Am 6. April startet bei Marvel die fortlaufende Comicreihe Poe Dameron als Ersatz für Kanan. Marvel.com liefert nun ein Interview mit Autor Charles Soule und Zeichner Phil Noto über die Planung der ersten großen Comicreihe in der Ära von Das Erwachen der Macht. Das Interview hat Forrest C. Helvie für Marvel geführt. Wir haben es für euch übersetzt.
Charles und Phil, bevor wir mit der Diskussion eurer Arbeit an der bevorstehenden Reihe Star Wars: Poe Dameron loslegen, bin ich neugierig: Wie oft habt ihr den Film Das Erwachen der Macht gesehen und was denkt ihr über den Film? Gibt es irgendwelche Stellen, die ihr am meisten genossen habt?
Phil Noto: Ich habe ihn nun viermal gesehen. Ich liebe ihn. Ernsthaft, ich glaube, meine Lieblingsstellen sind die Vorstellungen der neuen Figuren. Sie waren so spannend und lebensecht.
Charles Soule: Bisher nur zweimal, aber bis dieses Interview veröffentlicht wird werde ich ihn bestimmt schon ein drittes Mal gesehen haben. Ich hatte eigentlich vor, meine zweite Vorstellung zur „Recherche“ zu nutzen – ihr wisst schon, Notizen machen und so weiter – und dann nahm mich die Handlung einfach so gefangen, dass ich letztlich gar nichts aufgeschrieben habe. Wir werden sehen, was das nächste Mal passiert, denn vielleicht sind alle guten Dinge ja wirklich drei. Ich stimme Phil zu, was die neuen Figuren angeht, aber ich muss auch sagen, dass es fantastisch war, zu sehen, wie Harrison Ford Han Solo wieder mit so viel Elan und Schwung zum Leben zu erweckt. Ich wusste nicht, wie sehr ich ihn vermisst hatte, bis ich ihn wiedersah.
Wann habt ihr zum ersten Mal von Star Wars: Poe Dameron erfahren und wie seid ihr zum Projekt gekommen?
Noto: Ich war tatsächlich [am Flughafen] LAX [in Los Angeles] und wartete nach ein paar Force Friday-Werbeauftritten für die Jugendromane, an denen ich gearbeitet hatte, auf meinen Heimflug, als [Redakteur] Jordan [White] mir eine E-Mail schrieb, ob ich an einem weiteren [Star Wars-]Projekt für Marvel arbeiten wollte. Ich war sofort dabei.
Soule: Ich glaube, das ist schon eine ganze Weile her, im Sommer; zumindest habe ich da erfahren, dass irgendein Projekt zu Das Erwachen der Macht sich am Horizont abzeichnete. Ich wusste da noch nichts Genaueres und ich wusste auch nicht, dass es um Poe gehen würde; das kam alles später. Aber ich musste wirklich auch nicht mehr als das Nötigste wissen. Ich war direkt mit an Bord.
Wie viel Zugang hat man euch gewährt, als ihr mit eurer Arbeit an der Entwicklung dieser Serie begannt? Phil, wie viel Konzept- und Designarbeit des Films bekamst du in die Hände, und wie hast du dem dein eigenes Flair hinzugefügt?
Noto: Ich habe die Ästhetik des neuen Films schon eine Weile lang in mich aufgesaugt, da man mir etwas Referenzmaterial für die Kapitelbilder in den Charakterromanen gegeben hat. Den Film zu sehen hat mir definitiv geholfen, mir mehr des Universums vorzustellen und auch, was ich davon verwenden und/oder umgestalten könnte.
Soule: Ehrlich gesagt viel mehr als ich erwartet hätte! Phil und ich erfuhren einen guten Teil der Filmhandlung im Voraus, wir sahen eine Menge Bilder, wir bekamen Teile der Begleitliteratur vorab und – und das war das Beste – wir durften selbst mit unserem geschätzten Star Wars-Redakteur Jordan D. White zu Lucasfilm gehen, um die Mitglieder der Story Group zu treffen und persönlich die Geschichte zu besprechen. Das war ein ziemlich unglaublicher Tag; das sind alle großartige Leute und das Wichtigste bei all den Star Wars-Projekten scheint das Erzählen großartiger Geschichten zu sein. Wir haben alle dasselbe Ziel.
