Gleich zu Monatsbeginn liefert Marvel mit Shadow of the Nihil den nächsten Handlungsbogen der The High Republic-Reihe. Unterhalb der Spoilerwarnung erfahrt ihr, was der Auftakt dieser Geschichte Spannendes zu bieten hat und in welches Abenteuer sich Keeve als nächstes stürzt. Viel Spaß beim Lesen und mitdiskutieren!
Achtung: Bitte bedenkt, dass unsere Marvel-Mittwoch-Rezensionen Spoiler enthalten, damit wir in den Kommentaren mit euch diskutieren können.
Zum Inhalt
„There is always passion. It‘s how we control it that matters.”
Jedi-Meister Sskeer
The High Republic #9 startet mit “Jedi No More” in den Handlungsbogen Shadow of the Nihil, und dabei wird schnell klar, dass wir uns zeitlich bereits nach den Geschehnissen auf Valo befinden. Gerne hätte ich mehr von der Reaktion der Starlight-Jedi auf die Katastrophe des Republic Fairs gesehen, doch die Comic-Handlung zieht nun mit den anderen Werken mit und spielt sogar nach Out of the Shadows und dem gestern erst erschienenen Hörspiel Tempest Runner. Gut möglich also, dass wir in diesem Handlungsbogen einige der Konsequenzen aus Tempest Runner miterleben oder zumindest von ihnen hören.
Die Handlung startet mit einem ziemlichen Cold Open, welcher gleichzeitig auch schon die erste Überraschung darstellt. Orla Jareni, die sich im Soola-Sektor befindet, wird von Keeve als Inspiration beschrieben – dem kann ich nur zustimmen und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch mehr von Orlas Reise als Wayseeker mitbekommen. Umso überraschender kommt es, dass sich Keeve und Orla im Gefecht befinden, auf scheinbar unterschiedlichen Seiten, denn Keeve und Terec sind es, die sich im Nihil-Schiff befinden und auf Orla feuern. Spannend ist Keeves Wortwahl: Sie bezeichnet die Reaktion der Jedi auf die Nihil nicht als eben diese, sondern als „Kreuzzug“, was vermuten lässt, dass die Jedi nun deutlich offensiver unterwegs sind, als es ihre Prinzipien eigentlich verlangen.
Durch einen Zeitsprung in die Vergangenheit gelangen wir zurück zur Starlight Beacon, auf der eine Versammlung zwischen den wichtigsten dort stationierten Jedi und Stellan Gios stattfindet. Dabei wird erwähnt, dass Lourna Dee (derzeit für die Nihil-Anführerin gehalten) tot geglaubt wird. Ohne zu spoilern, verweise ich hier kurz auf Tempest Runner, welches die Umstände um Lourna aufgreift und Licht ins Dunkle bringt, was ihre wirkliche Situation betrifft. Im Irrglauben, dass jemand ihren Rang übernehmen werden muss, stellt Stellan potentielle Kandidaten vor, darunter ein Talpini, bei dem es sich eigentlich nur um Zeetar handeln kann. Von Marchion Ro ahnt weiterhin niemand etwas, bei der verschwommenen Aufzeichnung könnte es sich aber durchaus um ihn handeln. Zumindest lassen sich eine Maske und ein Umhang erkennen, die ja eigentlich ziemlich charakteristisch für den Bösewicht sind. Ich bin gespannt, wie sich diese Situation weiterentwickeln wird, da die Jedi zwar die richtigen Personen im Visier haben, aber dennoch auf der falschen Fährte unterwegs sind. Marchion wird sich das sicherlich früher oder später zu Nutze machen.
