Rezension: Star Wars #114: Jango Fett, Teil 2 & Darth Vader: Schisma, Teil 3

Vader kann den Imperator nicht besiegen. Und selbst wenn, was hätten wir davon?

Baron Slandarv

Am 21. Januar erschien Paninis einzige Star Wars-Veröffentlichung des Monats mit Star Wars #114. Für das Heft trat der seltene Fall ein, dass die Redaktion nicht wie üblich die regulären US-Covermotive der zwei enthaltenen Hefte auf die Kiosk- und Comicshop-Ausgabe verteilte, sondern im Fall von Darth Vader #44 ein US-Variantcover wählte. Das eindrucksvolle Motiv von Alex Maleev, das Vader und den Todesstern in Szene setzt, spricht den Gelegenheitsfan am Kiosk und Zeitschriftenladen mit Sicherheit mehr an, als es das ursprünglich geplante reguläre US-Cover von Leinil Francis Yu getan hätte, das nicht von Panini gedruckt wurde (im Vergleich unten zu sehen). Ich als Fan und Sammler finde es persönlich ebenfalls sehr viel schöner. Zeichner Yu geht bei dieser Ausgabe trotzdem nicht leer aus, denn das Comicshop-Cover ziert sein Motiv des ebenfalls enthaltenen US-Hefts Jango Fett #2, auf dem sich in dessen Helm die Konkurrentin des titelgebenden Kopfgeldjägers spiegeln: Aurra Sing.

Der berüchtigte Kopfgeldjäger Jango Fett ist auf einer gefährlichen Mission: Ein gestohlenes Artefakt, das einen planetenweiten Konflikt auslösen könnte, ist sein Ziel. Doch was als Jagd beginnt, wird schnell zu einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel, denn niemand Geringerer als die gnadenlose Attentäterin Aurra Sing hat es auf ihn abgesehen. Wer wird in diesem Duell der Elite-Jäger die Oberhand behalten?

Doch das ist nicht alles: Wir tauchen noch tiefer in die düstere Welt von Darth Vader ein im nächsten Teil der aktuellen Reihe.

Jango Fett-Autor Ethan Sacks (Kopfgeldjäger) lässt auch im neuen Kapitel des Vierteilers Pfad der verlorenen Hoffnung nichts anbrennen und wirft uns direkt in das spannende und actionreiche Geschehen herein. Jango Fetts Suche nach dem Artefakt gleicht einem wilden Ritt, dessen Atmosphäre durch das zackige, aber nicht übereilte Erzähltempo super aufgebaut wird. Die Republik – zu deren Feind der „einfache Mann, der nur versucht, seinen Weg im Universum zu gehen“, in späteren Jahren noch werden wird – ist als Auftraggeber am Geschehen beteiligt, wodurch der klar schurkische Kopfgeldjäger in dieser Konstellation zu einer Art Antiheld wird und auch mal für die „Guten“ in der Galaxis einen Job zu erledigen hat. In dieser Rolle gab es Jango zumindest in seinen überschaubaren Kanon-Auftritten bisher noch nicht zu sehen.

Dabei darf das über die Jahre immer wieder und vor allem zuletzt durch The Mandalorian stark erweiterte Arsenal eines Kopfgeldjägers in Beskar-Rüstung auch nicht fehlen. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz der Zwitschervögel, die seit der ersten Nutzung durch Din Djarin Kultstatus erreicht haben und in einer perfekt auf seine Gadgets angepassten Variante nun auch von einem Fett genutzt werden. So entsteht eine der denkwürdigsten Szenen des Hefts.

