Rezension: Star Wars: supereasy von Christian Blauvelt

Star Wars: supereasy - Als Einsteiger durch die Galaxis (26.09.2017)
Star Wars: supereasy – Als Einsteiger durch die Galaxis (26.09.2017)

Star Wars-Einsteiger „in Nullkommanichts zum Experten“ machen – das verspricht uns das Buch Star Wars: supereasy – Als Einsteiger durch die Galaxis von Christian Blauvelt, welches am 26. September dieses Jahres bei Dorling Kindersley im Rahmen der Journey to Star Wars: The Last Jedi erschien. Aber kann man eine so umfangreiche Saga überhaupt noch kurz und knapp auf 200 bebilderten Seiten verständlich und auf den Punkt gebracht zusammenfassen? Oder führt solch ein Unterfangen automatisch zum Info-Overload? Ich bin nun zwar kein Star Wars-Neuling, versuche – nein, tue! – aber trotzdem mein Bestes, mich bei der Bewertung dieses Buches auch in die Lage eines Einsteigers zu versetzen.

Der Aufbau des Buches

Das Sachbuch gliedert sich grob in zwei Teile. Im ersten Teil werden die Basics über die Star Wars-Galaxie und das Fandom vermittelt. Beispielsweise wird erklärt, was die Macht, Jedi und Sith jeweils sind, was es bedeutet, durch den Hyperraum zu fliegen, welche Aliens es gibt, warum der „erste Film“ Episode IV heißt und in welchen unterschiedlichen Reihenfolgen man die Filme schauen kann. Im zweiten, etwa dreimal so langen Teil werden dann die bisherigen acht Filme nach Erscheinungsdatum geordnet genauer unter die Lupe genommen. Die beiden TV-Serien The Clone Wars und Rebels werden ganz knapp mit jeweils einer Doppelseite abgehandelt. Ganz am Ende, nach einem kleinen Ausblick auf Die letzten Jedi, findet sich noch ein Glossar, eine Liste von kultigen Zitaten aus den Filmen und eine Aussprachehilfe.

Die einzelnen Unterkapitel zu den Filmen sind immer gleich aufgebaut. Auf eine Doppelseite mit einem großen Bild aus dem Film und einem zentralen Zitat folgt eine graphische Darstellung des Handlungsverlaufs. Auf der nächsten Doppelseite wird die Handlung dann nochmals genauer mit mit mehr Text erläutert und es gibt eine bebilderte Übersicht der „Guten“ und „Bösen“, die in diesem Film auftreten. Die folgenden Doppelseiten widmen sich dann jeweils einer Figur oder einem Thema (z.B. „Wer ist Lando Calrissian?“, „Was ist die Erste Ordnung?“ oder „Braucht die Republik eine Armee?“). Die meist letzte Doppelseite des Kapitels stellt dann die Hauptschlacht des Films graphisch dar, zeigt, welche Parteien und Schiffstypen darin involviert sind, warum gekämpft wird und wie diese Schlacht ausgeht.

Damit ihr euch die Doppelseiten, die ich euch beschrieben habe, besser vorstellen könnt, seht ihr in der Galerie unten einige Vorschauseiten aus der englischen Ausgabe.

Gute Fragen

Da sich Star Wars: supereasy an Einsteiger richtet, ist es meiner Meinung nach besonders passend, dass die meisten Seiten des Buches die Form eines Frage-Antwort-Spiels zwischen einem ahnungslosen Neuling und einem Experten haben. Der Neuling eröffnet dabei das „Gespräch“ mit einem Punkt, der ihm nicht klar war, der Experte antwortet und der Neuling hakt weiter nach. So stehen die einzelnen Fragen nicht für sich, sondern ergeben sich aus der vorigen Antwort. Diese Gesprächsform trägt sicher viel dazu bei, dass sich der Neuling verstanden und an der Hand genommen fühlt, und sorgt auch für ein aufgelockertes Layout, sodass sich das Buch wirklich angenehm liest und den Leser nicht mit Textwänden erschlägt. Die Fragen, die gestellt werden, sind tatsächlich die, die man von Neulingen immer mal wieder hört, und meist sind es wirklich gute und sinnvolle Fragen. Beispielsweise wird gefragt, ob die Sith dasselbe sind wie das Imperium, ob „Hutt“ ein Titel ist, was Lukes Visionen in Episode V bedeuten oder warum Rogue One nicht Episode VIII ist, wenn es doch der achte Film ist. Teilweise stellt sich der fiktive fragende Neuling aber auch selten dämlich an und fragt zu beispielsweise zu Darth Vader „Er ist echt böse, oder?“, was meiner Meinung nach selbst für einen Einsteiger mehrere Stufen zu naiv klingt.

