Rezension: Geschichten des Imperiums 1×01: „Der Pfad der Angst“, 1×02: „Der Pfad der Wut“ & 1×03: „Der Pfad des Hasses“

Hinweis: Diese Rezension enthält Spoiler zu den oben genannten Folgen aus Geschichten des Imperiums. Lest die Rezension also lieber nach dem Schauen der Kurzepisoden.

Auf Disney+ kann man sich aktuell nicht über zu wenig neue Star Wars-Inhalte beklagen. The Bad Batch ging erst letzten Monat zu Ende und The Acolyte läuft auch schon eine Weile. Jedoch gab es dazwischen für Animationsfans noch eine zweite Ausgabe des Tales of…-Formats, das nach den Geschichten der Jedi aus dem Jahr 2022 – und im Umfeld der Prequels platziert – einen Schritt weiter vorwärts in der Timeline geht. Geschichten des Imperiums brachte uns am 4. Mai, dem Star Wars-Tag, zwei weitere Dreiteiler zu bereits bekannten Figuren, die als anthologische Kurzfilme Schlüsselmomente aus den Biographien beider Charaktere präsentieren. Wir rezensieren wegen dem direkten inhaltlichen Zusammenhang die Blöcke jeweils gemeinsam in insgesamt zwei Rezensionen, anstatt einzelner Folgen. Den Anfang macht die Vorgeschichte der aus The Mandalorian und Ahsoka bekannten ehemaligen Nachtschwester Morgan Elsbeth. Im Gegensatz zu Geschichten der Jedi, das die Folgen auf Disney+ noch chronologisch nach der Einordnung in der Timeline sortiert hat, entschied man sich diesmal dafür, erst die drei Episoden um Morgan Elsbeth zu platzieren und jene um die Ex-Jedi Barriss Offee trotz anderer absoluter Chronologie erst dahinter zu platzieren. Nach der Struktur des Vorgängers wäre die etwas verwirrende Reihenfolge von Geschichten des Imperiums nämlich 1×01, 1×04, 1×05, 1×02, 1×06 und 1×03 geworden, man kann die kleine Änderung also durchaus nachvollziehen. Dramaturgisch lässt es sich auch besser schauen und genießen, ohne zwischen beiden Handlungssträngen hin und her zu springen.

„Der Pfad der Angst“

Geschichten des Imperiums bringt uns vor der endlich fortgesetzten Biographie einer Figur, die bisher völlig offen blieb – Barriss – , erst einmal die Vorgeschichte einer Figur, deren Ende wir dank Ahsoka bereits kennen – Morgan. Ebenso kannte man, wenn man sich Trailer und Clips angesehen hat, bereits einen Großteil an Ausschnitten und Bildern der ersten drei Folgen mit der ehemaligen Nachtschwester im Mittelpunkt. Zwar waren viele Eckdaten ihres Lebens durch Erwähnungen in Live-Action-Auftritten bekannt, jetzt sehen wir diese Schlüsselereignisse aber nun mit eigenen Augen und mehr (Retcon-)Kontext. Los geht es mit dem ersten Schritt ihres Pfads auf die dunkle Seite – die Titel der Episoden sind Yodas ikonischer Erklärung aus Episode I darüber entnommen, welche Schritte nacheinander zu unsäglichem Leid führen. Den Anfang macht „Fear“, also die Furcht, die im Titel als „Angst“ übersetzt wurde. Dem imperialen Titel der Serie zum Trotz geht es nämlich zunächst erst einmal zurück in die Klonkriege und zwar inhaltlich mitten hinein in die Folge „Wiedergeburt“ aus The Clone Wars Staffel 4. Wenn man sich, wie ich, in Folge 8 der siebten Staffel noch darüber geärgert hat, dass General Grievous‘ grandioses neues Charaktermodell nur für einen einzigen Shot im Intro zu sehen war, darf man sich gleich über die fulminante Rückkehr eben dieses Modells freuen, das auch direkt für tolle, wenn auch etwas sehr dunkel anzusehende Actionmomente Verwendung findet. Zu The Clone Wars-Zeiten waren die meisten Auftritte des separatistischen Cyborgs oft dem Kritikpunkt ausgesetzt, er sei nur wenig ernstzunehmend und besonders im Vergleich zur 2D-Zeichentrickserie Clone Wars viel zu harmlos. Mit der Verwüstung von Dathomir in „Wiedergeburt“ wurde dieser Umstand weitgehend rehabilitiert und so ist es mehr als passend, dass mit dem hochklassigen Animationsmodell ausgerechnet jene Kanon-Glanzstunde des Generals erneut besucht und vertieft wird.

