Rezension: Join the Resistance von Ben Acker & Ben Blacker

Die Jugendromane des neuen Kanons waren bis jetzt immer wieder für eine Überraschung gut und durchaus lesenswert. Werke wie Lost Stars, Servants of the Empire und Moving Target konnten auch erwachsene Leser überzeugen und gehören ebenfalls zu meinen Lieblingswerken. Nun also beginnt mit Join the Resistance von Ben Acker und Ben Blacker (mit Zeichnungen von Annie Wu) eine neue Jugendbuchreihe, die sich an Leser zwischen 8 und 12 Jahren richtet und auf welche ich also durchaus positiv gespannt war.

Join the Resistance (07.03.2017)
Join the Resistance (07.03.2017)

Im ersten Band von Join the Resistance begleiten wir den vierzehnjährigen Mattis Banz dabei, wie er sich dem Widerstand anschließt. Mattis wächst in einem Waisenhaus auf und wird aufgrund seiner guten Taten vom Widerstand entdeckt und rekrutiert. Dort wird er Teil der J-Staffel unter der Leitung des älteren Kadetten Jo Jerjerrod und findet in dem immer zu Streichen aufgelegten Dec, seinem „Bruder“, dem Droiden AG-90, der starken, aber klugen Sari, dem unnahbaren Zeltron-Mädchen Lorica und dem nervig-klammernden Rodianer Klimo schnell neue Freunde. Doch eines Nachts beobachten die Freunde ihren Ausbilder bei einer verdächtigen Aktivität. Welches Geheimnis verbrigt Jo vor dem Rest?

Die Figuren

Der Beginn des Buches mit der Vorstellung der Figuren ist etwas holprig und langatmig und hat es zumindest bei mir nicht wirklich geschafft, mir die Figuren sympathisch erscheinen zu lassen. Es ist zwar ein netter Zug von Mattis, dass er sich für gemobbte Kameraden einsetzt, aber wenn er sich dabei immer selbst auf die Schulter klopft und sich freut, wie heldenhaft er wieder mal gehandelt hat, dann hat das für mich einen schalen Beigeschmack. Bei Decs Vorstellung hingegen habe ich mich direkt an Aftermath: Empire’s End erinnert gefühlt. Ebenso wie die Figuren in diesem Werk treibt Dec die Handlung von Join the Resistance mit dämlichen, unüberlegten Handlungen voran und ging mir persönlich dadurch immer mal wieder auf die Nerven. Jo Jerjerrod ist noch die interessanteste Figur, da man bei ihm (theoretisch) nicht weiß, woran man ist. Praktisch aber wusste ich schon direkt bei der Entdeckung seiner verdächtigen Aktivität, worauf es hinauslaufen würde. Für jugendliche Leser mag das wahrscheinlich nicht so offensichtlich sein. Insgesamt strotzen die neuen Figuren aber nicht gerade vor Vielschichtigkeit.

Als bereits bekannte Figuren tauchen Temmin ‚Snap‘ Wexley und Admiral Ackbar auf, wobei Admiral Ackbar völlig falsch charakterisiert wurde. Erstens scheint er nichts Besseres zu tun zu haben, als sich persönlich mit irgendwelchem Piloten-Frischfleisch und deren Dummejungenstreichen auseinanderzusetzen. Und zweitens sagt er Sätze wie „You messed up!“ und „Do you think I’m a fish-headed moron?“ Versucht euch das mal aus dem Munde von Ackbar vorzustellen – das funktioniert einfach nicht.

Handlungsentwicklung und Spannungsaufbau

Wie schon oben erwähnt, startet der Roman etwas holperig mit einem Rückblick in Mattis‘ Zeit im Waisenhaus. Hier geht mir seine Rekrutierung durch den Widerstand etwas zu einfach. Ein paar Mal schwächeren Kindern geholfen und schon klopft der Widerstand in Form von Snap Wexley an deine Tür und will dich unbedingt als X-Wing-Piloten rekrutieren, weil du so ein guter Mensch bist? Na ja, da hab ich schon glaubhaftere Geschichten gehört. Diese Selbstverständlichkeit, mit der Mattis vom Widerstand direkt zur geheimen Basis auf D’Qar mitgenommen wird, klingt mir zu sehr nach Fan Fiction. Auch mit der Entwicklung der Freundschaft zwischen den Protagonisten gibt sich der Roman recht wenig Mühe. Deren Zusammenhalt als Gruppe wird kaum begründet, sondern einfach als Fakt präsentiert, den man als Leser hinnehmen soll.

