Rezension: LEGO Star Wars Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden – Neuausgabe

In diesem Jahr feiert LEGO sein 20-jähriges Star Wars-Jubiläum. Seit 1999 erscheinen von der dänischen Firma bereits LEGO-Sets und aus diesem Grund veröffentlichte DK in diesem Jahr auch eine aktualisierte Neuausgabe ihres Lexikons mit (fast) allen Sets aus einer weit weit entfernten Galaxis. Als großer LEGO-Fan und UCS-Sammler war ich natürlich gespannt, mit was diese Neuausgabe aufwarten wird, auch wenn ich altersmäßig wohl eigentlich nicht die Zielgruppe dieses Werks bin.

Zum Inhalt

Gegenüber der Ausgabe aus dem Jahre 2009 bietet dieses Buch 64 mehr Seiten Inhalt. Dies liegt natürlich vor allem an dem größerem Portfolio der LEGO-Gruppe, das durch die neuen Filme und weitere UCS-Sets in den vergangenen Jahren stark angewachsen ist. Grundlegend finde ich die Aufteilung dieses Buches sinnvoller als die dessen Vorgängers. Hier unterteilt man die Kapitel nämlich in die Ären der Republik, des Bürgerkriegs und der Ersten Ordnung und nicht mehr in „Kino-Saga“ und „The Clone Wars„. Dadurch wirkt das Lexikon geordneter und mehr im Einklang mit anderen Enzyklopädien außerhalb des LEGO-Kosmos und dem Kanon. Zu Beginn erhalten wir einen schönen Zeitstrahl, der aus jedem Jahr der LEGO-Reihe ein besonderes Set auswählt und ins Zentrum stellt. Dafür entfällt aber die komplette Auflistung mit Bildern aller erschienenen Sets, wie sie 2009 noch am Anfang zu finden war.

Jede Seite widmet sich entweder einer wichtigen Figur (Obi-Wan, Anakin, Luke, Han Solo), einem bestimmten Schauplatz (Tatooine, Todesstern) oder einem besonderen Set (Millennium Falke, Sternzerstörer, Kanonenboot). Die Erklärungstexte verbinden dabei meist geschickt eine Zusammenfassung der Geschehnisse aus den Filmen (oder Serien) und den Funktionen, die dieses Set aufweist. Generell würde ich das Buch als eine gelungene Mischung aus LEGO-Katalog und Star Wars-Enzyklopädie beschreiben, das gerade für jüngere Leser den Einstieg in die Star Wars-Literatur vereinfachen sollte.

Was mir etwas gefehlt hat, waren Kästen mit einer Art „Set-Historie“. Beispielsweise erfährt man auf den Doppelseiten zum Kanonenboot oder zur Wolkenstadt nichts davon, dass es bereits vor diesen Ausgaben frühere Sets gab. Diese Übersicht gab es zwar im Vorgänger auch nicht zu jedem Set, aber durch die Auflistung aller bis 2009 erschienen LEGO-Sets am Anfang des Buches konnte man dies in Erfahrung bringen, was nun hier nicht mehr möglich ist. Da dieses Buch in meinen Augen auch eine Art Chronik aus 20 Jahren LEGO Star Wars darstellt, ist das etwas, das ich besonders vermisst habe.

Man hat leider auch in der aktualisierten Version nicht davon abgelassen, Doppelseiten einzubauen, die eine Betrachtung im Hochformat notwendig machen. Ich empfinde so etwas immer als störend und denke, dass es auch möglich sein sollte, Sets im normalen Format adäquat zu präsentieren. Während ich jedoch bei der Darstellung von Vaders Festung aus dem Jahre 2018 diese Darstellung noch verstehen kann (auch wenn das Innenleben keine DIN A3 Darstellung erfordert), macht die Wahl solcher Seiten für die Darstellung der Imperialen Sturmtruppen in meinen Augen keinen Sinn.

Schön jedoch finde ich, dass man davon abgesehen hat, Sets zwangsläufig als Kollektiv zu präsentieren. Das bedeutet, dass beispielsweise der Speeder der Scouttruppen auf Endor aus dem Set Ewok Village von 2013 auch auf der Seite zu sehen ist, die sich mit den Sturmtruppen beschäftigt, und das Dorf an sich erst später auf einer Doppelseite. Mit dieser Entscheidung wird der Enzyklopädie-Anstrich noch deutlicher erkennbar.

Etwas schade finde ich die teilweise fehlende Aktualisierung von Sets. Die Seite zum Sternzerstörer beispielsweise ist eine 1:1 Kopie aus der vorherigen Version, obwohl 2014 ein neues Sternzerstörer-Set erschien. Auf dieser Seite findet sich dann seltsamerweise auch die von mir geforderte „Set-Historie“ die aber das später erschienene und damit neuere Set als Randinformation abhandelt und die Doppelseite weiterhin dem Set aus dem Jahre 2006 überlässt. Diese fehlende Aktualisierung kann ich nicht verstehen, zumal man ja auch Sets wie den alten UCS Millennium Falken aus dem Jahr 2007 gegen das neuere UCS-Modell von 2017 ausgetauscht hat.