Die Menge der Informationen, die dabei vermittelt wird, ist meiner Meinung nach noch gut verdaulich. Klar wird sich jemand, der Star Wars vor der Lektüre noch gar nicht kannte, nicht jedes Detail merken können, aber man hat nicht das Gefühl, mit Infos überschüttet zu werden. Zentrale Wissenshäppchen werden auch immer mal wiederholt, wenn sie wieder aktuell werden. Erfrischend an diesem Sachbuch ist auch, dass hier gar nicht, wie in den meisten anderen Sachbüchern, versucht wird, eine möglichst vollständige Auflistung von Nebenfiguren, Alien-Rassen, Kreaturen, Fahrzeugen, usw. zu bieten. Es werden einfach einige wichtige Vertreter vorgestellt und der Rest bleibt unerwähnt. Eine richtige Entscheidung, die berücksichtigt, dass es Neulingen erst mal wirklich ziemlich schnuppe sein dürfte, wie beispielsweise die Kreaturen in der Arena in Angriff der Klonkrieger heißen. Ebenfalls eine gute Entscheidung ist es, den Leser nicht, wie in vielen anderen Sachbüchern, mit Infos aus zig Staffeln The Clone Wars zuzuballern. Dass die Serien nur am Rand auftauchen und Lust auf mehr machen, ergibt durchaus Sinn.

Hilfreiche Meta-Informationen

Star Wars: supereasy beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, Fakten aus den Filmen zu vermitteln, sondern spricht auch darüber hinausgehende Informationen über das Fandom an, die für Neulinge hilfreich sein können, um nicht in Fettnäpfchen zu treten. So wird der Leser hier beispielsweise explizit darauf hingewiesen, dass es unter echten Fans als unschick gilt, „Laserschwert“ zu sagen, dass der Plural von Jedi niemals „Jedis“ ist und dass die Han-shot-first-Szene, die Ewoks und Jar Jar im Fandom durchaus kontroverse Themen sind.

Auch die Aussprachehilfe im hinteren Teil kann, trotz ihrer sehr eingeschränkten Möglichkeiten der Darstellung von Lauten, einem Neuling teilweise gute Dienste leisten. Dass hier allerdings in der deutschen Ausgabe das englische „th“ in „Darth“ als stimmloses „s“ dargestellt wird (die Lautschrift für „Darth Sidious“ lautet „darß ßI-die-us“), ist für mich als Englischlehrerin und Fan von Sprachen absolut inakzeptabel. Wie der Übersetzer, Marc Winter, welcher ja wohl auch die englische Sprache sehr gut kennt und liebt, so eine Obi-Wan-Gedächtnis-Lautschrift niederschreiben kann, ohne körperliche Schmerzen zu erleiden, wüsste ich wirklich gerne.

Unscharfe Zielgruppe und das Spoiler-Problem

Leider wird im ganzen Buch nicht so recht klar, zu welchem Zeitpunkt der Neuling das Buch denn nun lesen soll. Zu Beginn wird so getan, als ginge man von einem Leser aus, der noch keinen Film gesehen hat. (Wobei ich mich schon frage, welcher Mensch 200 Seiten detaillierter Abhandlungen über eine Filmreihe lesen will, die er noch nicht gesehen hat.) Dann wird jedoch im allgemeinen ersten Teil in Form eines Skywalker-Stammbaums erst mal kräftig gespoilert, indem hier ein gewisser „Anakin Skywalker (Darth Vader)“ als Vater von Luke und Leia angegeben wird. In der Anleitung, in welcher Reihenfolge man die Filme sehen soll, wird dann aber wieder gesagt, man könne erst die Original-Trilogie und dann die Prequels schauen, damit „die große Enthüllung“ in Episode V den maximalen Effekt hat. Und im Kapitel zu Episode IV wird so getan, als könne man Obi-Wans Ausführungen zu Vader und Anakin trauen. Das alles scheint sehr inkonsistent. Wieso spoilert man im allgemeinen Teil, als hätte der Leser Episode V schon gesehen, um später dann wieder so zu tun, als wolle man die Überraschung bewahren? Auch auf der Seite zu Rebels wird ordentlich gespoilert, welche altbekannten Figuren alle auftauchen, wobei ich das hier als weniger schlimm ansehen würde, da Neulinge sich diese Information wahrscheinlich sowieso nicht merken werden und beim Schauen der Serie einige Zeit später trotzdem überrascht wären.

