Marvel-Mittwoch: The High Republic #2 und Star Wars #11

Ein weiterer Monatsbeginn bedeutet für Comic-Fans vor allem eines: The High Republic und die Star Wars-Hauptserie gehen weiter! Unsere Meinungen zu beiden Werken findet ihr in den folgenden Abschnitten. Bedenkt, dass unsere Marvel-Mittwoch-Rezensionen Spoiler enthalten, damit wir in den Kommentaren mit euch diskutieren können.

The High Republic #2 – rezensiert von Patricia

Zum Inhalt

The High Republic #2: There Is No Fear, Part 2 beginnt damit, dass Jedi-Meister Sskeer und seine ehemalige Padawan Keeve Trennis sowie die Kotabi Ceret und Teret – Zwillinge, die durch ihren Verstand verbunden sind – einem Hilferauf aus dem Kalzin-System nachkommen. Dort angekommen stellen sie fest, dass sie zu spät sind, aber dennoch Überlebende spüren. Kurzerhand gehen sie an Bord des Schiffes und werden von einer Ladung grünen Gases empfangen – eine Substanz, die jedem Leser von Light of the Jedi bekannt vorkommen sollte.  

Bei der Suche nach den Überlebenden teilt sich das Team auf und es wird schnell klar, dass Sskeer die Geschehnisse aus dem Roman nicht gut verarbeitet hat. Sein Charakter macht bereits auf den ersten Seiten eine besorgniserregende Wandlung zum Negativen durch. In einem Flashback sehen wir, wie Sskeer seinen Arm verlor, was Romanleser zwar bereits wissen, aber gerade deswegen eine gelungene Verbindung zu Light of the Jedi herstellt. Als Sskeer den Überlebenden findet – einen Nihil – metzelt er ihn ganz im Gegensatz zu den Grundsätzen der Jedi-Lehre gnadenlos nieder. Die Szene ist eine der besten des Comics, generell kommt hier eine horrorähnliche Stimmung auf, die einem wirklich Unbehagen bereitet.

Keeve und Ceret, die zuvor eine gruselige Hutt-Leiche inspizierten, erwischen Sskeer (glücklicherweise) und die Truppe kontaktiert den Starlight-Beacon. Avar Kriss ruft Sskeer zur Besinnung auf und erfüllt damit erneut ihre Rolle als moralischer Anker, während Maru die von dem Hutten transportierte Ware analysiert. Diese Stellt sich als wichtiger Bestandteil Bactas heraus, eine Thematik, die auch Light of the Jedi schon angeschnitten hat. Die Bacta-Handlung scheint also auf den Comic ausgelagert zu werden, was mir sinnvoll erscheint und definitiv Potential bietet.  

Da das zerstörte Schiff aus dem Sedri-System kam, brechen Sskeer und Ceret dorthin auf, während Avar und Vernestra Rwoh mit der Ataraxia zu Keeve und dem verletzten Teret reisen. So werden auch hier die verschiedenen High Republic-Geschichten wieder geschickt verknüpft, indem ein Charakter aus A Test of Courage als Cameo mit von der Partie ist. Wirklich Präsenz hat Vern jedoch nicht, vielleicht ändert sich das in kommenden Heften aber noch. Das folgende Gespräch zwischen Avar und Keeve hat mir besonders gut gefallen, da beide Frauen ihren Fehler zugeben und einander kurz Trost spenden. Doch sie werden von Teret unterbrochen, der spürt, dass Ceret auf Sedri Minor etwa Schreckliches passiert ist. Erzählerisch ist das Ganze hier von Cavan Scott wirklich schlau gelöst, denn durch die Verbindung der Zwillinge besteht stets auch eine Verbindung zwischen beiden Schauplätzen, ohne dass ständig über Komlink kommuniziert werden muss. Der Comic endet erneut mit einem spannenden Cliffhanger, als Ceret im Gestrüpp verschwindet und Sskeer lediglich sein fallengelassenes Lichtschwert findet. Hier bekommt man direkt Lust, weiterzulesen.

