Rezension: Tarkin von James Luceno

Nachdem John Jackson Millers A New Dawn aufgrund der hohen Erwartungen gemischte Reaktionen erhielt (auch wenn ich mich durchaus gut unterhalten fühlte) kommt mit James Lucenos Kanon-Stelldichein Tarkin ein Roman, an den die Erwartungen dank der bisherigen Star Wars-Karriere des Autors noch höher waren als bei A New Dawn – auch meine. Inwiefern konnte das Buch also diesen gerecht werden? Diese Frage soll uns durch meine spoilerfreie Rezension begleiten…

Tarkin von James Luceno (04.11.2014)
Tarkin von James Luceno (04.11.2014)

Darum geht es: Wir schreiben das fünfte Jahr nach der Ausrufung der Neuen Ordnung. Bei Geonosis überwacht Gouverneur Wilhuff Tarkin den Bau einer mobilen Kampfstation, als seine Basis plötzlich von Separatistenschiffen angegriffen wird. Die mysteriösen Angreifer hacken dabei auch das HoloNet und zeigen sich als sehr kompetent, bevor Tarkin ihnen auf die Schliche kommt und sie fliehen. Infolge des Angriffs wird Tarkin nach Coruscant beordert, wo er vom Imperator gemeinsam mit Darth Vader beauftragt wird, der Sache auf den Grund zu gehen. Es folgt eine Jagd durch die halbe Galaxis, in deren Verlauf Tarkin sich an seine Jugendjahre auf Eriadu erinnert und wie die Ereignisse auf dem Carrion Plateau ihn für immer veränderten…

Die Luceno-Magie: Wenn man an James Luceno denkt, kommt automatisch die Erwartung auf, dass viele Anspielungen auf das Erweiterte Universum – jetzt Star Wars Legends – in seinem Werk enthalten sind. Luceno ist dafür bekannt, die Galaxis mit seinen Büchern zu verknüpfen und nicht unnötigerweise etwas eigenes zu erfinden, wenn dieser Zweck auch genauso gut von etwas erfüllt werden kann, das ein anderer Autor bereits in die Saga eingeführt hat – selbst, wenn er dafür lange recherchieren muss. Legends-Schnitt hin oder her, das hat Luceno auch hier getan. Er wusste zwar schon, was mit dem SWEU passieren würde, bevor er sein Manuskript einreichte, und hat es vermieden, auf allzu viele Ereignisse aus den „Legenden“ anzuspielen. Dafür führt er aber eine ganze Menge Schiffsmodelle und Planeten aus dem SWEU in den Kanon ein – man denke an Falleen, Galidraan, Belderone – und scheut auch nicht davor zurück, dasselbe mit Charakteren des SWEU zu machen.

Nein, Admiralin Daala werdet ihr in Tarkin nicht zu sehen bekommen. Aber Luceno hat sich große Mühe gegeben, die Befehlsstruktur des Imperiums darzustellen, mit dem Imperator an der Spitze und dem Imperialen Rat und diversen Bereichsleitern von Militär und Geheimdienst darunter. Dabei greift er auf Namen wie Sate Pestage, Ars Dangor, Janus Greejatus oder Armand Isard zurück, um die Rollen zu besetzen. Die Wieder-Einführung dieser Figuren könnte bedeuten, dass wir sie in Rebels und dem neuen Roman- und Comicmaterial während und nach der klassischen Trilogie zu sehen bekommen könnten. Aber auch Ranulph Tarkin aus den Comics zum Stark-Hyperraumkrieg, der ehemalige Kanzler Kalpana (Finis Valorums Vorgänger) sowie Anspielungen auf Tarsus Valorum (der ohne Vorname genannt wird) gehören zu meinen Highlights unter den SWEU-Anspielungen.

Es gibt aber auch Anspielungen auf Darth Plagueis, die Darth-Bane-Trilogie und vor allem Schleier der Täuschung. Damit bekommen einige Legenden einen „wahren Kern“, was ein gutes Indiz dafür ist, wie man mit dem SWEU umgehen wird: Einige Legenden aus der Star Wars-Galaxis basieren auf „wahren“ Begebenheiten, die in der besagten Galaxis „wirklich“ so passiert sind, selbst wenn nicht alle Details stimmen. Der wahre Kern wird über Anspielungen vermittelt und wer genauer wissen möchte, worum es dabei geht, der kann sich die Legende durchlesen und hat dann zumindest eine Version der Geschichte, wie sie passiert sein könnte.

