Spoilerfreie Rezension: Star Wars: Das Erwachen der Macht

Das Erwachen der Macht - Offizielles Fimplakat
Das Erwachen der Macht – Offizielles Fimplakat

Herzlich willkommen zur wohl meisterwarteten Rezension in diesem Jahr! Ich durfte stellvertretend für das Team der Jedi-Bibliothek am Presse-Screening von Star Wars: Episode VII Das Erwachen der Macht teilnehmen. So konnte ich den neusten Teil der Saga in der Originalversion bereits gestern Morgen in Köln sehen – eine einmalige Gelegenheit, der auch viele weitere Pressevertreter und bekannte Gesichter beiwohnten, wie unser Freund und Kollege Michael von der Jedipedia.net. Seine überaus schöne Rezension kann hier gefunden werden.

Zuallererst muss ich erwähnen, dass dies eine fast schon surreale Erfahrung für mich war. Ich habe noch nie die Möglichkeit gehabt, eine neue Star Wars-Episode im Kino zu sehen – und ehrlich gesagt habe ich vor Oktober 2012 auch nicht im entferntesten daran gedacht, dass ich dies noch erleben würde. Für mich startete die Filmsaga mit Episode I und hörte abschließend mit Episode VI auf. Ende. Es gab natürlich das sich immer erweiternde Erweiterte Universum mit seinen vielen Romanen, Comics und Spielen. Aber an weitere Episoden dachten vermutlich die Wenigsten. Trotzdem kann ich eines sagen: Nachdem Disney Lucasfilm 2012 gekauft und die neuen Star Wars-Filme angekündigt hat, habe ich in den letzten drei Jahren keinen Film sehnlicher erwartet. Und das hat sich gelohnt.

Denn dort saß ich nun, als es begann:

A long time ago in a galaxy far far away. . . .

Und dann erschien der so gewöhnte Lauftext!

Episode VII
THE FORCE AWAKENS

Schon dort begann das erste Kribbeln in meinem Körper, in meine Augen schoss das Wasser. Meine erste Befürchtung, dass Episode VII nicht im Lauftext steht, war vollkommen unbegründet.

Nach ganzen 2 Stunden und 13 Minuten war das cineastische Spektakel vorbei und die letzten Tränen liefen aus meinen Augen. Ich habe mehr über die neuen Charaktere Finn (John Boyega), Rey (Daisy Ridley), Poe Dameron (Oscar Isaac), Kylo Ren (Adam Driver) und die vielen anderen erfahren können. Auf der anderen Seite bin ich aber auch auf die vielen altbekannten Charaktere der klassischen Star Wars-Trilogie gestoßen. In diesem Film treffen wir nicht nur auf den Schmuggler Han Solo (Harrison Ford) und seinen Gefährten Chewbacca (Peter Mayhew) sondern auch auf unseren Goldjungen C-3PO, Prinzessin General Leia (Carrie Fisher) und einige andere.

Auch Han und Chewie sind wieder mit von der Partie!
Auch Han und Chewie sind wieder mit von der Partie!

Das Erwachen der Macht ist wirklich ein wunderbarer Auftakt für die neue Trilogie. Es ist geglückt, einen Film zu schaffen, der für alle Generationen geeignet ist. Kinder (bzw. Jugendliche, da der Film eine Freigabe von FSK 12 hat) werden sich freuen, während Erwachsene den Film vielleicht in einer anderen Art und Weise genießen, da er Erinnerungen an ihre Kindheit weckt, in der sie die Star Wars-Filme zum ersten Mal sahen. Dennoch ist die Altersfreigabe nicht unbegründet, denn wir finden in diesem Film keine „kindischen“ Szenen – er ist recht „erwachsen“. Weiterhin könnte Das Erwachen der Macht auch als erster Star Wars-Film durchgehen, denn es wird wenig Vorwissen benötigt. Dies ist aus meiner Sicht jedoch positiv, da es den Film auch für neue Freunde und Fans der Macht zugänglich macht. Auf der anderen Seite haben wir aber auch diesen klassischen Star Wars-Film, der die originale Trilogie überaus würdigt. An vielen passenden Stellen wurde der bekannte trockene Star Wars-Humor eingesetzt und an altbekannten Sprüchen à la „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl“ („I have a bad feeling about this“) mangelt es auch nicht.

