„Du wirst uns beide umbringen!“
„Mich nicht. Ich hab ’ne Rüstung.“
Fissark Tozan und Jango Fett
In Paninis 2024 abschließenden Comicheft Star Wars #113 startet endlich mal wieder eine neue Miniserie, auf die sich ein genauerer Blick lohnt. Die positive Trendwende, die mit dem Special zu Episode I: Die dunkle Bedrohung im letzten Heft begann, geht damit glücklicherweise weiter und dank Jango Fett, dem Kopfgeldjäger und der späteren Vorlage der Klonarmee, wieder mit Prequel-Bezug. Er ziert auch sowohl das verfrüht am 3. Dezember und somit außerhalb des üblichen Veröffentlichungsslots erschienene Kiosk-Cover von Leinil Francis Yu als auch das ein Wochenende zuvor auf der CCON zu ergatternde limitierte Variantcover von Derrick Chew. Nur auf dem Comicshop-Cover ist passend zur Zweitstory wieder Darth Vader zu sehen, ebenfalls von Leinil Francis Yu in Szene gesetzt. Mit zweimal je 20 Comicseiten liegt der Heftpreis beider regulärer Versionen auch wieder bei den üblichen 5,99 €.
In den Jahren vor den Klonkriegen bahnt sich ein einsamer Kopfgeldjäger seinen Weg durch die Galaxis – und begibt sich auf eine brisante Jagd nach der anderen. Sein Name? Jango Fett. Der Start der brandneuen Comic-Serie um den legendären Kopfgeldjäger.
Für Autor Ethan Sacks ist das Business der Kopfgeldjagd kein unbekanntes Terrain. Im Gegenteil, er war für die siebenbändige Sonderbandreihe Kopfgeldjäger verantwortlich, die im Juli bei Panini abgeschlossen wurde. Mit Jango Fetts neuem Abenteuer Pfad der verlorenen Hoffnung, Teil 1, das einige Zeit vor Episode I stattfindet, kehrt er nun in die Welt der zwielichtigen Geschäfte zurück und nutzt dabei einen der bekanntesten und beliebtesten Vertreter des moralisch verwerflichen Berufsstands. Dabei entsteht ein gelungener und spannender Auftakt, der zwar sehr klassisch aufgebaut wird und mit der Anfangsszene Parallelen zum Anfang von The Mandalorian zieht, mit seinem souveränen Erzählfluss, einer herrlichen Panel-Aufteilung und einer rundum gelungenen Optik aber direkt in seinen Bann zieht.
Das liegt zum Großteil auch an Zeichner Luke Ross, der sich bereits vor einigen Jahren an der Age of Republic-Geschichte über Jango am mandalorianischen Kopfgeldjäger ausprobieren konnte und nun die ganze Serie illustrieren darf. Er zeichnet die Titelfigur charaktergerecht als wortkarge, unerschütterliche Präsenz in Dialogen und als beinahe-Naturgewalt in Actionszenen. Die Darstellung knüpft nahtlos an die Darstellung durch Temuera Morrison in Episode II: Angriff der Klonkrieger an und entführt so direkt wieder in vertraute Prequel-Gefilde. Jango selbst kann auf diesen wenigen Seiten seine Coolness, die seinem Sohn Boba in den letzten Jahren durch unglückliche Darstellungen etwas abhanden kam, mehr als untermauern.
Die Farben von Nolan Woodard ergänzen die Illustrationen perfekt und beleben die Stimmung alter Republik-Comics aus der Zeit der Filmveröffentlichungen wieder. Es dominieren die Farbtöne Schwarz, (Jagd-)Grün und Orange, die durch ihre Verläufe der Geschichte eine dunklere Dynamik verleihen und von denen sich Jango in seiner silber-lila-blauen Rüstung angenehm abhebt. Auch möchte ich das stets perfekt platzierte und gestaltete Lettering von Joe Caramagna hervorheben. Bei jedem „CHOOM“ bei einem Blasterschuss aus Fetts Zwillingspistolen hat man direkt den ikonischen Abschusssound aus seinen Kämpfen auf Kamino und Geonosis wieder im Ohr. Kleinere und größere Auftritte anderer Figuren aus der Ära sowie die Beteiligung der Galaktischen Republik an der Haupthandlung runden das Bild ab zum Auftakt eines äußerst vielversprechenden Comic-Mehrteilers aus der Zeit der Prequel-Trilogie.
Mit der zweiten Geschichte des Hefts, Die Wurzel des Verrats, geht Greg Paks große Darth Vader-Reihe weiter. Wie am Ende des letzten Hefts angedeutet, verbindet er mit Kurs auf die Zielgerade viele offene Handlungsstränge, die beim Großteil der Leserschaft bisher in Vergessenheit geraten sein dürften, und holt einige Nebencharaktere vor allem aus den Tie-Ins zu Crimson Reign wieder zurück. Insgesamt ist das diesmal dann aber doch recht solide erzählt und statt den starken Jango Fett-Einstieg im Gesamteindruck des Hefts wieder stark runterzuziehen, hat man es hier mit einem der besseren Kapitel aus der Reihe zu tun. Das Ende ist dann mal wieder Pak-typisch viel zu hanebüchen und mit pseudo-epischen Ausrufen und One-Linern beim Dunklen Lord der Sith versehen, der Weg dahin ist aber nicht ganz so schlecht, wie man es in vergangenen Ausgaben schon präsentiert bekam. Durch Vaders Abwesenheit über den Großteil des Kapitels sind auch Adam Gorhams Zeichnungen relativ in Ordnung, auch wenn sie durch die knallige und zu kontrastreiche Kolorierung von Federico Blei etwas mehr „cartoonesk“ werden, als sie es bräuchten. Sein Vader und vor allem dessen Helm gefallen mir so oder so aber überhaupt nicht.
Fazit
Es geht doch! Nach dem Episode I-Special bietet Panini mit dem ersten Jango Fett-Kapitel direkt in Folge mal wieder richtig starke Star Wars-Kost im Heftformat und sorgt zum Jahreswechsel damit für eine schöne Abwechslung nach den dominierenden Adaptionen des vergehenden Jahres 2024. Selbst zu Darth Vader gibt es mal wieder einen der besseren Beiträge, sodass das Heft insgesamt mitreißt und optimistisch auf die kommenden Ausgaben blicken lässt. So darf es 2025 (zumindest erstmal) gern weitergehen!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!