An diesem Marvel-Mittwoch darf ich mich wieder komplett alleine entfalten und die komplexe Handlung der Darth Vader-Reihe zum vorvorvorletzten Mal analysieren, loben und genießen. Das fällt mir dieses Mal besonders leicht, da sich ja lediglich die „Verhunzung“ von Luke Skywalker anzukündigen droht. Yay…
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Der Inhalt
Los geht die Ausgabe mit dem geplanten Abflug von Exegol samt Kyber-Kristall im Gepäck. Doch am Ende der letzten Ausgabe wurde uns der Suma Verminoth versprochen und deshalb muss er seine Tentakel heute natürlich auch ausbreiten. Doch statt Vader und seine Crew so wirklich zu beeinflussen, haut der lieber auf die Rebellen-Mechs drauf, die aber wiederum auch immun gegen geistige Angriffe sind, weil sie Vader ertragen mussten. Wenn ihr die logische Kette findet, bindet sie doch bitte am nächstgelegenen Ankerpunkt fest. Jedenfalls hat dieser Verminoth kaum Einfluss auf die Hauptentourage des (Be)Schism Imperial, was ihn erwartungsgemäß zum Cliffhanger-Mittel der vorherigen Ausgabe degradiert – paint me surprised.
Vader ist währenddessen damit beschäftigt, mit dem Kyber-Kristall zu reden und dabei mit seinem Meister Sidious Kontakt aufzunehmen. Der erklärt ihm, dass er all das natürlich gewusst hat und nur darauf wartete, bis Vader nach all der Kraft Exegols greift. Doch dann stellt er auch die Frage, die wir uns schon seit nunmehr 47 Ausgaben stellen und auch nach Ausgabe 50 wohl noch stellen werden: Wozu das alles? Will er die Macht an sich reißen und dann mit seinem Sohn herrschen? Diese Frage ist letztlich fatal, denn sie bringt eine Figur ins Rampenlicht dieser Reihe, die alles erleben sollte, aber keine Nebenrolle in Greg Paks kanonisierter Fanfiction: Luke Skywalker.
Der steht an Bord eines Schiffes, spürt, dass sein Vater ihn spürt und will dann – nachdem er Leias Hilfe ablehnt – erstmal etwas Verschnaufen und eine Mission mit Warba erleben. Jetzt muss man wissen, dass ich die Star Wars-Hauptreihe nicht verfolge, da mir diese eine Comic-Reihe schon mehr als reicht, aber so wie sie sich begrüßen, denke ich, dass sie schon einmal eine Rolle gespielt hat. Am Ende ist sie aber auch nicht sonderlich wichtig, weshalb diese Bildungslücke hinsichtlich ihrer Connection nicht aufgeholt werden muss.
Zurück auf Exegol schneidet Vader den Kristall klein und packt ihn dann in seine Ritterlanze. Das klingt falsch… – jedenfalls fragt man sich, wieso sie diesen gigantischen Kyber-Kristall an Bord schleppen mussten, wenn ein so kleiner Abbruch davon dann für die ultimative, machterschütternde und Verminoth-tötende Superwaffe reicht, die er sich zusammenklöppelt. Damit ausgestattet geht ein Beben durch die Galaxis, was auch Luke spürt, der kurz darauf zu einem Treffen gelangt, bei dem ich ihm zurufen wollte: Flieh, du Narr!
Denn neben Warba wartet vor allem Sabé auf ihn und sagt, dass sie seinen Vater kenne. Sollte er – also Luke – je eine Dunkle Seite gehabt haben, sei nun der Moment diese zu zeigen. Ein verdutzter Luke, der kaum glauben kann, so spät nun doch noch in diese Reihe hineingerutscht zu sein, verabschiedet uns in einen weiteren Cliffhanger und mich in die bittere Angst, dass es Greg Pak auf der Zielgerade gelingen wird, alles noch so viel schlimmer und unplausibler zu machen. Er sorgt dafür, dass das Wiedersehen der beiden in Episode VI wie ein „Eine Woche später…“ wirken könnte und damit viel von der Entwicklung in seiner Reihe statt im Film verhaftet ist. Reichlich anmaßend, aber was soll man machen?!
Die Zeichnungen
„Naja, zumindest sieht er gut aus“ ist einer der Sätze, die man zu der Reihe wohl fast durchgehend sagen kann. Daran ist dank Raffaele Ienco auch kaum zu rütteln. Natürlich ist es keine Graphic-Novel-Qualität mit super-detaillierten Gesichtern und Hintergrunddetails, aber für eine monatliche Reihe mehr als Mittelmaß. Gerade einige große Seiten mit Actionszenen samt dem Einsatz des inhaltlich lächerlichen Superwaffen-Stabs, wirken episch inszeniert. In Luke muss er sich – genauso wie ich (und ich bezweifle, dass ich das je schaffe) – in dieser Reihe noch eingewöhnen, auch wenn seine Episode VI-Kleidung die Nähe zum Kinofilm und damit zum Ende der Reihe (yippie), gut untermauert.
Fazit
Darth Vader respektive Greg Pak schafft es einfach immer wieder, noch eines draufzulegen. Was man kontextlos ja oft als Kompliment versteht, soll hier jedoch mit Kontext gefüllt werden, um keinesfalls diesem Trugschluss eines Kompliments zu erliegen. Denn primär fügt er stets mehr an absurden und gefährlich Fanfiction-ähnlichen Szenen zu. Hat Vader in den vorherigen Ausgaben mit seiner Mech- und Schism-Imperial-Armee eben marodiert wie eine Actionfigur im heimischen Kinderzimmer, so war das eben stark auf den Dunklen Lord beschränkt. Jetzt holt er kurz vor der Ziellinie und dem kollektiven Aufatmen, dass es vorbei ist, aber auch noch Luke in seine Reihe und gefährdet damit im schlimmsten Fall umso mehr die für mich logische Kohärenz in Hinblick auf Episode VI. Es ist einfach ein schmaler Grat, bei dem die Entscheidung Vaders, seinen Sohn zu retten, am Ende eben nicht aus dieser Comic-Reihe resultieren soll, sondern dem Film gehören sollte. Ganz einfach, weil es so die Realisation und damit den Schritt Vaders beeindruckender macht und weil so eine mehr als unterdurchschnittliche Comic-Reihe nicht von jedem als Verweispunkt genutzt werden kann und muss, wenn man Episode VI „verstehen“ will. Sie sollte keinen nennenswerten Kanon-Platz über ihre Laufzeit hinaus behalten, sondern in Anbetracht ihrer Qualität schnellstmöglich in Vergessenheit geraten. Genau auf das Gegenteil steuert Pak jedoch gerade zu und ich kann nicht weggucken, auch wenn ich es so gerne wollte… In diesem Sinne, wir lesen uns in einem Monat!
Am 24. Juli geht es dann mit Darth Vader #48 weiter. Am nächsten Marvel-Mittwoch steht dann mit Jango Fett #4 das Finale dieser Mini-Serie an.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Dein Fazit passt auf dieses Heft wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Ich habe in dieser Reihe ja schon viel Schwachsinn gelesen, aber Pak schafft es wirklich, sich nochmal zu toppen…
Schlimmer
geht immer!
Wegen dieser unzulänglichen und belanglosen Storyline sollte man nicht um eine Kohärenz mit Episode VI fürchten.
Passend dazu noch der Schreibfehler im Untertitel auf der Titelseite.