Natürlich hat sich die Technik in den letzten 10 Jahren stark verbessert. Die CGI-Darstellungen wirken im Vergleich zu Episode III, der im Jahre 2005 erschien, viel dynamischer, was besonders bei Landungen von Raumschiffen ins Auge fällt. Weiterhin sind die animierten Charaktere weitaus natürlicher. In diesem Film werden die 3D-Effekte an den passenden Stellen verwendet, was sich aus meiner Sicht vor allem in einer Sternenzerstörer-Szene widerspiegelt. Dabei wirkt das 3D nicht zu penetrant und bleibt für die Augen sehr angenehm. Trotzdem bin ich auf die 2D-Version des Filmes gespannt. Ob die für 3D optimierten Szenen auch dort gut aussehen wird sich noch zeigen.

Die Story und die Charakterentwicklung sind in Das Erwachen der Macht sehr organisch und originell. Das ist ein klarer Pluspunkt für den Film und damit ist er für mich im Vergleich zum Auftakt der Prequel-Saga – Episode I – als um ein Vielfaches stärker zu erachten. Denn dort wurde aus meiner Sicht das Augenmerk zu sehr auf die Effekte gesetzt. Übrigens gibt es in der Story auch viele Eckpunkte, an die der neue Kanon mit Romanen, Comics und ähnlichen Medien anknüpfen kann.

Ein Jar-Jar-Binks-Charakter wird im Film vergeblich gesucht. Meine Befürchtung war, dass dies BB-8 wird. BB-8 hat sich jedoch als unglaublich sympathisch herausgestellt. Er kann mit einem „Droidenwelpen“ verglichen werden. Apropos Jar Jar – ich kann euch außerdem versichern, dass Snoke nicht Jar Jar ist. Der sympathischste Charakter ist für mich jedoch der Widerstandspilot Poe Dameron, der auch den einen oder anderen lustigen Spruch aus der Hüfte schießt und generell einfach lebensecht wirkt.

Ohne zu viel zu verraten: Klassische Charaktere treten erstmalig nach etwa einem Drittel des Filmes auf. Dennoch sind diese Charaktere gut über den Film gestreut. Auffallend ist, dass sie nicht übermäßig handlungstragend sind. Dies ist jedoch keinesfalls negativ, da sie gut eingesetzt werden und dem neuen Cast eine Chance zum Generationswechsel geben.

Glückliche Gesichter nach dem Screening von <em srcset=
Star Wars: Das Erwachen der Macht. Mit dabei Joshua (links), RTL-Kinoreporter Parviz Khosrawi (zweiter von links) und Michael (rechts) von der Jedipedia.“ width=“300″ height=“206″> Glückliche Gesichter nach dem Screening von Star Wars: Das Erwachen der Macht. Mit dabei Joshua (links), RTL-Kinoreporter Parviz Khosrawi (zweiter von links) und Michael (rechts) von der Jedipedia.

Nach diesen vielen Lobpreisungen muss ich jedoch auch ein paar negative Dinge loswerden: Auch wenn die Story gut ist, gibt es jedoch einige Szenen und Inhalte, die aus vorangegangenen Episoden „recycelt“ wurden. Dieses Recyceln wäre nicht immer unbedingt nötig gewesen, schafft aber eine Art Wiedererkennung. Ein prägnantes Beispiel ist hierfür die Starkiller-Basis, die dem Todesstern stark ähnelt. Außerdem gibt es gute Plot-Twists, die leider relativ undramatisch präsentiert wurden. Dort hätte mehr gemacht werden können – schade! Außerdem finden sich im Film einige Logikfehler, die jedoch nur den geschulten Fanaugen auffallen sollten. So ist die im Film und Trailer dargestellte Lichtschwertfähigkeit von Finn eigentlich anzuzweifeln. Hoffentlich wird dies noch in den Comics und Romanen des neuen Kanons erklärt.

Ist die Macht erwacht? Ja, sie ist es! Und wie! Mir hat der Film sehr gefallen und ich bin mir sicher, dass er auch euch gefallen wird. Enttäuscht wird hier niemand. Ich habe den Kinosaal emotionsgeladen und voller Spaß sowie Freude verlassen. Deshalb vergebe ich dem Film solide vier von fünf Holocrons – er ist sehr gut, es gibt jedoch ein paar Abzüge in der B-Note.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

Mr. Abrams, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen! Denn J.J. Abrams tut es Colin Trevorrow gleich, der mit Jurassic World ein älteres Filmfranchise überaus erfolgreich wiederbelebt hat. Und dafür danke ich J.J. von Herzen. Nun können wir uns auf die folgenden Filme freuen, bei denen übrigens bei Episode IX auch Colin Trevorrow Regie führt.

Nun wünsche ich euch viel Spaß bei eurem Kinoerlebnis! Ich denke aber, dass es für viele unter euch mehrere Erlebnisse werden… 🙂

Vorsicht: In den Kommentaren werden Spoiler diskutiert!