Backcover von Tarkin
Backcover von Tarkin

Legenden sind nicht alles: Die letzten Jahre über wurde Star Wars hauptsächlich durch The Clone Wars erweitert und Luceno hat auch die Serie als Quelle für Figuren, Schiffe und Planeten erkannt. Von Admiral Tenant bis hin zu Admiral Trench und der Schlacht von Christophsis finden sich Auftritte und Erwähnungen zuhauf, die aus der Animationsserie stammen. Sogar die Sugi-Spezies aus den unlängst veröffentlichten The Clone Wars Legacy-Rohanimationen der Utapau-Folgen hat einen Auftritt. Wie genau das alles in die Handlung passt, verrate ich nicht, aber ich fand das sehr elegant gemacht.

Die andere Seite der Galaxis: Ich bemerkte beim Lesen einen starken Kontrast zu John Jackson Millers A New Dawn. Während A New Dawn sich auf eine Ecke der Galaxis beschränkt und diese detailliert ausbaut und alles aus der Perspektive der Arbeiterschicht zeigt, bekommen wir in Tarkin die andere Seite der galaktischen Gesellschaft zu sehen: Die Elite der Republik bzw. des Imperiums und wie erstere zu letzterer wurde. Das Buch enthält Flashbacks in der Form von Erinnerungen Tarkins an seinen Werdegang und da gibt es Auftritte zuhauf von Leuten wie Dooku, (Sheev) Palpatine und anderen namhaften politischen Gestalten. Es wird Einblick gewährt in die Verschwörung, die zu den Klonkriegen führte, und inwiefern Tarkin darüber Bescheid wusste (oder auch nicht) und wie viel er seither erraten hat. Dazu bekommen wir mit den ganzen imperialen Funktionären eben noch hohe Tiere, die im Kontrast zu den einfachen Bergarbeitern auf Gorse in A New Dawn stehen.

Immer zu dritt sie sind… Ich war etwas überrascht, dass das Buch Tarkin mehr oder weniger als Teil eines Dreigespanns etablierte – neben Sith-Meister Sidious und Sith-Schüler Vader kommt Sith-Handlanger Tarkin. Wie viel er über die Identität seiner Meister wusste und wen er unter Vaders Maske vermutete ist auch ein wiederkehrendes Thema des Buches. Die persönliche Beziehung zwischen Palpatine und Tarkin wird doppelt beleuchtet: einmal zur Zeit der Republik und dann nachdem Palpatine das Imperium ausrief. Ich lobe Luceno auch für seine Darstellung von Darth Vader, der lange schon nicht mehr der emotional gequälte Anakin ist, sondern auf bestem Wege zum eiskalten Mörder ist, den wir in Episode IV und V kennenlernen, bevor Vader seine menschliche Seite wiederentdeckt. Ich hoffe, Paul S. Kemp wird es schaffen, in Lords of the Sith an diese Darstellung anzuknüpfen, auch wenn ich diesbezüglich bei Kemp aus Erfahrung zuversichtlich bin.

Perspektivwechsel: Das Buch ist zum größten Teil aus der Perspektive Tarkins erzählt. Der Prolog (und auch der Epilog) überraschen mit einem erstaunlich allwissenden Erzähler, der auch bereits weiß, wie es mit Tarkin letztendlich ausgeht, selbst wenn das Buch diesen Zeitraum nie betritt, da die Haupthandlung 14 Jahre vor der Schlacht von Yavin spielt. Tarkin ist dennoch weitgehend die Linse, durch die wir im ersten Viertel des Buches sein Leben sehen. Umso überraschter war ich, als plötzlich die Perspektive zu Darth Sidious wechselte, der einerseits größere Pläne für die Galaxis andeutete, andererseits natürlich auch seine Meinung über die titelgebende Hauptfigur an den Leser vermittelt. Wir bekommen im weiteren Verlauf auch die Perspektiven von Tarkins Widersachern, auch wenn ich gestehen muss, dass das für mich eher langweilige Passagen waren, da sie einfach nichts taten außer Platz in der Handlung wegzunehmen.

