Am 15.11. startete mit Marvels Heft Doctor Aphra #14 der ein Handlungsstrang rund um die moralisch flexible Archäologin unter dem Titel Remastered. Autor Kieron Gillen und sein neuer Co-Autor Simon Spurrier verraten im Interview mit CBR schon ein wenig darüber, was uns in diesem Handlungsstrang erwarten wird. Außerdem gibt es schon einige Vorschauseiten aus Doctor Aphra #15, welches am 20.12. erscheinen wird.
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Die große Überraschung am Ende von Doktor Aphra #14 ist ja, dass deine Hauptfigur nun in den Fängen ihres alten Droiden, Triple-Zero, ist. Es sieht so aus, als hätte Zero seine kriminelle Gang, die Son-Tuul Pride, in eine Macht, die man nicht unterschätzen sollte. Was kannst du uns über deren Macht und Einfluss sagen? Und haben sie ein spezifisches Ziel?
Kieron Gillen: Als ich angefangen habe Aphra zu planen, gefiel mir die Idee eines „Staffel-Modells“. So dreht sich das erste Jahr hauptsätchlich um Rur. Es geht größtenteils um Aphra, die ihre seltsamen Schulden bezahlt und versucht, Triple-Zero und Black Krrsantan loszuwerden. Das war dann wie: „Weißt du, was witzig für das zweite Jahr wäre? A), Triple-Zero ist der Haupt-Antagonist und B) der Boss.“ Das erschien mir als ein brauchbarer Handlungsbogen.
Ich möchte nicht wirklich viel über die Son-Tuul Pride sagen. Wir hören in Ausgabe #14 an den Punkt auf, wo Aphra nicht mehr die Kontrolle hat. Die Kontrolle hat nun Triple-Zero und der hat Pläne. Er hat offensichtlich einige Druckmittel gegen sie, von denen ihr sicherlich einige rauslesen könnt. Und da gibt es noch etwas, das er unbedingt haben möchte. Er wendet die ganze Energie der Organisation dafür auf, und da ist auch Aphra eingeschlossen.
Triple-Zero ist ein komplizierter Droide, also denke ich, dass es noch andere Gedanken und Gründe für ihn gibt, als Habgier, Macht und Folter.
Auf ihrer Mission steht Aphra eine neue Figur namens Rexa bei. Was könnt ihr uns über sie sagen?
Gillen: Die ursprüngliche Idee für sie war, dass sie wie Lobot ist. Ich wollte eine große, körperliche Figur mit der Präsenz eines Lobot. Einen Lobot, der dir den Arm brechen könnte, hielt ich für eine lustige Idee. Ihr werdet viel davon in Sis [Simons] Arbeit an der zweiten Ausgabe sehen. Wir kooperieren beim Schreiben, indem ich eine Ausgabe schreibe und Si schreibt verschiedene Ausgaben und dann weben wir die Dinge zusammen.
Die Besetzung, die in der zweiten Ausgabe des Handlungsstrangs auftaucht und auf dem Cover von Heft #15 zu sehen ist, ist eine interessante Gruppe von Sonderlingen. Es sind Leute, die schon in Star Wars aufgetreten sind und Figuren, die wir ganz neu erschaffen haben. Rexa passt in diese Mischung hinein, denn wenn man eine Figurenkonstellation wie bei Das dreckige Dutzend haben will, dann will man gerne die Reaktion hervorrufen: „Oh, die kenne ich.“ In Rexas Fall ist sie ein Cyborg, eine körperlich einschüchternde Frau und eine Killerin.
Spurrier: Ich versuche gerade das genaue Teil zu finden, das wir an ihrem Koopf befestigt haben. Es ist nicht genau dasselbe wie Lobots, aber ähnlich. Gefunden! Rexa Go: weiblicher Mensch mit einem AJ^3 Cyborg-Konstrukt. Ich glaube, das ist ein früheres Modell als das von Lobot.
Gillen: Ja, Aphra ist ein archäologischer Comic. Bei vielem, was wir tun, graben wir alte Star Wars-Ideen aus. Wir haben uns Dinge angesehen, die schon im Kanon sind oder Dinge, die einmal Kanon waren und wieder eingeführt werden können. Wir erfinden also vieles, ziehen aber auch einiges aus den Archiven, wenn man so möchte.
