Ein neuer Mittwoch, eine neue Ladung Comic-Hefte. Heute blicken Patricia und Maximilian erneut auf die Ereignisse der Hohen Republik, sowie eine Rettungsaktion während der Rebellion, die sogar neben dem Krieg der Kopfgeldjäger noch Platz findet.
Wie immer am Marvel-Mittwoch enthalten die Rezensionen Spoiler zu den entsprechenden Comics, Star Wars dieses Mal auch zu Das Licht der Jedi!
Star Wars #15 – rezensiert von Maximilian
And now let’s get back to the fight.
Mon Mothma
Während der Krieg der Kopfgeldjäger läuft, haben die regulären Streitkräfte der Rebellion immer noch alle Hände voll zu tun, sich wieder zusammenzuziehen. Wenn wir uns zurückerinnern, haben die verschiedenen Divisionen sich nach der Schlacht von Hoth trennen müssen und nachdem ihre Kommunikationskanäle geknackt wurden mussten diese erneuert werden. Nebenbei lief dauerhaft die Suche nach Han Solo, die in die aktuelle Situation des Krieges geführt hat.
In Heft #15 der Star Wars-Hauptreihe folgen wir heute Luke, der mit diesem Teil der Handlung aktuell kaum etwas zu tun hat. Er war zwar zu Beginn kurz auf Nar Shaddaa, doch inzwischen haben ihn seine Pflichten bei der Flotte wieder vereinnahmt und Leia, Chewbacca und Lando haben die Suche übernommen. Für den kleinen Sprung bin ich Charles Soule sehr dankbar, man verliert ja doch schnell den Überblick bei den ganzen Kopfgeldjäger Heften und der stark verwobenen Handlung.
Bei der Darth Vader-Reihe war es nun so, dass wir die Handlung bis zum aktuellen War of the Bounty Hunters #2 aus anderer Perspektive nacherleben, wie ihr im letzten Marvel-Mittwoch lesen konntet, dieses Mal haben wir tatsächlich nur ein paar Panels am Schluss, die in derselben Szene münden. Ich möchte mich hier eher auf den Luke-Teil fokussieren.
Dieser geht zusammen mit dem Starlight Squadron auf die Jagd, nachdem ja Shara Bey auf einem imperialen Sternenzerstörer festsitzt und noch gerettet werden muss. Das Geschwader macht sich ganz alleine auf den Weg, um eine komplette Division zu retten, nämlich die 11., welche auf Ab Dalis festhängt. Der Planet wurde verlassen, da ein paar Jahrhunderte zuvor „ein Objekt mit annähernd Lichtgeschwindigkeit“ eingeschlagen ist. Ich glaube, wir wissen alle, worauf das eine Referenz ist. Tatsächlich wird Ab Dalis in Light of the Jedi sogar namentlich als Opfer der „First Emergences“ erwähnt.
Eine klasse Sache, wenn man dieselben Autoren für zwei große Projekte gleichzeitig nutzen kann, um solche Verknüpfungen zu bauen. So fühlt sich das Universum zwar kleiner, aber wesentlich vertrauter an. Genau so habe ich mir das für den Kanon gewünscht.
Ab Dalis ist seitdem jedenfalls eine instabile Welt und quasi unbewohnbar. Entsprechend hat die 11. Division sich hier verschanzt und kämpft gegen einen einzelnen Sternenzerstörer, der nicht unter der direkten Kontrolle von Commander Zahra steht, sondern von Admiral Kalaxo geführt wird, der in dieser Angelegenheit lediglich an sie berichten soll.
Bodenteam und Renegaten-Geschwader, pardon Starlight Squadron arbeiten über alte Kommunikationskanäle umständlich miteinander, aber letztlich sind sie trotzdem erfolgreich und können die 11. Division wieder in die Flotte eingliedern.
Warum schreibe ich das so? Die Hefte, in denen das Geschwader vorkommt, sind stark inspiriert von den alten X-Wing: Rogue Squadron Comics, was eine unglaublich gute Inspiration ist. Solche Geschichten lese ich gerne und auch wenn diese hier kurz ist, wurde sie unglaublich gut umgesetzt. Ein Pilot ist missmutig, weil die Rebellion lange keinen großen Sieg mehr erringen konnte, einer ist durch die Vergangenheit unter Leistungsdruck geraten, einer muss die Staffel zusammenhalten. Auch das Ergebnis dieser Mission ist nicht von vorne herein abzusehen und war eine für mich eine Überraschung. Aber eine gute.
