Die Schwächen des starken Films Rogue One: A Star Wars Story

Der folgende Text enthält Spoiler – es empfiehlt sich deshalb, den Text erst nach dem Schauen von Rogue One: A Star Wars Story zu lesen!

Mein persönlicher Eindruck von Rogue One: A Star Wars Story

Rogue One: A Star Wars Story
Rogue One: A Star Wars Story

In den letzten Tagen bekomme ich von verschiedenen Freuden häufig die gleiche Frage gestellt: „Wie findest du diesen neuen Star Wars-Film?“

Mittlerweile war ich drei Mal im neuen Krieg der Sterne-Abenteuer Rogue One: A Star Wars Story. Deshalb denke ich, dass ich mir eine fundierte Meinung zum Film bilden kann. Ich habe den Film zwei Mal in der Originalversion gesehen: Zur Mitternachtspremiere in Essen und in einem IMAX-Kino in den Niederlanden. Die deutsche Version habe ich auf der SaberCon in Mönchengladbach schauen können.

Zur Mitternachtspremiere war ich sehr müde, musste mich gar den ganzen Film lang wach halten. Das war aber nur der Müdigkeit und dem langen Tag geschuldet, denn der Film war alles andere als uninteressant. Deshalb lässt sich meine Standardantwort auf die oben gestellte Frage wie folgt zusammenfassen: Der Film ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen! Ich werde ihn definitiv noch ein viertes und fünftes Mal im Kino sehen – die Blu-ray ist sogar schon vorbestellt. Mir gefällt er sogar besser als Das Erwachen der Macht, da Disney Risiken eingegangen ist, die aus meiner Sicht positiv zu werten sind.

Dazu gehört auf der einen Seite die Geschichte, in der letztendlich alle Hauptcharaktere sterben. Das ist ein Schritt, den ich Disney nicht wirklich zugetraut habe, nachdem in den erschienenen Trailern selbst verschmiertes Blut von den Rebellengesichtern entfernt wurde. Es war anders – teilweise etwas kitschig, wenn ich an Jyns Rede vor der Rebellion und die auf Jyn und Cassian zurollende Welle denke – aber es hat mir sehr gefallen!

Auf der anderen Seite konnte die technische Seite beeindrucken. Ich bin von Tarkin und Leia angetan. Besonders gut hat mir die Variation der Planeten und deren Animation gefallen: Scarif und Jedha City wirken sehr innovativ. Scarif, da wir in den Filmen noch keinen Tropenplaneten gesehen haben, und Jedha City aufgrund der spürbaren Spiritualität. Ich finde die Parallelen zu Städten wie Jerusalem oder Mekka sehr gelungen!

Jedha City

Ein weiteres Highlight stellt der Soundtrack für mich dar. Ich wusste nicht, in welche Richtung der US-amerikanische Komponist und Oscar-Preisträger Michael Giacchino gehen würde. In der Retrospektive war es definitiv die richtige Richtung! Die Mischung der klassischen Musik von John Williams mit den neuen Kompositionen gefällt mir so sehr, dass der Soundtrack von morgens bis abends in meiner Wohnung läuft. Besonders Your Father Would Be Proud hat es mir angetan. Dieses Stück läuft während meiner Lieblingsszene des Films.

Nehme ich jetzt meine Fan-Brille ab, fallen mir jedoch einige kleinere Mängel am Film auf. Der folgende Text betrachtet die kleinen und großen Schwächen, die sich mir durch das mehrfache Betrachten des Films und die sich aus unzähligen Gesprächen mit anderen Fans und Freunden herauskristallisiert haben. Dabei korreliert der Text nur teilweise mit meiner persönlichen Meinung.