Coruscant Nights: Luceno besucht als erster Kanonautor das imperiale Coruscant und beantwortet dabei Fragen wie: „Was passierte mit dem Jedi-Tempel nach Order 66?“ Oder: „Wie geschah der architektonische Übergang von der eher runden Ästhetik der Republik zur kantigen Optik des Imperiums?“ Düstere Zeiten für Coruscant… Außerdem bekommen wir auch Tarkins Gedanken zu seinem ehemaligen Jedi-General Even Piell zu hören und erhalten somit einen direkten Widerspruch zu Coruscant Nights, da Even Piell ja in The Clone Wars starb. Luceno meidet zwar unnötige SWEU-Widersprüche, aber er scheut sich nicht, Dinge aufzugreifen, bei denen der Kanon dem SWEU bereits widersprochen hat.

Gouverneur Wilhuff Tarkin: Die Charakterisierung Tarkins werden manche lieben, während andere sich damit schwer tun werden, da er durchaus etwas stark gezeichnet – fast schon überzeichnet – ist. Tarkin ist ein militärisches Genie, das in seiner Jugend auf dem Carrion Plateau ein Überlebenstraining durchmachte, bei dem jedes „boot camp“ einpacken kann. Es gibt Szenen, die ich eher in einem Joe-Schreiber-Roman erwartet hätte (z.B. in denen einem frisch getöteten Tier ein blutiges Organ herausgerissen und kalt verzehrt wird), die uns verdeutlichen, wie Tarkins leicht psychopathisch anmutende Familie den jungen Zögling zu einem kaltherzig kalkulierenden Monster formen. Ich muss Luceno allerdings loben, dass er Tarkins Sprechweise aus Episode IV perfekt getroffen hat und sogar seine Bewegungen so in Worte fasst, dass man im Geiste Peter Cushing umherstolzieren sieht. Wir bekommen auch anhand eines Plotelements, Tarkins Flaggschiff Carrion Spike und dem Ort, nach dem es benannt wurde, die Entwicklung der Tarkin-Doktrin verdeutlicht, die eine Schreckensherrschaft rationalisiert und vermeintlich legitimisiert. Tarkins Genie zeigt sich übrigens auch in wunderbar spitzfindigen Dialogen, unter anderem mit Großwesir Mas Amedda.

Spannungsprobleme: Wer eine durchweg spannende Handlung erwartet, wird bei Tarkin nicht unbedingt fündig. Ich finde den Roman zwar um Längen spannender als Darth Plagueis, aber der wahre Reiz von Tarkin besteht eben in den komplexen Querverweisen, Tarkins Vergangenheit und seiner Blickweise auf die Welt. Die Haupthandlung mit den mysteriösen Verschwörern hinter dem Angriff auf die Basis bei Geonosis gestaltet sich zunächst verwirrend, sodass man tatsächlich mitfiebert, wird dann aber in einer sehr antilklimaktischen Szene von Tarkin in Sherlock-Manier aufgelöst – etwas zu rasch, wie ich finde. Wobei man Luceno zugute halten muss, dass ein sehr aufmerksamer Leser die Köpfe hinter der Verschwörung schon früher im Roman hätte ausmachen können, selbst wenn nicht alle Verbindungen zu erahnen waren. Sobald aber alles aufgelöst wurde geht es sehr geradlinig zu, bis auf die finale Konfrontation zwischen Tarkin und einem seiner Widersacher, von deren Ausgang ich persönlich sehr überrascht war und die sich womöglich sogar weiter auf den Kanon auswirken könnte. Da bin ich sehr gespannt.

Fazit: Alles in allem ist Tarkin ein sehr aufschlussreicher Roman, der die „Dunklen Zeiten“ zwischen III und IV sehr gut erkundet und dabei auch Tarkin selbst mehr Leben einhaucht als bisherige Werke das vermochten. Die Szenen zwischen Vader und Tarkin in Episode IV werde ich nicht mehr mit denselben Augen sehen, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, da ich nun besser verstehe, welche Art von Respekt diese beiden Männer verbindet. Zugleich muss ich aber nochmal betonen, dass die Haupthandlung des Romans nicht so viele Spannungsmomente hat wie die von A New Dawn, bis auf das überraschende Finale zwischen Tarkin und seinem Widersacher, das mich wieder sehr gepackt hat. Wer allerdings kein Interesse an der Figur Tarkin hat oder lieber rasante Action will anstatt ausführliche Erkundungen der Vergangenheit, der wird an diesem Buch nur bedingt Freude haben, auch wenn es eine angemessene Ladung Weltraumschlachten und Kämpfe gibt.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich Tarkin vier oder fünf Holocrons geben werde. Ich habe nun fast zwei Wochen hin und her überlegt, während ich das Buch nochmal durchgegangen bin, und habe mich für die fünf Holocrons entschieden. Nicht zuletzt, da ich in meiner Rezension zu A New Dawn (das 4 von 5 erhalten hat) betont habe, dass noch Luft nach oben ist. Diese Luft füllt Tarkin zwar nicht komplett aus, aber alles unter 4,5 Holocrons kommt da für mich dennoch nicht in Frage, und da Jedi-Bibliothekare keine halben Sachen (oder Holocrons) machen vergebe ich satte fünf von fünf Holocrons für einen komplexen Roman eines detailverliebten Autors. Absolute Perfektion wird kein Roman je erreichen, aber Tarkin kommt dem für mich sehr nahe.

Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!

P.S.: Nein, auf die Sheev-Thematik bin ich in meinem Review bewusst nicht eingegangen. Der Name (den George Lucas festgelegt hat, nicht James Luceno) findet nur einmal im Buch Erwähnung, ist also eher Nebensache, und die ganze Angelegenheit wird von den Fans schon so aufgebauscht, dass ich da keinen weiteren Diskussionsbedarf sehe.

Danke an Del Rey für das Vorabexemplar.

14 Kommentare

  1. Na, klingt doch super. Ich habe das Buch zwar schon als eBook vorbestellt, war aber dennoch etwas zurückhaltend skeptisch, weil ich mit dem Charakter nicht so richtig viel anfangen kann. Doch die Rezension hat mein Interesse geweckt. Ich bin gespannt.

  2. Ich füge mal ein paar Worte in Kommentarform hinzu. Dieser tolle Artikel von elegen-thirtyeight.com erklärt wunderbar, warum Tarkin Geschmacksache sein wird. Ich fand es unglaublich spannend, diese ganzen kleinen Fakten zu jagen, die in dem Roman versteckt sind, aber lässt man das weg, ist die eigentliche Geschichte des Buches recht schnell erzählt. Und wie ich in der Rezension erwähnte gibt es da dann eben auch Spannungsprobleme.

    Wer noch nie was im SWEU gelesen hat oder sich nicht für die Feinheiten der SW-Galaxis interessiert, der kann Tarkin lesen und vielleicht hat er auch Spaß dabei. Aber ich würde vermuten, dass so ein Leser dann doch eher gelangweilt sein wird. Tarkin ist ein Lexikon in Romanform – wer lieber eine charaktergetriebene, actiongeladene Story aus dem neuen Kanon haben möchte, dem lege ich A New Dawn von John Jackson Miller oder Edge of the Galaxy von Jason Fry ans Herz.

  3. So, ich habe das gute Stück jetzt auch durch und wollte noch ein paar Worte dazu sagen, nicht zuletzt auch wegen Florians in der Antwort über meiner geäußerten Befürchtungen bzgl. des Spaßes, den SWEU-Neulinge mit dem Buch haben oder nicht haben könnten.

    Als völliger Neueinsteiger sowohl in den neuen Kanon als auch ins EU (durch das ich mich chronologisch durchwühle – habe gerade TotJ: Fall of the Sith Empire gelesen und mir nun die Leseprobe mit dem Prolog von Crosscurrent, sowie Lost Tribe of the Sith besorgt) fehlt mir natürlich jegliches EU-Hintergrundwissen zu Tarkin und seiner Familie – das hat aber den Effekt, dass ich letztere auch nicht vermisst habe. Um es kurz zu machen: Auch für mich war das Buch sehr erhellend und spannend. Ich empfand Tarkin als extrem gut charakterisiert und habe mich auch über das TeamUp mit Vader sehr gefreut. Das Katz-und-Maus-Spiel mit den Dieben der Carrion Spike war sehr unterhaltsam, und auch wenn diese Antagonisten etwas blass blieben, reichte mir das vorhandene Material aus. Als besonders interessant empfand ich Tarkins Gedankengänge zum Thema Rechtfertigung des Empires und seiner Politik der harten Hand. Darin steckt viel Diskussionsstoff, denn Luceno schafft es beinahe, für Tarkin und seine Sichtweise mehr als nur leichte Sympathie zu empfinden. Ich fand das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig und bin froh, es gelesen zu haben; ich hoffe, dass wir noch mehr über Tarkin zu lesen bekommen, ganz gleich in welchem Medium.