Am spannendsten an dieser Szene ist jedoch der immer noch bestehende Konflikt zwischen Avar Kriss und Stellan Gios. Schon in vorherigen Ausgaben und auch in Justina Irelands Out of the Shadows haben wir mitbekommen, dass die zwei Jedi unterschiedlicher Meinung sind. Offensichtlich geht ihre Meinungsverschiedenheit dabei so weit, dass sie kein Problem damit haben, die Angelegenheit vor allen anderen auszudiskutieren und selbst Terec und Ceret, die ja eigentlich immer die stillen Beobachter sind, schon die Augen verdrehen. Interessant ist, dass Avar dabei diejenige ist, die sich den Angriff auf Valo, oder besser gesagt die schlechten Sicherheitsvorkehrungen dort, zu Herzen nimmt. Auch Keeve widerspricht Stellan und plädiert für mehr Aktion seitens der Jedi. Stellan hat als Aufsicht über das Vorgehen gegen die Nihil aber die Oberhand und lässt es partout nicht zu, dass sich jemand auf eigene Faust gegen diese ins Gefecht begibt. Verständlich, allerdings scheint die Kommunikation der verschiedenen Parteien nicht unbedingt die beste zu sein, und sich überhaupt nicht auf die Vorschläge der anderen einzulassen, ist sicherlich auch kein Weg aus der Krise. Interessant ist vor allem, dass er die Vorschläge als Methode, mit seinen Schuldgefühlen umzugehen, bezeichnet… mir kommt es eher so vor, als würde er hier seine eigenen Zweifel auf die anderen projizieren. Zeit, das zu diskutieren, bekommen wir jedenfalls nicht, da Stellan die Truppe ohne Anweisungen hängen lässt und auflegt. Die Gemüter sind offensichtlich auf allen Seiten erhitzt, und an Keeves Stelle wäre ich nach Stellans Vorwurf und der Zurückweisung wohl auch wütend davongestürmt. Eines ist klar: Dieser Konflikt ist noch lange nicht vorbei.
Zurück in der Gegenwart geht Keeves Gefecht gegen Orla, die nun von der Ataraxia unterstützt wird, weiter. Angeführt wird der Drift von Keeves ehemaligem Meister Sskeer, der immer noch davon spricht, etwas wieder gutmachen zu müssen. Worum genau es sich bei Sskeers Verfassung handelt, offenbart sich hoffentlich bald. Der Kampf findet seinen Höhepunkt, als Keeve und Sskeer sich scheinbar direkt gegenüberstehen. Wenig überraschend überleben jedoch beide die Konfrontation und Keeve wird von Nihil-Kameraden gerettet. Durch eine kurze Comm-Meldung erfahren wir, dass auch Nib und Burryaga wieder mit von der Partie waren. Irgendwie mag ich es, wie diese zwei Jedi im Hintergrund dabei sind, auch wenn wir sie nicht unbedingt immer sehen.
Meiner Meinung nach wenig überraschend erfahren wir kurz darauf, dass Keeve sich nicht aus eigener Überzeugung den Nihil angeschlossen hat, sondern einer Idee von Avar gefolgt ist. Dass der Kampf nur inszeniert war, hat mich dann dennoch überrascht, gleichzeitig aber auch erleichtert. Avar und Keeve tun nun genau das, was Stellan verhindern wollte, und ich bin gespannt, ob sich daraus noch weitere Streitigkeiten ergeben werden. Eine meiner liebsten Stellen der Ausgabe ist Sskeers Aussage, dass es immer Leidenschaft gebe, es aber darauf ankomme, wie man diese kontrolliere. Generell wirken Sskeer und Keeve noch immer wie Meister und Schülerin und stellen diese Beziehung in der Hohen Republik für mich (neben Bell und Loden in Light of the Jedi) bisher auch am besten dar. Dennoch freue ich mich, dass Keeve nun ihre eigenen Aufgaben bekommt und alleine ihren Weg finden muss – genau damit hatte sie bisher ja ziemliche Probleme.
Wie brutal Keeves neue Kameraden sind, zeigt sich direkt bei deren ersten Zusammentreffen. Sehen wir es mal positiv: Immerhin befindet sie sich nun in einer Umgebung, in der sie fluchen kann, so viel sie will, ohne dafür schräg angeschaut zu werden. Ein Highlight der Ausgabe ist definitiv der Auftritt von Zeetar in seinem Pacific Rim-Anzug, den wir aus The Rising Storm kennen. Mehr und mehr Charaktere visuell dargestellt zu bekommen, ist einfach eine Freude. Die letzte Seite des Comics stellt Keeve dann erneut auf die Probe und hält die nächste Überraschung für uns bereit – sie soll eine Gefangene töten, bei der es sich um niemand Geringeren als Myarga handelt, die vor kurzem noch mit den Jedi verbündet war. Wie wir wissen, war auch Keeve bei diesem Kampf dabei, weshalb sie sich nun in einer ziemlich ungünstigen Position befindet, schließlich könnte Myarga ihre Identität verraten, sollte sie die Chance dazu bekommen. Damit befindet sich Keeve in einer ganz schönen Zwickmühle, auf deren Auflösung ich mich freue.
