Rezension: Nachspiel: Lebensschuld von Chuck Wendig

Morgen erscheint bei Blanvalet mit Nachspiel: Lebensschuld hierzulande der zweite Band der Nachspiel-Trilogie von Chuck Wendig. Aftermath: Life Debt ist bereits im Juli letzten Jahres in den USA veröffentlicht worden. Übersetzt ins Deutsche wurde der 576 Seiten starke Band von Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo.

Folgende Inhaltsangabe liefert Blanvalet:

Der zweite Teil der packenden Vorgeschichte zu Das Erwachen der Macht – dem erfolgreichsten Kinoereignis aller Zeiten!

Nachdem der zweite Todesstern zerstört worden ist, befindet sich das Galaktische Imperium weiterhin vollkommen im Chaos. In dieser Situation wollen Han Solo und Chewie den Heimatplaneten der Wookiees, Kashyyyk, zurückerobern. Doch sie geraten in eine Falle und nur Han Solo gelingt es zu entkommen. Nun setzt er alles daran, die Wookiees zu retten und das Imperium endgültig von den feindlichen Mächten zu befreien …

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Nachspiel: Lebensschuld (20.03.2017)
Nachspiel: Lebensschuld (20.03.2017)

Die 576 Seiten von Lebensschuld gliedern sich in 42 Kapitel (dazu kommen noch Pro- und Epilog), aufgeteilt in fünf Teile. Die Haupthandlung ist erneut in der Gegenwart, also Präsens geschrieben und schließt quasi direkt an Nachspiel, Band 1 der Trilogie, an. Nach der erfolgreichen Befreiung von Akiva sind die Pilotin Norra Wexley und ihr Sohn Temmin, der Droide Mr. Bones, der Ex-Imperiale Sinjir Rath Velus, der Soldat der Neuen Republik Jom Barell und die Kopfgeldjägerin Jas Emari auf der Jagd nach Imperialen. Bis sie einen Auftrag von Prinzessin Leia erhalten und sich auf die Suche nach Han Solo machen. Dieser ist nämlich mit seinem Kopiloten Chewbacca verschwunden. Neben den Helden der Neuen Republik gibt es auf Seiten der Imperialen die Großadmiralin Rae Sloane und ihren Berater Gallius Rax, welche damit beschäftigt sind, das Galaktische Imperium neu zu strukturieren.

Die Haupthandlung spielt auf den Planeten Chandrila und Kashyyyk. Dazwischen gibt es immer wieder Kapitel, die auch auf anderen Planeten spielen, zum Beispiel Hosnian Prime und Ryloth. Während es mich im ersten Band noch gestört hat, dass man von Akiva für eines dieser Zwischenkapitel aus der Haupthandlung und in einen anderen Teil der Galaxis gerissen wird, empfand ich es hier als positiv, weil es nicht mehr so plötzlich geschah. Die Han-Solo-Kapitel aus Nachspiel ergeben nun im Kontext mit Lebensschuld auch wirklichen Sinn. Dazu kommt, dass die kleinen Exkursionen an andere Schauplätze einem wirklich das Gefühl geben, dass wir uns in einer lebendigen Galaxis befinden, in der auch parallel zu den geschilderten Geschehnissen andernorts etwas von Wichtigkeit passiert. Im Ryloth-Kapitel gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Twi’lek Yendor, den wir bereits aus früheren Kanonromanen kennen, so zuletzt in Blutlinie. Generell ist mir wieder positiv aufgefallen, wie auch Lebensschuld sich mit anderen Werken des Kanon verknüpft – so neben dem bereits erwähnten Blutlinie zum Beispiel auch mit Die Sith-Lords.

