Marvel-Mittwoch: The High Republic #10 und Inquisitors #2

Während die Inquisitors-Reihe an diesem Marvel-Mittwoch fortgesetzt wird, findet die The High Republic-Reihe ihren Abschluss.

Mit diesem Marvel-Mittwoch verabschieden wir auch unsere langjährige Rezensentin Patricia, die sich von nun an neuen Plänen und Projekten außerhalb des Star Wars-Universums widmen wird. Vielen Dank für viele Jahre der Zusammenarbeit und all die Rezensionen mit ihrem persönlichen Stil! Da die Welt ein Dorf ist, wird man sich ja vielleicht eines Tages mal andernorts wieder über den virtuellen Weg laufen!

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Eine spezielle Lesereihenfolge ist nicht einzuhalten. Es wird allerdings empfohlen, den Marvel THR-Comic vor dem ebenfalls heute erscheinenden THRA-Comic von Dark Horse zu lesen.

The High Republic #10 – rezensiert von Patricia

Der Inhalt

The High Republic #10 (07.08.2024)
The High Republic #10 (07.08.2024)

Mit „Jedi Lost and Found“ geht die Hauptreihe der Comics aus der dritten Phase fürs Erste zu Ende. In einem fulminanten, aber nicht ganz überraschenden Finale läutet die Handlung in den Comics nun also bis kommendes Jahr eine Pause ein – und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Das zehnte Heft der Reihe eignet sich perfekt, um meine Gedanken zur gesamten Serie zusammenzufassen, denn es stellt erneut sowohl die Stärken als auch die Schwächen der Erzählung heraus. Den Beginn macht dabei der Anflug auf eine geheime Nihil-Basis, die wie auch vorherige Orte schon einen eigentlich ganz coolen Schauplatz darstellt, in der Handlung aber vollkommen zur Nebensache wird. Gewohntermaßen wird bei der Anreise auch wieder viel diskutiert, wobei die Charaktere auf mich deutlich abgeklärter und gesammelter wirken – zumindest sehen sie nun alle ein, wie chaotisch sie sich schon die ganze Zeit verhalten und zeigen somit, wie sie sich im Laufe der Hefte entwickelt haben. Der Humor kommt daher erneut nicht zu kurz und ist besonders bei Tey und Lourna jedes Mal aufs Neue spaßig. Herzergreifend fand ich auch die Momente mit dem Yacombe-Mädchen, das sich an genau diese zwei Figuren klammert. Wie Tey sie auf den Schultern trägt und Lourna sie in die Arme schließt ist einfach niedlich. Ebenfalls gefallen hat mir Terecs Wunsch, ein eigenes Bewusstsein zu besitzen. Das kommt jedoch (abgesehen von den Streits, die uns ja eigentlich als Nameless-Nebenwirkung angedeutet wurden) etwas aus dem Nichts – von dieser Realisation hätte ich gerne ohne einen erneuten Fake-Out in den hierher führenden Ausgaben mehr mitbekommen.

An der Stelle merke ich tatsächlich dann auch, dass meine Worte zu dieser Reihe immer repetitiver werden. Vielleicht liegt es an mir, vielleicht liegt es am Material, aber viel Neues lässt einen die Handlung nicht kritisieren. Denn mit einem erneuten Überleben einer totgeglaubten Figur (ein Problem der gesamten Hohen Republik, wie ich finde) und Sskeers dutzendstem Loyalitätswechsel wird man beim Lesen langsam müde. Die Actionszenen sind ohne Frage toll inszeniert und für einen Moment dachte ich tatsächlich, Sskeer würde zu den Nihil überlaufen, doch nach zehn Heften fällt mein Fazit dann doch eher mau aus. Es mag das langgezogene monatliche Lesen sein, es mag die Distanz zur Haupthandlung der dritten Phase sein, es mag ein ungünstiges Zusammenspiel handlungsmäßiger Durststrecken sein – denn auch wenn mir diese Reihe vor allem mit kurzweiligem Spaß in Erinnerung bleibt, fehlen dafür die wirklich aussagekräftigen Momente. Die Reihe stellt damit einen großen Kontrast zur ersten Phase dar, und vielleicht ist das auch gut so, um sich endlich auf die einzelnen Charakterentwicklungen fokussieren zu können. Dennoch wurde es gerade zum Ende hin viel Hin und Her, das man mit mehr Hintergrundgeschichte hätte anreichern können. Ihr merkt, irgendwie tue ich mich mit der Bewertung dieser Ausgabe und der Reihe schwer. Insgesamt wirkte es fast so, als wäre sie in der Planung etwas durcheinandergeraten oder diene vor allem der Vorbereitung auf das Hörspiel Tempest Breaker. Es mag gut sein, dass ich im Winter also zurückschaue und diese zehn Hefte komplett anders einordne als ich es gerade tue und die einzelnen Ausgaben dann doch nochmal mehr zu schätzen weiß. Und ich kann auch überhaupt nicht verleumden, großen Spaß an den Ausgaben gehabt zu haben – aber eben monatlich gesehen, Stück für Stück, unter Anbetracht der einzelnen Ausgaben für sich. Im Großen und Ganzen ist die Reihe daher für mich immer noch solide, und ich kann auch nicht von einer Enttäuschung sprechen, wenn die Erwartungen ohnehin jeden Monat adjustiert werden, aber ich hätte persönlich auf einen Ticken mehr neue Handlungsideen gehofft. Doch bitte vergesst nicht, dass all das Meckern auf sehr hohem Niveau ist, denn allein Lourna Dee hat der Reihe einen Platz in meinem Herzen garantiert. Tempest Breaker sehe ich daher mit größter Vorfreude entgegen! Und auch die Fortsetzung der Hauptreihe werde ich bestimmt wieder mit Vergnügen lesen – wenn sie den Humor und ein ähnliches Tempo behält, aber etwas abwechslungsreichere Twists anbietet, wird diese sicherlich ein weiteres tolles Leseerlebnis.