7 Kommentare

  1. Ich ging mit einem sehr positiven Gefühl aus dem Kino heraus und auch nach einer Nacht später fühle ich immer noch so.

    Der Film war zunächst deutlich düsterer als ich dachte. Der Humor war gut platziert und auch nicht albern, das war super.

    Mein Hauptproblem mit dem Film waren die (noch) fehlenden Zusammenhänge:

    Wie heißen diese Planeten?
    Was ist mit der Republik?
    Welches System wurde da zerstört und die neue Republik (Haupt)welt mit ihr?
    Warum existiert der Widerstand neben der Republik?
    Wieso ist Leia nicht in der Republik?
    Usw. Die Liste könnte ich noch lange weiterführen.

    Insgsamt kam mir der Film sehr „fremd“ vor und ich fühlte mich oft auf verlorenem Posten. Ein gutes Beispiel ist die Szene mit den vielen Aliens, die an die Cantina Szene aus Episode IV anspielt. Keins dieser Aliens hab ich erkannt, das war schon ungewohnt.

    Ich hab mich beim Gucken des Films wie ein Star Wars Noob gefühlt aber das ist ja wohl auch so beabsichtigt 😀

    So ähnlich ging es wohl auch den Leuten 1977 als sie Episode IV das erste Mal gesehen haben. Da war ja noch mehr neu als hier.

    Das soll jetzt auch kein Meckern sein oder so, das ist alles nachvollziehbar aus Filmmachersicht.

    Worüber viele meckern ist Han Solos Tod. Aus meiner Sicht ist sein Tod aber nachvollziehbar. Zum einen aus dramaturgischer Sicht und zum anderen weil Harrison Ford eben nicht jünger wird.
    War natürlich trotzdem ein heftiger Moment :-/
    Ich hatte schon Bedenken, dass Chewie einen Wutanfall bekommt und dann auch noch ins Verderben rennt.

    Gut gefallen haben mir die neuen Charaktere, allen voran natürlich Rey, die eine echte Symphatieträgerin ist. Mit Finn und Poe komme ich ebenfalls sehr gut klar und mit BB-8 sowieso.
    Bei Kylo Ren steckt noch viel Potenzial drin und ich denke mal durch die Verletzungen wird er in Episode IIX noch mehr wie Darth Vader wirken (wollen).

    Bei Snoke bin ich noch unschlüssig was ich von ihm halten soll. Wen ich nicht mochte sind Hux und Captain Phasma. Captain Phasma ist sehr blass geblieben, ich denke wir werden sie in der nächsten Episode richtig in Aktion sehen.

    Ich muss den Film noch ein paar mal sehen um das große Ganze besser sehen zu können.

  2. Leider, leider, leider muss ich nach einigem Abstand zum Film sagen, dass er mir zu mind. 60% nicht gefällt.

    Positiv:
    Die neuen Schauspieler finde ich alle Top, die machen einen guten Job. BB8 find ich sogar besser als R2. Der erwachsene Humor (kein Jar Jar) ist gut platziert und der Tod von Han war zwar vorhersehbar, aber eine gute Szene und macht dramaturgisch Sinn.

    Neutral:
    Bis kurz vorm Ende hab ich nicht eine bekannte Alien Rasse gesehen. Ein Grund warum ich mich im neuen Universum nicht heimisch fühlte. Für Poe Dameron hätte ich mir mehr Szenen gewünscht. Die galaktischen Verhältnisse ergeben für mich (noch) keinen Sinn. Vlt. nach mehr Begleitliteratur

    Negativ:
    Das mit dem Film etwas ganz Neues mit dem Star Wars Universum passiert war mir vorher klar. Das störte mich aber auch nicht im Geringsten. Im Gegenteil: das hier neue mystische Personen, Organisationen usw. geschaffen werden finde ich gut, fängt den alten Flair ein und davon lebt Star Wars auch. Ich finde der Film ist einfach schlecht vom Regisseur, Drehbuchautor und auch John Williams gemacht. Also unabhängig davon das es Star Wars ist. Am schlimmsten fand ich den neuen Todesstern/ -planet. Zum dritten Mal! Hallo? Von der Physik der Waffe will ich gar nicht erst angangen. Es gibt allein im expanded Universe genug neue Superwaffen. Hätte man nicht davon was nehmen können, wenn einem die Ideen ausgehen? Ich glaub das hätten die Fans sogar geil gefunden und für den normalen Kinobesucher wäre es was Neues gewesen.
    Weiterhin fand ich den Film schlecht geschnitten und die wenig einprägsame Musik schlecht platziert. So kamen selten Dramatik und Spannung auf. Sorry, ich bin echt großer Fan, über die ganzen negativen Dinge kann ich auch mit der Fanboy Brille nicht mehr früber weg sehen. Mein Grinsen im Kino wurde immer kleiner.

