Nachdem wir letzte Woche im War of the Bounty Hunters-Crossover das große Zusammentreffen fast aller Akteure beim ersten Höhepunkt, der Versteigerung von Han Solo, erlebt haben, verlassen die heute veröffentlichten Hefte nun die Hauptbühne und gehen mit Doctor Aphra #13 auf Raub- und Entdeckungstour durch das Crimson-Dawn-Raumschiff. Außerdem erfahren wir in Darth Vader #15, wie hart sich Ochi seine Anwesenheit bei dieser Veranstaltung erkämpfen musste.
Wie üblich bei den Beiträgen zum Marvel-Mittwoch enthalten die Rezensionen und ggf. auch die Leser-Kommentare Spoiler.
Eine vom Inhalt zwingend vorgegebene Lesereihenfolge gibt es diesmal nicht, da das Darth Vader-Heft in einer Art Rückblende deutlich vor den Ereignissen auf der Vermillion spielt und die Geschichte von Aphra nach ein paar Seiten von der Haupthandlung abbiegt.
Doctor Aphra #13 – rezensiert von Matthias
Der Inhalt
Zu Beginn des Heftes wird als kurzer Flashback noch mal die Situation gezeigt, in der Chelli Aphra kurz vor der Schlacht auf Hoth Darth Vader entkommt und dieser ihr ankündigt, dass er sie finden werde. Etwas an das Aphra während ihres eiligen Rückzuges aus der Haupthalle an Bord der The Vermillion wieder denken muss. Aber es ist nicht Vaders Hand, die sie von hinten packt, sondern Sanas. Ihr gelingt es, Aphra aus dem Raum zu schaffen, dann aber will sie wissen, was Aphra mit Vader genau verbindet, dass sie so in Panik verfällt. Aphra schildert Sana daraufhin, wie sie Vader zwar die Daten zur geheimen Rebellenbasis auf Hoth versprochen hat, ihn dann aber in eine Falle gelockt und in der mysteriösen Kyberite-Höhle auf Tython physisch und psychisch schwer beeinträchtigt zurückgelassen hat (siehe Heft #40 der ersten Doctor Aphra-Reihe). Damit die Mission kein völliger Fehlschlag wird, beschließen die beiden – etwas unvermittelt – doch die Halskette mit den Datenkristallen der Black-Sun-Anführerin zu erbeuten, und setzen ihren Plan sogleich in die Tat um. Dabei entdecken sie, dass sie in Wirklichkeit eine Spionin für Crimson Dawn ist. Und nun gerät Aphra wieder in jene Euphorie der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, der sie nach kleinen Erfolgen gerne anheimfällt, und will nun gleich noch das ganze Schiff nach wertvollen Artefakten durchsuchen, die sie ebenfalls stehlen und verkaufen können.
Währenddessen machen Ariole und Lucky die Entdeckung, dass ihr alter Lehrmeister Gallin doch immer noch sehr gut kämpfen kann und wohl ebenfalls in den Diensten von Crimson Dawn steht. Aber gerade als er ihnen anbietet, sich ebenfalls Crimson Dawn anzuschließen, kann ihn Lucky überrumpeln. Aber sein Triumph währt nur kurz, dann greift Deathstick ein und nagelt die beiden am Boden der Tatsachen fest.
Und obwohl Sana alles andere als begeistert ist, folgt sie Aphra durchs Schiff, bis sie einige Stockwerke unter der Haupthalle die falsche Tür öffnen und Bekanntschaft mit einem merkwürdigen Roboter machen, was nicht gut verläuft und die beiden als Cliffhanger nach ihrem Erwachen in einem ungewöhnlichen Raum und umgeben von ungewöhnlichen Robotern zurücklässt.
Die Umsetzung
Alyssa Wong erzählt wieder sehr geradlinig die Geschichten von vieren ihrer Hauptakteure, entfernt sich dabei aber doch recht stark von der Haupthandlung. Diese Nebenhandlung könnte für Aphra und Sana und damit uns Leser aber durchaus interessant werden. Und an mehr Hintergründen über Crimson Dawn bin ich immer sehr interessiert. Insofern bin ich mit der Geschichte sehr zufrieden und nehme die etwas sehr sprunghafte Episode mit der Black-Sun-Anführerin in Kauf.
Zum Zeichenstil von Minkyu Jung und den farbenfrohen Kolorierungen von Victor Olazaba und Rachelle Rosenberg kann man nichts spezielles Neues sagen. Ihre sehr guten Leistungen sind in dieser Reihe schon hinlänglich zur Geltung gekommen. Die Komposition der Frames ist weiterhin sehr dynamisch und fast völlig von den üblichen Konventionen befreit. Sogar ein elegant um 90° gekipptes Panel findet man, um die vertikale Ausrichtung der übrigen Panels durchhalten zu können. Ein geschicktes Spiel mit Schwarz-weiß für Flashbacks und dem Blackout nach dem Roboterangriff rundet die Stilmittel hier sehr gekonnt ab.
Das Fazit
Ein auf allen Ebenen stimmiges Heft, welches sich zwar ein wenig von der Hauptgeschichte um Han Solo und Boba Fett wegbewegt, aber durchaus interessante Einblicke in die Welt von Crimson Dawn verspricht. Ich bin gespannt, welche Entdeckungen Aphra und Sana im nächsten Heft, schon in 14 Tagen, bevorstehen.