Kritische Betrachtung der Schwächen

In einer Betrachtung komme ich mit allen Personen, mit denen ich über den Film tiefer diskutiert habe, auf einen Nenner: Der Film startet zunächst schwach. Der erste Akt des Films wirkt sehr verwirrend, gerade auf Personen, die dem Star Wars-Universum nicht vertraut sind. Es gibt zu schnelle Sprünge in der Handlung und die Einführung der Charaktere vollzieht sich zu schnell. Deshalb kann der erste Akt des Films auch als schlechtester Teil des Films angesehen werden. Der Anfang des ersten Akts gibt die Richtung des Films vor. Ein guter Freund beschrieb treffend, dass er sich letztendlich in einem Standard-Actionabenteuer nach Schema F wiederfand: „Besucht diesen Ort, rennt vor diesem Ding weg, sucht dies und erschießt jenes. Möglichst viel, möglichst schnell.“

Reys eintöniges Leben auf Jakku.

Der erste Akt baut weiterhin den emotionalen Kern des Films auf: Die Beziehung zwischen Jyn und ihrem Vater. Der Aufbau und die Darstellung der Beziehung scheitern in meiner Sicht durch die Kürze der gezeigten Szenen – der Zuschauer erfährt einfach zu wenig über beide Charaktere. Bei Rey aus Das Erwachen der Macht erleben wir beispielsweise, wie ihr tägliches Leben auf Jakku ausgestaltet ist. Dies verleiht dem Charakter nicht nur Tiefe, es wird gleichzeitig eine Beziehung zum Zuschauer aufgebaut.

Ich hätte mir deshalb an dieser Stelle noch eine Art „Bindungsmoment“ gewünscht. So hätte Galen seiner Tochter beispielsweise die richtige Benutzung eines Gerätes auf der Farm näherbringen können, um die Beziehung tiefer darzustellen und zu fundieren. Stattdessen ist der einzige Dialog zwischen Vater und Tochter, dass der Bösewicht des Imperiums gerade landet und sie aus diesem Grund wegrennen und sich verstecken muss. (Übrigens: Warum landet Krennic so weit vom Gebäude weg? Weiß Krennic etwa nicht, dass er in einem Raumschiff fliegt? Spaß beiseite…) Im späteren Verlauf von Rogue One gab es einen Versuch, einen solchen Moment durch einen Flashback Jyns nachzureichen. Dieser Ausschnitt aus dem Leben der Ersos auf Coruscant wirkte auf mich jedoch deplatziert, da er der einzige Flashback des Films blieb.

Weiterhin kann angeführt werden, dass auch Jyn und Cassian einen Bindungsmoment in dieser oder ähnlicher Form gebraucht hätten. Eine weitere Szene am Ende des zweiten Akts des Films wäre ausreichend gewesen, da die Beziehung der Charaktere in der Stranduntergangsszene am Ende in der jetzigen Form des Films unverdient erscheinen kann, da diese keine tiefere Basis hat; gar unbegründet ist.

Je öfter ich über die emotionale Beziehung zwischen Tochter und Vater nachdenke, desto deutlicher wird mir, dass der Film durch diese eine Drama-Fassade erhält, hinter der letztendlich nichts steckt. Ähnliches führt sich bei Forest Whitakers Charakter Saw Garrera fort. „Rettet die Rebellion, rettet den Traum“ – durch diesen Ausruf wird der Zuschauer verleitet zu denken, dass Saw für das Gute stirbt, indem er sich beispielsweise auf eine Granate wirft. Getreu dem Motto „Ich sterbe, damit ihr euer Ding durchziehen könnt.“ Stattdessen stirbt der Charakter am Fenster, wo er auf seinen Tod wartet, indem er schlussendlich aufgibt. Persönlich denke ich, dass die kurzen Szenen um Saw seinem Charakter einfach nicht gerecht werden.

Der letzte Akt des Films hingegen ist ein cineastisches Meisterwerk! Auch diese Meinung wird weitestgehend vertreten. Dieser Teil lässt über den holprigen Start von Rogue One hinwegsehen. Alles in allem ist er sehr gut realisiert. Dennoch sehen wir auch hier viele trockene Szenen, in denen die Charaktere beispielsweise nur darüber sprechen, was sie tun müssen: „Wir müssen dieses Teil dorthin bringen und das Ding in dieses Teil stecken.“

Chirrut und Baze: Rogue Ones R2-D2 und C-3PO?