Auch Ramon Rosanas, der für die Zeichnungen zuständig war, hat unglaublich gute Arbeit geleistet. Selbst Nebencharaktere wirken absolut nicht generisch und auch die Kriegsmaschinen in Form von Schiffen und imperialen Bodenfahrzeugen liegen ihm. Am beeindruckendsten fand ich allerdings die Zerstörung des Sternenzerstörers durch einen Vulkanausbruch. Dieser ist von der Story her etwas übertrieben groß geworden, doch was weiß ich schon von Vulkanismus auf instabilen Welten? Daher kann ich das Panel nur gut finden.
Gegen Ende nimmt unser Skywalker noch mit Leia Kontakt auf, die just in diesem Moment auf Boba Fett trifft. Außerdem kommt Vader gerade auf dem Auktionsplaneten von Crimson Dawn an, mehr passiert in Bezug auf Han aber nicht.
Für das nächste Heft erhoffe ich mir, dass es ähnlich weiter gehen wird. Wir müssen immerhin noch Shara retten und im Gegensatz zu Han, von dem wir wissen, dass er letztlich in Jabbas Händen enden wird, ist Sharas Schicksal noch offen. Außerdem muss bis zu Die Rückkehr der Jedi-Ritter noch ein neues Lichtschwert gebaut werden, immerhin nutzt Luke aktuell eine gefundene Waffe aus alten Tagen. Wir dürfen gespannt sein, was noch alles während des großen Crossovers passiert.
Die nächsten Hefte im Crossover werden nächste Woche der One-Shot zu 4-LOM und Zuckuss, sowie Bounty Hunters #15 sein, das nächste Heft der Star Wars-Hauptreihe erscheint zusammen mit War of the Bonty Hunters #4 am 18.08.
The High Republic #7 – rezensiert von Patricia
Zum Inhalt
The High Republic #7 bildet mit dem Kapitel „Of Sith and Shadows“ den Mittelteil des Handlungsbogens Heart of the Drengir. Diese Ausgabe findet einen etwas ruhigeren Einstieg, nachdem es die letzten Male gleich hinein in die Action ging. Mit dem Beginn des Comics zeigt Cavan Scott direkt, wo seine Stärken und erzählerischen Vorlieben liegen. Weder Keeve noch wir wissen, wo wir uns befinden. Keeve irrt verlassen umher, ihre Worte hallen alptraumhaft wider, während sie sich zu orientieren versucht. Direkt kommt unbehagliche Stimmung auf, die einen auch das ganze Heft über begleiten wird.
Keeve wird von einigen Figuren überrascht, die uns aus den ersten Heften bekannt sind. Neben Kanrii aus Heft #1 treten auch der kleine Junge Bartol und der eigentlich tote Julus auf. Diese kleinen Gastauftritte verknüpfen die die Handlungsbögen auf charmante Art und Weise. Spätestens hier wird klar, dass dieser Ort eine Art Vision sein muss. Mich hat die Szene an Lukes Konfrontation mit sich selbst in der Höhle auf Dagobah erinnert. Allerdings begegnet Keeve nicht sich selbst, sondern zunächst Orla Jareni, oder besser gesagt ihrem Geist. Auch wenn ich es schon oft erwähnt habe, muss einfach wieder gesagt werden, wie großartig es ist, dass wir Charakteren aus anderen Werken begegnen. Im Gegensatz zu uns kennt Keeve Orla jedoch nicht, was ihr den Spitznamen „spooky ghost lady“ einheimst. Auch dies ist nichts neues, aber Keeves unverblümte Art ist immer wieder herrlich. Wie es im Jedi-Tempel wohl daher gehen würde, wenn jeder so ungezügelt sprechen würde? Unterhaltsam wäre es bestimmt.
