Rogue One ist ein Film, der Fanherzen spaltete: Auf der einen Seite preisen viele Fans die Rückkehr in das „originale“ Krieg der Sterne-Setting sowie die unzähligen „Easter Eggs“ und Referenzen. Auf der anderen Seite werden die Charaktere in verschiedenen Dimensionen kritisiert. Mittlerweile habe ich den Film unzählige Male gesehen – sogar auf einer Wahlkampfveranstaltung eines Kandidaten mit den Nachnamen „Stawars“, welcher den Film zum 40-jährigen Star Wars-Jubiläum im Kino hat zeigen lassen. Dennoch weiß ich immer noch nicht, ob mir der Film wirklich gefällt. Auch unzählige Kommentare – den von Red Letter Media kann ich besonders empfehlen – konnten meine Meinung nicht festigen.
Aus diesem Grund lag meine letzte Hoffnung in der Romanversion von Alexander Freed, die am 22. Mai bei Penhaligon erschien. Bei selbigem Verlag erschien auch der Roman zu Das Erwachen der Macht. Kann mich der Roman vollkommen überzeugen und Hintergrunde des Filmplots verdichten? Das erfahrt ihr in meiner Rezension zum Roman Rogue One: Eine Star Wars Story. Schauen wir uns zunächst den Klappentext des Romans an:
Während der finstere Schatten des Imperiums auf immer weitere Teile der Galaxis fällt, machen beunruhigende Gerüchte die Runde. Die Rebellion hat Kenntnis von einer finsteren Verschwörung des Imperiums, die das alleinige Ziel verfolgt, sämtliche Welten des Universums zu unterjochen. Weit vom Imperium beherrschten Raum nähert sich der Bau einer Raumstation von unvorstellbarer Zerstörungskraft angeblich zusehends seiner Fertigstellung – und das Schicksal des Universums liegt allein in den Händen einer Rebellengruppe…
Falls ihr die Romanversion von Das Erwachen der Macht gelesen habt, werdet ihr merken, dass sich die Romane gestalterisch wenig unterscheiden: Beide Romane erzählen die Filmgeschichten mehr oder weniger identisch. Dazu gibt es einige Zusatzinformationen. In diesem Roman sind es vor allem die inneren Monologe der verschiedenen Charaktere sowie kleinere Ergänzungen hinsichtlich des Dialogs, welche wohl dem Schnitt des Films zum Opfer wurden.
Wie die meisten Leser wissen werden, erzählt der Roman die Geschichte der Rebellen, die die Pläne für den ursprünglichen Todesstern gestohlen haben. Es ist ein klassisches Himmelfahrtskommando, dessen Ausgang bereits durch den Eröffnungstext von Eine neue Hoffnung vorgegeben ist. Der Plot des Romans stellt uns viele verschiedene Planeten sowie Schauplätze vor und lässt uns eine Vielzahl an Charaktere kennenlernen. Einige dieser Charaktere sind uns schon durch andere Geschichten bekannt. So gibt es ziemlich viele subtile und weniger subtile Referenzen zu Eine neue Hoffnung. Daneben finden sich sogar Anspielungen auf die Animationsserie Rebels. Die Geschichte des Romans ist sehr ernst und spannend, wird aber hier und dort durch K-2SO und seine komischen Auflockerungen gut durchmischt. Der Roman sowie der Film enden im Wesentlichen kurz vor den Ereignissen von Episode IV in einem würdigen Finale.
Den Roman zeichnet eine sehr hohe Qualität aus. Die Darstellungen der Charaktere Jyn Erso, Cassian Andor, K-2SO, Bohdi Rook, Saw Gerrera, Baze Malbus und Chirrut Imwe sind äußerst präzise und das Buch liefert ein schönes Wiedersehen mit den Charakteren von der Kinoleinwand. Tatsächlich wird ein Großteil des Romans für die Charakterentwicklung aufgebracht. Dennoch erscheint die Zeit, in welcher bestimmte Charaktere verwendet werden, sehr ausgewogen. Dies ist ziemlich wichtig, wenn man an die Schar an Charakteren denkt, die uns der Film präsentiert. Daneben ist der Schreibstil von Alexander Freed gewohnt flüssig und mitreißend. Besonders überzeugt hat mich die Übertragung ins Deutsche: So hat mir beispielsweise gefallen, dass „Stardust“ im Filmroman mit „Sternenstaub“ übersetzt wurde, was der englischen Bedeutung näher kommt als das „Kleiner Stern“ aus der Filmsynchro selbst.
Besonders positiv anzumerken ist, dass der Roman einen größeren Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere – und somit in die Hintergrundgeschichte – erlaubt. Dies habe ich mir erhofft, da einige Motive in der Filmversion eher undeutlich skizziert werden. In dieser Art und Weise konnte ich Jyns sowie Cassians Handlungen besser nachvollziehen. Die Relevanz der Mission wird durchaus deutlicher. Daneben erhascht der Leser weitere Gespräche zwischen Galen Erso und Direktor Krennic sowie bessere Einblicke in die Rivalität zwischen Krennic und Tarkin. Besonders die Darstellung von Krennic hat mir gefallen; so erscheint er im Roman eher als ein gewitzter Bösewicht.
Weiterhin finden sich zwischen den Kapiteln des Romans Einschübe in der Form von Dokumenten, beziehungsweise „ergänzenden Daten“. Sie bieten einen tieferen Blick in die Hauptkapitel des Buches und beantworten einige offene Fragen. Diese „Schnipsel“ an Informationen haben mir sehr gefallen und würden aus meiner Sicht eine Grundlage für ein interessantes eigenständiges Buch bieten.
Abschließend möchte ich jedoch eine Problematik des Romans ansprechen: Die Emotionen der Charaktere entsprechen oft nicht den Emotionen der Filmversion, was zu Irritationen führen kann. Ob dies daran liegt, dass Alexander Freed den Film beim Schreiben nicht zu Gesicht bekommen hat, kann nur vermutet werden.
Der Film Rogue One erscheint besser, je öfter er geschaut wird, weil es eine enorme Menge an Hintergrundgeschichten gibt, die bei der ersten Betrachtung des Films verwirrend sein können. Das Lesen der Romanversion kann diese Hintergrundgeschichten verdichten. Leider haben diese Zusätze für mich nichts am Gesamtgefühl des Films verändert. Dennoch handelt es sich bei Rogue One: Eine Star Wars Story um einen soliden sowie angenehm zu lesenden Roman, der auf Basis meiner Rezension vier von fünf Holocrons erhält. Wenn ihr den Film mögt, werdet ihr auch sehr wahrscheinlich den Roman mögen. Wenn ihr dem Film nicht sonderlich viel abverlangen könnt, dann wird auch dieser Roman nicht eure Meinung ändern.
Wir danken Penhaligon für die großzügige Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Lest zudem auch die Rezension meiner Kollegin Ines, die auf der englischen Ausgabe basiert.