    Ich werde mir den Film dennoch ein zweites Mal im Kino, diesmal in 2 D ansehen. Vlt. werde ich ja doch noch warm damit.

  3. Ich habe mir den Film in der Mitternachtspremiere angeschaut und jetzt, nachdem ich Before the Awakens, dann das Buch zum Film und einige der Lexika dazu gelesen habe, nochmal. Auch wenn die zusätzlichen Infos aus den Büchern einige Löcher im Film ausbügeln können, wird doch offenbar, dass der Film durch Kürzungen einen etwas anderen Drall hat, als die Bücher. Phasenweise hat man wirklich das Gefühl eine andere Geschichte zu sehen. Das wird viele Diskussion zwischen den „Nur-Film-Guckern“ und den „Auch-Bücher-Lesern“ geben, weil das Buch und der Film z.B. hinsichtlich Kylo oder Rey ganz andere Erwartungen vor etwas unterschiedlichen Kontexten setzen.

    Man merkt beim Lesen sehr deutlich, wie viel Material da rausgeschnitten wurde und das es nicht nur Beiwerk war. Anfangs dachte ich ja, ich hätte die Szenen im Film verpennt, aber als ich beim zweiten Kinobesuch ganz genau darauf geachtet habe, durfte ich feststellen, dass sie gar nicht oder nur stark gekürzt enthalten waren.

  4. Warum sieht keiner, dass Episode 7 furchtbar war?

    Achtung: Spoiler

    Eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben. Nachdem ich so viele positive Meinungen zu dem Film gelesen habe, befürchte ich, dass es sowieso keinen Sinn hat. Aber ich muss es trotzdem einmal sagen, denn es tun so wenige. Viel zu Wenige.

    Ich sage es ganz offen: Ich war entsetzt von Episode 7. Und das bestimmt nicht wegen der Anleihen, die den Film hin und wieder wie ein Remake bekannter Star Wars Szenen wirken lassen. Es ist offensichtlich, dass es weitaus kreativere Ansätze im Star Wars Universum gab. Seien es diverse 80er und 90er Bücher und Comics oder auch Videospiele. Aber ansatzweise ein New Hope Remake geboten zu bekommen ist eigentlich noch okay für mich. Dritter Todesstern, zweite Yavin 4 Basis, dritter Angriff auf den Todesstern, zweites Alderaan, neues Imperium, neuer Imperator etc. stecken kreativ definitiv hinter Mara, Thrawn, Jedi Akademie und co. zurück, sind aber für mich noch akzeptabel, wenn die Story des Films wenigstens stimmen würde. Die stimmt aber nicht. Und zwar geht es in erster Linie um ganz bestimmte Aspekte, die keiner so richtig mit dem nötigen bisschen Schock und Entsetzen zu sehen scheint. Einer davon ist Han Solos Tod durch seinen eigenen Sohn. Ich weiß, ich weiß. In der Generation Games of Thrones ist das ja nicht unübliches und wird als ganz normal angesehen. Aber Star Wars ist nicht Games of Thrones. Star Wars war einmal ein Sci-Fi Märchen der 80er Jahre. Etwas, das sowohl von Kindern als auch Erwachsenen genossen werden konnte. Etwas, worauf man den Namen „Disney“ hätte jederzeit drauf schreiben können. Bei Episode 7 von Abrams steht es allerdings das erste Mal wirklich drauf, nur ist es diesmal nicht drin. Nicht ansatzweise wird dieser Film Disney oder George Lucas alter Saga gerecht.

    Gehen wir zurück zu dem Film. Ich liste mal all die Sachen auf, die mir negativ auffallen:

    Wir erfahren in dem Film, dass all das, was in der Original Trilogie geschehen ist, sinnlos war. Komplett sinnlos. Die Rebellion hat bei Endor gewonnen? Ja und wofür? Das noch schlimmere Typen kommen und alles wieder von vorne anfängt? Warum haben Han, Leia und Luke bitte versucht das Imperium zu stoppen? Was hatten sie davon? Han und Leia haben – weiß der Teufel warum – ein Satanskind zur Welt gebracht. Eine Erklärung dafür gibt es nicht (wie bei so vielen Sachen in diesem Film). Wir sollen also akzeptieren, dass Han und Leias Kind böse ist, weil… ja, genau… warum? Weil Han und Leia so schlechtes Erbgut haben? Weil Han und Leia sich nicht gut genug drum gekümmert haben? Weil Luke so ein miserabler Lehrmeister ist? Weil Snoke – wer auch immer das ist – so überzeugend ist? Warum zum Teufel ist das Kind böse?! Es liegt kein ersichtlicher Grund vor außer verdammt schlechter Abrams Fanfiktion. Aber nun gut. Dann haben sie ein böses Kind, weil einem ja anscheinend sonst kein besserer Bösewicht einfällt. Sie nennen es auch noch Ben. Was allein schon wieder völlig idiotisch ist. Wenn einer sein Kind Ben genannt hätte, dann wohl Luke (was er im alten Legenden Universum ja auch tut). Han hielt Ben Kenobi für einen alten Spinner. Leia kannte ihn nur als Obi-Wan aus Geschichten von Bail und hat ihn noch nicht mal persönlich getroffen. Aber Ben ist der erste Name, der ihnen für ihr Kind einfällt… Kein Kommentar. Dieses Kind also zerstört Han und Leia Beziehung. Etwas, worauf die Original Trilogie aufgebaut hat, worauf Han und Leias Charakterbogen aufgebaut haben. Harrison Ford hat immer beklagt, dass Han Solo keine Charakterentwicklung hätte. Der Film schafft es seine Charakterentwicklung in einem Schlag völlig zurückzustufen vom verantwortungsbewussten Rebellen General und zukünftigen Ehemann zum unverheirateten Schmuggler. Nur in einer deprimierenderen, abgewrackten, hoffnungsloseren Variante. Leia wird zur verbitterten Generälin, die ihr Kind verloren hat und auch mit allem Anderen abgeschlossen hat. Und Luke? Luke kriegt den aller unlogischsten und idiotischsten Part: Er ist gar nicht da. Er ist nämlich genauso deprimiert und frustriert wie Han und Leia, weil sein aus-irgend-einem-nicht-erklärbaren-Grund böser Neffe seine Akademie zerstört hat. Und dann geht Luke Skywalker ins Exil und gibt sich und die Galaxie auf – der Held der Rebellenallianz, derjenige, der einst sein Training abbrach, um seinen Freunden zur Hilfe zu eilen und niemals aufgegeben hat und fest an sich und seine große Aufgabe geglaubt hat. Dieser Held hat aufgegeben. Ganz davon zu schweigen, dass es eine weitere traurige Entwicklung ist, ist es absolut unglaubwürdig und nur eine schlechte Entschuldigung, dass Abrams und Kasdan anscheinend keinen Plan hatten, wie sie Luke sinnvoll in den Film einbauen. So. Und wer jetzt nicht anfängt zu sehen, dass in dem Film etwas falsch läuft, dem ist nicht mehr zu helfen.

    Alle drei ehemaligen Helden sind zu deprimierten Versagern geworden, die allesamt ein dreckiges, elendes Leben geführt haben, nachdem wir sie das letzte Mal fröhlich und glücklich ihren Sieg auf Endor feiern sahen. Ich für meinen Teil bin damit nicht einverstanden. Aus mehreren Gründen. Erstmal ist das eine furchtbare Botschaft: Was soll das denn bitte sagen? Früher einmal sagte die alte Trilogie aus, dass es immer Hoffnung gibt. Die Botschaft war, dass die Helden sich dem Bösen entgegenstellen müssen um am Ende sicherlich über das Böse triumphieren. Episode 7 dagegen zeigt, dass es ein großer Fehler war, überhaupt irgendetwas gegen das Imperium zu unternehmen. Alle drei alten Hauptcharaktere haben als Dank für ihren Mut ein schreckliches Leben erhalten. Die Schlussfolgerung, die man aus Episode 7 ziehen muss, ist, dass Luke besser Feuchtfarmer geworden wäre, Han Solo Schmuggler geblieben und Leia besser fröhlich als Senatorin gelebt hätte, statt sich der Rebellion anzuschließen. Wir haben schließlich 2016. Zahlt sich heutzutage anscheinend nicht mehr aus wie in den 80ern ein Held zu sein.

    Das zweite Problem ist, dass Episode 7 das Happy-End von Episode 6 mit Füßen tritt. Wie soll man sich bitte noch Rückkehr der Jedi Ritter anschauen (allein der Titel impliziert ja etwas, was durch Episode 7 gar nicht stattgefunden hat) ohne dass man an all das Furchtbare denkt, was auf die Helden zu kommt? Wie kann man noch in Ordnung damit sein oder sich für Luke, Leia und Han freuen? Und Nein – man muss das Happy-End von Episode 6 nicht zerstören um eine neue Bedrohung oder neue Probleme in der Galaxie auftauchen zu lassen. Neue Konflikte können in der Galaxie immer wieder entstehen, aber dafür muss man nicht alte Geschichten entwürdigen. Timothy Zahn, Kevin J. Anderson und viele andere Autoren der 80er und 90er Jahre haben gezeigt wie es geht, ohne die alte Trilogie zu versauen. Man muss Han, Leia und Luke kein furchtbares Leben geben. All das war absolut nicht notwendig. Und trotzdem hat Abrams es getan. Wenn man nur Mist mit den alten Charakteren baut, sollte man sie gar nicht erst zurückholen. Man kann den Stab auch an die neue Generation überreichen ohne die alte Generation wie Dreck zu behandeln.