Der Knappheit des kurzen Formats ist es geschuldet, dass man direkt in jene Schlacht wieder hineingeworfen wird. Die Folge soll Morgans Verlust ihrer Heimat und Familie erläutern, es bleibt aber durch den fehlenden Vorlauf und den Fokus auf die Kämpfe sowie die Zeit danach einiges an emotionalem Potenzial auf der Strecke. Es fällt schwer, der vor allem als relativ blassen, wenn auch von Diana Lee Inosanto stets solide gespielten wie gesprochenen Antagonistin eine mitzufühlende Tiefe zu verleihen, wenn man den Versuch mit dem Verlust von etwas wichtigem startet, dessen Hintergrund aber ausgelassen wird. Dadurch wirken ihre Geschichte und Motivation gleich von Beginn und auch über die Dauer der drei Kurzepisoden oft sehr klischeehaft und holprig. Dass die Folge aber tolle Schauwerte im seit Jahren grandiosen bekannten Stil und weiteres Dathomir-Worldbuilding bietet – auch wenn letzteres sich leider etwas mit den Fakten um den Planeten im Jahre später spielenden Jedi: Fallen Order beißt – wertet sie dennoch auf und schafft einen soliden Einstieg in eine Serie, die zwar das Imperium im Namen trägt, in dieser über ein Jahr vor seiner Gründung spielenden Folge aber noch reichlich wenig davon zeigt.

Mach dir keine Sorgen wegen des Hustens. Ich trage eine Maske und kann Genitiv!

„Der Pfad der Wut“

Das ändert sich mit einem einige Jahre umspannenden Zeitsprung zur zweiten Folge. Das Imperium ist jetzt auf der Höhe seiner Macht und die ehemalige Nachtschwester auf dem Planeten Corvus für eine Produktionsstätte tätig. Hier kommt es gleich wieder zu einem der berühmt-berüchtigten Retcons von Dave Filoni, die dazu dienen, einzelne Elemente seiner vielen Serien immer weiter miteinander zu verknüpfen und die Galaxis immer kleiner zu machen. Hier wird nämlich Morgan Elsbeths Verbindung mit Großadmiral Thrawn erläutert, die in The Mandalorian und Ahsoka als genauso stark präsentiert wurde, wie sie kontextlos blieb. Entschieden hat man sich als Verbindung für etwas bereits bekanntes, nämlich die Entwicklung der in den Rebels-Staffeln 3 und 4 eine wichtige Rolle spielenden TIE-Abwehrjäger. Zwar ist dies nur ein kleiner Retcon und widerspricht auf den ersten Blick nicht direkt den in Timothy Zahns Thrawn-Romanen dargelegten Hintergründen des ambitionierten und später sogar mit dem Todesstern konkurrierenden Projekts, dennoch bleibt wieder ein bitterer Beigeschmack, wenn man sieht, wie leicht es sich der Filoni-Kosmos manchmal damit macht, wirklich alles untereinander verbunden zu wissen und zwar auf jede erdenkliche Weise. Immerhin passt Elsbeth als Ingenieurs- und Schiffsexpertin zu der in Ahsoka erfolgenden beispiellosen Konstruktion der Eye of Sion und mit Thrawns Unterstützung gegen die Interessen anderer hochrangiger Imperialer entsteht ein glaubhaftes Band, das ihre Loyalität zu ihm wachsen lässt.

Sein Auftritt stellt übrigens das unbestreitbare Highlight der Episoden dar. Mit der Premiere eines Modells im The Clone Wars– bzw. Tales of-Style dürften auch die Kritiker seiner nicht ganz optimalen Live-Action-Darstellung wieder zufriedener sein und auch die Dialogzeilen sind dem Charakter wieder einmal mehr als würdig. Die Musik um Kevin Kiners Thrawn-Theme tut ihr übriges. Leider schleicht sich aber hier wieder einmal ein kleiner Kontinuitätsfehler bezüglich der imperialen Rangplaketten ein. Thrawn trägt bereits den Rang eines Admirals, wodurch sich die Folge auch relativ gut zeitlich in die Ereignisse seiner Romane einordnen lässt, doch hat er nicht die dazu passenden Insignien auf der Brust. Detailverliebt kann man sich über so etwas ärgern, es wirkt sich aber nicht so stark auf die Gesamtbewertung der Folge aus, wie die seltsam unbegründet und vollkommen beliebig wirkende Kampfszene zwischen Elsbeth und Rukh, die den Anschein hat, dass man ob der spannenden, aber sehr dialoglastigen Folge um jeden Preis noch Action hinzufügen muss, um als veröffentlichte Star Wars-Episode durchgehen zu dürfen. Aber den Noghri nach vielen Jahren wieder zu sehen und dann auch noch in einem wie bei Thrawn dermaßen gut wirkenden neuen Look, weiß trotz des seltsamen Kontext zu gefallen. Das außerdem letzte hier erwähnte, aber zeitlich erste Comeback der Folge ist der Thrawn seit Legends-Zeiten stets unterstützende Gilad Pellaeon, dessen Darsteller, bzw. Sprecher aus The Mandalorian sowohl im Original als auch auf Deutsch für einen eindrucksvollen Kurzauftritt zurückkehrte.