Aftermath: Life Debt - Poster: Mr. Bones
Aftermath: Life Debt – Poster: Mr. Bones (Barnes & Noble Exclusive)

Nach dem ernüchternden Nachspiel war ich bei Lebensschuld von vornherein etwas skeptisch, fast schon befangen. Ich fürchtete mich gradezu vor dem Schreibstil von Chuck Wendig, welcher im ersten Band von Michaela Link nahezu 1:1 ins Deutsche übernommen wurde. Aber schon nach wenigen Seiten zeigte sich, dass meine Angst unbegründet war. Denn die Übersetzung von Lebensschuld durch Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo hat so gar nichts mehr von den kurzen, abgehackten Sätzen, für die Chuck Wendig bekannt geworden ist. Das Buch liest sich nun wie jedes andere Buch auch; leicht und flüssig, und dennoch ist der Schreibstil von Chuck Wendig noch deutlich herauszulesen. Ich hab die Originalversion leider nicht vorliegen, daher kann ich schwer beurteilen, wie umfangreich die Änderungen am Text selbst durch die Übersetzung ausgefallen sind, aber im Vergleich mit dem ersten Band und der Übersetzung von Michaela Link habe ich nun wirklich nichts mehr am Schreibstil auszusetzen! Zur Übersetzung von Lebensschuld noch zwei Anmerkungen: Erstens hat es Blanvalet tatsächlich geschafft, einen der Klassiker schlechthin einzubauen: Druiden (Seiten 112, Zeile 5). Ein echter Klassiker. Fand ich doch sehr amüsant, dass dieser Fehler auch 2017 tatsächlich noch vorkommt. Im Kontext gesehen muss es sich nicht Mal um einen Schreibfehler handeln. Zweitens wurde aus Star Destroyer an einer Stelle „Todesstern“ anstatt „Sternenzerstörer“ gemacht (Seite 235, Zeile 3). Nicht weiter tragisch, hat mich beim Lesen nur kurz verwirrt, sodass ich mich fragte, ob ich irgendetwas überlesen hatte.

Aftermath: Life Debt (12.07.2016)
Aftermath: Life Debt (12.07.2016)

Von den Charakteren haben durch den zweiten Band alle mehr Tiefe erhalten. Allen voran Sinjir Rath Velus und Rae Sloane. Letztere ist aber bei mir persönlich eh auf dem besten Weg, mein Lieblingscharakter des Kanon zu werden. Das liegt aber sicher hauptsächlich auch daran, dass ich ihr in den letzten zehn Monaten in so vielen Werken begegnet bin und ihren Werdegang im Imperium mitverfolgen konnte, da sie in Nachspiel, Eine neue Dämmerung und Kanan II: Das erste Blut auftritt. Sie ist in meinen Augen eine Kanon-Version von Ysanne Isard und Natasi Daala in einer Person. Ihre Kapitel fand ich wirklich interessant, gerade was ihre Gedankenwelt anbelangt. Sie ist einfach keine „böse Imperiale“, sondern schätzt die Vorteile der Struktur. Eines der besten Beispiele dafür, wie Chuck Wendig es schafft, aus dem Märchen Star Wars mit klar definiertem Gut und Böse eine Art Game of Thrones zu machen, mit Grautönen und Charakteren, die zwar nachstrebenswerte Eigenschaften haben, aber dann auch wieder verachtenswerte Dinge tun. Es fühlt sich beim Lesen einfach realistischer an, wenn Sinjir mit sich selbst im Ungleichgewicht ist. Es macht ihn plastischer und authentischer. Das macht Chuck Wendig aber nur bei den Hauptfiguren.

Bei aller aufkommenden Sympathie ist es aber auch wichtig, zu zeigen, weshalb die Neue Republik nicht durch die Rebellion entstanden ist, weil ein Planet keine Lust auf Steuern des Imperiums hatte, sondern weil es wirklich böse war. Denn durch den Zerfall des Imperiums in diverse Splittergruppen hat der Autor die Möglichkeit, verschiedene Facetten des Imperiums in unterschiedlicher Ausprägung darzustellen. Und die Imperialen, die Kashyyk besetzt halten, werden von Wendig als das Übelste vom Üblen dargestellt. Das Böse, wie es im Buche steht. Da hat es mich auch beim Lesen geschüttelt, so beiläufig werden Brutalität und Ekel geschildert. Wenn ein Imperialer dann überlegt, wie verschiedene Spezies schmecken, und von Zuchtprogrammen spricht, ist es auch beim letzten Leser angekommen: Das ist das böse Imperium! Das musste von der Rebellion besiegt werden.

