Wir leben in einer Welt, in der jeder schon einmal von Star Wars gehört hat. Doch wie kam es eigentlich dazu? Das fragten sich wohl auch die Redakteure bei Dorling Kindersley (kurz DK) und beauftragten den Autor Ryder Windham, der uns als eingefleischten Fans als Autor vieler Sachbücher und mal mehr und mal weniger gelungenen Jugendromanen bekannt ist, eine vollständige Chronik der Star Wars-Geschichte anzufertigen. Dabei sollte es sich nicht um eine In-Universe-Chronik handeln, sondern vielmehr um eine Entstehungsgeschichte des Universums. Für Neuauflagen holte DK zwei andere Autoren mit ins Boot: Daniel Wallace und Pablo Hidalgo. Die erste Version kam bereits am 29.09.2010 heraus. Klar, dass sich seitdem noch einiges getan hat. Bereits am 27.09.2012 erschien die aktualisierte Neuausgabe, die noch das gleiche Cover hatte. Am 28.10.2016 erschien die dritte Version, die für diese Rezension vorliegt und auch ein neues, schlichteres Cover mitbringt.
Das gute Stück ist in mehrere größere und viele kleinere Kapitel eingeteilt. Die größeren Kapitel sind: Das Leben vor Star Wars, Die klassische Trilogie, Zwischen den Trilogien, Die Prequel-Trilogie, The Clone Wars und mehr und Star Wars: Eine neue Ära. Windham schrieb dabei die ersten beiden Kapitel, Wallace das dritte und Hidalgo kümmerte sich um die zweite Hälfte. Jedes Jahr bekommt dabei ein eigenes kleines Kapitel, welches in seine zwölf Monate unterteilt ist.
Wie dürft ihr euch das Buch vorstellen? Nun, Die offizielle Geschichte ist eigentlich ein großes Geschichtsbuch, welches sich auf die Star Wars-Geschichte beschränkt. Es unterscheidet sich jedoch grundlegend von den Geschichtsbüchern in der Schule, denn es ist weniger Fließtext vorhanden. Es handelt sich vielmehr um einen Zeitstrahl, der in Buchform gebracht wurde und kurz und prägnant wichtige (und manchmal auch völlig unwichtige, aber interessante) Ereignisse rund um Star Wars anreißt und erklärt. So erfahren wir, woher der Name der Ewoks kommt, wer Lucas schon alles verklagt hat, dass Lucas Spaceballs vor Produktionsbeginn abgesegnet hat und so weiter und so fort. Doch nicht nur das – die Autoren gehen auch einen Schritt weiter und beziehen extrem viele an Star Wars beteiligte Personen und Firmen mit ein. So erfahren wir auch, wo Lucas zur Schule ging, dass er einmal Rennfahrer werden wollte und wie er zum Beispiel Steven Spielberg und Rick McCallum kennen gelernt hat. Außerdem wird erwähnt, welcher Film in den jeweiligen Jahren gut gelaufen ist und vor allem, an welchen weiteren Filmen Lucas, Spielberg, ILM und andere mit Star Wars in Verbindung stehende Personen beteiligt waren. Doch halt, es gibt noch mehr: Die Autoren gehen auch gesondert auf Kontinuitätsfehler im jetzigen Legends-Bereich ein und stellen einige von diesen heraus. (Einige davon haben wir in unseren Rezensionen ebenfalls schon angesprochen, haltet mal die Augen offen.) Dabei bleiben sie jedoch völlig sachlich und bringen keine eigene Meinung mit ein. Ihr seht also: Die offizielle Geschichte ist ein geschichtlicher Rundumschlag von 1977 bis heute.
Ich habe zugegeben sehr lange gebraucht, um das gute Stück zu lesen. Das lag aber nicht an der Geschichte und daran, dass mich Geschichte im Allgemeinen nicht interessiert, sondern daran, dass einfach so viele Informationen enthalten sind. Denn neben den oben genannten, sind auch andere, der realen Welt nähere Informationen enthalten, wie zum Beispiel, wer zu welchem Zeitpunkt amerikanischer Präsident war oder wie es um das irdische Raumfahrtprogramm bestellt war. Dabei sind zu den meisten Infos beeindruckende Bilder mit abgedruckt, wie eine Aufnahme der Voyager I und des Jupiters. Ich muss zugeben, dass das Layout stark gewöhnungsbedürftig ist. Das ist allerdings dem Umstand geschuldet, dass es viele große Bilderdrucke gibt, die einfach extrem viel Platz wegnehmen. Einige dieser Bilder sind auch komplett auf zwei Seiten verteilt gedruckt und einige andere sind so selten, dass sie zum ersten Mal in einem Buch abgedruckt wurden. Es gibt sogar ein Foto von George Lucas ohne Bart. In der deutschen Version gibt es zusätzlich eine Art Ticker im unteren Bereich, der wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte mit aufgreift, wie zum Beispiel, dass die Mauer gefallen ist.
Als Extra enthalten sind zwei (für mich relativ unbeeindruckende) Drucke aus der Produktionsphase zu Das Erwachen der Macht, die meiner Meinung nach überflüssig sind, da sie nicht zum Mehrwert des Buches beitragen.
Zur Bewertung kann ich natürlich nur fünf von fünf Holocrons vergeben. Die Autoren haben einen extrem guten Job gemacht, all die Informationen zusammenzutragen und in die richtige Reihenfolge zu bringen. Auch die Übersetzung von Marc Winter und Michael Schmidt verdient ein riesiges Lob, einzig die Layout-Abteilung möchte ich nicht überschwänglich loben, obwohl auch sie solide Arbeit abgeliefert hat. Die offizielle Geschichte von 1977 bis heute ist ein geniales Buch der modernen Geschichte und ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass es auch gut im Geschichts- oder Kunstunterricht eingesetzt werden könnte. Also massives Lob von meiner Seite.
Wir bedanken uns für dieses geniale Werk und für das Rezensionsexemplar bei DK.
Alle verwendeten Cover und Vorschauseiten sind © 2016 Dorling Kindersley Verlag, München, und werden mit freundlicher Genehmigung verwendet.
Definitiv ein toll gemachtes Buch und auch das chaotische Layout fällt einem nach einigen Seiten nicht mehr auf. Ich bevorzuge allerdings die englische Ausgabe mit dem Schuber, der das Buch im Regal schön stabilisiert. Ich konnte mir auf der Buchmesse mal das deutsche Werk zur Hand nehmen und bei der Masse und Dicke ist die Bindung beim aufrecht stehenden Buch schon ordentlich belastet.