Rezension: Skeleton Crew 1×01 & 1×02 zeigt was Star Wars ausmacht!

Völlig losgelöst. Nachdem wir nun alle wieder den Ohrwurm aus dem Trailer im Kopf haben, können wir mit diesem Soundtrack auch in die Rezension des Serienauftaktes von Skeleton Crew starten. Die Serie begann mit einer Doppelfolge offiziell am 3. Dezember 2024 bei Disney Plus und wird von jetzt an wöchentlich laufen. Am Ende sind es acht Folgen, die die erste Staffel bilden.

Hinweis: Diese Rezension enthält leichte Spoiler zu den ersten beiden Folgen!

Neel (Robert Timothy Smith) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
Neel (Robert Timothy Smith) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Skeleton Crew war für mich lange Zeit ein Mysterium. Ständig verschoben, wenige Auserwählte durften bereits auf der Star Wars Celebration 2023 in London einen Ausschnitt sehen und dann der Trailer: Vorstadtsiedlung! Passt das überhaupt zu Star Wars?

Viele Gründe also, um skeptisch an diese Serie heranzugehen. Bis zum Release war ich kaum gespannt und hatte die Serie nicht auf meiner Liste der hohen Erwartungen. Spätestens jedoch die hundertfache Wiederholung des Trailers auf der Force Stage bei der Comic Con in Stuttgart am vergangenen Wochenende, haben den Pawlowschen Reflex in mir ausgelöst: Jetzt musste ich diese Serie auch direkt am Releasetag schauen, um auch mal andere Bilder und Musik damit zu verbinden.

Trügerische Idylle

Die Serie beginnt mit einer Meuterei – immerhin ist es ja eine Piratenserie. Dann Schnitt zur Vorstadtsiedlung im futuristischen Stil. Visuell genauso „un-Star Wars-ig“, wie es der Trailer vermuten ließ. Dahinter versteckt sich aber eine tiefere Story, so deuten es zumindest die ersten beiden Folgen an. Der Planet funktioniert wie eine Art Bienenstock. Es gibt feste Berufe, aus denen man wählen kann, Sicherheit wird von Droiden hergestellt und alles verläuft auf Bahnen. Nur wenige brechen aus und fahren abseits vorgegebener Routen. Dazu gehören Fern und ihre Freundin KB. Doch vor allem Wim will sich dem nicht beugen. Er spielt mit Jedi-Actionfiguren, stellt Lichtschwertkämpfe mit seinem Freund Neel nach und sucht das Abenteuer. Ganz im Gegenteil zu seinem Vater will er raus aus der Tristesse und der Monotonie.

(L-R) Fern (Ryan Kiera Armstrong) and Fara (Kerry Condon) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
(L-R) Fern (Ryan Kiera Armstrong) and Fara (Kerry Condon) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Dass diese Welt nicht wie Star Wars wirkt, ist also nicht nur auf visueller Ebene bewusst so gemacht. Auch ihre Gesellschaft ist monoton und uninspiriert. Kein Platz für Helden oder Spaß. Feste Erwartungen und klare Ziele, keine Magie, keine Macht, keine Distanzierung hin in eine weit, weit entfernte Galaxis. Sie wirkt stattdessen wie eine Utopie und Zukunftsvision der Erde.

Für die handelnden Figuren und deren Kreativität sowie hinsichtlich der Ecken und Kanten der uns so beliebten Galaxis will das nicht so wirklich passen. So wandelt sich eine Utopie innerhalb der sogenannten „Barriere“, die die Welt umgibt und sie isoliert, schnell zu einer Dystopie im Star Wars-Kontext. Jon Watts zeigt uns damit also, wie besonders Star Wars ist, indem er uns das Gegenteil einer typischen Star Wars-Welt präsentiert, die so auch aus Mass Effect oder Star Trek stammen könnte.