Generell hat mir in dieser Ausgabe die Charakterarbeit extrem gut gefallen. Keeve ist gewohnt sarkastisch, besonders als sie sich mit den Zwillingen vergleicht. Allerdings scheint ihr die Erhebung in den Rang einer Jedi-Ritterin Sorgen zu bereiten, da sie sich bewusst ist, nun besonders beobachtet zu werden. Auch, dass ihr Meister sie nun nicht mehr beim Vornamen nennt scheint ihr etwas zu schaffen zu machen, was sie zu einem nahbaren Charakter macht, mit dem man sich leicht identifizieren kann.
Keeves Art, die einen zu Beginn des Comics zum Schmunzeln bringt, wird allerdings schnell von Sskeers düsterer Wandlung unterbrochen, ein Kontrast, der auf den wenigen Seiten gut gelungen ist. Während man nach Heft #1 nur leicht besorgt um Sskeer war ist man nun regelrecht bestürzt von seinen Handlungen.
Auch die Zwillinge Ceret und Teret sind spannende Charaktere, deren Verstandsverbindung einiges an Potential bereitstellt, allerdings konnte ich zu ihnen noch nicht wirklich eine Bindung aufbauen.

Zur Umsetzung

Die grafische Umsetzung in The High Republic #2 ist mein absolutes Highlight der Ausgabe. Angefangen bei Leichen, die außerhalb des zerstörten Schiffes schweben bis zu dem grünen Nihil-Nebel: die Atmosphäre des Comics ist schaurig und bedrückend. Auf dem Schiff gibt es kaum Beleuchtung, die Lichtschwerter der Jedi dienen als einzige Lichtquelle. Hier wurde geschickt mit Licht und Schatten gespielt, was die Schaurigkeit nur noch besser zur Geltung lassen kommt.
Auch im Inneren des Schiffes sind Leichen zu finden – sie hängen von der Decke, brennen oder liegen mit verdrehten Augen auf dem Boden. Es wurde definitiv nicht an Brutalität gespart, was mich im ersten Moment überrascht hat, mir aber gefällt, da es genau zur zerstörerischen Monstrosität der Nihil passt.  
Der farbliche Kontrast zwischen Gegenwart und Flashback sowie zwischen dem Schiffswrack, dessen Umgebung über die Seiten hinweg von grünlichem Nebel zu kahlem Blau verläuft, und Sedri Minor ist ansprechend und sorgt dafür, dass man beide Handlungsorte klar unterscheiden kann.

Besonders hervorheben möchte ich hier erneut die Arbeit an Sskeer, der nicht nur charakterlich, sondern auch visuell absolut angsteinflößend erscheint. In einigen Panels kommt er ganz wie seine Vorfahren es vor ihm waren wie ein Jäger rüber, wie ein Monster sogar. Das Zeichenteam aus Ario Anindito, Mark Morales, Annalisa Leoni und Ariana Maher hat hier ganze Arbeit geleistet!

Fazit

The High Republic #2 kann mit dem ersten Heft voll und ganz mithalten. Wir kennen die Charaktere nun etwas besser und können uns vollständig in die Handlung stürzen, dadurch wird der Comic sogar spannender als die vorangegangene Ausgabe. Zwar kann man zu den neuen Charakteren Ceret und Teret noch keine starke Bindung aufbauen, dafür sind Keeve und Sskeer umso besser ausgearbeitet. Auch Avar Kriss und Vernestra Rwoh wiederzusehen ist angenehm. Ich bin gespannt, welche Rolle diese beiden Jedi in der Geschichte übernehmen werden und hoffe, dass sie nicht nur jede Ausgabe als Cameo für wenige Sätze auftauchen werden. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass sie Sskeer und Keeve nicht die Show stehlen werden, doch da mache ich mir relativ wenig Sorgen.
Auf nur wenigen Seiten bekommen wir eine ganze Menge an Handlung präsentiert, die jetzt Fahrt aufnimmt – Sskeers Trauma äußert sich immer dramatischer und die Charaktere sind dem Bacta auf der Spur. Ich bin gespannt, wie es in Heft #3, dann wahrscheinlich auf Sedri Minor, weitergehen wird und was es letztendlich mit dem Bacta-Mysterium auf sich hat. The High Republic #2 kann ich euch deswegen nur empfehlen!