Doch, natürlich bin ich ein Admiral. Glaub mir!

„Der Pfad des Hasses“

Auf den insgesamt also besten Teil der Morgan-Elsbeth-Trilogie folgt dann leider der belangloseste und schwächste. Es wird ein weiterer Zeitsprung vollzogen und auf eine Folge noch vor dem Imperium und eine einzige während der imperialen Herrschaft ist es nur logisch, dass eine Episode nach dem Untergang desselben den Abschluss macht. Bisher hat Geschichten des Imperiums also ungefähr so viel Imperium-Anteil, wie Boba Fett in Das Buch von Boba Fett. Wie dem auch sei, wir finden Morgan Elsbeth in der Lage wieder, in der wir sie in The Mandalorian Kapitel 13: „Die Jedi“ das erste Mal vorfinden, man könnte sagen, der Kreis schließt sich. Im direkten Vorfeld ihres Debüts von 2020 wird nun erzählt, wie der Wald auf Corvus zu seiner trostlosen Optik gerät und… nun ja, eigentlich nicht viel anderes. Am Ende wird noch ein Notruf an die Neue Republik abgesetzt, an dessen anderen Ende wir Bo-Katans Stimme hören, er wird also zu Ahsokas bekanntem Auftritt führen. Ansonsten werden hier nur die Reise unserer Nicht-Heldin und eine weitere schlecht aufgebaute Beziehung dramatisch beendet. In der zweiten Episode wurde es nämlich versäumt, der nun für die Republik tätigen Nadura so viel Profil mit auf den Weg zu geben, dass man mit ihrem Ende mitfiebert und Morgan Elsbeths endgültige Charakterisierung zu zementieren. So bleibt leider eine, auch hier wieder, klischeehafte Geschichte, die sich Stereotypen und allzu klassischer Abläufe bedient, die man scheinbar nicht mal annähernd mehr infrage stellen darf. Leider enttäuscht diese Folge somit auf ganzer Linie und zeigt uns durch die Verwendung des aus „Die Jedi“ bekannten Settings auch nicht mehr viel neues über die Hauptfigur.

Ich hab Feuer gemacht.

Fazit

Insgesamt fand ich die drei Folgen um die bisher sehr dünn charakterisierte Figur der Morgan Elsbeth, deren Rolle bei der weiteren (extra-)galaktischen Geschichte bis zu ihrem eigenen Ende bereits bekannt ist, relativ solide. Im Vergleich zu Geschichten der Jedi, deren Hauptfiguren in zahlreichen anderen Werken bereits bestens beleuchtet wurden und wo es nur mehr darum ging, einzelne Lücken zu füllen, zieht Geschichten des Imperiums bisher den Kürzeren. Um für Nebenrollen, deren Großteil ihrer Biografie weiße Flecken sind, wichtige Ereignisse zu erzählen, scheint sich das kurze Format nicht auszuzahlen. Sehr gut finde ich aber, dass es trotz der Zeitsprünge nicht darauf angelegt wurde, checklistenartig alle bekannten Punkte ihres Werdegangs abzuhaken, sondern sich auf einige kleine Anekdoten konzentriert wurde. So bleiben unter anderem Morgans Ankunft auf Corvus und die Herkunft des Beskar-Speeres der Fantasie überlassen, was dem Konzept entgegen der wieder einmal stark verkleinerten Galaxis wieder mehr Glaubwürdigkeit verleiht. Mit Grievous‘ Rückkehr, sowie Pellaeons und vor allem Thrawns Auftritt, der alle Live-Action-Szenen des Großadmirals mühelos in den Schatten stellt, bietet der Dreiteiler vor allem in der zweiten Folge auch seine tollen Momente, die in Erinnerung bleiben. Auch wenn es nur sehr oberflächlich gelingt, lässt sich abschließend sagen, dass eine neue Figur, die aus dem Nichts kam und mit so wichtigen Plotpunkten versehen dabei immer sehr kontextfrei blieb, hiermit glücklicherweise innerhalb der großen Star Wars-Galaxis endlich ausgebaut wurde.


Tobias, Carl Georg, Julian und ich haben übrigens bereits im JediCast über die gesamte Staffel ausführlich diskutiert. Hört gerne auf allen gängigen Plattformen rein:

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