Rezension: Darth Vader and the Cry of Shadows von Tim Siedell & Gabriel Guzman

Darth Vader and the Cry of Shadows
Darth Vader and the Cry of Shadows (02.07.2014)

Darth Vader and the Cry of Shadows ist der letzte Comic in der Darth Vader-Reihe von Dark Horse, die bereits Geschichten wie Darth Vader und der Neunte Attentäter oder Darth Vader und das Geistergefängnis. Bei Dark Horse Comics und Diamond Publishing erscheint das Hardcover, das die fünf bereits erschienenen Einzelhefte sammelt, am 2. Juli 2014. Über den Buchhandel wird Random House Publishing den Band dann ab 15. Juli 2014 vertreiben. Panini bringt die deutsche Übersetzung ab Oktober beginnend mit Star Wars #117. Lasst es mich gleich sagen: Wer nur einen weiteren unspektakulären Vader-Comic erwartet, der ist hier fehl am Platz… doch lasst mich von vorne beginnen:

Der Klonsoldat CT-5539 hat die Klonkriege überlebt. Er hat in seiner Dienstzeit die Stärke, aber auch die Fehler der Jedi gesehen. Irgendwann vor Kriegsende ging er auf einem Einsatz verschollen und wurde mit einer Blasterwunde im Gesicht zurückgelassen, woraufhin er die Jedi zu hassen begann. Nachdem er unter dem Namen Hock Malsuum ein Leben als Gehilfe auf einer Farm begonnen hatte, hörte er irgendwann in einer Kneipe Geschichten über einen neuen Krieger in der Galaxis, einer noch mächtiger als die Jedi: Darth Vader. Und so beschließt Hock, sich wieder in den aktiven Dienst zu begeben und Darth Vader auf seiner Mission zu folgen, überlebende Jedi und andere Aufrührer in der Galaxis zu jagen und auszulöschen.

Doch während Hock zu einem von Vaders loyalsten und geschätztesten Gehilfen aufsteigt, merkt er nach und nach auch die Schattenseite des Dienstes für den Dunklen Lord… und so entfaltet sich die Geschichte der „Shrouded Offensive“, das größte militärische Fiasko, das das Imperium bis dato erdulden musste… und eine beklemmende Geschichte, die der Leser hautnah mitbekommt.

„Loyalität ist eine Entscheidung.“ – Hock Malsuum

Die Geschichte wird aus Hocks Perspektive in der Ich-Form erzählt, dessen Kommentare oft einen sarkastischen oder leicht zynischen Unterton haben, während er Persönlichkeiten wie Darth Vader oder gar die komplette Imperiale Streitmacht aus seiner Sicht beschreibt. Das ist an manchen Stellen gewollt komisch und trägt zum Charme des Comics bei. Doch dieser Humor hat nicht umsonst einen zynischen Unterton – denn die Geschichte dieses Comics ist kein Klamauk, sondern eine sich langsam entfaltende Tragödie mit ihrem unweigerlichen Ende.

Der Comic bietet gute Charakterisierung des Protagonisten, der einen spannenden Einblick in die Gedankengänge eines Klones nach der Order 66 gibt. Auch seine Meinung in Bezug auf die nicht mehr reine Klonarmee des Imperiums sollte den einen oder anderen Leser zum Schmunzeln bringen – wäre die Situation in der betreffenden Szene nicht so verzweifelt.

„Ich stellte mir eine Armee aus Soldaten vor, deren Schüsse nie ihr Ziel treffen. Widerlich.“ – Hock Malsuum.

Man sieht auch einige von Hocks Erinnerungen an sein vergangenes Leben und an die Zeit auf Kamino, die seinen Charakter weiter ausbauen und uns nötige Hintergründe liefern. In diesen Erinnerungen gibt es auch neue Informationen zur mandalorianischen Kultur, die zwar etwas näher an der Traviss-Version der Mandalorianer sind als an der The Clone Wars-Variante, alles in allem aber problemlos zu beiden Mando-Varianten passen. Die Flashbacks in Hocks Vergangenheit sind zunächst auf subtile Weise gepaart mit dem aktuellen Erzählstrang, doch die Verbindung wird später, nach einigen spannenden Wendungen in der Handlung, viel deutlicher.

"Artwork-Beispiel

Größter Pluspunkt: Das großartige, detailreiche und lebendige Artwork, das einen direkt in die Atmosphäre des Comics eintauchen lässt. Es gibt mehrere ganzseitige Panels – z.B. eines mit einem Sternenzerstörer – die so umwerfend gut gezeichnet sind, dass man z.B. die Macht des Imperiums anhand eines Sternenzerstörers so spürt, als würde man dieses Schiff tatsächlich sehen. Oder Lord Vader, der mit dem Lichtschwert in der Hand bedrohlich über einem kleinen Kind aufragt… Solche Bilder sagen alles. Keine Worte nötig. Ein großes Lob an Gabriel Guzman, der auch schon für manche Dark Times-Ausgaben als Zeichner tätig werden durfte. Tim Siedell, dessen Comic Darth Vader und der Neunte Attentäter mich sehr langweilte, weil er mir oft zu trivial erschien, schafft es, eine packende und emotionale Geschichte zu schreiben und Hock Malsuum eine eigene Erzählstimme zu geben.

Dazu kommen wohlplatzierte Auftritte klassischer Film- und EU-Figuren wie Darth Vader, Großmoff Tarkin, Armand Isard, Janus Greejatus oder Imperator Palpatine – sprich: die Führungselite des Galaktischen Imperiums – sowie tolle Raum- und Bodenschlachten. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, einen Film zu schauen und nicht, einen Comic zu lesen. Die gezeichneten Bilder des Comics haben sich vor meinem geistigen Auge bewegt und ich hörte die Stimmen von Sturmtruppen, Vader, schreienden Zivilisten und anderen Figuren in meinem Kopf, während ich die Panels las. Der Comic arbeitet bekannte Thematiken der Saga neu und eindrucksvoll aus einer ungewohnten Perspektive auf – und bietet trotz aller Unausweichlichkeit der Handlung doch ein, wie ich meinen möchte, unerwartetes und zufriedenstellendes Ende.

Kritikpunkte hätte ich erstaunlicherweise diesmal keine – nur den Hinweis darauf, dass die Geschichte das Gemüt des Leser etwas mitnehmen könnte, so in etwa wie das tragische Finale von Episode III, doch auf eine eigene Art und Weise.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Ich durfte den Comic-Sammelband dank des Vertriebsdienstleisters Diamond Publishing vorab in elektronischer Form lesen – aber auch das Hardcover ist so gut wie gekauft. Gute Geschichten sollte man im Regal stehen haben.

Fazit: Darth Vader and the Cry of Shadows ist ein umwerfendes Manifest dafür, wie gut die Saga bei Dark Horse Comics aufgehoben war. Hoffentlich wird Marvel uns Geschichten ähnlichen Kalibers liefern.

Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!

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