Sobald der Verdacht aufkommt, Jo könnte ein Verräter sein, nimmt die Handlung endlich Fahrt auf und liest sich flüssiger. Stellenweise leidet Join the Resistance jedoch an Schwierigkeiten im Erzähltempo. So beobachtet eine Figur zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich anderweitig beschäftigt sein sollte, plötzlich Vögel. Diese Szene ist so plump eingebunden, dass sofort klar wird, dass diese Vögel noch eine Rolle spielen werden. Auch wird gegen Ende die Aussprache der Figuren nach der Auflösung des Rätsels urplötzlich durch den Angriff einer unmotiviert die Szene stürmenden Ansammlung sämtlicher Kreaturen und Monster aus der Originaltrilogie unterbrochen – ein meiner Meinung nach völlig unpassender, krasser Schnitt. Wenn die Hauptfrage des Romans schon geklärt ist, warum dann nochmals ein Kampf mit völlig beliebigen Gegnern? Auf der letzten Seite gibt es dann zum krönenden Abschluss noch einen ebenso komplett unmotivierten und aus heiterem Himmel auftauchenden Cliffhanger. Ein guter Handlungsaufbau geht anders.

Ein großer Teil des Handlungsverlaufs ist auch deshalb so vorhersehbar, weil die Autoren sich bewusst oder unbewusst recht stark bei Harry Potter und der Stein der Weisen bedient haben. Die Rebellenbasis ist quasi Hogwarts, die Ausbildungsstätte, aus der die Protagonisten fürchten ausgestoßen zu werden, weil sie immer wieder Regelverstöße begehen (aber es eigentlich dabei nur gut meinen). Mattis und sein Team sind Harry Potter und seine Freunde, welche auf einem unerlaubten Nachtspaziergang eine beunruhigende Entdeckung machen. Jo Jerjerrod dient als verdächtige Snape-Figur und Admiral Ackbar macht den Dumbledore, der die Helden selbst bei krassesten Regelverstößen nicht rauswirft, sie aber stattdessen in den Verbotenen Wald bzw. auf einen gefährlichen Planeten schickt und es (aus Gründen) nicht weiter für nötig hält, den verdächtigen Entdeckungen der Helden nachzugehen.

Moralische Fragen

Bei Jugendromanen ist es ja auch bis zu einem gewissen Grad wichtig, ob die Helden als Vorbilder dienen können und wie moralische Fragen behandelt werden. Bei der Darstellung von Gut und Böse ist Join the Resistance jedoch ein echter Tiefflieger und kann einem Vergleich mit der sich an dieselbe Altersgruppe richtenden Reihe Servants of the Empire, die sehr komplexe moralische Fragen angeht, nicht im Geringsten standhalten. Hier wird in extrem einfacher Sprache platteste „Wir sind die Guten, die sind die Bösen“-Rhetorik bedient. Mattis hat nicht die geringste Ahnung, was es mit dem Widerstand auf sich hat, als er sich ihm anschließt, und gibt sich mit folgender Auskunft zufrieden.

„You’re sure, you’re the good guys?“ Mattis asked.
„We definitely are,“ Snap said with a smile.

Würde Snap für den IS statt für den Widerstand rekrutieren, hätte er wohl dasselbe geantwortet und Mattis wäre aufgrund des Versprechens, ein heldenhafter Pilot werden zu können, mitgekommen. Mattis‘ unkritische Haltung gegenüber Gut und Böse wird auch an keiner Stelle hinterfragt, sondern von anderen Figuren noch bestätigt, was ich bedenklich finde. Die Zielgruppe des Buches mag zwar noch jung sein, aber etwas mehr Komplexität darf man ihr schon zumuten. In anderen Jugendbüchern funktioniert das ja auch.

Ebenfalls ziemlich daneben finde ich es, dass ein großer Teil des Buches der Rettung eines Droiden gewidmet wird, für den Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt werden, dass dann aber andererseits der Tod eines fühlenden Wesens mit einem schulterzuckenden „Wir konnten nichts mehr für ihn tun“ abgetan wird.

Informationsgehalt

Wer nun hofft, wenigstens ein paar neue Informationen aus dem Roman fischen zu können, wird leider ziemlich enttäuscht werden. Es gibt ein paar kleine Anspielungen auf aus anderen Werken bekannte Figuren, aber insgesamt erfahren wir nicht viel Neues. Ich hatte auch erwartet, einen Einblick in die Pilotenausbildung des Widerstandes zu bekommen, aber auch die findet abgesehen von einer Szene quasi nicht statt. Das Buch aufgrund seines Informationsgehaltes zu lesen, lohnt sich also definitiv nicht.