Das ist ja nun nicht das erste Mal, dass ihr beiden an einer Star Wars-Comicserie arbeiten durftet. Charles hat Lando und Obi-Wan & Anakin geschrieben und Phil setzte Chewbacca künstlerisch um. Allerdings kann man durchaus sagen, dass ihr bei diesen Titeln in recht bekanntem Territorium gearbeitet habt, denn schließlich kennt jeder diese Figuren und zumindest ihre wichtigsten Wesenszüge und weshalb sie für das Star Wars-Universum von Bedeutung sind. Poe Dameron ist jedoch eine Figur, die selbst die leidenschaftlichsten Fans gerade erst kennen lernen. Könnt ihr ein bisschen darüber reden, wie es ist, in diesem relativ neuen und unvertrauten Territorium zu arbeiten?
Noto: Wir spielen diesmal in einem größeren Sandkasten, da über diese Version von Star Wars weniger bekannt ist. Es ist toll, dass Oscar Isaac ein fantastischer Schauspieler ist, der in vielen Filmen gewesen ist. Das macht es viel einfacher, bei den Illustrationen die Figur zu treffen, was seine Eigenarten und seine Mimik angeht.
Soule: Der größte Unterschied hier ist, dass ich die „alten“ Figuren in vielen Fällen schon seit Jahrzehnten in meinem Kopf gehabt habe. Ich muss über ihre Stimmen gar nicht so sehr nachdenken. Die Neuen sind da tückischer, da ich die Art von Figuren, mit denen ich hier zu tun habe, nur aus diesen paar Filmvorstellungen verstehen kann. Das ist aber irgendwo auch eine Gelegenheit, denn das bedeutet, dass es viele Nuancen gibt, mit denen ich helfen kann, und dass es weniger vorgefertigte Auffassungen davon gibt, welche Dinge Poe tun „soll“ und welche nicht. Vor allem ist es aber eine tolle Ausrede, um den Film mehrmals anzusehen.
So wie ich das verstehe, wird Star Wars: Poe Dameron eine Charakterstudie im Sinne der zuvor genannten Serien, an denen ihr beide bereits arbeitet. Selbst in Das Erwachen der Macht sehen wir viel weniger von Poe als von Rey oder Finn. Stellt euch dies vor eine einzigartige Herausforderung, bedenkt man, wie wenig euch verglichen mit den Figuren aus euren anderen Serien zur Verfügung steht?
Noto: Auch wenn er nicht so lange auf dem Bildschirm zu sehen ist, ist er als Figur wirklich gut ausgearbeitet. Es ist wirklich toll, die Gelegenheit zu haben, ihn in dieser Serie um ein paar Details zu ergänzen.
Soule: Poe steht tatsächlich über die verschiedenen Star Wars-Projekte hinweg im Zentrum mehrerer Erzählungen; wir bekommen im Comic Imperium in Trümmern von Greg Rucka und Marco Checchetto einen Blick in seine Familiengeschichte und der Roman Vor dem Erwachen – ebenfalls von Greg Rucka – hat ein komplettes Kapitel darüber, wie Poe dem Widerstand beitritt. Vielleicht sollte ich einfach mal Greg Rucka anrufen.
Ich denke, wir haben genug. Ich glaube, zu wissen, wie Poe in einer ganzen Reihe von Szenarien reagieren würde, und von da an lässt man einfach nur die Geschichte ihren Lauf nehmen. Ich freue mich wirklich schon darauf.
Jeder Film und jedes Buch über einen Helden ist wirklich nur so gut wie der Schurke, gegen den sich der Held behaupten muss. Das Erwachen der Macht hat eine Reihe kleinerer Schurken und den Hauptbösewicht Kylo Ren. Irgendwelche Hinweise, wen ihr einführen werdet, um sich dem besten Jägerpiloten und Sondereinsatzoffizier des Widerstands zu stellen?
Noto: Er wird eine großartige Nemesis aus der Ersten Ordnung haben, die die Leser bestimmt lieben werden.