Aus meiner Sicht sind Orson Krennic – gespielt von Ben Mendelsohn – und K-2SO – gespielt von Alan Tudyk – die stärksten Charaktere des Films. Auf der einen Seite scheint Ben Mendelsohn seine Rolle als Direktor Krennic zu leben. Ich denke gerne an seinen Celebration-London-Moment zurück. Auf der anderen Seite verdankt Rogue One Kazwo seinen Humor. So war ich erstaunt, dass gerade Kazwo in einer längeren Diskussion mit einem Freund kritisiert wurde. Er erklärte mir, dass der durch Kazwo erzeugte Humor durchweg ziemlich einseitig wirke. Das liege vor allem daran, dass der komplette Humor voll und ganz auf dem Charakter K-2SO beruht, der als komische Auflockerung dient. Er stimmte mir zwar dabei zu, dass Kazwo die witzigsten Sprüche liefert – dennoch handele es sich hierbei um ziemlich einfache Komik. Ich muss dazu anführen, dass ich dachte, dass Chirrut Îmwe und Baze Malbus eine Art R2-D2 und C-3PO von Rogue One darstellen – und so weitere komische Momente generiert werden. Ich denke auch, dass beide Charaktere in dieser Form angedacht waren. Letztendlich wird das Studio-Motiv beider Charaktere sehr eindeutig: Sie sind Bestandteil des Films für die Bedienung des asiatischen Marktes.

Betrachten wir Rogue One nun aus der Vogelperspektive, wird die größte Herausforderung des Films ersichtlich: Es ist die Geschichte. Jeder Zuschauer sollte schließlich wissen, dass die Rebellen die Pläne des Todessterns erbeuten. Aus diesem Grund muss der Film auf möglichst interessante Charaktere zurückgreifen. Charaktere, die der Zuschauer mag und um die er sich sorgt, während sie auf ihr Abenteuer gehen, um die Pläne zu stehlen.

Leider sind die Charaktere nur teilweise interessant umgesetzt. Die Charaktere wirken auf mich streckenweise sehr grau – man könnte sagen, es fehlen ihnen einfach das Feuer und der Zunder, das ihre Motivationen begründet.

Ich weiß nicht, ob es am Casting liegt oder ob die Charaktere einfach nicht tief genug dargestellt werden. Eines ist definitiv sicher: Diego Luna ist nicht so charmant wie Harrison Ford und Felicity Jones ist nicht so charismatisch wie Daisy Ridley, die ihren Charakter durch ihre Ausstrahlung und Performance sogar noch beflügelt.

Technisch setzt Rogue One neue Maßstäbe. Darunter fallen viele der CGI-gestützten Szenen, die mir persönlich in Erinnerung bleiben werden. Allen voran die zwei kollidierenden Sternenzerstörer, die in wunderbarer Hintergrundmusik den planetaren Schildgenerator von Scarif durchtrennen. Meine absolute Lieblingsszene! Das sah verdammt gut aus – und die Idee mit dem Hammerhai-Kreuzer erschien sehr clever! Daneben finde ich es grandios, wie Tarkin und Leia animiert wurden. Wirklich gejubelt habe ich, als Gold 1 und Rot 1 mithilfe von Archivaufnahmen in ihren Cockpits gezeigt wurden.

Make-up-Test für Die Rache der Sith. Warum Tarkin in Episode III schließlich wie ein Zombie aussah, weiß vermutlich niemand.

Betrachten wir nun jedoch Großmoff Tarkin genauer: Tarkin sieht überaus gut aus – im ersten Moment war ich wirklich sprachlos! Im zweiten Moment fiel mir jedoch das folgende Phänomen ein: Es gibt einen paradoxen Effekt in der Akzeptanz dargebotener animierter Figuren beim Zuschauer – genannt „das unheimliche Tal“ (engl. „Uncanny Valley“).

Während man auf den ersten Blick annehmen möchte, dass ein Filmpublikum ihnen dargebotene Animationen umso mehr akzeptieren, je realistischer die Figur gestaltet ist, zeigt die Realität, dass dies nicht stimmt. Menschen finden hochabstrakte, völlig künstliche Figuren anziehender und akzeptabler als Figuren, die zunehmend realistischer werden.