Als neuer Abschnitt im vierten Kapitel (spezielle Sets) wurden neben den Planeten, baubaren Figuren und Microfightern auch die LEGO Legends eingeführt. Darin sind nun Sets wie der Fury-Abfangjäger aus SWTOR oder die Rogue Shadow aus The Force Unleashed zu finden. Dies erfolgte natürlich als Konsequenz des Kanon-Schnitts aus dem Jahre 2014. Außerdem präsentiert LEGO in diesem Kapitel noch ihre eigenen Kreationen, die unter anderem für die Freemaker Adventures erschienen sind. Abgerundet wird das Kapitel dann noch mit einer erweiterten Übersicht der UCS-Sets (Ultimative Collectors Series) und einer Auswahl der seit 2011 erschienenen LEGO Star Wars-Adventskalender.

Zuletzt widmet sich das Buch noch dem Blick hinter die Kulissen. Darin erfahren wir mehr über die Entstehung eines LEGO-Sets (unter anderem am Beispiel des baubaren Porgs von 2018) und wohin die Zukunft das LEGO-Team führen wird. Hier muss ich jedoch sagen, dass die Einblicke hinter die Kulissen im Lexikon aus dem Jahre 2009 besser waren, auch wenn die damalige „Wall of Text“ mit dem Stil des restlichen Buches brach, so erfuhr man wesentlich mehr als in der Version von 2019. Auch die auf der letzten Seite präsentierten Fan-Kreationen sind zu großen Teilen die selben wie aus dem Vorgänger, wobei sich innerhalb der letzten 10 Jahre ganze YouTube-Kanäle dem Thema MOCs gewidmet haben und auch von LEGO und Lucasfilm stärker beachtet werden. Hier hätte man also einige neuere und passendere Fan-Kreationen darstellen können.

Die Aufmachung

Das Cover des Buches wirkt deutlich edler als das aus dem Jahre 2009. Man hat zumindest darauf verzichtet, die dargestellten Sets zu beschreiben und stattdessen nur die Namen unter die Figuren und Fahrzeuge gesetzt, auch wenn dies auf einem Cover genauso unnötig ist. Der allgemeine Stil im Inneren ist jedoch fast identisch zu dem aus dem Jahre 2009, was ich aber als positiv bewerten würde. Die Seiten wirken insgesamt nicht mehr zu überladen, was auch daran liegt, dass man The Clone Wars-Sets nun mit in die Übersichtsseiten (Armee oder Flotte der Republik) eingearbeitet hat und nicht alle Sets auf einer Seite abhandeln muss wie es in der älteren Version der Fall war.

Was ich jedoch ein klein wenig vermisst habe, ist das Daumenkino, welches in der Version von 2009 entweder Luke kämpfend mit dem Lichtschwert oder marschierende Klonsoldaten darstellte. Natürlich wirkte das vielleicht etwas kitschig, war aber für die Zielgruppe eine schöne Idee.

Exklusive Minifigur: Finn im Bacta-Anzug

Die Minifigur

Da wir primär Literatur bewerten, möchte ich nicht zu detailliert auf die Figur eingehen. Vielmehr möchte ich meine Ernüchterung darüber teilen, genau diese Figur ausgewählt zu haben. Natürlich ist die Figur von Finn im Bacta-Anzug eine sehr exklusive Figur (in welches Set wollte man sie auch reinpacken?) aber sie ist eben auch eine sehr belanglose Figurenwahl. In Episode VIII sieht man Finn ganze zwei Minuten (maximal) in diesem Anzug und sie repräsentiert auch keinen besonderen Moment der Star Wars-Saga. Wenn ich diese Figur mit dem hervorragenden Duo aus Luke (Version 2009) und Han Solo (Lexikon der Minifiguren 2012) in der Yavin IV-Auszeichnungsversion mit Medaille vergleiche, empfinde ich die Wahl von Finn im Bacta-Anzug einfach nur als verschenktes Potential. Wieso nicht Luke in seiner Version auf Crait? Oder Leia in der Version der Medaillenverleihung auf Yavin IV? Trotz alledem wartet die Figur mit vielen Details auf und ist allgemein auf einem hohen Niveau, was aber auf (fast) alle Figuren der heutigen LEGO-Sets zutrifft.

Fazit

Mit der aktualisierten Neuauflage des LEGO Star Wars Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden liefert uns DK eine schöne Enzyklopädie die dazu einlädt, 20 Jahre LEGO Star Wars-Geschichte zu erkunden. Die Texte erklären neben der Handlung im Film auch die Sets und durch die vielen neueren Modelle, die dargestellt werden, hat das Buch auch einen deutlichen Mehrwert, selbst wenn man die ursprüngliche Version aus dem Jahre 2009 schon besitzen sollte. Trotzdem fehlt es an einigen Ecken an wirklicher Innovation. Die Minifigur allein stellt meines Erachtens keinen Anreiz dar, dieses Buch zu kaufen, und der „Chronikcharakter“ geht aufgrund der fehlenden Übersicht über alle Sets etwas verloren (hier sollte man wohl eher zum Ultimate LEGO Star Wars Book greifen). Trotzdem wird jeder LEGO-Fan und Sammler (und alle die es werden wollen) Spaß mit diesem Werk haben.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken DK für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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