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Eine Figur, die plötzlich in Ausgabe #14 wieder in Aphras Leben aufgetaucht ist, war Tolvan, die früher imperialer Captain war, und nun Lieutenant ist. Es fühlt sich so an, als gäbe es da eine deutliche Chemie und Anziehung zwischen ihr und Aphra. Aber wenn man bedenkt, dass Tolvan eine Imperiale ist, deren Mentor Inspektor Thanoth war, glaube ich, dass sie ein kontrollierteres, geordneteres Leben vorzieht. Ist das eine faire Beschreibung für sie?
Gillen: (lacht) Ein Haupteinfluss auf diesen Handlungsstrang ist der Film Out of Sight, in dem ein Krimineller von einer Gesetzeshüterin verflogt wird und es eine gewisse Chemie zwischen den beiden gibt. Als wir Tolvan für den ersten Handlungsstrang von Aphra erfanden, war das die ungefähre Handlung, die wir im Sinn hatten. Ich dachte, wenn wir dann im zweiten Jahr sind, wird sie definitiv interessiert sein. Es ist so eine Sache von „Gegensätze ziehen sich an“, aber Tolvan ist eine Frau, die von einer militärischen Organisation schlecht behandelt wurde.
Was ich an Tolvan mag, ist dass sie ihr das Imperium nicht besonders wichtig ist. Sie ist eine Karrieristin und das Imperium bietet gute Karrierechancen. Wenn du eine militärische Neigung hast, im Star Wars-Universum aufgewachsen bist und vorankommen willst, was machst du dann? Du schließt dich der Organisation an, die es schon gibt. (lacht) Sie ist also definitiv böse, aber die Frage ist, als wie böse sieht man sie an?
Spurrier: Es gibt eine wirklich schöne Rede in Ausgabe #17 oder #18, genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Darin geht es um die Gründe, warum Leute auf Ordnung stehen. Ich will nicht zu viel verraten. Ihr werdet es dann schon lesen. Es gibt allerdings eine Vielzahl an Gründen. Einer davon trifft auf Aphra zu und die Serie kommt immer wieder darauf zurück. Wenn man bedenkt, wer Aphra ist, warum ist sie dann bereit, eine Marionette von Vader zu sein und von all den Dingen, die ihr in der Vergangenheit passiert sind? Eine der Antwortmöglichkeiten trifft auch auf Tolvan zu.
Sie sind also sehr gegensätzlich, gleichen sich aber in der Hinsicht, dass sie sich beide aus unterschiedlichen Gründen von hierarchischen Strukturen hingezogen fühlen.
Was könnt ihr uns noch über die Stimmung und die Handlung in diesem Handlungsstrang erzählen? Was ihr vorhin über die Zusammenstellung des Teams gesagt habt, klingt fast nach einer Art Heist-Story.
Spurrier: Ja, es ist großteils eine Heist-Story. Der Witz an der Sache ist, dass die Leute, die daran beteiligt sind, nicht notwendigerweise die ganze Zeit über wissen, was sie eigentlich zu stehlen versuchen. Und wenn sie wissen, was sie stehlen wollen, dann wissen sie sicher nicht, wie sie es stehlen sollen.
Das Cover von Ausgaben #15 zeigt ein Team von Sonderlingen, wie Kieron es schon beschrieben hat. Sie sind alle wichtige Figuren in der Heist-Story. Worauf wir uns besonders freuen, ist, dass sie alle wirklich aufregende Charaktere sind. Jeder von ihnen könnte eigen eigene Geschichte tragen und keiner von ihnen ist sicher, wie wir schnell sehen werden. Sie werden nicht alle aus dieser Sache wieder rauskommen.
Was könnt ihr uns über die Heist-Crew-Mitglieder sagen, die wir kennenlernen werden?
Gillen: SPRICH ÜBER DEN DROIDEN!
