Im heutigen Marvel-Mittwoch werfe ich einen genaueren Blick auf den Beginn des zweiten Handlungsbogen rund um Darth Vader nach Episode V mit dem Titel Into the Fire. In den kommenden fünf Ausgaben wird sich alles um Vaders Weg zurück zur Dunklen Seite drehen, nachdem er im ersten Handlungsbogen – für den Geschmack seines Meisters – zu nah an die Helle Seite der Macht gekommen ist.
Wie immer werden wir im Marvel-Mittwoch nicht auf Spoiler verzichten, um eine freie Konversation über die neuesten Erscheinungen zu ermöglichen.
Zum Inhalt
Um eines vorweg zu nehmen: Es handelt sich bei dieser Ausgabe um eine beeindruckend inszenierte, sowie auch beeindruckend brutale, Exposition der kommenden vier Ausgaben. Darth Vader ist gerade zurück von seiner Suche nach Antworten, als sein Meister ihn zusammen mit Mas Amedda zur Rede stellt (natürlich untermalt mit einer ausreichenden Menge an Blitzen). So werfen sie ihm vor zuerst bei der Bekehrung seines Sohnes versagt zu haben, dann anstatt Bericht bei seinem Imperator zu erstatten auf eine private Mission aufgebrochen zu sein und schlussendlich ehemalige Verbündete von Padmé nicht getötet, sondern entkommen lassen zu haben.
Was dann folgt ist eine eindrucksvolle Folterparade durch die roten Wachen Palpatines als auch ihm selbst. Denn sobald Vader die Oberhand glaubt zurückgewonnen zu haben, greift Palpatine in die Trickkiste, die bisher Vader vorbehalten war, und beginnt ihn zu würgen. Dabei wird gleichzeitig das eindrucksvollste Bild der Ausgabe auf den Bildschirm gezaubert: Vader sieht die Personen, die selbst Opfer dieser Machttechnik durch ihn wurden. Darunter natürlich seine Frau Padmé, aber auch Direktor Krennic oder Admiral Ozzel. Was ich besonders eindrucksvoll daran fand, war nicht unbedingt der Trick die berühmte Fähigkeit Vaders gegen ihn selbst zu richten (denn jeder assoziiert mit Vader das Würgen und mit Palpatine die Blitze, doch es sollte klar sein, dass auch Palpatine ersteres beherrscht), sondern vielmehr die Bedeutung dieser Szene für Episode VI. Denn – und das war für mich die große Überraschung – in diesem Film würgt Vader niemanden! Uns liegt mit diesem Comic also eine tolle rückwirkende Erklärung vor, weshalb dies so ist, denn Palpatine fragt Vader in dieser Ausgabe sogar, wie es sich anfühlt so schwach zu sein wie einst seine Opfer. Auch wenn man Vader womöglich in Episode VI niemanden hat erwürgen lassen, um seinen Gang zurück ins Licht glaubwürdiger zu machen und leichter mit ihm mitfiebern zu können, so liefert uns Greg Pak hier trotzdem eine schöne in-universe Erklärung für Vaders Verhalten im Finale der klassischen Trilogie.
Was dann geschieht ist leider noch nicht der Höhepunkt der Brutalität Palpatines. Er reißt Vader seine Cyborg-Gliedmaßen ab und versetzt ihn dadurch quasi in die Form, welche er am Ende von Episode III hatte. Doch dem nicht genug, bringt er ihn dann auch noch dorthin, wo er am Ende von Episode III den Flammen ausgesetzt war, als ihn sein ehemaliger Freund und Meister Kenobi am Lavafluss zurückgelassen hat. Palpatine fordert von seinem Schüler, sich wieder zu erheben und ohne die Verwendung seiner Macht aus dieser Situation zu entkommen. Dies gelingt ihm zwar, nachdem er in Gedanken den Tod von Obi-Wan mit dem Körper des Imperators vermischt, doch auch wenn er auf dem Weg zur ehemaligen Separatistenbasis ist, um sich dort neu auszurüsten, so ist ihm der Attentäter Ochi von Bestoon bereits auf den Fersen.
Ich bin gespannt wie Ochi in den kommenden Ausgaben als Antagonist eingebaut wird. Um ehrlich zu sein, empfand ich das Konzept dieser Figur nach Episode IX wenig spannend, aber eventuell schafft es Pak – wie bisher auch mit Sabé und Tonra nach dem eher schwachen Schatten der Königin – der Figur einen Mehrwert in seiner Story zu geben. Das Figurendesign sieht zunächst spannend aus, auch wenn es wirkt wie eine Mischung aus imperialer Offizier und Star-Lord aus Guardians of the Galaxy.
Die Zeichnungen
Mit dem gleichbleibenden Zeichner Rafaele Ienco, als auch Koloristen Neeraj Menon und Letterer Joe Caramagna bleibt diese Ausgabe dem Niveau des ersten Handlungsbogens treu. Gerade die vielen Verwendungen von blitzreichen Bildern in Kombination mit dem Lettering sind sehr gut gelungen und lassen den Imperator sehr bedrohlich wirken. Visuell kehren auch die rot hinterlegten Panels zurück, sobald sich Vader an etwas erinnert, wie beispielsweise beim Rückblick auf die Opfer des Machtwürgens oder bei den Erinnerungen an Kenobis Verrat auf Mustafar. Die Hintergründe im ersten Teil des Comics könnten zwar etwas spannender sein, aber da sich das alles im Thronsaal des Imperators abspielt und wir wissen, wie gern das Imperium reine graue Wände hat, kann man das verschmerzen. Die Figuren bleiben deutlich erkennbar und Vaders Leiden werden gut dargestellt. Gerade das Panel mit dem angsterfüllt schauenden Auge ist mir besonders positiv im Gedächtnis geblieben!
Fazit
Die Darth Vader-Reihe nach Episode V setzt sich genau so fort, wie der erste Handlungsbogen endete: bildgewaltig und emotional. Nachdem uns der dunkle Lord in den letzten Ausgaben fast schon ans Herz gewachsen ist, da er immer mehr realisieren musste, was er verraten und stattdessen erhalten hatte, werden wir und er selbst heute von unseren Höhenflügen voller Hoffnungen zurück in die Realität geholt. Natürlich ist es nicht so leicht für Vader wieder ins Licht zu gehen und das alles hinter sich zu lassen, solange sein Meister da noch ein Wörtchen mitzureden hat. Ich freue mich bald mehr über Vaders erzwungenen Lernprozess zu erfahren, wenn es am 11. November 2020 mit seinem Leidensweg weitergeht.
Wir danken Marvel für die Bereitstellung der digitalen Rezensionsexemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Fantastische Ausgabe – deiner Rezension ist nichts hinzuzufügen! Ich bin mal gespannt, wohin dieser Arc uns führen wird!