Die Akzeptanz fällt ab einem bestimmten Niveau der Menschenähnlichkeit schlagartig ab und steigt erst ab einem bestimmten, sehr hohen Grad wieder an. Die Akzeptanz ist am höchsten im Moment, in dem sich die Animationen überhaupt nicht mehr von Filmaufnahmen echter Menschen unterscheiden.

Dieser Effekt dient manchmal als Erklärungsmodell für den Misserfolg von Animationsfilmen. So zum Beispiel für den Film Der Polarexpress, in dem die Gesichter der animierten Figuren realistisch aussahen. Dies führte dann aber zu geringer Akzeptanz beim Publikum, wie die Figuren offenbar den kritischen Punkt des unheimlichen Tals nicht überwinden können.

Ich denke, dass die Animation von Großmoff Tarkin langfristig in dieses unheimliche Tal fallen wird. Animationen werden schließlich stetig besser – desto schneller wird das menschliche Auge weniger von der Animation Tarkins getäuscht. Hätte vielleicht schon eine Szene gereicht, in welcher sich das Gesicht Tarkins im Glas spiegelt? Hätte man die Szenen mit Tarkin umschreiben können oder gar das Gesicht eines anderen Schauspielers einsetzen sollen? Ähnliches passiert schließlich auch im kommenden Han-Solo-Film. Wie denkt ihr darüber?

Persönlich stören mich jedoch nur drei Dinge wirklich am Film:
Zunächst die Bor-Gullet-Szene. Diese stellt die absurdeste Szene des Films dar, da diese überhaupt keinen Mehrwert bringt und sogar eine Handlungslücke generiert. Letztendlich hätte Bor Gullet feststellen müssen, dass Bodhi Rook die Wahrheit sagt. Demnach hätte Saw Garrera ihm vertrauen können – und auch wissen sollen, dass Jyn nicht dort ist, um ihn zu töten, wie er in seiner Desillusion annimmt. Stattdessen wird auf das vollzogene Verhör im weiteren Verlauf des Films nicht mehr eingegangen. Vielleicht liegt es daran, dass Bor Gullet nicht sprechen kann und ihn deshalb niemand versteht? Vielleicht erfreut sich Saw Garrera auch einfach nur an sinnloser Folter… Wer weiß?

Bor Gullet aus The Art of Rogue One: A Star Wars Story von Josh Kushins

Daneben stört mich die Computerspiel-Szene am Ende des letzten Akts. Warum muss Jyn sich wie Lara Croft durch eine sich öffnende und schließende Membran kämpfen? Das wirkte lächerlich und hat keinerlei Spannung generiert. Auch diese Szene hätte eingespart werden können.

Schlussendlich stören mich die unzähligen neuen Truppen und TIE-Fighter. Klar steckt dort auch die Spielzeugindustrie hinter und natürlich sehen die neuen Fahrzeuge und Charaktere cool aus. Ich denke aber, dass hier auch gut auf bereits bekannte TIE-Jäger- und Truppen-Typen zurückgegriffen hätte werden können.

Was hätte verbessert werden können?

Ich habe lange überlegt, welche Dinge den Film besser gemacht hätten. Abschließend bin ich zu den folgenden drei Erkenntnissen gelangt:

  1. Aus meiner Sicht wurde mit dem Fan-Service übertrieben. Das ganze Zeug hätte zusammen mit der Bor-Gullet- und Computerspiel-Szene entfernt werden können, um mehr Platz für die Charaktereinführung und -entwicklung im ersten Akt zu schaffen: Wir müssen Dr. Evazan und Ponda Baba nicht auf Jedha sehen – das „verkleinert“ das Universum nur unnötig. Auch C-3PO und R2-D2 wirken fehl am Platz, da die Einblendung beider Charaktere sehr verwirrend und ablenkend wirkt. Daneben könnten die letzten zwei Minuten des Films gänzlich entfernt werden. Der Film hätte mit dem Abkoppeln der Tantive IV enden können – der Rest war einfach nur eine Fan-Service-Explosion. Daneben habe ich zwei Szenen als komisch empfunden: Das penetrante Ranzoomen der blauen Milch und das erste Auftreten Jimmy Smitts – beides getrost nach dem Motto: „Ja, ihr seht schon richtig!“ Natürlich wurde gerade bei diesen Dingen im Kino applaudiert. Es ist schließlich so, als würde man ein glänzendes Objekt vor einer Katze oder den einen Ring vor Gollum baumeln lassen.
  2. Vielleicht hätten dem Film weniger Charaktere gut getan? Aus meiner Sicht hätte Rogue One nur drei Hauptcharaktere benötigt: Jyn, Chirrut Îmwe als spirituelle Verbindung und den desillusionierten Saw Garrera, da er ein Rebell war und Jyn in der Kindheit geholfen hat. Mehr braucht der Film nicht. Auf diese Art und Weise könnte der Fokus auf den Charakteren und deren Entwicklung liegen. Die Hauptgeschichte hätte dafür so einfach, wie sie sein sollte, gestaltet werden können und gegensätzlich eine Hintergrundgeschichte für diese drei Charaktere. Letztendlich kommt es bei Filmen hauptsächlich auf eine gute und spannende Story und die Charaktere an.
Glücksritter
Glücksritter kombiniert eine Star Wars-Geschichte mit einem Heist-Movie.

Ein Film in der Form von Mission Impossible oder Ocean’s Eleven – der mir unglaublich viel Spaß bereitet hat – hätte auch sehr spannend werden können. Diese Filme werden normalerweise als „Heist Movies“ betitelt. Es handelt sich hierbei um ein Filmgenre, das zur Gruppe der Thriller gehört. Typischerweise befassen sie sich mit der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines spektakulären Raubzugs aus der Sicht der Räuber, die generell auch die Sympathieträger sind. Rogue One hätte ähnlich Ocean’s Eleven ein Team von Personen versammeln können, um die Todessternpläne zu stehlen. Anstatt des emotionalen Vater-Tochter-Plots, hätte auch in diese Richtung gedreht werden können: Es wäre bestimmt ein spannender Spion-Abenteuer-Film geworden. Ein Element könnte beispielsweise sein, dass sich eine Person des Teams als imperialer Offizier ausgibt, um auf dem Todesstern gewisse Dinge in Erfahrung zu bringen. Aus den Trailern dachte ich, dass Diego Lunas Charakter genau dies machen wird. Stattdessen läuft er zusammen mit Jyn in zwei Szenen wenig spannungsgeladen durch den Datenturm auf Scarif.

Fazit

Nüchtern betrachtet ist Rogue One: A Star Wars Story ein gutes Actionabenteuer. Vor der Veröffentlichung wurde oft von einem Der Soldat James Ryan im Star Wars-Universum gesprochen. Das ist er definitiv nicht. Hierzu muss ich aber auch erwähnen, dass ich mir einen richtigen Der Soldat James Ryan im Star Wars-Universum auch nicht gewünscht hätte. Ich muss nicht unbedingt Gedärme auf dem Strand von Scarif sehen. In diesem Zusammenhang wurde auch oft der Begriff „düster“ verwendet. „Düster“ wurde durch die häufige Verwendung zu meinem Unwort des Jahres. Die einzige „düstere“ Szene ist Vaders Marsch durch den Zugangstunnel zur Tantive IV. Diese Szene war düster und brutal – und hat mir persönlich sehr gefallen! Durch den anderen Betrachtungswinkel auf die Rebellion wirkt der Film tonalisch dunkler als die Episoden-Filme, aber definitiv nicht durchweg „düster“.

Dieses Actionabenteuer ist zudem ein Teil einer Geschichte, die wir schon kennen, in der jeder Hauptcharakter für die gute Sache stirbt, was bedrückend wirken kann. Aus diesem Grund empfehle ich den Film auch tatsächlich erst ab 12 Jahren, um ein „Mama, warum stirbt der lustige Droide?“ zu vermeiden. Einige Freunde waren mit ihren Kindern im Film. Die Kinder waren relativ unbeeindruckt, konnten aber wohl noch nicht ganz verstehen, warum alle Charaktere sterben.

