So who the hell are you?
Ezra Bridger
Es gibt immer wieder einige Werke im Star Wars-Universum, die es nur langsam oder gar nicht nach Deutschland schaffen. Teilweise sind wirkliche Juwelen darunter. So zum Beispiel der Star Wars Rebels-Manga, der seit dem 13. Dezember 2019 bei LINE erscheint – natürlich als japanisches Original. Mangaka Akira Aoki nimmt sich hier die Animationsserie als Vorlage und adaptiert sie in seinem Stil. Ich wollte allerdings nicht warten, bis er vielleicht irgendwann mal in Deutschland erscheint und habe mir die US-Variante gekauft, die am 17.11.2020 bei YenPress erschienen ist.
Als Adaption hat der Rebels-Manga natürlich eine vorgegebene Storyline, die ich hier nicht bewerten werde. Hier geht es lediglich um die Qualität der Adaption.
Dieser erste von bisher zwei Sammelbänden (bei Manga sind Sammelbände immer Bände mit mehreren Kapiteln, die üblicher Weise einzeln in diversen Magazinen erscheinen) adaptiert Der Funke einer Rebellion, den Pilotfilm der Serie. Was zuallererst auffällt: Ezra hat in keinem Panel mehr Ähnlichkeit mit Aladdin, obwohl man ihn in den meisten immer noch als Ezra erkennen kann. Zugegeben, in einigen, wenn nicht vielen Bildern wirkt er etwas generisch, wenn man viele Manga liest, doch kann man das von der Vorlage ebenfalls behaupten, also kann man hier schlecht etwas dazu sagen. Besonders gut getroffen ist allerdings Kanan, der weder generisch wirkt, noch aus der Animation herauskopiert. Neben den Badass-Ezra-Zeichnungen, wie der auf der allerersten Seite, ist er definitiv der am besten gezeichnete Charakter des Bandes. Schlecht bis gar nicht getroffen sind die meisten Aliens, weshalb ihr Storypart auch gekürzt wurde, doch dazu gleich mehr. Obwohl man alle Charaktere zweifelsfrei erkennen kann, auch wenn man den Stil nicht gewohnt ist, wirkt Hera merkwürdig menschlich, abgesehen von ihren Lekku. Zeb und die Wookiees gegen Ende der Story gehen aber gar nicht klar. Während Zeb eher abstrakt geworden ist und auch aus einem Kinderbuch stammen könnte, sind die Wookiees vom Stil her eher an Hunde angelehnt. Man erkennt als Star Wars-Fan natürlich den Wookiee und selbst als Nicht-Kenner wird man „einen Chewbacca“ sehen, doch von der Expression her kommen die Wookiees Hunden aus anderen Manga am nächsten.
Der Manga vereint zwei absolut unterschiedliche Stile miteinander. Wichtige und auch grausame Szenen sind in einem sehr erwachsenen Stil gehalten, in dem viel Arbeit steckt. Hier sind viele Details zu sehen, Ezra, Kanan und auch die Imperialen sehen klasse aus und der Fokus liegt in diesen Momenten auf ihnen. Dem gegenüber steht der Stil, welcher für flotte und lustige Handlungen genutzt wurde, der eine Mischung aus Chibi und Überexpressionierung darstellt, wie man es oft in übermäßig „lustigen“ Manga findet. Dieser Stil kommt meistens nur in den lustigsten Szenen zum Einsatz, wenn etwas wirklich schockierend lustig ist, oder eine Überexpressionierung etwas zur Situation beiträgt. Das ist hier leider nicht der Fall, dieses Stilmittel wird in meinen Augen zu oft benutzt und lutscht sich schnell aus, wirkt gegen Ende sogar schon nervig.
Auf der anderen Seite stehen aber die Imperialen, die in die Psycho- und Horror-Stilmittel abgleiten. Das wiederum passt so unglaublich gut, sowohl zur Story und den Charakteren als auch zum im erwachsenen Stil gehaltenen Teil des Mangas. Davon hätte ich gerne mehr gesehen, ebenso wie von den detailreichen Zeichnungen der Rebellen.
Abzüge in der B-Note gibt es aber für die Story-Adaption. Obwohl Der Funke einer Rebellion in den groben Zügen nacherzählt wurde, lassen sich unglaublich viele Details ausmachen, die von der ursprünglichen Geschichte abweichen. Im Besonderen aufführen möchte ich hier einige Teile aus dem ersten Viertel: Besonders fällt auf, dass Ezra sich weitaus professioneller verhält als im Film. Damit meine ich nicht, dass er weniger verwegen ist, sondern sinnvoller vorgeht, sich sicherer durch die Szenerie bewegt. Ganz so als wäre er bereits ein wenig in der Macht geschult. Was mich direkt zum nächsten Punkt führt. Kanan fragt den Jungen im Prinzip sofort, wer sein Meister ist, was sowohl dem Leser und dem aufmerksamen Zuhörer in der Story wesentlich früher verrät, wer und vor allem was Kanan überhaupt ist. Die Imperialen schikanieren die Bürger von Lothal wesentlich mehr und brutaler als in der Vorlage, was den recht erwachsenen Ton des Anfangs noch einmal unterstreicht. Dies und die Tatsache, dass Hera Syndulla Teil des Bodenteams der Diebstahlaktion sind, lassen diese natürlich ebenfalls etwas bis stark anders verlaufen, obwohl das Ergebnis letztlich das gleiche ist und Schlüsselereignisse immer noch vorkommen. In den meisten Punkten ist die Adaption aber wesentlich besser gelungen als der Film, auf dem sie basiert, wie es auch schon bei Michael Kogges Jugendroman der Fall gewesen ist.
Wer auf Manga steht und wem die stilistischen Sprünge zwischen erwachsenen und überzogenem Jugendstil egal sind, der sollte definitiv zu Star Wars Rebels, Volume 1 greifen.
Hast du denn auch die Adaptionen von Lost Stars und Leia – Prinzessin von Alderaan gelesen? Und falls ja, wie schneiden diese im Vergleich ab? Die Grundlagen sind ja doch recht verschiedene. Und manche der visuellen Punkte lassen sich dann natürlich so nicht anbringen.
Ja, ich habe beides gelesen. Zu Leia möchte ich gerade nicht so viel sagen, da kommt in den nächsten Tagen eine eigene Rezension zu 😉
Zu verlorene Welten haben wir auch schon drei Rezensionen, eine von Jürgen zu Band 1 und die Bände 2 und 3 von mir. Hier kann man besonders im Vergleich sagen, dass Verlorene Welten sich eher der klassischen Manga-Stilmitel bedient und nicht der komödiantischen und Chibi-Varianten, die hier teilweise verwendet wurden. Das mag an der Zielgruppe liegen, kann aber auch vom Autor oder der Vorlage abhängen, wobei selbst in verlorene Welten einige Passagen durchaus geeignet wären.
Im Prinzip musst du aber beachten, dass es sich bei den drei Manga um grundverschiedene Genres handelt. Der Rebels Manga ist klar auf Comedy ausgelegt, während verlorene Welten auf Drama geht und Leia sich in Richtung Charakterbiographie entwickelt.
Je nachdem wie vertraut du mit dem Medium Manga bist und wie gerne du die verschiedenen Genres liest, kann ich aber ohne weiteres alle drei empfehlen.
Danke für die ausführliche Antwort 👍🏻
Beim Schreiben der Rezension vom Leia Manga ist mir aufgefallen, dass wir da auch schon eine zur englischen Version von Ines haben, die du dir anschauen kannst 🙂