Mit Lebensschuld hat sich Chuck Wendig gesteigert! Die Handlung ist spannend erzählt, die Figuren agieren nachvollziehbar und ihre Entwicklung gefällt mir. Allerdings tat ich mich mit Wendigs Darstellung von Leia und Han etwas schwer. Und im Vergleich zum ersten Band hatte ich dieses Mal absolut nicht das Gefühl mich beim Lesen durchs Buch quälen zu müssen – was wohl an der besseren Übersetzung liegt. Daher gebe ich dem zweiten Band der Nachspiel-Trilogie vier von fünf Holocrons! Ich bin gespannt, wie es im dritten und letzten Band weitergehen wird.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

Dies ist der zweite von drei Bänden, der Nachspiel-Trilogie. Der dritte Band Nachspiel: Das Ende des Imperiums erscheint hierzulande am 21.08.2017 und ist auf Amazon.de¹ bereits vorbestellbar.

Letzten Juli veröffentlichten wir bereits die Rezension meiner Kollegin Ines, welche 2 von 5 Holocrons vergab.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Gewinnspiel

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet habt Ihr nun die Chance, 3x Nachspiel: Lebensschuld bei uns zu gewinnen.

Ihr müsst nur folgende Frage beantworten:

Welches Droiden-Modell stellt die Grundlage für Mr. Bones dar?

Schickt uns eine E-Mail mit dem Betreff „Lebensschuld“, der Lösung und eurer Adresse an Adresse nach Gewinnspielende entfernt. Einsendeschluss ist Freitag, der 24. März, um 23:59. Die drei Bücher werden unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

Die Gewinner

Fast alle Teilnehmer wussten, dass Mr. Bones auf einem B1-Kampfdroiden basiert. Unser Zufallsgenerator hat aus ihrer Mitte die folgenden glücklichen Gewinner ausgelost:

  • Konstantin W. aus Forchheim
  • Eva-Maria D. aus Oberwesel
  • Hendrik S. aus München

Wir danken allen, die mitgemacht haben, für ihre rege Teilnahme, und wünschen den Gewinnern viel Spaß beim Lesen!

4 Kommentare

    1. Die gibt es und zwar von meiner Kollegin Ines. Ich habe sie auch oben im Beitrag verlinkt.

      Allerdings hat Ines die US-Ausgabe rezensiert und ich nun die deutsche Ausgabe, welche offiziell morgen bei Blanvalet erscheinen wird.

      Und wie beide Rezensionen im Vergleich zeigen, hat die Übersetzung eines Buch doch großen Einfluss darauf, wie das Werk an sich beim Leser ankommt.

      Aus dem Grund rezensieren wir mittlerweile sowohl die US-Ausgaben, als auch die deutschen Übersetzungen 🙂

  1. Ich finde mich und meine Meinung zwar eher in Ines‘ Rezension wieder, aber wenn diese Trilogie einen guten Band hatte, dann war es dieser. Persönlich fände ich es jetzt halt spannend, zu wissen, wieviel davon die Übersetzung ausgemacht hat. Die Story ändert sich dadurch natürlich nicht, aber vielleicht wird sie sprachlich durch die Übersetzer doch aufgewertet. (Auch wenn mir das bei Herrn Kasprzak doch eher unwahrscheinlich erscheint.) Ich bin jetzt fast versucht, eine vergleichende Lektüre der deutschen Ausgabe durchzuführen, aber wirklich auch nur fast. 😛 Dafür fehlt es mir entschieden an Zeit und irgendwie auch an Lust. Spannend wäre so ein Vergleich natürlich dennoch, also wenn sich hier jemand darauf einlässt, fände ich es toll, wenn diese Person ihre Eindrücke ebenfalls hier postet.

  2. Ich stimme zu, dass Band 2 in der Rückschau auf die gesamte Trilogie definitiv der stärkste ist. Das macht ihn für mich aber noch nicht zu einem guten Buch.

    Wieviel die Übersetzung tatsächlich ausmacht, kann ich nicht sagen, da ich nur die englische Version gelesen habe. Aber die Sprache war für mich nicht der Hauptkritikpunkt an dem Buch. Da gab es andere, gröbere Schnitzer.

    Ich denke, der Mehrwert, den zwei Rezensionen zu gleichen Buch bieten, ist eher die Repräsentation verschiedener Meinungen. Bei kontroversen Romanen wie der „Nachspiel“-Trilogie ist das besonders interessant.

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