    Nun aber zum für mich wichtigen Knackpunkt: Die Sache mit dem Kanon. Als positiv empfand ich auf jeden Fall die Tatsache, dass ich aufgrund der vielbesprochenen Kooperation zwischen Story Group und Autoren an einer Stelle sogar dachte, „okay, das war’s, der ist weg, der taucht bestimmt später mal bei Rebels oder so auf …“ (Leser werden wissen, wen ich meine). Umso überraschter war ich dann über das Finale. Hier zeigt sich einer der Vorteile der Story Group: Man kann nie wissen, welche Elemente wann und wo fortgesetzt werden. Das sorgt für Überraschungen.

    Aber es gibt auch Probleme: Die in den meisten Rezensionen vielgelobten Anspielungen ans EU offenbaren das Dilemma, das durch die Abspaltung des EU vom Kanon erzielt wurde. Was man eigentlich erreichen will, nämlich dass Neulinge problemlos in diesen neuen Kanon einsteigen können, wird durch die zahlreichen Anspielungen auf bekannte EU-Elemente ad absurdum geführt, wenn diese nicht vernünftig erklärt werden. Luceno schmeißt mit Schiffsnamen, Alienrassen und Charakteren nur so um sich, nur vergisst er an vielen Stellen leider, diese ordentlich vorzustellen und zu beschreiben. Ich habe als Neuling ständig das Gefühl, auf einer Party herumzulaufen, wo ich nur die Gastgeberfamilie kenne (Tarkin, Vader, Palpatine). Das gilt sogar für Referenzen zu Clone Wars (ist diesbzgl. aber entschuldbarer). Ich kann mich doch nicht an jeden Alienplaneten erinnern, der da mal besucht wurde, wenn ich die Folgen nur ein einziges Mal gesehen habe, erst recht nicht an Namen (die bei SW ja nun wahrlich keiner durchgängigen sprachlichen Logik folgen, zumindest keiner, die sich mir bislang offenbart hat). Ich komme mir also recht verloren vor in dieser Sammlung von Begriffen. Für Experten mag der Wiedererkennungswert spannend und lustig sein, aber der Neueinsteiger ins Geschehen bekommt kaum Hilfestellung.

    Persönlich hat mich das jetzt nicht von meinem Eindruck abgebracht, einen wirklich guten SW-Roman gelesen zu haben, aber so manchem Newbie mag das nicht so gehen. Mir hat Tarkin sehr gefallen, aber in Ermangelung an Vergleichsmöglichkeiten bleibe ich mal etwas vorsichtiger und sage, dass, wie bei A New Dawn noch Luft nach oben ist.

    Abschließend noch eine Frage an die Experten: Nach der Lektüre von Tarkin, vor allem aber dem ersten Band von Servants of the Empire ist mir erst bewusst geworden, dass das Empire ein ganz schöner Homo Sapiens-Club ist. Das war natürlich immer so, aber mir sind jetzt erst die stark rassistischen Auswüchse aufgefallen und die offensichtliche Benachteiligung anderer Völker, insbesondere bei SotE. Bei diesem (wie ich finde, hervorragenden) Jugendbuch habe ich das eher als lehrreichen moralischen Zeigefinder abgetan, aber nun, bei Tarkin, fiel es mir erneut auf. Mich würde daher interessieren, ob der starke Rassismus auch früher schon im EU thematisiert wurde oder ob er eher ein Merkmal des neuen Kanons ist. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich dieses für mich neue Detail der imperialen Politik „mag“, da es die interessanten Gedanken zu eben dieser Politik, die gerade in Tarkin aufgeworfen werden, eher unterwandert, da man ja dann doch eher geneigt ist, das Empire als reine Nazi-Karrikatur abzustempeln, anstatt sich auf ernsthafte Diskussionen über tieferen Sinn und Verstand dieser Politik einzulassen. Falls es ein neuer Aspekt ist: Wie stehen die „älteren“ Fans dazu, speziell diejenigen, die auf Cons gerne in Stormtrooper-Uniform herumrennen?

    1. Erst mal Danke für deinen ausführlichen Kommentar, an dem ich besonders die Neueinsteiger-Perspektive schätze, die mir als langjährigem Star Wars-Leser trotz Kanonschnitt in dieser Form verwehrt ist. 🙂 Sehr interessant.