Sprache

Die Sprache, die in Star Wars: supereasy verwendet wird, ist zwar größtenteils in Ordnung, stellenweise dann aber doch zu flapsig und pseudo-hipp. Das fängt schon beim Titel an. Warum kann man den englischen Titel Star Wars Made Easy nicht einfach wörtlich mit „Star Wars leicht gemacht“ übersetzen? Warum muss es „supereasy“ sein? Und dann wird auch noch ständig alles Mögliche als „cool“ bezeichnet. Krennics Cape ist cool, die rote Farbe auf Crait ist cool, Reys Fähigkeiten sind cool, Yodas „Moves“ sind cool, usw. Meiner Meinung nach können die Leser dieses Buches doch ganz gut selbst entscheiden, was sie cool finden und was nicht und müssen sich dabei nicht vom Autor bevormunden lassen. Stellenweise macht die Sprache sogar den Eindruck, als hätte man Chuck Wendig als Gast-Texter eingeladen („Zwei Todessterne und die Starkiller-Basis machten dank X-Flüglern kawumm!“). Allerdings muss man sagen, dass dies wirklich nur Einzelfälle sind und das Buch im insgesamt gut lesbar ist.

Kleine Fehler

Auch ein paar kleine Fehler haben sich in das Buch eingeschlichen, wobei DK an einem „Fehler“ keine Schuld trifft. Dass Colin Trevorrow zum Zeitpunkt des Erscheinens seit gut drei Wochen nicht mehr Regisseur von Episode IX sein würde, konnte sicher keiner ahnen. Dass Reys Gleiter allerdings auf der Seite „Wie kommt man quer durchs All?“ unter der Überschift „Ausgewählte Raumschiffe“ ziemlich fehl am Platze ist, hätte schon mal jemandem auffallen können. Und ob man „Möge die Macht mit dir sein“ wirklich mit „Tschüss und mach’s gut“ gleichsetzen kann, finde ich auch ziemlich fragwürdig.

Fazit

Insgesamt ist Star Wars: supereasy ein Buch, das sich wirklich auf die wichtigsten Fakten konzentriert und sich nicht in unnötigen Details verliert. Man bekommt hier wirklich in kürzester Zeit einen Überblick über alles, was man rund um Star Wars wissen muss, ohne dass das Buch anstrengend zu lesen wäre. Ob ich es wirklich jemandem in die Hand drücken würde, der noch gar keinen Film gesehen hat, bezweifle ich. Hier muss man abwägen, wie Spoiler-empfindlich die Person ist. Bei Kindern, die Star Wars kennenlernen, kann ich mir auch gut vorstellen, dass man ausgewählte Seiten aus dem Buch gemeinsam mit ihnen liest, da schwer verständliche Sachverhalte dank der Frage-Antwort-Form wirklich gut erklärt werden. Star Wars: supereasy ist also ein sehr informatives und auf die Zielgruppe der Einsteiger abgestimmtes Buch, bekommt aber leichte Abzüge in der B-Note für den inkonsistenten Umgang mit Spoilern, die zu „coole“ Sprache, und den „Darssss“. Somit komme ich insgesamt auf 4 von 5 Holocrons.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Die Rezensentin vergibt 4 von 5 Holocrons!

Wir danken Dorling Kindersley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Habt ihr Star Wars: supereasy vielleicht schon an einem echten Star Wars-Neuling getestet oder habt ihr es vor?

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