Wir hatten die Chance, den sympathischen Autor Michael Kogge zu interviewen, der nicht nur einige Jugendromane zur Serie Star Wars Rebels geschrieben hat, die bei Panini erscheinen, sondern auch einige Beiträge zum Erweiterten Universum (Legends) und dem Star Wars Insider/dem Offiziellen Star Wars Magazin geleistet hat.
Wie viel Freiheit hattest du beim Schreiben der Star Wars Rebels-Episodenromane und Die Rebellion beginnt? Durfest du eigene Szenen oder andere Dinge hinzufügen?
Ich hatte die Freiheit, die Geschichten und Figuren, die man in der Serie sieht, auszubauen, besonders in Die Rebellion beginnt, dem Roman, der auf dem Fernsehfilm basiert. In diesem Buch habe ich eine Art Prolog hinzugefügt, das dabei hilft, manche Elemente der Handlung zu verknüpfen, und den Figuren auch individuelle Einführungen bietet, so wie damals bei Alan Dean Fosters Roman zum Film Krieg der Sterne. Ich hatte Spaß dabei, den Wookiee-Kreuzer zu beschreiben – meines Wissens nach ist das Innere eines Wookiee-Schiffs noch nie zuvor in Star Wars-Fiktion erkundet worden.Die Episodenromane Der Aufstieg der Rebellen, Gefährliche Ware, Ezra lebt gefährlich und Battle to the End sind von Natur aus kürzer und lassen weniger Raum für Erweiterung. Die Herausforderung dabei, sie zu schreiben, war, die entscheidenden Momente der jeweiligen Folgen zu finden und sie zu einer starken, zusammenhängenden Erzählung zu verknüpfen. Aber aufmerksame Leser werden kleine Zusätze, Erweiterungen und Szenen finden, die nicht im Fernsehen zu sehen waren. Die Bücher bieten auch die Perspektiven der Hauptfiguren wie Ezra, Kanan, Hera und Agent Kallus, wodurch ihre privaten Gedanken und Motive enthüllt werden – die Leser können sozusagen die Gedanken der Figuren lesen.
Durftest du die Folgen vorab anschauen?
Während des Schreibprozesses lud Lucasfilm mich ins Presidio ein und führte mir den Fernsehfilm vor, was ein besonderes Vergnügen war.Wie waren deine Erfahrungen mit der Lucasfilm Story Group?
Fantastisch. Ihre Vorschläge machten das Buch stärker.Man hört häufig die Kritik, dass Adaptionen von Filmen und Fernsehserien unnötig sind, da man genausogut den Film oder die Fernsehfolge schauen könnte. Was würdest du zu diesen Kritikern sagen? Glaubst du, Romanfassungen erweitern das Erlebnis, und wenn ja, wie?
Ich glaube, Lesen und Schauen sind zwei verschiedene Erfahrungen, also fällt da ein Vergleich schwer. Prosa und Kino können zwar dieselbe grundlegende Handlung erzählen, können die verwendeten Stilmittel eine Geschichte erschaffen, die auf verschiedenen Ebenen funktioniert und Einblicke liefert, die spezifisch für das jeweilige Medium sind.Wer sich weiter für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich die November/Dezember-2011-Ausgabe von Film Comment, in der ein ausführlicher Artikel über diese Debatte veröffentlicht wurde, der die „Romanfassungen“ der 1960er und 70er untersucht – von denen manche wirklich radikale Herangehensweisen an das „Originalmaterial“ bieten.
Wir wissen, dass es für Star Wars Rebels Staffel 2 auch Episodenromane und einen Jugendroman geben wird. Wirst du diese ebenfalls schreiben?
Ich fände es großartig, wenn man mich darum bittet! Es ist immer ein Privileg, für Star Wars zu schreiben.Im Jahr 2009 wurde die Webserie Xim Week: The Despotica im „Hyperspace“-Bereich auf StarWars.com veröffentlicht. Dafür hast du mehrere Genres miteinander verbunden: Poesie, Epos, Drama. Hattest du damit vorher bereits Erfahrungen? War es schwer?