Und ich bin auch darauf angesprungen: Für mich ist diese Welt nicht Star Wars. Für viele Bewohner der Galaxis scheinbar auch nicht, denn wie wir später erfahren, ist der Planet nur eine Legende. Inwieweit also die Isolation und die wahren Abläufe in diesem Bienenstock noch aufgedeckt werden, bleibt abzuwarten. Die Idylle aber zu nutzen, um sie dann zu dekonstruieren und damit zu zeigen: So sollte keine Star Wars-Welt aussehen und sein, wäre ein schöner Twist, der auch auf der Metaebene funktioniert.

Fern (Ryan Kiera-Armstrong) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW,
Fern (Ryan Kiera-Armstrong) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Kein Wunder, dass die Figuren daraus ausbrechen wollen und es auch tun. Genau das führt am Ende zu einer Serie, die die Essenz von Star Wars aufgreift und umsetzt, obwohl sie mit ihrem beginnenden Handlungsort so untypisch für Star Wars wirkt. Ein Paradoxon – genau diese Art von mehrschichtigem Storytelling gefällt mir.

Die Serie zeigt uns, dass Star Wars Spaß machen soll, auch mal komisch ist und sich nicht zu ernst nehmen und nicht zu ernst genommen werden darf. Das tun die Leute auf dem Planeten genauso wie im realen Leben und wozu hat es sie gemacht? Zu Drohnen in einem Leben aus Einheitlichkeit und Erfolgsdruck. Star Wars ist nicht Perfektion, es ist Kreativität. Den Widerstand gegen die Normen leisten die Kinder also nur stellvertretend.

Spaß und Spannung

Die Serie wurde als „Goonies in Space“ bezeichnet. Das passt erstaunlich gut. Der Cast aus Wim, Neel, Fern und KB plus SM-33 der Hund… äh… der Droide funktionieren direkt gut zusammen. Natürlich müssen sich die Dynamiken noch entwickeln und gerade KB bleibt noch recht gesichtslos (pun intended), aber der Humor hat für mich zumindest funktioniert.

SM-33 (Nick Frost) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
SM-33 (Nick Frost) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Es ist aufgrund dieser surrealen Welt, auf der die Story beginnt, nicht komisch, wenn Neel und Wim so tun, als würden sie mit Lichtschwertern kämpfen oder die Straßenbahn sie zur Schule fährt. Die Reihenhäuser aus dem Baukatalog wirken ergänzend zu diesem erdähnlich, monotonen Bild.

Neels Design begeistert mich von Minute eins an. Seine Familie und Sprüche funktionieren, seine Mimik verfängt. Er ist nicht nur aufgrund des Aussehens dabei, sondern ist der Teil der Crew, der eigentlich nicht so wirklich Lust auf ein Abenteuer hat und lieber nach Hause will. Diese Figur ist wichtig, weil sie erdet und umso mehr verdeutlicht, wie wenig diese Bewohner des Planeten in die „echte“ Star Wars-Galaxis passen.

Wim hingegen sucht das Abenteuer. Was mit seiner Mutter passiert ist, bleibt recht vage. Sein Vater jedoch ist im Bienenstock ein Systemadministrator und hat kaum Zeit für seinen Sohn. Er muss in der Schule Analysetabellen auswendig lernen und dabei irgendwelche Zahlenwert beachten. Die Dystopie einer Zukunft, in der keiner mehr hinterfragt, was da eigentlich „gearbeitet“ wird, ist auch hier deutlich zu spüren. Auf die Gefahr hin, da zu viel Gesellschaftskritik hineinzuinterpretieren, ist das gar nicht so weit weg von so manchem Büroarbeitsplatz unserer modernen, realen Welt.

Neel (Robert Timothy Smith) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
Neel (Robert Timothy Smith) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Ansonsten ist Wim auch in anderer Hinsicht überraschend spannend. Während wir bei Rebels und Co oftmals „Probleme aus Tollpatschigkeit“ hatten, ist Wim hier auch nicht gerade der Anwärter auf den Feinkunstpreis. Aber: Er provoziert das ja auch. Er will ein Abenteuer erleben und da ergibt es wiederum Sinn, den ein oder anderen Knopf mal zu drücken – auch wenn es dumm oder fahrlässig ist. Die Tollpatschigkeit ist da nur Mittel zum Zweck. So sehr fürchtet er sich vor einem Leben auf festen Bahnen, dass er die Ungewissheit und das Abenteuer vorzieht.