Darth Vader #15 – rezensiert von Tobias
Heute ist Rewind-Zeit bei Darth Vader. Wir gehen einige Hefte zurück und begleiten nicht den namensgebenden Darth Vader bei seiner Suche nach Solo, sondern seinen Stiefellecker Ochi beim Stiefellecken und Abschlusstest.
Zum Inhalt
Nachdem ich letzte Woche voller Spannung nach Darth Vader #14 das neue War of the Bounty Hunters-Heft und Star Wars #16 gelesen habe, hatte ich mich sehr auf die heutige Ausgabe gefreut. Nun leider scheint es eher das aktuelle Ziel zu sein, die Haupthandlung noch bis War of the Bounty Hunters #4 kommenden Monat stillzuhalten und hinauszuzögern.
In dieser Ausgabe beginnt alles mit Ochis Suche nach Antworten im Auftrag von Vader. Sein Auftreten erinnert dabei an ein Kindergartenkind, das immer mit seinem starken Bruder angibt und so versucht, Respekt zu erlangen. Allein strahlt dieser Assassine nämlich keinen solchen aus. Bei seiner Suche nach Crimson Dawn stößt Ochi dann auf die Information rund um Bokku den Hutten und wir sehen zumindest eine Szene, die direkt auf die Aufgabe Bokkus in War of the Bounty Hunters #3 und dem letzten Vader-Heft hindeutet. Dieser erzählt ihnen von Crimson Dawn und der anstehenden Versteigerung. Daraufhin verweben sich alle Stränge und Ochi findet heraus, dass Bokku mit Crimson Dawn zusammenarbeitet, um Jabba herauszufordern. Ochi wird daraufhin vor eine schrecklich erzwungen wirkende Wahl gestellt:
Nachdem er die Verbindung zu Crimson Dawn aufdeckt, zeigen sich die Attentäter im Auftrag dieser Organisation und geben mit ihrer vereinten Stärke an. Nachdem Ochi nochmal den starken Bruder aus dem Ärmel schüttelt, lachen diese nur und bieten ihm nach einer Glitzershow (ohne Tanzeinlage) an, ihnen beizutreten. Ochi lehnt ab, wobei auch zuträglich ist, dass Vader am Horizont mit dem Shuttle angeflogen kommt. Die Wahl ist also beim Lesen nicht sonderlich spannend und ergibt auch ansonsten wenig Sinn, wie eigentlich fast das gesamte Heft.
Ja, Ochi erwähnt immer wieder, dass er dem dient, der die meiste Macht im Universum hat. Auch wenn er wohl kaum empirisch geforscht hat, wissen wir, dass es nun Vader ist und später wieder der Imperator sein wird. Also zu diesem Zeitpunkt macht diese Wahl, vor die Ochi gestellt wird, kaum einen Sinn. Auch ansonsten hat das Heft dahingehend keinen Mehrwert, da wir doch schon einmal gesehen haben, wie Bokku mit der Verbindung zu Crimson Dawn konfrontiert wurde (in Darth Vader #13).
Die Zeichnungen
Diese sind weiterhin auf einem guten Niveau. Sehr schön finde ich die schwarzen Silhouetten recht weit am Ende des Comics, bei denen sich nur Vaders rote Lichtschwert und seine Augen farblich abheben, sowie das letzte Panel mit Ochi und Vader in Aktion. Trotzdem – auch wenn Ochi zum Wohle aller beschlossen, hat seine Maske wieder zu tragen – finde ich sein Design immer noch nicht wirklich gelungen. Er wirkt nicht bedrohlich und hat auch darüber hinaus kaum Erkennungsmerkmale, die ihn ikonisch machen könnten, aber das will wohl auch keiner.
Darth Vader #15 (David Nakayama Wanted Poster Variant Cover) (25.08.2021) Darth Vader #15 (Mike Mayhew Studio Variant Cover) (25.08.2021) Darth Vader #15 (Chris Sprouse Lucasfilm 50th Anniversary Variant Cover) (25.08.2021) 1 2 3 4 5
Fazit
Darth Vader hat mich diese Woche wieder enttäuscht. Vielleicht weil ich mir nach seinem Showdown auf der Vermillion in den letztwöchigen Ausgaben heute einen wirkliches Brett an Handlung erhofft hatte und keinen Rewind-Schalter, der uns dann auch noch einer der uninteressantesten Figuren folgen lässt, die Vader je hinterhergerannt sind. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung der allgemeinen War of the Bounty Hunters-Story rund um Qi’ra und Crimson Dawn, aber diese Ausgabe war in meinen Augen eher Zeitverschwendung.
Nächste Woche legt das Crossover eine kurze Pause ein und überlässt dem Heft #9 der The High Republic-Reihe die Bühne, das den neuen Handlungsbogen The Shadow of the Nihil beginnt. Dafür geht es dann am 8. September gleich mit Doctor Aphra #14 und War of the Bounty Hunters #4 weiter.
Wir bedanken uns bei Marvel für die digitalen Vorab-Ausgaben, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.