Ich schreibe schon Dramen und Poesie schon genauso lang wie Prosa, also bin ich immer hocherfreut, wenn ich diese kreativen Muskeln in professioneller Kapazität spielen lassen kann. Und wo sonst wenn nicht für den „Hyperspace“-Bereich auf StarWars.com könnte ein Autor damit beauftragt werden, eine griechische Tragödie und ein Hörspiel zu schreiben? Das war eine wirklich fantastische Gelegenheit.Was ich am meisten am Schreiben der Despotica liebte war die Tatsache, dass ich komplett frei war, mir das Star Wars-Universum rund 25.000 Jahre vor den klassischen Filmen auszumalen. Abgesehen von beiläufigen Erwähnungen von Xim dem Dispoten und der Schlacht von Vontor in Star Wars-Büchern war diese Ära praktisch unerkundet und ich konnte meiner Vorstellungskraft in einem Zeitabschnitt vor den Jedi freien Lauf lassen. Und obwohl alles in der Despotica akribisch recherchiert war, bis hin zur Einbindung kleiner, vergessener Kontinuitätsfetzen, habe ich darauf Wert gelegt, klarzustellen, dass die Webserie nicht „historisch“ oder „kanonisch“ war, wenn man so etwas über ein in einem fiktiven Universum angesiedeltes Werk sagen kann. Ich wollte, dass Leser die Despotica als das genießen können, was sie war – eine Geschichte, eine Legende – und keine definitive Vorgeschichte irgendeines obskuren, altertümlichen Despoten. Ich fürchte, dass Leser in der Debatte darüber, was „Kanon“ ist und was „nicht“, schnell mal den Grund vergessen, warum sie sich überhaupt in Fiktion verliebt haben: nämlich, dass die Sprache von Geschichten sie ergriffen hatte.
Deine anderer aktueller Star Wars-Job ist die „Autoren des Erweiterten Universums“-Kolumne im Star Wars Insider und dem deutschen Offiziellen Star Wars Magazin, die sich unlängst auf die Jedi-Chroniken konzentriert hat. Welche Beziehung hast du zum Erweiterten Universum/den Star Wars Legends, abgesehen von deinen eigenen Beiträgen?
Meine Beziehung mit dem Star Wars Erweiterten Universum ist genauso wie die der anderen Autoren, die ich im Magazin profiliere. Wir haben in erster Linie eine professionelle Beziehung, da es einen Teil unseres Lebensunterhalts ausmacht – aber es ist auch ein Job, den wir sehr lieben. Ich bin erstaunt, wie lange ich schon für Star Wars schreibe – seit „The Business of Bacta“ im Star Wars Adventure Journal #3 veröffentlicht wurde. So viel hat sich in der Zwischenzeit verändert und die Fangemeinde ist mit dem Universum exponentiell angewachsen. Heute bekommen wir mehr Star Wars-Geschichten als jemals zuvor. Es ist eine wirklich aufregende Zeit, um daran mitzuarbeiten.War es bei den Jedi-Chroniken schwierig, die Macher dieser legendären Comicserie aufzuspüren? Wie bist du bei deiner Recherche vorgegangen?
Die Autoren und Zeichner der Jedi-Chroniken zu finden hat etwas Detektivarbeit über das Internet erfordert. Nach Kontaktaufnahme wollten aber alle begeistert über ihre Beiträge sprechen, da die Jedi-Chroniken so ein Höhepunkt in jedermanns Karriere gewesen zu sein schienen.In Star Wars Insider #153 gab es die letzte Jedi-Chroniken-Retrospektive und deutsche Leser können die Teile 2 und 3 dieses Jahr in den Januar- und Aprilausgaben des Offiziellen Star Wars Magazins genießen. Irgendein Hinweis darauf, wie es mit der „Autoren des Erweiterten Universums“-Kolumne weitergeht?
Ich bin sehr zufrieden, dass manche der Artikel übersetzt worden sind (sogar hervorragend, wie ich höre) und ich hoffe, dass sie den deutschen Fans gefallen. Was die zukünftigen Artikel der Serie angeht, so möchte ich dem Insider da nicht die Ankündigung stehlen. Aber haltet euch bereit, es kommen ein paar wirklich faszinierende Artikel.Du bist in den sozialen Medien sehr aktiv und deine Leser können dich sehr leicht kontaktieren. Wie sieht deine Beziehung mit der Star Wars-Fangemeinde aus? Was magst du an ihr und gibt es auch Dinge, die dir weniger gefallen?
