Mit dem heutigen, fünften Heft der neuen Doctor Aphra-Reihe geht der Handlungsbogen Fortune and Fate zu Ende, aber die Handlungsbögen sind ja bei fortlaufenden Reihen immer in eine länger währende Geschichte integriert, so dass sich der nächste Handlungsbogen nahtlos anschließen wird.
Damit ihr euch beim Lesen nicht wie Aphra unliebsamen Überraschungen ausgesetzt seht, hier die Warnung: Wie bei den Marvel-Mittwoch-Artikeln üblich, können Rezension und Leser-Kommentare Spoiler enthalten, da wir frei mit euch über das Heft diskutieren möchten.
Zum Inhalt
Aphra und ihre Crew finden sich nach ihrer Gefangennahme im letzten Heft nun als „Gäste“ von Ronen Tagge in dessen privater Galerie auf Canto Bight wieder. Hier sollen sie nach Ronens Vorstellung erst der Zerstörung der beiden Ringe und dann ihrer eigenen beiwohnen. Aber zuvor zeigt und erzählt er ihnen alles stolz. Alles scheint sehr gut vorbereitet zu sein und nach seinem Plan zu verlaufen, bis Aphra das Wort ergreift und Ronens selbstzerstörerische Grundstimmung geschickt ausnutzt, um ihn zu einer Überprüfung der Legende hinter den Ringen anzustiften. Bereitwillig und scheinbar rücksichtslos schickt sie dafür Professor Eustacia Okka als Versuchsobjekt ins Rennen.
Ronen willigt ein und wird nun Zeuge der vermeintlichen Macht der kombinierten Ringe, denn er erkennt nicht, dass TA-418 den Test in der Desintegrationskammer manipuliert hat. Dafür meint er nun, geschickt verführt von Aphras Worten, seine eigene strahlende Zukunft zu erkennen. Der wirklichen Welt für einen Moment entrückt findet er sich stattdessen unversehens selber in der Desintegrationskammer wieder, denn Aphra hatte auf genau diesen Augenblick gewartet und wendet nun unterstützt von ihrer Crew, der der Trick hinter dem Versuch nun ebenfalls bewusst wird, ihr Schicksal. Natürlich läuft es nicht so glatt wie es Aphra erhofft hatte, aber gemeinsam schaffen sie es, Tagges Quartier in ein brennendes Inferno zu verwandeln und diesem auch noch – mit nicht ganz leeren Taschen – zu entkommen.
Aphras explosive Wendung bleibt natürlich ihren weiteren Gegenspielern nicht verborgen und setzt auch noch andere Dinge in Bewegung, die sie wohl in den kommenden Heften mehr in Bewegung halten werden, als es ihr lieb ist. So tritt nun Domina Tagge auf den Plan und auch Lucky könnte eine ganz andere Rolle annehmen, als ihm bislang zugedacht war. Und wie es so ist, Legenden haben meist irgendwo einen wahren Kern.
Die Umsetzung
Alyssa Wong ist es gelungen eine interessante Geschichte zu erzählen und bis zuletzt spannend zu halten. Dies gelang ihr auch dadurch, dass sie die Geschichte nie einfach im Chaos versinken ließ, um zu schauen, was sich dann daraus erhebt, wie wir es in der Vergangenheit in dieser Reihe oft gesehen haben. Ihre Figuren handeln durchweg im Rahmen des ihnen Möglichen und bleiben so glaubhaft. Was den gewaltigen Vorteil mit sich bringt, dass dann eben auch chaotische Szenen die Handlung selbst nicht ins Chaos stürzen, sondern der Plan dahinter stets erhalten und sichtbar bleibt. Mit dieser soliden Grundausrichtung von Aphra und ihrem Gegenspieler Ronen Tagge gelingt es Wong eine komplexe, facettenreiche Geschichte an sehr interessanten Orten zu entwickeln, der man zu jedem Zeitpunkt als Leser gerne weiter folgen will.
Marika Cresta und Rachelle Rosenberg bleiben ihrem künstlerischen Stil ebenfalls treu und liefern damit überwiegend ein wirklich sehr gutes Ergebnis ab. Und auch Joe Caramagna nutzt seine Möglichkeiten als Letterer, um die gesprochenen Inhalte ins rechte Licht zu rücken. Also auch hier ein rundum gelungenes Paket, welches Marvel diesen Mittwoch abliefert.
Dem aufmerksamen Leser wird zudem nicht entgangen sein, dass das Künstler-Team an einer Stelle ein etwas mehrdeutiges Statement macht, welches man auch als Kommentar zur Sequel-Trilogie verstehen könnte. Es könnte aber auch sein, dass wir Star Wars-Fans da vielleicht etwas zu viel hineininterpretieren.
Zusätzlich zu dem normalen Cover von Valentina Remenar gibt es noch ein von Terry and Rachel Dodson gestaltetes Variantcover, welches man auch oben in der Galerie mit den Vorschaubildern betrachten kann.
Fazit
Mir haben dieses Heft und auch der ganze Handlungsbogen zuvor sehr gut gefallen. So darf es gerne weitergehen! Dieser Neustart hat die Serie zu alten Stärken zurückgeführt und ihr auch neue, interessante Aspekte hinzugefügt. Hier hat sich ein alter Spruch aus der IT bewahrheitet: Reboot tut gut!
Am 25. November geht die Geschichte mit Heft #6, aber einem neuen Künstler-Team, weiter. Ray-Anthony Height übernimmt dann von Marika Cresta.
Der Sammelband zu diesem Handlungsbogen wird ab dem 26. Januar 2021 erhältlich sein. Man kann ihn bereits bei Amazon vorbestellen.
Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgabe, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Wirklich perfekt gelungener neuer erster Handlungsbogen für Aphra! Die Wiedereinführung der Familie Tagge in den Kanon hat der Reihe wirklich gut getan – aber nach Eternal Rur in Gillens Aphra-Reihe war es ja quasi schon gute Tradition, im ersten Arc ein Konzept aus den klassischen Marvel-Comics wiederzubeleben. 🙂 Bin gespannt, wie sie Domina hier charaktierisieren werden – nach ihrem Auftritt in Star Wars #108 ist sie modernen Lesern ja auch keine ganz Fremde mehr.
Und der Seitenhieb auf TROS hat gesessen. Man kann ihn fairerweise auch positiv interpretieren, aber da Alyssa Wong ausgerechnet dem Antagonisten Ronen Tagge diese Worte in den Mund gelegt hat, bin ich mal so zynisch und sage, dass das nicht nett gemeint war. 🙂
Wie findet Ihr den Zeichenstil für Aphra in diesem Comic? Finde das die neuen Comics die eigentlich hübsche Aphra immer schlechter/anders darstellen als in den ersten Comics.
Ja, der ständige Wechsel ihres Aussehens ist schon etwas problematisch. Und mit dem neuen Handlungsbogen ab Heft #6 sieht sie schon wieder etwas anders aus, was ich dort in der Rezension auch anspreche. Scheinbar lässt man den Illustratoren bei Marvel sehr viel freie Hand.