Der im vorigen Heft begonnene Angriff auf das Nihil-Gefängnisschiff Korvix Vorn geht heute in The High Republic Adventures #5 in seine heiße Phase. Teil zwei des Handlungsbogens „Now or Never“ wurde wie immer von Daniel José Older geschrieben und visuell von Illustratorin Elisa Romboli und Kolorist Michael Atiyeh zum Leben erweckt.
Zum Inhalt
Die Gefangenen der Nihil schweben nach wie vor hilflos und ohne Ausrüstung im Weltall. Während Farzala und Torban Buck, die dank der Macht in diesem Zustand etwas länger durchhalten können, versuchen, anderen Gefangenen zu helfen, greift die Republik sowohl mit Schiffen als auch durch eine Entertruppe, die von Lula, Zeen und Qort angeführt wird, an. Der junge Wissenschaftler Niv Drendow Apruk ist derweil sauer, dass seine Baby-Nameless der Strategie des Wardens zum Opfer gefallen sind, und versucht, wenigstens noch seine Nameless-Eier zu retten, bevor die Nihil den Kampf verlieren und die Korvix Vorn in Flammen aufgeht.
Damit liegt er nämlich auch ganz richtig, denn kurz darauf fällt das Nihil-Schiff den von Argomon und A5-G3 platzierten Bomben zum Opfer. Zuvor hat sich jedoch noch der Warden zusammen mit Driggit Parse abgesetzt. Nachdem Lula, Zeen und Co alle im Weltraum schwebenden Gefangenen gerettet haben, verbrennt Lula ihre Jedi-Roben und es kommt endlich zum klärenden Gespräch zwischen den beiden: Sie versprechen sich, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen.
Zur Umsetzung
Heute ist mal wieder viel Action angesagt, wie es sich für eine Ausgabe, die sich hauptsächlich um eine Befreiungsaktion dreht, gehört. Diese Action wird auch von Elisa Romboli sehr dynamisch umgesetzt. Egal ob es sich um Nahkampf oder die Kämpfe im Weltraum handelt, sind die Panels aber stets trotzdem übersichtlich gestaltet, was ein willkommener Kontrast zu der Illustration von Harvey Tolibao ist, bei dem diese Szenen bestimmt chaotischer gewirkt hätten. Die gruselig grünliche Kolorierung der Panels, auf denen die Gefangenen schutzlos im Weltall schweben, trägt außerdem dazu bei, die Lebensfeindlichkeit dieses Umfelds und die Lebensgefahr, in der die Wesen schweben, zu illustrieren. Kombiniert mit den verzweifelten Emotionen auf Farzalas Gesicht entsteht so eine sehr bedrückende Stimmung, die für mich ein emotionales Highlight des Hefts war.
Das andere emotionale Highlight findet sich sicherlich am Ende des Heftes, als Lula und Zeen sich endlich zueinander bekennen, umgeben vom wunderbar warmen Licht des Feuers. Dass Lula ihre Gefühle für Zeen auf längere Sicht nicht mit ihrer Zugehörigkeit zum Orden vereinen können wird, war, denke ich, sowohl uns Leser*innen als auch Lula und Zeen selbst schon lange klar, doch jetzt zieht Lula endlich auch die Konsequenz. Nachdem sie schon seit ihrer Rückkehr keine Jedi-Kleidung mehr trug, verbrennt sie diese nun symbolisch und will wohl aus dem Orden austreten. Sehr gefreut habe ich mich dabei über ihre Aussage, dass Meister*in Kantam sicher Verständnis haben wird, was auf xiese Vorgeschichte aus Midnight Horizon anspielt, in der xier den Orden aufgrund einer Liebesbeziehung vorübergehend verlässt, eine meiner liebsten Erzählungen aus der Hohen Republik, die zeigt, wie viel toleranter die Jedi damals noch waren.
Weniger gefallen hat mir allerdings die Symbolik des Verbrennens der Jedi-Roben. Schon im vorangegangenen Heft hat Lula ihr Nihil-Outfit verbrannt, was ich an der Stelle passend fand, da diese Identität ja falsch und nur durch Lulas Gedächtnisverlust begründet war. Verständlich, dass sie sich so einer falschen Identität durch Auslöschung aller Dinge, die daran erinnern, entledigen will. Das Verbrennen von Gegenständen beinhaltet meiner Meinung nach nicht nur die Komponente des Endes einer Ära und eines Neuanfangs, sondern auch die Einstellung, dass das Vergangene schlecht war und man froh ist, dass es endlich vorbei ist – so zum Beispiel das Verbrennen von Fotos eines Ex-Partners oder von Lernzetteln nach einer bestandenen Prüfung. Wer sich aber im Guten trennt, verbrennt normalerweise keine Fotos des Ex-Partners. Genauso wenig sollte Lula, die eigentlich immer gerne eine Jedi war und die keine schlechten Erfahrungen im Orden gemacht hat und sogar erwartet, dort Verständnis für ihr Gehen zu finden, eine Jedi-Robe verbrennen und damit so tun, als sei der Orden etwas Negatives, von dem sie sich befreien müsse. Diese unpassende Symbolik trübt für mich leider das eigentlich schöne Ende des Comics stark.
Zuletzt wird mir leider auch die Figur der Driggit Parse immer unverständlicher und scheint sich zu einer reinen Opportunistin zu entwickeln. Nachdem in Escape from Valo ihr Übertritt zu den Nihil noch damit begründet wird, dass sie ihren Einfluss auf Niv Drendow Apruk nutzen will, um diesen emotional zu manipulieren, mehr über die Nihil zu erfahren und diese letztlich zu vernichten, gibt sie diesen Masterplan nun sehr schnell auf. Sie lässt Niv bei der ersten Gelegenheit links liegen und folgt stattdessen dem Warden, welcher sie – aus eben unerfindlichen Gründen, denn zu respektieren scheint er sie nicht sonderlich – mit auf sein Fluchtschiff nimmt. Ich vermute aber, dass Niv nach Driggits Warnung auch entkommen und nicht mit den Gefängnisschiff in die Luft geflogen ist. So könnte Nivs und Driggits in Escape from Valo etablierte Beziehung auch in Zukunft noch eine Rolle spielen.
Fazit
Die heutige actiongeladene Ausgabe weiß durch ihre tollen Zeichnungen und emotionalen Momente zu begeistern, enthält aber auch einige fragliche Charakterentscheidungen. Massiv stört mich leider unpassende Symbolik, dass Lula eine Jedi-Robe verbrennt. Daher kann ich nur drei statt vier von fünf Holocrons vergeben.
Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.