Hey Jude

In der zweiten Folge beginnt die Handlung mehr gen Star Wars-Freiheit zu wandern. Visuell passen Raumschiffe und Raumstationen wieder eher zum etablierten Bild. Die Hauptfiguren werden als seltsame Vögel identifiziert, die sich ihren Herkunftsplaneten ja nur ausdenken würden und mit Geld nur so um sich werfen. Zeit, dass eine letzte Hauptfigur (dieses Mal ohne Helm – im Gegensatz zum Cold Opener der ersten Folge) die Bühne betreten darf.

Pirates in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
Pirates in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Jude Law spielt den charismatischen Piratencaptain Jod Na Nawood, der wohl ab der dritten Folge etwas mehr Licht ins Dunkel bringen wird. Was hat es mit der Legende rund um den Heimatplaneten der vier Kinder auf sich? Wieso weiß niemand, wo dieser liegt und warum war dort die Onyx Cinder – das Raumschiff, welches die Kinder im Wald fanden – versteckt? Und wieso ist die Gesellschaft dort so isoliert und doch fortschrittlich?

Die Serie lässt also einige Fragen offen und etabliert gleichzeitig gute Dynamiken in der Gruppe. Der Humor ist gut portioniert, nur selten infantil und einige Szenen haben – passend zum Goonies-Vergleich – überraschend brutale Elemente. Es ist keine fein zurechtgestutzte Kinderserie, sondern im Hintergrund scheint noch eine tiefere Handlung als „einfach mal ein Abenteuer erleben“ zu stehen. Doch selbst wenn auf dieses Build-up mit dem Planeten voller Reichtümer, von dem die Kinder stammen, nichts allzu Philosophisches und Dekonstruierendes folgt, wie ich es mir weiter oben gewünscht habe, macht die Reise bisher auch so schon viel Spaß.

Starport Borgo in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW
Starport Borgo in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Fazit

Ich hatte kaum Erwartungen und bin nun doch positiv überrascht. Die Serie schafft es, eine lockere Erzählweise mit einer spannend angelegten Handlung zu mischen, die im Hintergrund lodert. Wenn sie es am Ende schafft diese Handlung wirklich kreativ und vielleicht auch etwas „Star Trekkig“ aufzulösen, könnten wir hier eine Serie haben, die erfrischend abseits des etablierten Kanons steht und uns zeigt, wieso wir den Look und das Feeling von Star Wars so lieben und was es einzigartig macht. Einfach nur dadurch, dass ein Junge nicht im Bienenstock mitfliegen will, sondern lieber den Heldentaten der Jedi nacheifert. So wie wir es als Kinder ja auch getan haben, bevor wir uns „stromlinienförmig“ duckten und die Konventionen unserer Gesellschaft akzeptiert haben.

2 Kommentare

  1. Dem würde ich mich so anschließen.
    Keine Erwartungen und dann doch positiv überrascht. Nun habe ich das Gefühl die Serie hat tatsächlich Potential richtig gut zu werden!
    Auch die ersten beiden Folgen bereits einen Tag vorher im Kino zu sehen hat dann nochmal doppelt Spaß gemacht!
    Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und theorisiere bereits was es mit At Attin, Jod und der Onyx Cinder auf sich hat.
    Insgesamt waren Folge 1 und 2 nicht umwerfend, aber als Start in die Serie mehr als nur in Ordnung und bauen auf was später vermutlich noch wichtig werden wird.

    Achja: Neel und der Shistavane waren beide ziemlich cool, freue mich auf die in weiteren Folgen

  2. Seit Andor habe ich mich auf kein Star Wars-Futter mehr so gefreut wie auf Skeleton Crew. Und die ersten beiden Folgen haben meine Erwartungen voll erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen! Endlich ein Blick auf das Leben normaler Charaktere, ihren Alltag und keine bedeutungsschweren, galaxisweiten Ereignisse. mMn genau das, was dem Star Wars-Universum gefehlt hat und ihm sehr gut tun wird.
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht – die Figurenkonstellation verspricht auf jeden Fall noch viel Spaß und auch Action.

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