokussieren, sind die großen Schlachten immer ein zentraler Bestandteil der Geschichte. Gleich ob sie im ewigen Eis von Hoth, in der Atmosphäre von Jakku oder in den Tiefen des Weltraums toben. Und natürlich interessieren sich die Star Wars-Fans nicht nur für das Schicksal  ihrer Helden im Schlachtengetümmel an und für sich, sondern auch für das große Ganze und mithin die Organisationen, Waffensysteme und Taktiken, die dort aufeinander prallen und die dem „Krieg der Sterne“ seinen Namen geben. Dementsprechend sind über die Jahrzehnte schon mehrere Werke erschienen, die sich um genau diese militärgeschichtlichen Aspekte des Universums drehen.

Im November 2021 hat der Dorling Kindersley Verlag mit dem bislang nur auf Englisch verfügbaren In-Universe-Sachbuch Star Wars: Battles that Changed the Galaxy erneut das Thema aufgegriffen und versucht, dem Leser die strategischen Entwicklungen über die rund 50 Jahre der Skywalker-Saga näherzubringen. Wie der Titel vermittelt, liegt der Fokus auf den Schlachten an sich, weniger auf den sie ausfechtenden Armeen, ihren Strukturen und Waffen. Dabei hat man die rund 60 Schlachten in vier Zeitabschnitte unterteilt: Die Schlachten der Republik (von Naboo bis 3rd Felucia), Entstehende Rebellion (von Mimban bis Eadu), Galaktischer Bürgerkrieg (von Scarif bis Jakku) und Widerstand gegen die Erste Ordnung (von Tuanul bis Exegol). Die Phase der Klonkriege bildet mit knapp der Hälfte der behandelten Einzelschlachten natürlich das Schwergewicht. An mehr oder minder passender Stelle eingestreut finden sich zudem Kapitel zu Sonderthemen wie der militärtaktischen Relevanz des Hyperraums oder der Starfighter-Doktrin der Rebellion.

Jeder Schlacht sind zwischen einer und zwölf reichlich bebilderte Seiten gewidmet. Die Auswahl der Schlachten und die Ausführlichkeit ihrer Darstellung ergibt sich zumeist aus der Wichtigkeit in den Filmen und einschlägigen TV-Serien. Bei den TV-Serien liegt der Schwerpunkt natürlich bei The Clone Wars, aber auch Schlachten aus Rebels und sogar Resistance kommen vor. Und auch aus den Spielen wie Battlefront und Squadrons und den Marvel-Comic-Reihen wurde die eine oder andere Lokation entnommen. Unberücksichtigt geblieben sind hingegen wichtige Schlachten aus den Romanen, z.B. aus der Alphabet Squadron– oder Thrawn-Trilogie. Dies ist natürlich der Aufmachung des Buches geschuldet, denn ohne die spektakulären Bilder würden sich die meisten Beiträge doch etwas dünn ausnehmen. Neben Untersektionen zu wichtigen Teilnehmern und Orten während der Schlacht, gibt es für einige Schlachten auch noch eine doppelseitige Übersichtskarte, deren Informationswert allerdings recht begrenzt ist. Denn selbst ein vollkommener militärischer Laie braucht z.B. bei der mehr als übersichtlichen Schlachtaufstellung auf Crait kein Übersichtskarte. Sind doch die Schlachtfelder in Star Wars ohnehin, besonders in den Filmen, taktisch sehr schlicht gehalten. Hauptsache es sieht nach viel und gut aus.

Und leider orientiert sich auch das Buch etwas an diesem Gedanken. Die einzelnen Kapitel sehen sehr gut aus, liefern aber vom inhaltlichen Standpunkt nur wenige und dann meist hinlänglich bekannte Fakten. Dies mag für Anfänger noch akzeptabel erscheinen, lässt aber alle fortgeschrittenen Leser enttäuscht zurück. Mehr als ein paar zusätzliche Namen für handelnde Personen oder Waffensysteme fallen da im Ganzen nicht ab. Immerhin – das halte ich den Machern des Buches zu Gute – hat man zumindest versucht, das produktionstechnisch bedingte Kuddelmuddel rund um die Schlacht auf Scarif irgendwie in eine etwas kohärentere Form zu bringen und dieser Schlacht dafür mit 16 Seiten auch den meisten Platz spendiert. Etwas irritierend ist hier und auch an anderer Stelle, dass man dabei – bedingt durch den In-Universe-Betrachtungszeitpunkt, der nach der Schlacht von Exegol liegt – die chronologische Reihenfolge der Schlachten durch Vorwegnahmen der Ergebnisse späterer Schlachten durchbricht. Ein echtes Manko ist, dass die Zeit der Ersten Ordnung insgesamt sehr stiefmütterlich behandelt wird. Denn gerade hier hätte das Buch seinen Wert als Ergänzung zu den schon bestehenden Werken besonders ausspielen können. Wenn man dann noch sieht, dass zwei der neun Schlachten aus dieser Epoche dann auch noch nur kleineren Scharmützeln der Fliegerstaffel auf der Colossus aus der Animations-Serie Resistance gewidmet sind, wird klar, wie groß hier die vergebene Chance ist.

Dass dieses Buch die genannten Schwächen hat, macht es aber nicht zu einem schlechten Buch. Man muss es fairerweise nur richtig einzuordnen wissen und seine Erwartungen entsprechend anpassen. Was der Leser hier bekommt, ist eine Sammlung kurzer Schlachtzusammenfassungen, analog den doppelseitig bedruckten, reichlich bebilderten Flyern, die Besucher gerne zusammen mit der Eintrittskarte für irgendwelche Schlachtfelder oder berühmte Gebäude hier auf der Erde erhalten, à la Die Invasion in der Normandie 1944 im Kurzüberblick. Wer dies weiß und entsprechend berücksichtigt, wird mit dem Buch zufrieden sein. Ein Ersatz für Bücher wie Star Wars – The Essential Guide to Warfare, dem Imperial Handbook oder den diversen teilweise sehr guten Hintergrundbüchern zu den Rollen- und Brettspielen kann es nicht sein.

Fazit

Für dieses Werk gibt es eine bedingte Kaufempfehlung: Wer noch nichts zum Thema Kriegsführung im Star Wars-Universum in Regal stehen hat, kann hier zugreifen. Er bekommt einen einfachen, aber grafisch gut gemachten Einstieg und Überblick über die wichtigsten Schlachten und ein paar der fundamentalen Hintergründe. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, z.B. für Rollenspiele oder ähnliches, sollte eher auf andere Werke ausweichen oder es nur als Ergänzung zukaufen.

Wir danken Dorling Kindersley für die Bereitstellung der Vorschaubilder für unsere Rezension.

Ein Kommentar

  1. Ich kann deinem Fazit nur zustimmen. Das Buch liefert einen ersten Überblick, ist aber – wie die meisten Kanonsachbücher – weit vom Niveau z. B. eines Essential Guide to Warfare entfernt. Obwohl ich es auch schade fand, dass Romanschlachten keine Erwähnung finden (es wäre ja kein Problem gewesen, hier einige Illustrationen in Auftrag zu geben), war ich doch positiv überrascht, dass das Buch überhaupt Comics und Spiele und nicht nur die Filme und Serien behandelt. Darauf haben die Kanonsachbücher bislang noch vergleichsweise wenig Wert gelegt. Und das Buch ist immer noch um Längen besser als An vorderster Front, das mir überhaupt keinen Erkenntnisgewinn gebracht hat.

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