Wo ich hingehe, geht er auch hin.
Din Djarin
Jugendromanadaptionen der Star Wars-Filme haben seit dem Erscheinen der Prequel-Filme eine lange Tradition, die auch unter Disney fortgesetzt wurde. Schließlich erschien am 5. Januar 2021 auf Englisch bei Disney-Lucasfilm Press der Jugendroman zur ersten Staffel des Live-Actionseriendebüts The Mandalorian. Für diesen zeichnete niemand Geringeres als Joe Schreiber verantwortlich, der sich in den Legends mit nicht gerade zimperlichen Romanen wie Der Todeskreuzer, Darth Scabrous und Darth Maul: In Eisen einen Namen gemacht hatte. Zu jenen Zeiten bereicherte er die Galaxis um frische Horror-Elemente, bevor er nun scheinbar auf dem undankbaren Abstellgleis der Jugendromanadaptionen platziert wurde. Bei einem talentierten und wortgewandten Autoren wie Schreiber wirklich schade.
Jedenfalls veröffentlichte Panini keine zwei Monate nach US-Release Andreas Kasprzaks deutsche Übersetzung der ersten Mando-Adaption (Maximilian hat dafür übrigens eine lesenswerte Rezension geschrieben), die scheinbar noch genug (junge) Leser*innen fand – anders als das nicht fortgeführte Experiment des deutschen Hörbuchs, welches von Sascha Rotermund, der deutschen Stimme von Din Djarin, persönlich gelesen wurde – um eine baugleiche Fortsetzung passend zu Staffel 2 zu rechtfertigen. Sie erschien am 4. Januar 2022 ebenfalls bei Disney-Lucasfilm Press und kurz darauf am 22. Februar bei Panini und stammte wieder vom Team Joe Schreiber/Andreas Kasprzak. Auf 202 regulären Seiten und in 25 Kapitel plus einem Epilog unterteilt, wird oberflächlich die Handlung der acht Folgen durchgerauscht und vereinfacht wiedergegeben. Das macht bei acht Episoden durchschnittlich je 25 Seiten, die mit der ohnehin längeren ersten Folge auf Tatooine um fast zehn Seiten sofort überschritten werden. Dadurch muss Schreiber bei allen folgenden Episoden noch mehr Abstriche machen, um wieder Boden für die Seitenzahl zu gewinnen. Vor allem Actionszenen sind dabei so unfassbar knapp und allgemein formuliert, um in den winzigen Rahmen des überschaubaren Formats zu passen, dass fünf Minuten Laufzeit teilweise auf einer halben Seite wiedergegeben werden. Wenn ihr Maximilians Rezension zu Band 1 noch nicht gelesen habt, könnt ihr dies nun gerne nachholen – man kann sie nämlich beinahe 1:1 kopieren und auch auf Band 2 anwenden. Der knappe und einfache Stil, die zielgruppengerechte Aufmachung und die zahlreichen Kritikpunkte werden nahtlos fortgesetzt und bleiben sich treu.
Welchen Mehrwert bringt die Lektüre also, vor allem im Vergleich zum Schauen der Serie? Überhaupt keinen. Wenn ihr euren Nachwuchs (Empfehlung liegt bei etwa 8-12 Jahren) für den Mandalorianer und das Kind begeistern wollt, ihnen die Serie aber noch nicht zeigen möchtet, macht ihr mit den beiden Bänden grundsätzlich nichts verkehrt. Wenn ihr Komplettist*innen seid und Geschichten aus den Bewegtbildmedien grundsätzlich gern in anderen Medien adaptiert erleben wollt, könnt ihr euch den Band ebenfalls gern zulegen. Dann müsst ihr allerdings mit einigen Abstrichen in der Handlung selbst leben und werdet relativ spannungsarm um absolut keine Blickwinkel oder Informationen, die nicht die Serie selbst liefert, bereichert. Darüber hinaus stößt es mir sauer auf, dass die in der Mitte des Buches abgedruckten farbigen Fotoseiten die gesamte Staffel zusammenfassen und spoilern. Man steckt also auf Seite 113 mitten in Folge 5 „Die Jedi“, hat aber links schon überdeutlich Bilder und Texte für das Ende der Staffel in Episode 8 „Die Befreiung“. Auch wenn die meisten Leser*innen die Serie bereits gesehen haben und die Jugendromane schon länger nach diesem Fotoseiten-Prinzip aufgebaut sind, ist es dennoch ein fieser, unvermeidbarer Spoiler, falls junge Star Wars-Fans die Handlung beim Lesen zum ersten Mal erleben sollten.
Ich kann jedoch abschließend noch etwas Positives sagen. Den Jugendroman zu lesen und so wieder die Bilder aus Staffel 2 im Kopf Revue passieren zu lassen, hat mich nichtsdestotrotz sehr heiß auf den Start der dritten Staffel Anfang März gemacht. Zu dieser dürften wir ja dann wieder etwa ein Jahr später Joe Schreibers viel zu knappe, lediglich an das auf Disney+ Gezeigte gefesselte Adaption für junge Mando-Fans erwarten. Für die Rückkehr der Serienatmosphäre, der konsequenten Fortführung des Formats und der zwar entschlackten, aber dennoch treuen Adaption verleihe ich, wie Maximilian schon, auch für den zweiten Band noch zwei Holocrons.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!