Zu den Zeichnungen

Die von Jim Towe angefertigten Zeichnungen stehen vorherigen Illustrationen aus der Reihe leider ein wenig nach. Towe zeichnet schöne Ausgangsbilder und punktet in Nahaufnahmen. Auch der geköpfte Leveler sieht klasse aus. Leider bleibt in der Ausgestaltung aber Potential liegen. Ich bin persönlich nicht so ein großer Fan von den runderen, weicheren Darstellungen und den verschwommenen Hintergründen. Mir fehlen dabei ein wenig die Details und die dreidimensionale Tiefe. Nichtsdestotrotz kann man sich das Heft natürlich trotzdem gut ansehen und nach wie vor gefällt mir Towes Lourna besonders gut.

Fazit

The High Republic #10 stellt einen zufriedenstellenden Abschluss des ersten Teils der Hauptserie dar, wobei jedoch zu spüren ist, dass die Geschichte hier nicht ihr Ende erreicht hat. Dazu waren die Höhen zu flach und die Handlung über die zehn Hefte zu inkonsequent – dafür haben wir jedoch eine tolle Charakterentwicklung bei Lourna Dee erleben dürfen und mit Tey einen alten, neuen Bekannten mit im Bunde, der sicherlich in Zukunft noch für humorvolle Momente sorgen wird.


Inquisitors #2 – rezensiert von Lukas

Inhalt

Inquisitors #2 (07.08.2024)
Inquisitors #2 (07.08.2024)

Die Spekulation nach dem ersten Heft bestätigt sich. Nachdem der Großinquisitor zunächst versagt hat, darf sich jetzt identisch zur Reihenfolge ihrer Auftritte in Rebels der Fünfte Bruder auf die Jagd nach Tensu Run begeben. Nachdem der Auftakt recht üppig ausfiel und mit Exposition, Charakteren und Action vollgepackt war, nimmt das zweite Heft überraschenderweise deutlich an Tempo raus. Der Hauptfokus liegt beim Fünften Bruder und seiner Suche nach dem flüchtigen Jedi auf dem verwüsteten Planeten Gerrigon, über dessen untypische Hintergrundgeschichte der den Inquisitoren begleitende Suchdroide aufklärt. Auf einer Seite finden dann zwar die langen Gespräche zwischen dem Großinquisitor und Darth Vader ihre Fortsetzung, allerdings nur, um – etwas konstruiert – zu erklären, warum der Dunkle Lord der Sith nach dem Versagen in Ausgabe #1 nicht kurzen Prozess mit ihm macht. Der Rest des Heftes gehört den beiden Widersachern. Ein kurzer Zwischenfall mit zombiehaft beschädigten Droiden auf Gerrigon sowie eine Verfolgungsjagd mit Kopfgeldjägern im Weltraum sorgen für die nötige, aber übersichtliche und schnelle Action, bevor die Kontrahenten sich zum Schluss begegnen und die Lichtschwerter kreuzen.

