Rezension: Forces of Destiny – Leia von IDW

Forces of Destiny - Leia (Cover B by Elsa Charretier) (03.01.2018)
Forces of Destiny – Leia (Cover B by Elsa Charretier) (03.01.2018)

Heute startet in den USA bei IDW Publishing das fünfwöchige Comic-Event Forces of Destiny, bei dem All-Star-Teams aus Autorinnen und Zeichnerinnen Comic-Geschichten über die beliebtesten Heldinnen der Saga für junge Leser erzählen. Den Auftakt macht die Prinzessin von Alderaan höchstpersönlich, Leia Organa, für die Elsa Charretier mit ihrem Co-Autor Pierrick Colinet ein Abenteuer auf Hoth im unmittelbaren Vorfeld von Das Imperium schlägt zurück verfasst hat. Charretier hat den Comic auch gleich selbst gezeichnet, wobei Sarah Stern ihr mit den Farben behilflich war.

Die Story beginnt mit einem Tauntaun-Ritt durch die eisige Tundra von Hoth. Han, Leia und Hera Syndulla befinden sich auf einer gemeinsamen Mission, deren Sinn und Zweck erst im Laufe des Heftes klar wird. Trotzdem hat mich das Auftauchen von Hera direkt erfreut – eine nette Kanon-Querverbindung, bedenkt man, dass General Syndulla auch bei Scarif und Endor für die Rebellen kämpfte. Zudem bekommen wir Erklärungen dafür, warum die Rebellen einheimische Reittiere statt technologischen Fortbewegungsmitteln benutzen – kurzum: die Kälte ist Schuld. Ich ziehe hierfür meinen Hut vor Charretier und Colinet – das war gut gemacht!

Danach wird das Heft aber ziemlich schnell ziemlich chaotisch. Über Rückblenden, die mit der Gegenwartshandlung alternieren, erfahren wir, dass die Rebellen dünn gestreckt sind und ein Energiegenerator explodiert ist, weswegen das eingangs erwähnte Trio losgeschickt wurde, um den Generator eines vor einem Monat abgestürzten Schiffs aus der Eiswüste zu bergen. Erstens finde ich es etwas seltsam, dass man dafür eine Prinzessin, einen Schmuggler und einen General auf Tauntauns losschickt anstatt eine technisch begabte Arbeitercrew – aber das kann ich noch verschmerzen; sowas passiert bei Star Wars häufiger mal, gerade in Material für Kinder.´

Allerdings muss ich Charretier und Colinet für die unnötig komplexe Erzählstruktur kritisieren – gerade weil es Material für Kinder ist. Die Mission, wie sie dargestellt wird, ist ziemlich banal. Abgesehen von einer Wampa-Begegnung verläuft die Mission ohne Feindkontakt. Das größte Problem ist, dass gewisse Mitglieder des Trios nicht gut im Reiten sind und vom Reittier geworfen werden. Warum also konstruiert man eine Handlung mit mehreren Rückblenden, die nach und nach erst preisgeben, warum die drei Helden durchs Eis reiten? Dieses Stilmittel verwendet man normalerweise eher, um dadurch Spannung aufzubauen, dass man den Leser über etwas Entscheidendes im Unklaren lässt, was den handelnden Charakteren bereits bewusst ist – z.B. das Schicksal einer anderen Figur oder irgendein wichtiges Geheimnis. Die Enthüllung ist dann klassischerweise ein Schockmoment für den Leser. Dieser Spannungsaufbau läuft hier ins Leere und ich bin überzeugt, dass eine lineare Erzählweise die Geschichte stärker gemacht hätte.

Davon abgesehen gibt es aber eine weitere nette Kanon-Verbindung: Wir bekommen einen kurzen Blick auf Darth Vader, der Admiral Ozzel befiehlt, mehr Suchdroiden auszusenden, was ja letztendlich zur Entdeckung der Rebellen auf Hoth führt. Dadurch hat IDW nun einen netten Endpunkt für die Ära zwischen Episode IV und Episode V gesetzt und ich bin gespannt, ob und wie Marvels Star Wars-Comicreihe daran anknüpfen wird.

Kommen wir nun zu den Zeichnungen. Ich bin ja normalerweise eher ein Fan fotorealistischer (aber bitte nicht abgepauster) Zeichenstile, aber Charretier leistet mit ihrem eher karikaturesken Zeichenstil gute Arbeit. Jede Figur ist sofort erkennbar, entweder an Kleidungsstil, Frisur oder – in Hans Fall – an seiner Nase. (Und Hera natürlich an Hautfarbe und Lekku.) Zudem kann man die Handlung visuell leicht nachvollziehen, was ebenfalls ein großes Plus in meinen Augen ist. Sarah Sterns Farben ergänzen Charretiers Zeichnungen wunderbar, sodass wir hier einen zwar kindgerechten, aber dennoch soliden Zeichenstil haben, der sich optisch stark von der Animationsserie Die Mächte des Schicksals unterscheidet, aber trotzdem aufgrund seiner Ausstrahlung gut dazu passt. Bei den animierten Projekten Clone Wars und The Clone Wars hat mich immer gestört, dass die Comiczeichner stets zwanghaft den Stil der Serie imitiert haben, aber dies ist hier zum Glück nicht der Fall. Daumen hoch also für einen Stil, der sicher nicht jedem gefallen wird, in meinen Augen aber passt.

Insgesamt vergebe ich 3 von 5 Holocrons für eine Geschichte mit netten Querverbindungen, aber insgesamt wenig Relevanz (auch dies passt zur Animationsserie…), die strukturelle Schwächen hat, aber solide illustriert wurde. Ich hoffe aber stark, dass die kommenden Wochen hier noch einen qualitativen Trend nach oben zeigen werden, denn so solide die Arbeit bei diesem Heft war, so habe ich auch mit den „2 von 5“ geliebäugelt.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!

Nächste Woche wagt Rogue One/Thrawn-Comic-Autorin Jody Houser dann mitsamt Arianna Florean an Reys Schrottsammler-Tage auf Jakku! Auch hierzu planen wir wieder mit einer Rezension. Danach geht es im Wochentakt weiter mit Hera, Ahsoka & Padmé und Rose & Paige. Alle fünf Hefte erscheinen im April auch in einem Sammelband, der auf Amazon.de¹ vorbestellbar ist.

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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