Heute veröffentlicht IDW Publishing das Comicheft Star Wars Adventures #10, das zusammen mit dem am Samstag erschienenen Gratisheft sowie dem Juni-Heft Adventures #11 Teil des Verlagsprogramms zu Solo: A Star Wars Story ist.
Die Hauptstory: Powered Down, Part 1
Diese Geschichte von Autor Cavan Scott und Zeichner Derek Charm ist die direkte Fortsetzung des Gratiscomics Hunter vs. Hunted, der am zurückliegenden Samstag anlässlich des Free Comic Book Day erschienen ist. Die Handlung spielt irgendwann zwischen Solo und Eine neue Hoffnung. Han und Chewie sind weiterhin auf der Flucht vor Zuckuss und 4-LOM, die dem Millennium Falken in ihrem Schiff Mist Hunter nachstellen.
Die beiden Flüchtigen suchen Zuflucht auf einem unbekannten Planeten, doch direkt nach Eintritt in die Atmosphäre versagen alle elektronischen Systeme des Falken, sodass eine Wassernotlandung die einzige Lösung bleibt. An dieser Stelle gibt es eine nette „Nasser Wookiee“-Kontinuität mit Kieron Gillens Star Wars #47, das letzte Woche erschienen ist. Auch die Kopfgeldjäger ereilt dieses Schicksal, was für den Droiden 4-LOM natürlich besonders tragisch ist. Während Han und Chewie sich weiterhin mit Zuckuss herumschlagen dürfen, müssen sie zugleich das Rätsel um diesen Planeten lösen, falls sie je wieder entkommen wollen.
Abgesehen von einem für die Chronologie doch noch etwas zu sentimentalen Moments seitens Han, der einen sterbenden Feind nicht seinem Schicksal überlassen kann (Kindercomic!), hat Scott die beiden Figuren wunderbar getroffen – wie auch schon in seinem Choose Your Destiny-Buch. Er gehört für mich inzwischen zur Topriege der Kanonautoren und auch hier lässt er den Leser nicht hängen. Die Handlung hat am Ende von Teil 1 auch einen netten Twist, der eine gute Erklärung für diesen seltsamen Planeten bietet und zugleich auch neue Fragen und Handlungsstränge aufwirft, die dann in Heft #11 in Teil 2 aufgegriffen werden können.
Die Zeichnungen in Powered Down sind simpel, aber nicht zu kindisch, auch wenn mir Derek Charms Chewbacca nicht zusagen will. Die Art, wie er Chewies Schnauze zeichnet, gefällt mir einfach nicht, auch wenn er ansonsten gute Arbeit dabei leistet, den Alden-Han mit dem Ford-Han zu verschmelzen und eine Figur zu erschaffen, die schauspielerunabhängig als Han Solo zu erkennen ist.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Die Tale from Wild Space: „Family Affair, Part 1“
Bisher hatten wir in den Tales from Wild Space nur in sich abgeschlossene Geschichten, also war ich überrascht, dass das Autorenduo Elsa Charretier (auch Zeichnerin der Story) und Pierrick Colinet sowie Koloristin Sarah Stern uns diesmal den Auftakt eines Zweiteilers präsentieren. Zeitlich spielt diese Erzählung von Emil Graf nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter und vermutlich vor dem Roman Last Shot, denn wir begegnen Lando nach dem Fall des Imperiums als Geschäftsmann in der Wolkenstadt auf Bespin. Eine alte Bekanntschaft sucht ihn heim, weil ihr Sohn sich in den Kopf gesetzt hat, Krimineller zu werden – und Lando soll ihm das ausreden.
Es folgt eine nette kleine Lando-Charakterstudie, die zu zeigen bestrebt, warum er das Gaunerleben aufgegeben hat, und liefert zugleich eine moralisierende Lektion an die junge Leserschaft, die durch den jungen Jiandy in der Story repräsentiert wird.
Visuell liefern Charretier und Stern uns einen Lando, der eher an Billy Dee Williams als an Donald Glover erinnert, und zudem auch eine tolle Mischung aus Aliens aus allen Trilogien. Ein Gangsterboss, mit dem Jiandy es zu tun bekommt, entstammt derselben Spezies wie der Canto-Bight-Alien Defancio Storsilt aus Die letzten Jedi, und Jiandy selbst ist Nautolaner wie Kit Fisto. Auch Rodianer, Arcona, Toydarianer und weitere vertraute Spezies lassen sich erblicken. Charretiers charakteristischer Zeichenstil basiert auf starken Stilisierungen, die sicherlich nicht jedermanns Fall sind, mir aber gut gefallen haben, da sie eine Zeichnerin ist, die sich die Figuren aneignet und in ihrem Stil wiedergibt, anstatt Bilder aus den Filmen abzupausen. Die Hintergründe sind zudem auch nie leer, sondern stets mit Leben gefüllt.
Die Handlung endet sehr offen, aber es war hier bereits ein Vergnügen, einen Lando zu erleben, der um Legitimität bemüht ist und sich von der Figur, die wir aus den Filmen kennen, weiterentwickelt hat, aber noch nicht ganz dort angekommen ist, wo er in Last Shot ist – zumindest meinem Gefühl nach. Ich hoffe, Teil 2 wird seine Motivationen weiter erleuchten.
Fazit
Star Wars Adventures hatte bereits einige mittelmäßige Hefte, in denen nur eine der beiden Storys gut war, aber hier muss ich sagen, dass ich beide Geschichten absolut gelungen finde und mich aktiv auf Teil 2 freue. IDW ist hier mit den beiden Kreativteams ein echter Glücksgriff gelungen, die in Zweiteilern auch mehr Zeit für Worldbuilding und Charakterarbeit haben, was man hier ebenfalls bereits merkt. Kann es bitte schon Juni sein?