Zu den Zeichnungen
Wie oben schon erwähnt, liebe ich es, wenn wir Charaktere zu Gesicht bekommen, die vorher nur in Romanen aufgetreten sind. Ario Anindito hat einen super Job gemacht, Zeetar darzustellen und ihn meiner Meinung nach richtig gut getroffen. In dieser Ausgabe sehen wir aber auch einige Raumschiffe und sowohl die Ataraxia und Vectors der Jedi als auch die wilder aussehenden Schiffe der Nihil sind sehr gut gelungen.
Kaum zu übersehen ist auch Keeves neuer Nihil-Look, der mir richtig gut gefällt. Mit ihrer neuen Frisur, den Ohrringen und den Blitzen im Gesicht stellt sie das komplette Gegenteil ihrer Jedi-Persona dar. Der Comic bietet einige Nahaufnahmen, wodurch das Gefecht nur noch intensiver wirkt, und das Medium wird bestens ausgenutzt, wenn sich zum Beispiel Keeve und Sskeer in zwei Panels gegenüberstehen. Endlich sehen wir nun auch Stellan Gios in Nahaufnahme, und auch dessen Erscheinungsbild gefällt mir sehr gut. Gerade die Seite, auf der Stellan und Avar sich gegenüberstehen ist eine meiner liebsten dieser Ausgabe. Aber auch andere Kleinigkeiten haben mir wieder gut gefallen. So sehen wir beispielsweise sowohl Orlas als auch Avars Reflektion an Fensterscheiben. Vor allem bei Avar wurde dabei die Perspektive schön genutzt.
Ebenfalls gut gefallen hat mir die Farbpalette der Ausgabe, für die dieses Mal Rachelle Rosenberg verantwortlich war. In dem hellen, goldenen Setting auf Starlight wiederholt sich auch immer wieder die Farbe Schwarz und unterstreicht die negative Stimmung zwischen den Jedi. Aber auch auf Seiten der Nihil findet sich neben dunklen Rot- und Grüntönen der schwarze Hintergrund wieder, und mir gefällt, dass der sonst immer sehr detaillierte Hintergrund zwischendurch durch diese simplen Panels unterbrochen wird, um die Charaktere oder die Handlung in den Vordergrund zu stellen.
Fazit
Mit The High Republic #9 geht ein rasanter neuer Handlungsbogen an den Start. In dieser Ausgabe überschlagen sich die Wendungen förmlich, und die Geschichte schreitet mit einem enorm hohen Tempo voran. Die Erzählstruktur, welche Cavan Scott ähnlich wie bei Tempest Runner auf zwei Zeitebenen spielen lässt, funktioniert im Comicmedium super und lässt uns wie immer bis zur letzten Seite und darüber hinaus mit den Charakteren mitfiebern. Etwas mehr Ruhe hätte der Ausgabe dennoch nicht geschadet, denn so wurden viele Konflikte erst einmal nur angerissen, und Geschehnisse aus den Romanen vielleicht nur wenig beleuchtet. Als Beginn eines neuen Handlungsbogens ergibt das jedoch in gewisser Weise Sinn, denn es lässt genug Fragen offen, mit denen die Charaktere noch konfrontiert werden können. Auch zeichnerisch ist diese Ausgabe wieder ein Highlight und die farbliche Umsetzung und der Auftritt bisher ungesehener Charaktere sind wirklich gut gelungen. Ich bin nun zumindest sehr gespannt, welche Entscheidungen Keeve treffen wird, und wie weit sie sich von den Lehren der Jedi entfernen muss, um als Nihil zu agieren …
Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.