Übrigens: Ich ziehe meinen Hut vor John Knoll. Der Film basiert wirklich auf einer coolen Idee! Trotzdem kann ich mir das Gespräch um den sichersten Weg des Films der Disney-Führungskräfte am runden Tisch sehr gut vorstellen: „Lasst uns etwas anderes machen!“ – „Aber nicht zu fremdartig und verrückt.“ – „Es darf auch nicht wie Das Erwachen der Macht sein!“ – „Lasst uns etwas Sicheres machen… Aber nicht zu sicher“ – „Wie wäre es, wenn wir diesen Kriegsfilm machen, dann könnten wir immer noch die Elemente einfügen, an die sich das Publikum erinnert und wir können zeigen, was wir alles im Star Wars-Universum kreieren können!“

Ich möchte erneut erwähnen, dass ich den Film großartig fand – gar besser als Das Erwachen der Macht. Müsste ich die Filme in einem Ranking darstellen, würde er für mich in etwa auf einer Höhe zu Episode VI stehen. Persönlich gefällt er mir wahrscheinlich so sehr, weil es sich bei Rogue One: A Star Wars Story letztendlich um einen Fan-Film handelt. Er sieht aus und fühlt sich an wie ein Fan-Film. Wenn ich nun aber die Fan-Brille abnehme, um den Film etwas objektiver zu betrachten, erkenne ich, dass es dem Film an Pfiffigkeit fehlt. Der Film wäre einfach noch besser, wenn man den Fanservice gekürzt und die Charaktere etwas besser ausgestaltet hätte.

Um auf die Antwort auf die von meinen Freunden gestellte Frage zurückzukommen, die ich am Anfang des Textes beschrieben habe: Gareth Edwards hat insgesamt einen hervorragenden Job geleistet. Er hat all die kleinen Details der 70er- und 80er-Jahre eingefangen und einen Film erzeugt, der sehr organisch und real wirkt. Wenn du 30 bis 40 Jahre alt und mit Krieg der Sterne aufgewachsen bist, dann ist der Film etwas für dich. Gerade, wenn du „Oh, fuck, ja!“ rufen möchtest, wenn du einen AT-AT (oder AT-ACT) siehst. Wenn du jedoch ein 12-jähriges Kind bist, das die Magie von Filmen erleben und inspiriert werden möchte, dann schaue dir Eine neue Hoffnung an.

10 Kommentare

  1. Ich finde den Film wirklich großartig, selten war ich so aufgeputscht und überdreht gewesen wie in dem Moment, in dem ich den Kinosaal verlassen habe. Nachdem ich von Episode VII doch eher enttäuscht war, so hatte ich diesmal unglaublich viel Spaß. Ich glaube, ich habe die gesamte Raumschlacht über wie ein Schwachsinniger von einem Ohr zum anderen gegrinst.
    Allerdings trifft deine Analyse durchaus manchen Nagel auf den Kopf. Ich muss mir schon fast mit Gewalt die Fanbrille von den Augen nehmen, aber danach erkenne auch ich die ein oder andere von dir aufgeführte Schwäche. Danke, dass du meiner kleinen Hinterkopfstimme beim Formulieren dessen geholfen hast, was mich dann schon beim ersten Mal schauen leicht gestört hat.
    Nicht desto trotz bleibt es ein wirklich unterhaltsamer Film und ein tolles Gesamtwerk mit vielen echten Highlights, die ich mir immer wieder angucken kann.

    1. Danke für deinen Kommentar – besser könnte ich es nicht ausdrücken! Genau das ist es: Insgesamt bereitet der Film sehr viel Spaß. Ich freue mich schon auf die Blu-ray, um mir diese Highlights zu Hause genauer anzuschauen 🙂

    1. Hey brickraster,

      IMAX hat sich aus meiner Sicht bei Das Erwachen der Macht mehr gelohnt. In Mönchengladbach lief der Film in einem Dolby Atmos Kino – und der Sound war aus meiner Sicht hervorragend. Das hat sich schon wirklich gelohnt. Bei den verschiedenen Kinoarten kommt es letztendlich aber immer auf das Kino selbst an, da diese sich beim Filmverleih für unterschiedliche Auflösungs- und Soundversionen des Filmes entscheiden können.