Obwohl sich entgegen der Darstellung auf dem Comicshop-Cover Jango und seine Gegenspielerin Aurra Sing in diesem Heft (noch) nicht direkt begegnen, gehört ihrer Jagd nach dem Jäger der zweite Teil des Handlungsgefildes, wodurch die Reihe nach der Exposition im letzten Heft etwas mehr an Tiefe erhält. Das hohe Erzähltempo und die monatliche Veröffentlichungsweise machen es bei manchen Szenen zwar zwischenzeitlich etwas unübersichtlich, wer genau jetzt für wen und mit wem arbeitet, das dürfte aber, wenn die Serie abgeschossen ist und am Stück gelesen wird, weniger ins Gewicht fallen. Man möchte am Ende auch nach zwei von vier Ausgaben am liebsten direkt wissen, wie es weiter geht, und das ist ein sehr gutes Zeichen.

Mit dem Erreichen der zweiten von vier Ausgaben ist nun auch schon wieder Halbzeit für Zeichner Luke Ross und Kolorist Nolan Woodard. Sie führen ihre harmonierende Arbeit nahtlos weiter und präsentieren einen echten Blockbuster-Comic. Die Panels versprühen viel Liebe zum Detail und ein schönes Gefühl für Dynamik. Dabei schaffen sie auch Raum für subtile humoristische Elemente wie einen wunderschönen Facepalm der Titelfigur auf ihren Helm. Den nimmt er gegen Ende das erste Mal in dieser Miniserie übrigens auch ab, wodurch das berühmte Gesicht zum Vorschein kommt, das in den Klonkriegen zehn Jahre später überall in der Galaxis zu sehen sein wird. Wie von ihm nicht anders gewohnt, überträgt Ross ein weiteres Filmgesicht wunderbar auf die Comicseiten.

Kommen wir zu Darth Vader und Soldaten des Schisma. Autor Greg Pak verlässt die in den letzten beiden Heften aufgeschlagenen Handlungsstränge etwas und erzählt in einer beinahe für sich stehenden Episode innerhalb der großen Reihe von einem imperialen Beamten auf Coruscant. Bezogen wird sich unter anderem auf das letzte Crossover-Event Dunkle Droiden, dessen weitreichende Konsequenzen für kleinere Bewohner der Galaxis beispielhaft aufgezeigt werden. Rückwirkend erhalten die Ereignisse auf Coruscant so um Längen mehr Gewicht, als es die Ausgaben mit den eigentlichen Ereignissen vermochten. Wie immer bei dieser Reihe liegt die Messlatte dennoch so niedrig, dass eine derart oberflächliche Reflexion der Droidenplage aus einem anderen Blickwinkel für Pak-Verhältnisse schon als Tiefgang gelten kann.

Trotz der ungewöhnlichen Perspektive und etwas Abwechslung im 44. von insgesamt 50 Kapiteln der Reihe bleiben immer noch die typischen Dummheiten im Storytelling und der ungebrochen hohe Trash-Faktor. Die zwischen Adam Gorham und Paul Fry aufgeteilten Zeichnungen sind weitgehend sehr zweidimensional und stellen das platte Geschehen noch flacher dar, als es ohnehin schon ist, haben aber mittendrin plötzlich durch einzelne Lichtblicke wie eine wunderschöne Vader-Splashpage kurz vor Schluss etwas zu bieten. Es entsteht eine große Bandbreite in der Qualität der Zeichnungen, die durch Federico Blees einheitlich erfolgende Bearbeitung durch die Kolorierung aber nie inkohärent wirkt.

Das Fazit…

…kann man fast identisch mit dem der letzten Rezension formulieren. Jango Fett überzeugt durch eine stringent erzählte Story und einen treffend als kriminell-cool dargestellten Titel-Antihelden. Mit seinen Zeichnungen spielt der erste Teil des Hefts weiterhin einige Ligen über Darth Vader, die aber immerhin nun kein Totalausfall von Zweitstory mehr bleibt. Durch die gewählte Perspektive des kleineren imperialen Beamten und wenig Kontakt zur größeren Reihengeschichte und ihrem Trash landet der zweite Teil des Hefts bei „irgendwo okay“, ist aber weit weg von „gut“.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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