Die Erscheinungen aus Keeves Vision verschwinden, als wir zum vermeintlichen Höhepunkt des Comics kommen – Darth Krall erscheint und greift die Padawan an. Sie versucht sich zu wehren, aber wie so oft in Visionen der Jedi verliert sie. Die Situation wird immer schauderhafter, als sie auch die Fähigkeit sich zu bewegen verliert und Orlas Geist sie umschwirrt, während sie vermeintlich zu Stein wird, um „den Kreis zu vollenden.“ Cavan Scott schafft es hier bestens, eine schaurige Stimmung zu erschaffen, die sich auf nach Keeves Erwachen nicht ganz loswerden lässt. Generell ist das Heft großartig darin, einen ständig zweifeln zu lassen, was Realität ist und was nicht.
Offensichtlich macht sich nicht nur Doctor Gino’Le Sorgen um Keeve, sondern auch Avar Kriss, die sich mit einer Star Wars-Version von Fitnessuhren ausstatten lassen hat. Es ist interessant zu sehen, wie The High Republic es schafft, Technologien der heutigen Zeit nahtlos einzubinden, ohne den späteren Ären zu widersprechen. Besonders gefallen hat mir an der Szene, die Figur des meditierenden Jedi auf dem Boden der Starlight Beacon zu sehen, welche wir als Mosaik aus Die letzten Jedi kennen. Das Bild der Figur im Gleichgewicht stellt einen wundervollen Kontrast zu Keeve dar, die zwar von sich behauptet, in Ordnung zu sein, aber eigentlich nur vor ihren Problemen flieht. Die Halluzination eines Drengir bringt sie schließlich sogar zum Bersten einer Wand und spätestens hier ist nicht nur Keeves Umfeld, sondern auch jeder Leser um ihre Psyche besorgt.
Keeve realisiert, dass sie naiv war und vorschnell gehandelt hat, als sie den Root-Mind erforscht hat. Interessant ist auch Keeves Erwähnung, dass „Sskeer und die anderen“ scheinbar unterwegs sind. Da wir dem Trandoshaner in diesem Heft gar nicht begegnen, sollen wir also vermutlich davon ausgehen, dass er wieder wohlauf ist – zumindest genug, um auf Mission zu sein.
Keeve unterbricht eine Holo-Facetime-Unterhaltung zwischen Maru und Avar, die ich ziemlich spannend finde. Zum einen hilft sie uns, den Comic zeitlich genauer einzuordnen. Wir befinden uns demnach noch immer vor dem Republic Fair, die Vorbereitungen scheinen aber in vollem Gange zu laufen. Zum anderen wird klar, dass Avar und Stellan Gios unterschiedliche Prioritäten haben und Avar ganz schön genervt von ihrem Kindheitsfreund zu sein scheint. Da wir Avar und Stellan bisher selten gemeinsam auftreten sehen haben – abgesehen von kurzen Gruppendiskussionen in The Rising Storm (und in dem gestern erschienenen Out of the Shadows, auf das ich aus Spoilergründen hier nicht weiter eingehe) -, interessiert mich die Dynamik zwischen den zweien sehr. Spannend ist auch, dass Avars Drengir-Mission auch in The Rising Storm mehrmals aufgegriffen wird. Hier macht es Sinn, an den entsprechenden Stellen im Roman nochmal nachzulesen. Dort erfährt man nämlich, dass Avar so viele Jedi wie möglich zusammengetrommelt hat, um den Ursprung der Drengir anzugreifen. Genau diese Handlung sehen wir gerade im Comic! Außerdem freut es mich, von Avars Seite aus Emotionen abseits ihrer perfekten Jedi-Fassade zu sehen. Hoffentlich sehen wir in Zukunft mehr davon, dass sie auch sarkastisch sein kann!
Zurück aber zu Keeve: diese begibt sich auf Rettungsmission nach Chortose, anstatt Avars Aufruf nachzukommen. Aber auch dort wird sie, ähnlich wie in ihrer Mission, überwältigt. Erneut halluziniert Keeve, und erneut sieht sie Darth Krall. Ich bin gespannt, ob er später noch weiter thematisiert werden wird. Repräsentativ steht er hier wohl für Keeves eigene Gefühle ihrer Unzulänglichkeit.