    Aber das Furchtbarste kam ja erst noch: Han Solo stirbt. Aber nicht durch irgendeinen heroischen Tod oder ähnliches, was man, wenn man Harrison Fords Einstellung zu Solo kennt, ja bereits befürchten konnte. Aber nein, so eine Art Tod wäre ja zu harmlos für das Jahr 2015 – Han stirbt durch seinen Sohn. Diese Tatsache ist so schlimm – selbst wenn es nicht Han Solo wäre, könnte ich es kaum fassen. Da steht ein armer, hilfloser, alter, völlig verzweifelter Vater, der seinem Sohn helfen will, bettelt und fleht diesen an zu Sinnen zu kommen und wird von seinem Sohn gnadenlos und auf hinterhältigste Weise hintergangen und umgebracht. Einem Sohn, der in keinster Weise mehr als interessanter oder cooler Bösewicht angesehen werden kann, sondern einfach nur eine arme, richtig schlimm geisteskranke Figur ist. Dieser psychisch kranke Sohn tötet eine Star Wars Ikone, einen Kindheitshelden. Er hätte genauso gut Mickey Maus umbringen können… Eine furchtbarere Szene als diese Stelle ist kaum vorzustellen. Niemand, NIEMAND kann mir sagen, dass das noch etwas mit dem alten Star Wars zu tun hat. Früher einmal ging es in Star Wars um Hoffnung, um Abenteuer, um Heldentaten und gute, POSITIVE Spiritualität. Star Wars hatte eine märchenhafte Magie, etwas ganz ganz Gutes, was dieses – man kann es nicht genug erwähnen – kinderfreundliche Epos umgab. Es war spaßig, mitreißend und emotional. Aber niemals auf eine fiese Art und Weise, sondern immer mit einem hoffnungsvollen, positiven Unterton. Ein psychisch kranker Sohn, der seinen eigenen, flehenden, besorgten Vater kaltblütig umbringt – der zudem noch unser aller Kindheitsheld Han Solo ist – ist etwas, was nicht in dieses einstige Abenteuer Märchen gehört. Es ist nicht nur schockierend und entsetzend, es ist so „dark“ und „gritty“, dass es schlichtweg widerlich ist. Wo ist der Aufschrei? Wo ist die Kritik? Sind etwa alle Star Wars Fans von damals so sehr durch Games of Thrones und Ähnliches verdorben, dass es keinen mehr auf die Barrikaden bringt? Das sind immerhin Han, Leia und Luke. Die meisten Kinder der 80ger und 90ger wuchsen mit diesen Figuren auf, hatten Spielzeug von ihnen, waren begeistert von ihren Abenteuern und liebten deren Geschichte. Man kann fast sagen, dass Han, Leia und Luke für all die Star Wars Fans doch so etwas sein müssten wie alte Freunde. Und will wirklich jemand sehen wie diese alten Freunde das schlimmste Schicksal überhaupt erleiden? Wie sie leiden und zugrunde gehen und damit die alte Trilogie ihre Magie verliert? Ich kann nicht im Geringsten verstehen wie Abrams – der diese Filme auch als Kind gesehen hat – so etwas mit den alten Figuren tun konnte. Noch weniger verstehe ich, wie es keinen interessiert. Geschweige denn wie dieser Film an Kinder vermarktet werden kann. Es sollte auch mal angemerkt werden, wie sehr die Kinder dadurch abstumpfen werden. Kylo Ren Kostüme werden verkauft und jedes Kind spielt dann den irren Psychopathen, der seinen Vater Han Solo umbringt und denkt, dass es ein toller Bösewicht wäre. Malbücher und Erstlesebücher werden zu dem Film verkauft. Hallo, geht es noch?! Ich bin jetzt über zwanzig und erinnere mich noch daran, wie ich mit fünf Jahren die alte Trilogie sah. Ich fand sogar Das Imperium schlägt zurück anfangs als zu dunkel. Bei Abrams seinem Film wäre ich wahrscheinlich traumatisiert gewesen. Die Kinder von heute sind auch nicht mehr das, was sie mal waren…