      Die Originalversion kann ich nur empfehlen!

      Ich würde den Film gerne noch in der 2D-Version schauen. Gerade als Brillenträger stören mich die 3D-Effekte eher.

      Beste Grüße

      Josh

  2. Mit einigen Punkten in deiner Rezension stimme ich definitiv überein Joshua, zum Beispiel die sinnlose Darstellung/Erschaffung Bor Gullets, bei anderen bin ich wiederum grundsätzlich anderer Meinung. 😉

    Ich empfand beispielsweise die verschiedenen Charaktere gar nicht als überflüssig oder zu viel, im Gegenteil, mir hat das sogar sehr gut gefallen, auch wenn natürlich etwas mehr charakterliche Entwicklung schön gewesen wäre. Ob das mit dem Ersetzen von Szenen wie „Bor Gullet“ gelungen wäre ist eine andere Geschichte, ich war dennoch durchaus zufrieden, weil es mir Hunger nach mehr verschafft hat. Und so wie man Disney kennt, kommt da ja ohnehin jetzt vermutlich noch einiges an „Prä-Rogue One-Material“. Durch die verschiedenen Charaktere war es außerdem auch sehr schön möglich mal ein paar „andere“ Rebellen zu zeigen. Allein Cassian, der gerade am Anfang ja fast schon für Schock sorgt, weil er seinen Informanten selbst umlegt, war für mich super gelungen, weil er kein knight in shiny armor ist, sondern die Taten, die er für die Rebellion begangen hat, auch an ihm zehren und ihn zu dem Mann gemacht haben, den wir in Rogue One sehen. Er mag kein Han Solo sein, aber auf der anderen Seite sind wir auch damit aufgewachsen, dass wir für Han und Konsorten eine ganze Trilogie hatten, um uns mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Ich weiß nicht ob das bei einem einzelnen Film nicht auch etwas anders ausgefallen wäre.

    Die Fanservice-Szenen waren kritisch betrachtet natürlich nicht per se notwendig, aber als besonders störend habe ich sie auch nicht empfunden. Ich war beim ersten Schauen mit Leuten im Kino, die durchaus keine Fans sind und daher die vielen kleinen Eastereggs nicht bemerkt hatten, das hat ihnen aber auch nichts ausgemacht. Dagegen hat mich Saw tatsächlich fast schon genervt, was ich allerdings auch seiner geringen Screentime anrechne.

    Mein persönliches, selbstverständlich subjektives Fazit ist: Ein Film der natürlich seine Schwächen und Logikfehler hat, aber letztendlich einfach sehr gekonnt die Zuschauer davon ablenkt und mich seit langem wieder für Star Wars Filme begeistert hat, nachdem TFA mich doch abschreckte. Insofern: Mission erfüllt!

    Beste Grüße
    Janina

  3. Viele in meinen Augen zutreffende Punkte. Ich mag den Film, siedele ihn aber unter VII an. Der ziemlich schlecht gemachte erste Part hat mir den Einstieg sehr erschwert, das relativierte sich erst beim zweiten Schauen. Ich habe aber auch dazu schon andere Meinungen gehört.
    Die „Videospiel-Szene“ erinnerte mich auch sofort an Star Quest…
    Eine Sache ist mir noch nicht ganz klar: 3 Charaktere sterben, um eine Funkverbindung nach draußen herzustellen, um anzufordern, den Planetenschild zu zerstören. Das hatten die da oben aber sowieso vor. In meinen Augen also sinnlose Tode oder habe ich da etwas verpasst?