Das wohl unglaublichste Zeichen des Erfolgs von Star Wars ist die Tatsache, dass daraus diese globale Gemeinschaft aus brillanten, leidenschaftlichen Leuten aller Altersgruppen hervorgegangen ist, die alle eine gemeinsame Liebe für eine populäre Mythologie teilen. Und es ist immer großartig, von Fans zu hören, die auch die eigenen Werke eines Autors gelesen haben oder sich auch für andere Genres interessieren. Star Wars kann ein Portal sein, um die Wertschätzung für die vielen Schätze zu fördern, die das Kino und die Fiktion zu bieten haben, so wie es für mich in meiner Jugend war.Abgesehen von Star Wars hast du auch deine eigene Comicserie Empire of the Wolf bei Alterna Comics veröffentlicht. Kannst du unseren Lesern erzählen, worum es darin geht und warum sie sie lesen sollten?
Werwölfe im antiken Rom – das ist die Essenz von Empire the Wolf. Es ist eine lykanthropische Neuerzählung des Mythos von Romulus und Remus und rekonstruiert die Legende von Roms Gründung – und davon, wie Rom verbrannte.Star Wars-Fans werden zwei sehr vertraute Namen auffallen, die am Projekt beteiligt sind: Dan Parsons (Facebook), ein Zeichner, der an über 100 Star Wars-Comics für Dark Horse gearbeitet hat, hat die Ausgaben #1 und #2 gezeichnet, während David Rabbitte, der Geschichten für den Star Wars Insider illustriert hat, die Hefte #3 und #4 gezeichnet und die Ausgaben #1 und #4 koloriert hat. Man könnte sagen, dass unsere Zusammenarbeit aufgrund unserer Star Wars-Arbeit zustande gekommen ist – sie hat uns als Team zusammen gebracht.
Die Graphic Novel wurde von Alterna Comics veröffentlicht und ist bei Barnes & Noble, Amazon und anderen Händlern erhältlich, sowie natürlich auch beim örtlichen Comicladen. Über comiXology und Amazon sind auch digitale Versionen erhältlich. Schaut euch die Webseite des Comics auf empireofthewolf.net an. Wir glauben, Star Wars– und Mythologie-Fans werden an Empire beim Lesen genauso viel Spaß haben wie wir beim Produzieren!
Weißt du, ob Empire of the Wolf auch eine deutsche Übersetzung bekommen wird?
Wir machen bald die Runden bei den europäischen Verlagen, also haltet die Finger gekreuzt.Und zu guter Letzt, was machst du lieber und warum: Schreibst du lieber für einen Franchise wie Star Wars mit all seinen Regeln und all der Überwachung oder doch lieber deine eigenen, von dir erschaffenen Geschichten?
Ich bin schon mein ganzes Leben ein Autor und Geschichtenerzähler und ich liebe es, Figuren und Geschichten zu erschaffen, die das Potenzial haben, die Emotionen der Leser durch Sprache und Bild zu bewegen. Star Wars ist ein globaler, kultureller Prüfstein, also macht es Spaß, in einem Universum mitzuspielen, das wir alle teilen. Aber es gibt nichts, das damit vergleichbar ist, etwas Ureigenes von Grund auf, Atom für Atom, Wort für Wort aufzubauen – das ist der Grund, weshalb ich ein Autor geworden bin.Danke, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast! Möge die Macht mit dir sein!
Und mit dir auch, Florian!
Michael Kogges sehr informative Artikel zu den Jedi-Chroniken findet ihr, wie im Interview erwähnt, in den aktuellen Ausgaben des Offiziellen Star Wars Magazins. Seine Star Wars Rebels-Bücher erscheinen seit August 2014 bei Disney-Lucasfilm Press und seit November bei Panini – ihr findet hier eine Übersicht. Die Rebellion beginnt kann ich euch übrigens persönlich empfehlen; das Buch hat mir teils sogar besser gefallen als der Film, auf dem es basiert und allein die drei Bonuskapitel fand ich schon sehr lesenswert.
Wir hoffen, das Interview hat euch gefallen. 🙂
Eine englische Version dieses Interviews findet ihr hier bei unseren Freunden von der Jedipedia! The English version of this interview is available at Jedipedia.NET!