    Aber nun gut. Das ist er also: Der große Episode 7 Film von Abrams. Der übrigens schon im April überall im Internet stand. Trotz der großen Geheimhaltung. Ich – und auch viele andere, besonders in den englischen Foren – hatten bis zum Ende gehofft, dass diese Spoiler nicht stimmen. Luke ist nicht im Film? Nie im Leben, hat man gesagt. Abrams würde die Chance nicht vergeigen, Han, Leia und Luke wiederzuvereinigen. Und doch hat er es getan. Man muss es sich mal vorstellen. Er holt die alten Schauspieler zurück, gibt ihnen aber keine einzige gemeinsame Szene. Sonst haben wir NUR Nostalgie. X-Wings, Sturmtruppen und sogar ein Todesstern (mehr oder weniger). Schon wieder ein Todesstern! Alles da. Aber für die gemeinsame Szene war keine Zeit. Das ist dann wohl zu viele Nostalgie, oder Herr Abrams? Statt der Wiedervereinigung ist Luke gar nicht da. Auch das haben viele bis zum Ende nicht geglaubt. Es gäbe dutzende von Möglichkeiten Luke Skywalker sinnvoll in den Film einzubauen und Abrams und Kasdan degradieren ihn zum Versager, der im Film kein Wort sagt, eine Minute gezeigt wird und irgendwo rumsitzt, statt seinen Freunden zu helfen. Und die Erklärung muss man sich auch wieder einmal selbst basteln. Wo wir schon mal bei Erklärungen sind: Monatelang hat man bei den Spoilern herumgerätselt, wer Rey sein könnte. Lukes Tochter? Han und Leias Tochter? Der Film sollte angeblich Klarheit schaffen. Fehlanzeige. Abrams sieht es anscheinend nicht als notwendig an, irgendetwas in seiner schlechten Fanfiktion zu erklären. Wenn sie tatsächlich Lukes Tochter sein sollte, kann ich nur wieder schreien: WAS?! Wie zum Teufel hat Luke Skywalker sein Kind verloren? Der wahrscheinlich mächtigste Jedi aller Zeiten spürt nicht, dass sein Kind am Leben ist, oder hat anscheinend kein Interesse sich um dieses zu kümmern, weil er ja sooo frustriert ist? Bitte?! Dasselbe gilt übrigens für seinen Neffen. Der Luke Skywalker der alten Filme hätte alles getan, um seinen Neffen wieder zur hellen Seite zu bringen. Egal was dieser getan hat. Er hätte es allein schon für seine Schwester und seinen besten Freund Han Solo getan. Stattdessen lässt er sie alle im Stich und verkriecht sich in einer Höhle. Sieht denn keiner, dass in diesem Film ein Schwachsinn nach dem Nächsten folgt? Aber nun gut. Ob Rey nun Lukes Tochter ist, wird ja nicht gesagt. Ich befürchte aber, dass das der nächste Gipfel des Unlogischen ist, den Abrams den Zuschauern verkaufen möchte. Zurück zu den Spoilern: Dann war da noch der Han Solo Spoiler. Natürlich haben einige fest dran geglaubt, dass der Han Solo Spoiler eine Täuschung wäre. Natürlich – wie bei all den anderen Sachen – war es keine Täuschung. Ich zog seit April in Betracht, dass es stimmen könnte. Zwar las ich von einigen Fans, die ähnlich darüber dachten wie ich, dass es doch niemals wahr sein könnte. Viel zu dunkel, sagten sie. Abrams würde die Spoiler extra ins Internet setzen. Making Starwars ist von ihm dazu beauftragt. Abrams täuscht uns alle, damit wir im Kino überrascht sind. Luke kommt bestimmt und rettet Han. Erneut Fehlanzeige! Der ganze Film war draußen. Und es ist nahezu lächerlich, dass Abrams und Disney monatelang so eine große Geheimhaltung gemacht haben um etwas, was seit April 2015 im Internet steht.