Fazit

Insgesamt kann ich das Buch weder für jugendliche noch für erwachsene Leser wirklich empfehlen. Für Erwachsene ist es zu langweilig, vorhersehbar und bietet zu wenige Informationen. Für Kinder im Zielgruppenalter zwischen 8 und 12 Jahren gibt es im Kanon schon so viele besser geschriebene und anspruchsvollere Romane (Servants of the Empire, Moving Target, The Weapon of a Jedi, Smuggler’s Run, Before the Awakening), dass man wirklich nicht zu Join the Resistance greifen muss. Ingesamt schafft es der Jugendroman bei mir nur auf zwei von fünf Holocrons.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Die Rezensentin vergibt 2 von 5 Holocrons!

Die deutsche Ausgabe erscheint Ende April und ist bereits auf Amazon.de¹ vorbestellbar.

13 Kommentare

  1. Hm. Kann mich dir da weitgehend anschließen. Bin gerade fertig geworden und frage mich auch, was das sollte. Extrem flache Charaktere (höchstens Jo hat da Potenzial), die sogar aktiv den Leser nerven (Mattis, Dec, Klimo). Ein lustlos zusammengeschusterter Plot mit hirnlosem, stark übertriebenem OT-Fanservice (Angriff der klassischen Filmmonster; Hass auf Gungans) … und dazu noch die potthässlichen Illustrationen von Annie Wu, die eigentlich auch besser zeichnen kann. Nett waren Anspielungen auf den Poe-Dameron-Comic, der zeitgleich stattfinden; diese hätten gerne etwas konkreter ausfallen können.

    Kriegt von mir auch nicht mehr als 2/5.

    Lest lieber „Diener des Imperiums“ und „Abenteuer im Wilden Raum“. Das sind zwei Reihen, die auch was taugen und den Kanon bereichern.

  2. Ich finde es persönlich etwas bedenklich, dass in diesem Buch praktisch Kinder zu Soldaten ausgebildet werden. Dass das Imperium so etwas gemacht hat, ist verständlich, immerhin wird es im neuen Kanon bisher nur als abgrundtief „böse“ beschrieben, aber wenn der Widerstand Kinder rekrutiert, ist das nichts anderes, als wenn der IS Kinder rekrutiert, um für ihre Sache zu kämpfen.

    Ich habe weder Diener des Imperiums noch Join the Resistance gelesen, da ich mich nicht für die Star Wars Kinderbücher interessiere, also kann es natürlich sein, dass ich da falsch liege.

    Da ich nicht vor habe dieses Buch zu lesen, ist Jerjerrod mit dem gleichnamigen Moff aus Episode VI verwandt?

    1. Ja, man sollte denken, dass es für den Widerstand reicht, junge Erwachsene zu rekrutieren. Dass die Protagonisten so jung sind, ist aber wohl der Zielgruppe geschuldet. Man will den jungen Lesern einfach identifikationsfiguren geben. Aber natürlich kommt das insgesamt etwas seltsam rüber.

      Bei „Diener des Imperiums“ liegst du wirklich falsch. Die Buchreihe ist erwachsener als ihr Cover aussieht und Florian und ich haben sie beide sehr gerne gelesen. Sie gehört zu meinen Top-Büchern im neuen Kanon und ist besser als viele „Erwachsenen“-Bücher.

      Jo Jerjerrod stellt sich natürlich als Verwandter des Moffs heraus, aber wie genau das Verwandtschaftsverhältnis ist, wird nicht gesagt.

  3. Mir scheint, wir haben nicht nur den gleichen Leseplan, sondern die gleiche Einschätzung. Ganz ehrlich, das Buch finde ich – auch wenn es für 8-12 Jahre geschrieben wurde – sogar noch grottiger als Aftermath und da gehört schon was zu.

    1. Ich hätte dem Buch auch gut nur ein Holocron geben können, aber war noch ein bisschen milde, da es sich um ein Jugendbuch handelt. Aber ja, es nimmt sich nicht viel mit Aftermath.

  4. Hmm vernichtende Kritik wie erwartet ?
    Eine Frage weil ich es wohl trotzdem lesen werde….. hat das Buch das Format von Ashoka und Lost Stars oder das Format vom Aliens Sammelband oder wieder ein neues Lucasfilm Press Hardcover Format ?

    1. Ja, das kenne ich, wenn man jeden Mist des Kanons trotzdem lesen muss! 😀 Das Buch hat das Format der Journey-Jugendromane „Smuggler’s Run“, „Moving Target“ und „Weapon of a Jedi.“

    1. Sorry, wenn es so rübergekommen sein sollte! 😉 Das Meisterwerk „Harry Potter“ kann natürlich nichts dafür, wenn unwürdige Schundliteratur wie „Join the Resistance“ sich aus seinem Ideen-Pool bedient. Nein, ich liebe Harry Potter natürlich! Deshalb ist es umso schlimmer, wenn andere Autoren daraus faul kopieren.

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