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.


Star Wars #11 – rezensiert von Maximilian

The rebellion appreciates your service.

C-3PO

Star Wars #11 enthält den letzten der drei Teile von Operation Starlight. Die Geschichte setzt sich daher nahtlos fort und wurde von Charles Soule geschrieben, der mit dem Starlight Squadron zumindest dem Namen nach eine Verbindung zur Hohen Republik geschaffen hat, an deren Entwicklung er ja auch maßgeblich beteiligt war. Die Zeichnungen stammen von Jan Bazaldua, die Farben wurden erneut von Rachelle Rosenberg beigesteuert.

Star Wars #11 (03.02.2021)
Star Wars #11 (03.02.2021)

Nachdem wir beim letzten Mal gesehen haben, dass der Talky-Droide Lobot als Interface nutzt und dieser daran zugrunde geht, gleichzeitig jedoch das Starlight Squadron in einen Hinterhalt gerät, sehen wir dieses Mal die Auflösung des Schlamassels. Leia schlägt sich auf die Seite von Kes Dameron und nutzt Lobot weiterhin als Interface, was diesen mehr oder weniger in ein sabberndes Kleinkind verwandelt. Das Ganze wird dann mit dem Satz „Das ist für die Rebellion“ relativiert. Ein klares Zeichen, dass das Leben des Einzelnen nicht so viel Wert ist wie das der Sache, was in meinem Verständnis gegen alle Prinzipien verstößt, die wir von den Rebellen sonst so kennen. Immerhin haben sie Shara und Kes aus den Eishöhlen befreit mit den Worten „Ihr seid Rebellen. Genauso wie wir.“ Ich sehe klar, dass Rebellen ihre eigenen Leben für die Sache opfern würden, jedoch nie die der anderen.

Am Ende geht zwar alles gut aus, aber das konnte man zu Begin ja noch nicht wissen.

3POs Überlistung des Talkys hingegen hat mir unglaublich gut gefallen und auch die Begründung, dass er in seinen Fähigkeiten dem alten Modell weit überlegen ist, fand ich durchaus plausibel.

Die Geschichte des Starlight Squadron wurde als actionlastiger Gegenpol eingebracht. Von der Handlung her fühlt man sich zeitweise an die Manöver aus den alten X-Wing-Comics erinnert, aber etwas down-gegraded. An dieser Stelle setzt dann auch der Cliffhanger an, bei dem natürlich das eintritt, was Kes Dameron die ganze Zeit über unauffällig befürchtet hat: Shara wird zurückgelassen.

Von den Zeichnungen war ich ebenfalls größtenteils enttäuscht. Ebenso wie im letzten Heft finden wir Baby Born bei den Frauen und ich weiß nicht was bei den Männern wieder. Selbst Lobot und Lando hat es erwischt und nicht einmal Captain Zahra, die ihren obligatorischen Auftritt hat, kann man vom Gesicht her eindeutig erkennen. Der einzige Charakter, der mir zeichnerisch gefallen hat, war wirklich C-3PO. Schiffe und Hintergründe waren durchaus in Ordnung, jedoch lag der Fokus klar auf den Charakteren.

Operation Starlight enttäuscht mich leider sehr. Es mag zwar hart klingen, aber weder von der Storyline, noch von den Zeichnungen her konnte dieser dritte Teil mich überzeugen. Soule hat mit so vielen anderen Werken bereits bewiesen, dass er es besser kann, daher glaube ich, dass ich nicht zu hart bin. Trotzdem habe ich weiter Hoffnungen für die nächsten Handlungsbögen. Wie seht ihr das?

Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung der digitalen Vorabexemplare, ohne die unsere Marvel Mittwoche nicht möglich wären.

Ein Kommentar

  1. Ich muss Maximilian leider beipflichten: Die aktuelle SW-Reihe ist leider nicht gerade das Gelbe vom Ei. Da hatte ich mir wesentlich mehr erhofft. Das fing bei mir glaube ich an, als Leia plötzlich ebenfalls in Karbonit eingefroren wurde. Nur wenige Tage (oder Wochen) nach Han! Das war für mich dann einfach nur noch komplett an den Haaren herbeigezogen und hat sich ganz und gar nicht stimmig angefühlt. Warum nicht gleich noch Luke mit dazu?
    Als das dann mit „Operation Starlight“ losging, war ich dann wohl entweder zu müde und geistig nicht mehr auf der Höhe oder ich hab es einfach nicht richtig gelesen und dann falsch interpretiert. Auf jeden Fall hab ich ab dem Moment darauf gewartet, wann denn jetzt endlich besagter Beacon auftaucht (als Sammelpunkt, zum Erforschen, whatever). Mittlerweile hab ich aber das Gefühl, dass es einfach nur ein ganz (sorry für den Ausdruck) billiger Versuch war, das aktuelle Projekt von Kennedy’s Story Group auf „Teufel komm raus“ zwischen den Zeilen zu bewerben, ohne einen echten Mehrwert für den Leser zu bieten. Die Staffel heißt „Starlight“ … das war’s dann aber auch schon. Wow! Da hätte ich Charles Soule nach seinem Einstand „Light of the Jedi“ etwas mehr zugetraut.
    Was die Sache mit Lobot angeht, hatte ich ebenfalls ein ziemliches Störgefühl. Für mich war das nicht die Rebellion (bzw. Leia), die ich bisher kennen gelernt hatte. Ich weiß, dass Cassian Andor einiges getan hat, was fragwürdig war. Das wurde ja bereits in RO recht deutlich gemacht. Aber Leia, und das, wofür sie steht, ist mE besser als das … reiner … noch nicht so vom Krieg verbittert und gefühllos gemacht. Jetzt aber plötzlich einen Menschen, der sich (mehr oder weniger freiwillig ) dazu bereit erklärt hat, zu helfen, einfach so zu opfern, wie man es sonst nur aus Filmen kennt, wenn der eiskalte General seine eigenen Leute opfert zum Wohl aller, find ich völlig out-of-character. Bis zu diesem Zeitpunkt fand ich Lando und seine krummen Geschäfte mit Jabba ehrlich gesagt ein wenig undankbar bzw. sogar hinterhältig. Zum aktuellen Zeitpunkt stehe ich aber absolut hinter seiner Entscheidung, weil ich es wohl genauso machen würde. Wenn die ach so tolle und ehrenhafte Rebellion sich einen feuchten Kehricht um mich oder meinen Freund kümmert, muss ich eben zusehen, wie ich zurecht komme. Und wenn das bedeutet, die Rebellion zu hintergehen, so sei es.
    Und mir gefallen diese Gedanken bzw. Sympathien einfach nicht. Das läuft gefühlt einfach in die komplett falsche Richtung. Für was kämpfen die denn nochmal? Nicht auch für jeden einzelnen? Anscheinend nicht (mehr)!
    Und wenn man jetzt bedenkt, dass es bis ROTJ nur noch wenige Monate sind, wo alle wieder ganz dicke miteinander sind, bin ich echt gespannt, wie sie das Dilemma auflösen wollen. Evtl. könnte es helfen, Lando auch noch mal in Karbonit einzufrieren? Vielleicht ändert das ja seine Meinung und Loyalität plötzlich und er lässt Lobot fallen wie ne heiße Kartoffel (immerhin sieht man ihn ja in ROTJ auch gar nicht mehr).

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