Spurrier: Ja, es gibt einen Droiden namens Dek-[Nil]. Er ist eine von Aphras Kreationen. Er ist im Grunde ein umfunktionierter Droideka, einer der alten Zerstörer-Droiden aus den Klonkriegen. Ihm wurde einiges an alten Wahrscheinlichkeitsprogrammen installiert, was bedeutet, dass er die Welt als Stränge von Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten sieht. Noch wichtiger ist, dass seine existentiellen Schaltkreise neu verdrahtet wurden. (lacht) Er tanzt also durch sein Leben in einem Traum von wundervoller, psychedelischer, göttlicher Verbundenheit. Wenn Grant Morrison ein Droide wäre, wäre er Dek-[Nil].
Gillen: Ja, wenn Grant Morrison ein Droide wäre und wirklich gerne Leute erschießen würde. (lacht) Er ist ein angenehmer, psychedelischer Droideka. Und er ist wundervoll. Das passt genau zu Aphra. (lacht) Man fragt sich nur: „Aphra, warum hast du so etwas gebaut?“
Spurrier: (lacht) Weil sie es kann.
Wir könnten noch sehr viel mehr über die anderen Figuren erzählen, was wir aber nicht tun werden. Ein kleiner Vorgeschmack: Es gibt eine Defel – das ist diese Werwolf-artige Kreatur, die in der Mos Eisley Cantina auftaucht. Sie ist extrem sarkastisch. Es gibt auch einiges an Action rund um Tookas – das sind die süßen, knuddeligen Biester. In Heft #17 findet auch ein überraschender Gastauftritt statt. Ich kann noch nicht mehr darüber sagen, als dass die Figur bis zum Ende des Handlungsstrangs bei uns bleiben wird.
Was könnt ihr über die Orte sagen, die die Figuren besuchen werden, und über die Charaktere, die sie treffen werden?
Gillen: Rebellen, Imperiale und eigentlich alles andere. Sie kommen und stehlen von so gut wie jedem.
Eins meiner Lieblingssachen beim Schreiben von Aphra ist es, wenn sie an einen Ort geht und es dazu ein Drei-Viertel-Bild gibt, im Sinne von „Cool! Schau dir das an!“ Im Grunde geht Aphra an einen Ort uns sagt: „Cool! Schaut euch das mal an! … Lass uns ein paar Sachen stehlen.“ (lacht)
Spurrier: Normalerweise braucht man drei Seiten, bevor aus einem „Cool“ ein „Ahh, es wird uns umbringen!“ wird.
Emilio Laiso wird euch bei der Umsetzung der nächsten Phase von Aphra unterstützen, der auch schon an der Rogue One-Adaption mitgearbeitet hatte. Er kennt sich im Star Wars-Universum aus und hat dazu große Emotionen und Humor. Was genießt ihr am meisten an seiner Arbeit?
Gillen: Er ist großartig, seine Arbeit errinnert mich an Nick Bradshaw. Sie hat viele von diesen klaren, europäischen Linien und hat dazu noch ein bisschen von diesem post-Bradshow-Cartoonstil. Alles scheint wirklich lebendig zu sein. Es ist absolut klar und man erhält wirklich schöne Emotionen zwischen den Figuren.
Am besten gefällt mir, dass er mit dem Anfangspanel den Orten einen wirklichen Sinn gibt. Wenn Aphra an diese Orte geht, denkt man sich schnell: „Oh ja, ich kenne diese Orte.“
Spurrier: Er muss recht viele komplizierte Sachen zeichnen. Wenn man ein sieben- bis achtköpfiges Team hat, das während eines Raubzuges herumrennt, ist es ziemlich schwer, von einem Künstler zu erwarten, dass nicht nur alle Figuren vorkommen, sondern dass sie auch genug Raum haben, um etwas charakterisiert zu werden. Man will auch, dass man auf den Dialog acht gibt, all das sind wirklich herausfordernde Dinge, die ich an meine armen, leidenden Künstler vergebe. (lacht) Aber Emilio hat das wunderbar gemeistert. Also gute Arbeit.
Wie gefallen euch die Vorschauseiten und die Pläne der beiden Autoren?
Carl Georg hat an der Übersetzung des Interviews mitgearbeitet.