Autor Rodney Barnes verschafft seinem Inquisitionsziel Tensu Run diesmal über das Symbol sowie dessen oft beschworene Bedeutung für den Jedi-Orden und die ganze Galaxis etwas mehr Charakterprofil. Der kurze Prozess mit den Kopfgeldjägern und welche Gedanken ihn dabei beschäftigen, ist doch schon sehr ungewöhnlich für einen Jedi. Auch bleibt Zeit für eine Rückblende, in der ein jüngerer Tensu von seinem jüngst getöteten Meister Elan wichtige Lektionen über Gefühle und den Weg zur Dunklen Seite erteilt bekommt. Hier wird wahrscheinlich die Grundlage für Runs vermutlich unausweichliches Scheitern zum Ende der Reihe gelegt, die er selbst herbeiführen wird. Am Ende braucht es schließlich eine befriedigende Erklärung, warum seine Versuche, es mit dem Imperium aufzunehmen und den Jedi-Orden wiederzubeleben, an etwas Fundamentalem scheitern müssen, es aber später Luke Skywalker gelingt. Unabhängig davon, dass er eben nicht Luke Skywalker ist. 😉

Beim kurzen Duell am Ende der Ausgabe, das der junge Jedi gegen den kampferprobten Inquisitor recht schnell für sich gewinnen kann, gibt es dann noch eine Anspielung auf die Darth Vader-Comics von Charles Soule. Als Mitglied der Inquisition fällt es bekanntlich äußerst schwer, seine Gliedmaßen bei sich zu behalten. Dem Fünften Bruder wurde von Lord Vader bereits in den genannten Comics diese Lektion bei der linken Hand erteilt, jetzt ist es Tensu, der kurzen Prozess mit dem rechten Unterarm macht. Durch das Kostümdesign des Inquisitors ist es schwierig, die kybernetischen Gliedmaßen in später spielenden Werken zu erkennen, deshalb fällt dieser Retcon weniger auf, als die offensichtlichen Prothesen der Neunten Schwester. Die darf laut Cover und Verlagstext dann mit ihrer Kollegin, der Siebten Schwester, im dritten Heft glänzen. Dann finden wir auch heraus, mit welcher erzwungenen Erklärung der Fünfte Bruder sein Versagen wiederum überleben wird.

Die sind es auch, mit denen ich mich nach der Hälfte der Miniserie bisher etwas schwer tue. Barnes scheint eine klare Vision für die Reihe zu verfolgen und erzeugt eine sehr interessante Atmosphäre bei der Jagd nach diesem besonderen Jedi, allerdings ist er durch den Star Wars-Kanon so gebunden, dass er dann Erklärungen nach gewissen von ihm inszenierten Ereignissen liefern muss, damit alles seine Richtigkeit behält und zu weiteren schon feststehenden, aber später spielenden Werken führen kann. Vor allem, wenn es um das gezwungene Überleben der Inquisitoren in Situationen geht, die logischerweise ihren Tod fordern müssten, biegt er noch sehr konstruiert ab. Vaders Gnade beim Großinquisitor und Tensus Verschonen des Fünften Bruders nach ihrem kurzen Duell fallen als zwei kurz aufeinanderfolgende Beispiele besonders auf.

Zeichnungen

Die Zeichnungen von Ramon Rosanas bleiben sehr ansprechend und optisch anschaulich wie im Vorgänger. Vor allem in Hinblick auf Star Wars stellen die Highlights seiner Arbeit für mich ikonische Orte wie Vaders Festung und seine Art, Lichtschwerter zu präsentieren dar. Zwar sind ihre Einsätze äußerst begrenzt, dafür wirken sie aber umso mehr, wenn sie benutzt werden. Das sehr kurze Duell am Ende der Ausgabe kulminiert den Aufbau der Handlung auch auf visueller Ebene eindrucksvoll, ohne das Rad neu zu erfinden. Die beabsichtigte Wirkung schlägt also voll ein, wozu auch Guru-eFX wieder zum Glück mal sehr souveräne Kolorierung beiträgt. Weitere bekannte Elemente wie Droiden und die Raumschiffe habe ich zur Marvel-Mittwoch-Besprechung des ersten Hefts bereits erwähnt und kann mich hier nur wiederholen, sodass die Reihe auf dieser Ebene bisher wie aus einem Guss wirkt. Für den Fünften Bruder als zentralen Charakter der Ausgabe wurde übrigens ein harmonisches Design gewählt, in dem die doch sehr unterschiedlichen Darstellungen aus Obi-Wan Kenobis Live-Action und Rebels‚ Animationen verschmelzen, sodass Rosanas‘ Inquisitor problemlos in beide Medien passen könnte.

Fazit

Mit einer weiteren starken Ausgabe aus der bisher unterhaltsamen Inquisitors-Miniserie erreicht die kurzlebige Reihe bereits ihre Halbzeit. Optisch lässt sich absolut nichts aussetzen, den Lesegenuss hemmt lediglich in diversen Situationen die unbeholfenen Begründungen für das Überleben von Charakteren, die erst später auf der Timeline ihr Ende finden dürfen.


Am 11. September findet die Jagd auf Tensu Run in Inquisitors #3 ihre Fortsetzung. Am nächsten Mittwoch steht dann Darth Vader #49 an, das vorletzte Heft dieser Reihe. Tobias, der Rezensent der Reihe, zählt schon die Tage…

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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