Wer bin ich?
Quinlan Vos
Der 101. Band der Star Wars Comic-Kollektion aus dem Hause Panini füllt eine Lücke in der Kollektion, die sie in den letzten paar Bänden selber erst gerissen hat. In Das dunkle Portal sind zwei Serien der Reihe Republik enthalten, welche die Hefte Republik #19 bis einschließlich #26 umfassen. Beide handeln vom Kiffar-Jedi Quinlan Vos. Jedi-Dämmerung stammt aus der Feder von John Ostrander und wurde von Jan Duursema gezeichnet, dem Team, welchem ich selber mit die größten Erfolge des Star Wars Legends-Comic Universums anrechne. Das dunkle Portal wurde von Pat Mills geschrieben und von Ramon Bachs gezeichnet.
Wir befinden uns im Jahr 31 VSY, einige Zeit nach Episode I – Die dunkle Bedrohung. Wir sehen einen Mann in Jedi-Roben mit gelben Strich über der Nase und langen schwarzen Haaren. Wer gut aufgepasst hat, wird ihn auch auf Tatooine schon gesehen haben. Doch wer ist er? Nun, das fragt er sich selber auch, denn offenbar hat der Gute sein Gedächtnis verloren. Gut, wir wissen natürlich, dass es sich um Quinlan Vos handelt. Wenn wir ihn schon zuvor nicht gekannt haben sollten, dann hat ihn der Einleitungstext noch einmal vorgestellt. Dabei gibt dieser allerdings zu denken, dass es auch ohne weiteres Wissen in den Comic einzusteigen, denn es ist der allererste Auftritt von Vos als Protagonist in einem Legends-Werk. In Die Malastare Mission aus Band 97 der Comic-Kollektion befindet er sich auf der Mission, die ihm letztlich das Gedächtnis kostet. Ebenfalls neu mit dabei ist Vos‘ Schülerin: Aayla Secura, die seit Episode II – Angriff der Klonkrieger ein Teil des Star Wars-Universums ist und die ein Charakter ist, der erstmals in den Printmedien auftrat. Nicht zum ersten Mal sehen wir Vilmarh Grahrk, den Devarionaner, der in den frühen Tagen der Republik-Reihe gerne als Handlungskatalysator benutzt wurde und der mich inzwischen ziemlich nervt, aber für Quinlan mehr als einmal eine große Rolle spielen wird.
In der Handlung lernt Vos schnell, dass er ein Jedi ist und gewisse Fähigkeiten besitzt, doch erinnert er sich dauerhaft nicht an seine Vergangenheit. Dank besagter Fähigkeiten erfährt er zwar Fakten über sich und seine Padawan, doch kommen die eigenen Erinnerungen so nicht mehr zurück. Ich bin mir auch nicht sicher, ob diese jemals wieder zurückkehren, da ich mich nicht erinnern könnte sowas in den Klonkriege-Teilen der Republik-Reihe gelesen zu haben, in denen Quinlan eine Hauptrolle einnimmt. Andeutungen werden aber hier schon gemacht, da bei Aayla eine kontinuierliche Behandlung mit der Droge Glitzeryll (Mischung aus Glitzerstim und Ryll) notwendig ist, um sie gefügig zu halten.
Gastauftritte haben Mace Windu, Bib Fortuna und wie könnte es anders sein: Darth Sidious, der die Fäden in der Hand hält, wie bei den meisten Geschichten dieser Ära.
Ich muss sagen, dass diese Quinlan-Geschichte mich positiv überrascht hat. Besonders da er selber sein Gedächtnis verloren hat und damit wirklich nur das weiß, was der Leser sieht. So kommen keine ex Machina Situationen vor und die Handlung schreitet plausibel voran. Da Vos hier auch noch ein unbeschriebenes Blatt ist, kommt sein Edgy-Character aus den Klonkriegen hier auch noch nicht so durch, was ich für den Charakter als sehr positiv empfinde.
Auch Duursema hat wunderbare Arbeit geleistet, wie man es von ihr gewohnt ist.
Auch die zweite Geschichte ist eine Quinlan Geschichte, wobei dieser hier nach Dathomir geschickt wird. Von seinem verlorenen Gedächtnis wird nicht mehr gesprochen. Also ist es entweder zurückgekehrt, oder es wird einfach komplett ignoriert, da er sich an kaum etwas erinnern kann. Die Dathomir-Hexen versuchen jedenfalls ein „Portal der Unendlichkeit“ zu öffnen, mit welchem die inzwischen zu Kwi degenerierten Kwa in der Frühzeit der Galaxis gereist sind. Die Kwa bereisten die Galaxis schon vor den Anfängen des Jedi-Ordens und waren im Jahr 21.000 VSY fast vollständig von der Bildfläche verschwunden – wie in Dawn of the Jedi nachzulesen ist. Sie sind auch, mehr oder weniger, Schuld am Aufstieg der Rakata, die in der galaktischen „Neuzeit“ zum Aufstieg des Imperiums ebenfalls ausgestorben sind.
Nachdem die Schwestern dabei versehentlich den Planeten Ova zerstören, sieht der Rat sich gezwungen Quinlan zu schicken. Dieser macht hier eine beachtliche Charakterentwicklung durch und verhält sich wieder komplett wie ein Jedi, wenn auch teilweise etwas unkonventionell.
Neben der wieder sehr innovativen Storyline, die mir gut gefallen hat, weil sie wirklich spannend zu lesen war und keinen Einheitsbrei servieren wollte, stechen vor allem die Zeichnungen von Ramos Bachs heraus, der sichtliche Freude daran hatte, die Nachtschwestern möglichst sexy zu zeichnen. Dabei schafft er es aber, sie nicht unnötig zu sexualisieren, wenn man bedenkt, dass die Schwestern im Prinzip die Amazonen des Star Wars Universums sind.
Insgesamt gebe ich dem 101. Band fünf von fünf Holocrons, weil ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt habe und es seit langem wieder ein Band ist, der eine gute Geschichte enthält und zeitgleich relevant ist.
Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar!