Rezension: Star Wars Adventures #18 von IDW

Heute erscheint bei IDW Publishing mit Star Wars Adventures #18 ein neues Comicheft für Leser aller Altersklassen, das in zweierlei Hinsicht einen Wendepunkt für IDW darstellt. Zunächst beginnt in diesem Heft IDWs Antwort auf Marvels Age of Star Wars-Reihe. IDW liefert in je drei Heften pro Trilogie Abenteuer mit Charakter-Duos aus den drei Ären der Saga; den Anfang machen logischerweise die Prequels. Außerdem ist diesmal zum letzten Mal ein Teil von Flight of the Falcon enthalten; zwar erscheint im März noch ein One-Shot, der die Story abschließen wird, aber in Adventures #19 kehren die Tales from Wild Space mit Emil Graf zurück.

Mit freundlicher Unterstützung von IDW konnte ich die beiden Comics übers Wochenende bereits lesen und präsentiere euch heute wie gewohnt meine Rezension!

Die Hauptstory: Raiders of the Lost Gundark

Hinter diesem fantastischen Titel-Wortwitz, der sich vor Indiana Jones verneigt, verbirgt sich ein Comic von Delilah S. Dawson (Phasma, Black Spire) und Derek Charm (Tales from Vader’s Castle), in dem sich Königin Amidala gemeinsam mit Jar Jar Binks in der Zeit nach Episode I (aber vor dem bald erscheinenden Roman Queen’s Shadow) gemeinsam für Boss Nass auf die Suche nach einem wertvollen Gungan-Relikt begeben. Einen ersten Einblick liefern euch die Vorschauseiten von IDW:

Auf den ersten Seiten des Comics kann man direkt sehen, dass Padmé noch Königin ist, als Delilah S. Dawson sie mit Jar Jar auf ein Abenteuer schickt. Liest man nur den Comic, so ist es etwas unglaubwürdig, dass Panaka sie einfach so alleine von dannen ziehen lässt. Ich hatte das Glück, Queen’s Shadow bereits gelesen zu haben, sodass sich für mich erschloss, weswegen Padmés Sicherheitschef ihr nicht widerspricht, aber ganz glücklich bin ich immer noch nicht darüber, dass sie ganz ohne eine ihrer Zofen/Leibwächterinnen loszieht. Immerhin ist sie das Oberhaupt eines Planeten.

Ansonsten hat Dawson Padmé aber wunderbar getroffen und es ist auch schön mit anzusehen, wie sie gemeinsam mit Jar Jar durch Naboos idyllische Landschaft streift und Abenteuer erlebt. Das hat mich visuell ein bisschen an die Hobbit-Filme erinnert. Jar Jar selbst ist hier natürlich der alte Tollpatsch, trägt zugleich aber auch sinnvoll zur Handlung bei und ist keine Karikatur seiner selbst, wie bisweilen in The Clone Wars. Das rechne ich Dawson als jemand, der Jar Jar seit der ersten Stunde mag, hoch an.

Über Derek Charms Arbeit habe ich bei meinen Rezensionen zu Tales from Vader’s Castle bereits das eine oder andere Wort verloren – leider nicht immer positiv. Hier bin ich aber zufrieden mit seiner Leistung. Neben Kindercomic-Zeichnern wie Ingo Römling oder Nick Brokenshire verblasst sein Schaffen in meinen Augen immer noch. Da er hier aber nicht so starke Tuschestriche wie in Vader’s Castle verwendet und für Naboos Landschaft auch eine passende Farbpalette zusammengestellt hat, kann sich sein Werk hier sehen lassen. Seine Padmé gefällt mir sogar sehr.

Mein größter Kritikpunkt an dieser Geschichte betrifft ihre etwas enttäuschende Auflösung, die für Kinder sicherlich witzig sein mag, für mich aber das ganze Abenteuer etwas entwertet hat. Boss Nass hatte in diesem Falle auch eher etwas von Yoda. Aber beim Namen des Artefakts („Shinyblobball“) hätte ich mir diese Auflösung auch denken können…

Alles in allem ist Raiders of the Lost Gundark mittelmäßige Adventures-Kost, die ihre Hauptfiguren zwar respektvoll behandelt, im Großen und Ganzen aber komplett zu vernachlässigen ist.

Die Zusatzstory: Flight of the Falcon, Part 5: Grand Theft Falcon

Die Wortwitze in den Titeln gehen weiter – ebenso wie die von der Ersten Ordnung beauftragte Jagd der Spionin Bazine Netal auf den Millennium Falken. Dabei erzählen Autor Michael Moreci, Zeichnerin Arianna Florean und Koloristin Adele Matera diesmal eine Geschichte von äußerster Relevanz für die Zeit nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Wir erfahren nämlich, wie und wieso der Waffenschmuggler Gannis Ducain dereinst Han Solo seine große Liebe stahl und wie es ihm nach diesem Verbrechen erging. All dies erzählt Ducain Bazine, die sich nach einem Hinweis von Lady Proxima mit ihm getroffen hat.

Ohne große Vorrede: Nach dem eher mittelmäßigen Teil 4 (siehe meine Rezension) ist Moreci hier ein Glanzstück gelungen, das zwar nicht ganz ohne Makel ist, aber für jeden Pflichtlektüre sein sollte, der mehr über den Verbleib des Falken im Vorfeld von Episode VII erfahren möchten. Die ersten Panels etablieren wunderbar die Figur des Ducain im Kontext der Saga – ein Versager, der sich in Maz Kanatas Schloss herumtrieb und die große Chance abwartete. Die bot sich, als Maz ihm einem etwas gealterten Schmuggler namens Han Solo vorstellt, der nach Chewbaccas Heimkehr zu seiner Familie einen neuen Partner sucht…

Ducains Erzählung macht ihn zu einer weitaus sympathischeren Figur, als ich erwartet hätte, und am Ende vielleicht sogar ein Stück zu reumütig und sympathisch (das Medium „Kindercomic“ schlägt zurück!), aber es wird dennoch plausibel dargestellt, wie er den Falken gestohlen und letzten Endes für Verbrechen verwendet hat, die dem alten Han sicher nicht gefallen hätten. Nur so viel sei verraten: Die Erste Ordnung ist mit im Spiel. Moreci lässt aber offen, wie genau die Irving Boys ihn wieder um das Schiff erleichtert haben, sodass dort noch Raum für künftige Geschichten um Ducain ist, den ich in Anbetracht des Endes sowieso wiederzusehen erwarte/hoffe.

Das Duo Florean/Matera hat sich in den letzten Heften außerdem auch zeichnerisch bewährt und ich hoffe, dass die beiden Damen noch lange an Star Wars arbeiten dürfen. Lediglich die Darstellung von Han Solos Alter fand ich in manchen Panels etwas fragwürdig – mal hat er mehr graue Haare, mal weniger. Genau lässt sich also nicht sagen, wann er den Falken verlor, aber es war wohl mindestens ein Jahrzehnt vor Das Erwachen der Macht.

Ein wirklich gelungener Comic mit passenden Auftritten von Han Solo und Maz Kanata, die sowohl Hans Charakter als auch die Zeit zwischen der klassischen Trilogie und den Sequels weiter entwickeln, während der in Episode VII nur kurz erwähnte Ducain als denkwürdige neue Figur etabliert wird.

Was Lando Calrissian allerdings auf Arianna Floreans schön gezeichnetem Cover zu suchen hat, kann ich nach Lesen der Ausgabe aber immer noch nicht erklären…

Fazit

Während die Hauptstory über Padmé und Jar Jar nur etwas für Kinder und absolute Komplettisten ist, kann ich den fünften Teil von Flight of the Falcon vorbehaltslos empfehlen. Es hat mich sehr gefreut, dass IDW endlich ein relevantes Stück Star Wars-Geschichte erzählen durfte!

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplares!

3 Kommentare

  1. Auch wenn es eher ne Kinderstory ist: die Zeit zwischen Ep I und II war schon im LEU sehr spartanisch behandelt und ist jetzt noch fast komplett unerforscht im neuen Canon. Daher freue ich mich über die Story, da ich diese Ära von SW sehr liebe!

    1. Rein optisch geschätzt. Siehst ja an dem Cover. Aber das kann wie erwähnt auch künstlerische Freiheit sein… warten wir mal ab, bis sich das durch weitere Werke näher konkretisiert.

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