Soule: Ich habe in den Schurken sehr viel Zeit investiert. Ich wollte jemanden, der sich im Star Wars-Universum neu und frisch anfühlen würde, mit einer Hintergrundgeschichte, die in der Saga als Ganzes Sinn ergeben würde; jemand, der sich neben Phasma und Hux und Kylo Ren und den anderen neuen Antagonisten, die wir gesehen haben, einreihen könnte. Ich will nicht zu viel verraten, aber auch wenn er neu ist, so hat er eine lange Geschichte schändlicher Taten in der Star Wars-Galaxis, und sollte es Poe und [seinen Kumpanen] alles andere als leicht machen. Er ist einer meiner Lieblingsaspekte der ganzen Geschichte.
Wenn man Poes ganz frühe Vergangenheit anschaut, so scheint Imperium in Trümmern von Greg Rucka und Marco Checchetto ein paar interessante Andeutungen über Poes Abstammung und wer er sein könnte zu liefern. Gibt es irgendetwas, was ihr darüber sagen könnt?
Noto: Ich glaube, das ist jetzt alles nicht mehr geheim. Da seine Eltern beide in der Rebellion waren, verleiht das meiner Meinung nach seiner Figur und seiner Beziehung mit Leia eine coole neue Dimension, da sie seine Eltern kannte.
Soule: Sehe ich auch so. Wir haben das Glück, auf Geschichten von manchen der besten Talente im Geschäft aufbauen zu können. All das spielt mit hinein und hoffentlich werden unsere Geschichten dem Star Wars-Universum ein paar coole neue Dimensionen verleihen, die dann andere kreative Köpfe in Zukunft verwenden können.
Die Geschichte selbst soll kurz vor den Ereignissen von Das Erwachen der Macht loslegen. Welche Art von Geschichten werdet ihr uns über General Leia Organas Starpiloten für verdeckte Einsätze erzählen?
Noto: Das wird eine Geschichte über ihn und seine Staffel zu Beginn ihrer Suche nach dem Aufenthaltsort von Lor San Tekka, von dem sie hoffen, dass er sie zu Luke Skywalker führen wird.
Soule: Das ist nicht nur eine Sache. Es ist eine Reihe von Geschichten, die sich alle zu einem größeren Ganzen zusammenfügen, das mit Poes Mission, Lor San Tekka aufzuspüren, zusammenhängt, das uns aber auch zu ein paar wirklich interessanten Orten führen wird. Die Star Wars-Galaxis ist ein großer Ort mit ein paar seltsamen Ecken – auch deswegen macht sie so viel Spaß.
Phil, Sci-Fi-Comics scheinen ein schwieriges Feld zu sein, wenn man ein glaubwürdiges und natürliches Gefühl erschaffen möchte, obwohl das Setting beides nicht ist. Ich bin neugierig, wie du planst, bei dieser Serie vorzugehen, um sie den Lesern zu „verkaufen“?
Noto: Ich bin schon seit einer Weile im Star Wars-Modus, da ich an Chewbacca und den Charakter-Jugendromanen gearbeitet habe, also wird die Frage eher sein, was ich von den Filmen borgen kann und was ich selbst darüber hinaus gestalten muss/darf, ohne dabei dem Aussehen des [Star Wars-]Universums untreu zu werden.
Außerdem scheint eine zusätzliche Herausforderung zu bestehen, da die Leser und Fans starke visuelle Assoziationen mit der Star Wars-Welt haben. Wie erreichst du ein Gleichgewicht dazwischen, Figuren zu zeichnen, die lebende Gegenstücke haben, sodass sie angenehm fürs Auge sind, ohne sich zu sklavisch an das Konterfei des Schauspielers zu halten?
Noto: Die Schauspieler sind in den Augen der meisten Leute wirklich ihre Figuren geworden, also denke ich, dass die Leser sich denjenigen, die sie kennen, stärker verbunden fühlen, wenn ich ihrem Ebenbild nahe kommen kann, und dadurch auch jenen, die sie nicht kennen.
Soule: Ich möchte nur ergänzen, dass Phil in genau dieser Disziplun absolut fantastisch ist. Alles fühlt sich so an, wie es sollte, aber es ist auch künstlerisch und in Phils eigenem Stil. Ich könnte nicht aufgeregter sein, dass wir diesen Weg gemeinsam beschreiten dürfen.
Was meint ihr zu den Ausführungen der beiden kreativen Köpfe hinter Poe Dameron? Was versprecht ihr euch von der Serie?