Nachdem ich in den letzten Monaten herausgefunden habe, dass In-Universe-Sachbücher wie Star Wars Propaganda oder der Galaktische Atlas genau mein Ding sind, wollte ich mir noch mehr Werke aus dieser Ecke vornehmen. Und wo könnte ein bekennender Jedi-Fan wie ich da besser beginnen als beim Jedi-Handbuch The Jedi Path (deutscher Titel: Das Buch der Jedi) von Daniel Wallace?
Das 2010 erstmals erschienene und mittlerweile zu den Legends gehörende Werk ist in diversen Ausgaben erhältlich. Auf Englisch kann man es einzeln, in einem Schuber zusammen mit dem Book of Sith oder in einem Schuber gemeinsam mit dem Book of Sith, dem Bounty Hunter Code und dem Imperial Handbook erwerben. Dieses Viererset habe ich auch in meinem Schrank stehen. Auf Deutsch ist das Buch der Jedi nur einzeln oder im Zweierschuber zusammen mit dem Buch der Sith zu haben. Wer genügend Kleingeld übrig hat, kann sich außerdem in der englischen Deluxe-Edition den dazugehörigen Schrein zulegen. Eine Übersicht der verschiedenen Veröffentlichungsformen findet ihr am Ende der Rezension.
Konzept
The Jedi Path ist als In-Universe-Handbuch angelegt, das von Jedi-Schülern im alten Orden genutzt wird. Das Besondere an diesem Buch ist, dass wir nun nicht irgendeine von tausenden Kopien des Buches in der Hand halten, sondern genau das Buch, das über die Jahrzehnte hinweg durch die Hände von Meister Yoda, Thame Cerulian (Meister von Dooku), Dooku, Qui-Gon Jinn, Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker und Ahsoka Tano gegangen ist. Nach dem Ende des Ordens fiel es Darth Sidious in die Hände und wurde zu Zeiten der Neuen Republik vom Meister des Neuen Jedi-Ordens, Luke Skywalker, wiederentdeckt. Alle Besitzer haben ihre Spuren in Form von handschriftlichen Randnotizen in dem Buch hinterlassen.
Aufbau
Das Buch ist analog zu den Rängen aufgebaut, die ein Jedi in seinem Leben durchläuft, und jedes größere Kapitel enthält Informationen, die in diesem Stadium für den Jedi wichtig sind. Es beginnt mit einer allgemeinen Einführung in den Jediorden, seine Geschichte und Philosophie und widmet sich dann in je einem längeren Kapitel den Rangstufen „Jedi Initiate“ (Anwärter), „Jedi Padawan“ und „Jedi Knight“ (Ritter).
Informationswert
Bevor man sich The Jedi Path als Informationsquelle zu den Jedi zulegt, muss man sich natürlich darüber im Klaren sein, dass viele der im Buch genannten Fakten nicht mehr kanonisch sind, da das Buch zu dem Legends gehört. Wenn einem das nichts ausmacht, dann bietet das Buch für einen Jedi-Fan durchaus viel Interessantes. So werden beispielsweise die verschiedenen Lichtschwertkampfstile beschrieben und bebildert, es wird erläutert, wie genau die Prüfungen zum Jedi-Ritter ablaufen, und verschiedene „Karrierewege“ für Jedi, je nach persönlicher Neigung und Talent, werden aufgezeigt. Vieles davon hatte ich schon in anderen Büchern gelesen, aber alle Informationen gebündelt in einem Buch zu haben, hat durchaus seinen Charme. Einige Informationen waren mir aber auch neu, vor allem, was das Wegnehmen machtbegabter Kinder aus ihren Familien angeht: Die Jedi haben in der Republik per Gesetz das Recht, machtbegabte Kinder aus ihren Familien zu nehmen, und rechtfertigen das damit, dass sie behaupten, die Machtbegabung gelte schon als die Zustimmung des Babys, dass es Teil des Ordens werden will. An der Stelle wurde mir angesichts der Auffassungen der Jedi schon ein wenig schlecht.
Obwohl das Buch so viel Information bietet, hat es doch nicht meine Erwartungen erfüllt. Es wird hier zu viel mit enzyklopädischem Wissen, Jedi-Fachbegriffen, technischen und organisatorischen Details und um sich geworfen, sodass die eigentliche Essenz des Jedi-Seins, die Macht, meiner Meinung nach auf der Strecke bleibt. Ich hatte mich vor dem Lesen des Buches eher auf ein philosophisches und ideologisches Werk, eine Art „Bibel“ der Jedi, gefreut. Stattdessen habe ich über weite Strecken nur ein Organigramm und einen Karriereratgeber bekommen. Daher war ich schon ein wenig von der fehlenden philosophischen Tiefe enttäuscht.
Die Randnotizen
Einzigartig an diesem Buch sind natürlich die Randnotizen der verschiedenen Figuren, die ihre eigenen Gedanken zu den Texten hinzugefügt haben. Diese sind mal mehr, mal weniger interessant. Der Charakter der Figuren und ihr Verhältnis zueinander ist darin eigentlich ganz gut eingefangen. So klingen Ahsokas Kommentare oft pragmatisch, Qui-Gon zeigt sich beeindruckt von der lebendigen Macht und Anakin hinterfragt vieles auf rebellische und arrogante Art. Amüsant fand ich auch, dass sogar beachtet wurde, dass viel Zeit zwischen dem Druck des Buches und den Kommentaren vergangen ist. So kommentiert beispielsweise Thame eine Zeichnung einer Datenkarte mit: „So haben Datenkarten damals ausgesehen? – Witzig!“ Am interessantesten fand ich aber, obwohl ich eigentlich Jedi-Fan bin, die Kommentare von Darth Sidious, welcher die fraglichen Ansichten und die Arroganz des Jedi-Ordens immer wieder herausfordert und so einen anderen Blickwinkel eröffnet. Lukes Kommentare werden meiner Meinung nach großteils damit verschwendet, Anekdoten aus seinem ereignisreichen Legends-Leben zu erzählen. Ein Großteil seiner Kommentare lautet „Das ist mir, als ich die Gruppe x auf dem Planeten y getroffen habe, auch passiert“ – oder so ähnlich. Das finde ich ein bisschen schade, da hier viel Potential verschwendet wird, Lukes ideologische Ansichten darzustellen.
Die Zeichnungen
Für die Illustrationen in The Jedi Path ist ein ganzes Team verantwortlich, nämlich Chris Reiff, Chris Trevas, Conceptopolis, Derek Thompson, Greg Knight, Jeff Carlisle, Kieran Yanner, Paul Allan Ballard, Ryan Hobson, Storm Lion Studios, Terryl Whitlatch und Tommy Lee Edwards. Die Zeichnungen haben mir durchweg gut gefallen und veranschaulichen schön, was in den Texten beschrieben ist. Der recht klassische Zeichenstil passt auch dazu, dass das Buch schon sehr alt sein soll. Hätte man hier beispielsweise einen modernen Comicstil verwendet, hätte das die Illusion ein wenig gestört.
Fazit
Insgesamt ist The Jedi Path ein interessantes Kompendium über den alten Jedi-Orden in den Legends. Allerdings legt das Buch mir persönlich zu wenig den Fokus auf die Ideologie der Jedi und zu viel auf Organisatorisches. Insofern vergebe ich solide vier von fünf Holocrons.