    So schlimm, wie die Han Solo Szene dann schließlich im Film war, hab ich es mir trotz Vorwissen ehrlich gesagt nicht einmal vorstellen können. Und alle finden diesen Film gut. Kritisiert wird nur, dass er zu „retro“ wäre. Ich habe auch mal gelesen, dass er zu „lustig“ wäre. Ist klar: gleich zu Beginn des Films wird ein ganzes Dorf grundlos abgeschlachtet, nur weil die böse First Order ja sooo böse ist und der Zuschauer auch bloß merken soll wie böse böse diese (angeblich so komplexen und vielschichtigen) Bösewichte sind. Dann haben wir Leia als gebrochene Frau, die für all ihre Bemühungen das Imperium zu stoppen damit belohnt wurde, dass die Galaxie schlimmer dran ist als zuvor. Ihr Bruder ist abgehauen, ihr Kind böse, aus Kummer und Schmerz hat sie sich von ihrem Mann getrennt und dieser wird auch noch von ihrem Sohn umgebracht. Spätestens als sie kurz danach in der Kontrollzentrale zusammenbricht, kann man doch nur noch den Kopf schütteln und sich fragen, was Abrams der tapferen, niedlichen Prinzessin von damals angetan hat. Als nächsten haben wir den verzweifelten Han, der seinen Sohn retten will und schließlich von seinem Sohn getötet wird, weil der ja auch so böse böse ist. Und dann ist da noch Luke, der mehr oder weniger nicht vorhanden ist und vom Helden der Galaxie zum kompletten Versager wurde – lustiger Film, wirklich. Man hat das Gefühl, Abrams und Kasdan haben sich überlegt „Wieviel Tragik kann man in 2 Stunden unterbringen?“ Oder besser noch: „Um den Film so traurig, schlimm und verzweifelt wie möglich zu machen, müssen wir versuchen alle Charaktere so unlogisch wie möglich agieren zu lassen, denn ansonsten wäre das gar nicht möglich. Wie viel Unlogik kann der Zuschauer verkraften?“. Man kann BB8, Rey und Finn noch so witzige Dialoge und Szenen geben – Das gleicht aber nicht den furchtbar schrecklich traurigen Subplot aus, der im Hintergrund das tragische Schicksal unserer alten Helden behandelt. „Lustig“ ist der Film definitiv nicht. Einer von den Kritikern wollte sogar John Williams Musik kritisieren, die wie immer großartig ist und an dem Film vergeudet wird.

    Keiner, kein einziger scheint zu sehen, was wirklich falsch in diesem Film läuft. Wir haben großartige Musik, geniale Spezialeffekte und tolle Bilder. Die Schauspieler, alt und neu, sind auch alle großartig (besonders Daisy Ridley ist wundervoll). Nur leider werden Musik, Spezialeffekte und Schauspieler an ein Skript verschwendet, das einer schlechten, billigen, unlogischen Fanfiktion gleicht, die von jemandem geschrieben wurde, der eine ganz besonders fiese Fantasie hat und mit dieser Star Wars zerstört und George Lucas alte Saga mit Füßen tritt. Eine unwürdigere Fortsetzung für ein zeitloses Märchen hätte es nicht geben können. Ich (und ich bin da sicher nicht alleine) wollte noch einmal ein spaßiges Abenteuer mit Luke, Leia und Han sehen. Leia und Han, die zusammen sind und nach ihrem langen Kampf gegen das Imperium ein glückliches Leben hatten. Ich wollte den Luke von damals sehen. Ein Luke, der etwas erreicht hat. Der eine Jedi Akademie eröffnet hat, der Yodas und Obi-Wans Erbe fortgeführt hat, der tatsächlich im Film anwesend ist und in einer grandiosen Kampfszene zeigt, was er für ein cooler Jedi Meister geworden ist. Und vor allen Dingen wollte ich sehen, wie die Drei ein letztes Mal zusammen sind und es ein einziger Spaß ist sie wieder so zu sehen. Wie früher. Wie sie waren. Helden. Keine abgewrackten Existenzen, für die man nur noch Herzschmerz fühlt. Wir hatten schon eine tragische Trilogie, die es am Ende (Episode 3) völlig übertrieben hat und auch nicht wusste, wann Schluss ist. Nur hat diese Trilogie wenigstens die alte Trilogie nicht kaputtgemacht. Nach Padme, Anakin und Obi-Wan verenden also auch Luke, Leia und Han in Schmerz und Kummer? Star Wars entwickelt sich vom Märchen zur Tragik-Dramaserie. Bedauerlich wie etwas was einmal so positiv war, so negativ werden musste. Luke, Leia und Han hätten am Ende des Films den Stab an die neue Generation weitergeben können und ihnen die neue Bedrohung überlassen können. Dafür müssen sie nicht sterben, sondern man kann sich Hunderte von Gründen ausdenken, wie man die Drei aus zukünftigen Filmen rausschreibt (oder von mir aus können sie ja auch darin in kleineren Rollen auftreten, solange kein Mist mit ihnen gemacht wird). Fertig. Wo war das Problem so etwas umzusetzen? Ich wollte bestimmt kein trauriges Wiedersehen, das ein paar der wichtigsten Filme meiner Kindheit massakriert.

    Aber den Leuten gefällt es. Keiner findet es schlimm oder entsetzlich, was aus dieser Geschichte gemacht wurde. Manche scheinen es sogar als besten Star Wars Film anzusehen…

    So geht Star Wars zu Grunde. Mit tosendem Applaus.

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