Zum Glück kommt ihr Orla Jareni zur Hilfe und bestätigt das, was wir schon alle befürchtet haben: Keeve steht kurz davor, sich selbst zu verlieren. Das Gespräch zwischen Keeve und Orla erinnert an ihr Gespräch mit Avar im ersten Handlungsbogen. In dieser emotional ergreifenden Szene hat Cavan Scott wundervolle Charakterarbeit geleistet – Keeves Moment des Eingeständnisses Orla und auch sich selbst gegenüber ist einer der vielen großartigen Augenblicke des Comics.
Trotz der allgemein schaurigen Stimmung wurde ich dann am Ende von der letzten Seite des Heftes nochmal überrascht, die dem Grusel aus den vorherigen Szenen die Krone aufsetzt. Der Root-Mind spricht zu Keeve und vermittelt ihr, dass sie bereits verloren hätten – und das dazugehörige Bild wird wohl nicht nur Keeve in ihren Albträumen verfolgen. Deutlich erkennbar handelt es sich um das von Ranken umwundene Skelett von Avar Kriss. Vermutlich eine symbolbildliche Vision, denn Avar steht in der Galaxis momentan für den Kampf gegen die Drengir, dennoch hat mich noch keine Seite aus der Reihe bisher so überraschen können. Da wir allerdings wissen, dass Avar zumindest in The Rising Storm und auch in Out of the Shadows mehr oder weniger anwesend sein wird, und der Heart of the Dengir-Handlungsbogen nächsten Monat beendet werden wird, bleibt die Hoffnung, dass es sich tatsächlich nur um eine repräsentative Vision handelt. Wie wir ja aus vielen anderen Star Wars-Geschichten wissen, sind Visionen oft nur ein Abbild der tiefsten Ängste der Protagonisten. Ein unfassbar fieser Cliffhanger bleibt es aber trotzdem!
Zu den Zeichnungen
In der letzten Ausgabe habe ich die Zeichnungen im Vergleich zu Ario Aninditos Werk kritisiert. Es freut mich, dass ich sagen kann, dass mir George Jeantys Werk in diesem Heft deutlich besser gefallen hat! Gerade was Avar und auch Orla betrifft, die das erste Mal im Comic auftritt – die Charaktere haben ihren Wiedererkennungswert zurück. Auch Maru (über die Rückkehr dessen Kaffeetasse ich mich sehr gefreut habe) hat mir besser gefallen und alte Bekannte wie Kanrii und Bartol wurden gut getroffen. Insgesamt würde ich mir weiterhin aber mehr Detailreichtum wünschen, vor allem was Darth Krall und auch die Hintergründe betrifft.
Etwas mehr Vielfalt wäre auch bei der Gestaltung der Panels an sich möglich. Das alptraumhafte Setting eignet sich perfekt für düstere Layouts und das Aufbrechen der standardisierten Struktur. Kleine Ansätze davon finden sich bereits, zum Beispiel auf der Doppelseite, auf der Keeve vermeintlich zu einer der Statuen der Amaxinen-Station zu werden. Interessant ist diese Seite besonders, da diese Figuren gerade erst in The High Republic Adventures – wenn auch nur als Datafile – aufgetaucht sind.
Auch hervorheben möchte ich die letzte Seite des Comics. Diese hat wirklich Potential, das Cover eines Horrorfilmes zu sein und wird wahrscheinlich eines der Panels sein, welche mir aus der ganzen Serie am meisten in Erinnerung bleiben.
Fazit
The High Republic #7 hält sich nicht zurück, was den Gruselfaktor angeht. Keeves besorgniserregender psychischer Zustand beunruhigt nicht nur andere Jedi, sondern auch den Leser zutiefst. Mit einer deutlichen Steigerung der Zeichnungsqualität und einem unfassbar spannenden Tempo bewegt sich die Handlung, welche inhaltlich eine der besten der Serie bisher ist, auf den wohl gemeinsten Cliffhanger der Reihe zu. Der nächste Monat und das nächste Heft können gar nicht schnell genug kommen!
Und nun ihr: wie haben euch die Comics dieser Woche gefallen? Lasst es uns gerne wissen!
Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgaben, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.