  4. 90 Prozent Zustimmung,. Das Bor-Gullet-Viech kennen wir so ähnlich aus unzähligen Geschichte; die hyperaktive Klappe war unnötig. Jimmy Smits Auftritt so in Szene zu setzen, erschien mir auch etwas seltsam – schon allein, wenn jemand den Charakter nicht kennt. Bei Evazan und Ponda Baba wundert mich eher, wie sie noch weg sind: Ich sehe am Himmel von Jedha nur imperiale Schiffe, und die werden sie wohl nicht genommen haben.

    Cassian fand ich sehr charismatisch. Für mich stellt er perfekt den Versuch des Films dar, zwischen Schwarz und Weiß zu pendeln. Chirrut Imwes Optimismus gefiel mir auch. Dafür kam mir Baze Malbus zu kurz. Klar, sein Englisch ist durchaus verbesserungswürdig, aber mehr als „Ich schieße gern, bin ein bisschen vom Glauben abgefallen und scheiße, mein Freund ist tot“ wäre doch sicher drin gewesen.

    Überaus störend fand ich Saw Gerrera in dem Film: Wollte man sich hier vor den Fans beweisen, dass man die Universen von Film und Nicht-Film verbindet? Der Saw Gerrera im Film war völlig austauschbar, hatte keinen Onderon-Bezug und auch sonst nichts, dass ich ohne eine Erklärung oder Hintergrundgeschichte sofort dem TCW-Saw-Gerrera zuschreiben würde. Und wenn er denn unbedingt gegen das Imperium kämpfen will, warum ist es nun plötzlich dann vorbei, wenn neben ihm etwas passiert?

    Die Blaue Milch fand ich dann aber doch ganz nett. Ein bisschen Fanservice braucht ein Film nunmal, und überaus forciert waren die zwei Sekunden nicht.

  5. Schade fande ich, dass der Konflikt innerhalb der Rebellion (wie weit darf Rebellion gehen, wo ist die Grenze zum Imperium) trotz der Anfangsszene mit Cassian und des sehr interessanten Charakters Saw überhaupt nicht ausgebaut wurde, sondern alle plötzlich wieder diese „Heile-Welt-Rebellen“ aus Episode 4 waren.
    Und du erwähnst ja diese Videospielszenen, da gab es ja deutlich mehr. Warum muss Jyn oben auf dem Turm wie bei Jump&Runs erst zu einem Punkt laufen, dann woanders die Antenne ausrichten, um dann die Pläne schicken zu können.Oder warum muss Bodhi mit einem KABEL durch die Gegend rennen???
    Alles in allem war es dann doch kein schlechter Film, der für mich v.a. die alte Triologie verbessert, indem er z.B. erklärt,wieso man den Todestern mit einem Torpedo ausschalten kann. Doch an wie auch Episode 7 reicht Rogue One für mich nicht an die alten Filme heran.

  6. Ich habe mir den Streifen heute das erste mal angesehen (kam vorher leider nicht dazu) und meine Meinung deckt sich weitgehendst mit deiner Rezension.
    Der Anfang ist etwas schleppend, mühselig und ohne großen Tiefgang, dafür bekommt man im letzten Drittel des Filmes „Star Wars satt“!!!
    Einen Moment im Film gibt es, wo sich zunächst Gänsehaut aufbauen wollte…nämlich als Vader das erste mal zu sehen ist…im Bacta-Tank…während Krennic auf ihn wartet
    Wie Vader aber dann auf ihn zuschreitet und da achtet mal etwas mehr drauf…
    Dieser Hüftschwung, den Vader da in seinen Gang legt verleiht ihm doch etwas sehr gayhaftes und auch die Stimme (bzw. die Sychro) klingt alles andere als seriös und furchteinflössend…
    für mich eine Szene, die wesentlich eindrucksvoller hätte ausfallen können, in dieser Form aber etwas lächerlich in meinen Erinnerungen bleiben wird
    Im Großen und Ganzen aber ein sehr gelungener Film, der eine gute Überleitung auf Episode IV bietet und trotz vieler CGI Techniken sehr natürlich wirkt und nicht diese plastische Optik der ersten 3 Episoden wiederspiegelt!

Schreibe einen Kommentar