      Der Fremdenhass des Imperiums war schon im SWEU ein Thema, das man sowohl in Werken zur Zeit der Herrschaft des Imperiums als auch im Jahre später angesiedelten Jugendromanzyklus Young Jedi Knights antrifft. Die SWEU-Autoren haben das ursprünglich eingeführt, um zu erklären, warum das imperiale Militär in den Filmen – trotz der Vielfalt an Aliens, die man z.B. in der Cantina oder Jabbas Palast oder bei den Rebellen trifft – ausschließlich über menschliche Offiziere verfügt (die dazu in den Filmen noch alle weiß und männlich waren). Der Chiss-Großadmiral Thrawn war der erste (nennenswerte) nichtmenschliche Imperiale und selbst er war bis auf Haut- und Augenfarbe nach Außen hin menschlich. Auf einem Schwarzweißfoto würde man (fast) keinen Unterschied merken.

      Der neue Kanon hat dieses Element mit Xenophobie/Alienhass aufgegriffen, allerdings lässt die Story Group Menschen jedweden Geschlechts und jedweder Hautfarbe in den Reihen des Imperiums zu. Weibliche Sturmtruppen und Offiziere hat es ja schon in A New Dawn gegeben. Das dürfte wohl nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass auch in der Realität inzwischen ethnische und geschlechtliche Vielfalt in Filmen/Unterhaltungsmedien ein wichtigeres Thema ist als in den 70ern und dass man des daher nochmal neu machen möchte. Allerdings hinkt Tarkin in der Hinsicht eher hinterher – Luceno setzt ziemlich stark auf weiße Männer. 😉

      (P.S.: Den BBCode-Fehler hab ich mal behoben…)

    2. Ah, okay. Sehr interessant, insbesondere das mit der Anpassung des neuen Kanons aufgrund der Entwicklung der letzten Jahrzehnte; klingt für mich aber eher nach einem Marketing- als nach einem auch inhaltlich durchdachten Schritt, aber gut, das eröffnet wieder neue Perspektiven. An Thrawn hatte ich jetzt (aus offensichtlichen Gründen) nicht gleich gedacht, aber deine Erläuterung dazu relativiert das ja dann auch schon wieder. Aber gut, da der Aspekt schon lange klar und bekannt zu sein scheint, ist er wohl für die Fans kein großes Thema. Das finde ich … zumindest interessant. Gibt es denn da überhaupt irgendwelche Diskussionen innerhalb der verschiedenen Fangruppen? Ist der Rassismus da ein Thema?

      Ich frage das vor allem deswegen, weil das Thema ja aufgrund der PoliticalCorrectness-Schwemme sehr kritisch ist, frage mich aber auch, wie vielen Leuten das eigentlich bewusst ist. Keine Sorge, ich will damit jetzt keine Rassismus-Debatte vom Zaun brechen, mich interessiert nur, wie innerhalb des Fandoms damit umgegangen wird, weil ja nicht zuletzt viele Vertreter eben dieses Fandoms das Empire ja doch spürbar verherrlichen. Lässt man das einfach unter den Tisch fallen und sagt, „wissen wir, interessiert uns hier aber nicht – es ist nur Unterhaltung“ (was für mich auch völlig okay wäre), oder gibt es da kritische Stimmen?

      Was den BBCode-Fehler angeht – ich hatte ihn erst hinterher bemerkt, aber für die Änderung war die Korrekturzeit zu knapp.

    3. Sorry, ist vllt. auch einfach generell ein zu heikles Thema. Vergesst es einfach. Wir sind ja alle hier, um Spaß an SW zu haben, und nicht, um Probleme zu wälzen, die schon andernorts genug Ärger machen.

    4. Ich möchte zu meiner Rezi noch klarstellen, dass ich grundsätzlich nichts gegen Anspielungen auf das EU habe, im Gegenteil: Ich wünsche sie mir nicht zuletzt auch als Dank und Service für die vielen Fans, die Star Wars und das EU über viele Jahre am Leben hielten. Aber ich würde mir halt auch wünschen, dass man da auch ein wenig behutsamer vorgeht und es vllt. bei etwas weniger Anspielungen belässt, die paar eingebauten dann aber eben nochmal vernünftig einführt.

  4. Mir ist gestern beim Lesen aufgefallen, das der Begriff „The First Order“ das erste mal aufkommt.
    Dadurch hat das Buch irgendwie direkt eine andere „Spannung“ bekommen, auch wenn ich davon ausgehen kann, das es wirklich nur in 2 Sätzen vorkam. 😉

    1. Seite 224 „The first order of business was to get to know my enemy….“

      Ich hätte dies hier aber mit „Mein vordringliches Ziel/Meine wichtigste Aufgabe war es meinen Feind kennen zu lernen….“ übersetzt und in keiner Form auf die Organisation in E7 bezogen.

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